Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

453
Ewald (Herman Frederik) - Ewald (Johs.)
letzte "Über meinen Weggang von der Universität
Tübingen, mit andern Zeitbetrachtungen" (Stuttg.
1848) "war. 1848 in seine frühere Stellung nacd
Göttingen zurückgekehrt, beteiligte er sich seit 1862
im <^inne einer freiern Richtung des religiösen
Bebens an den kirchlichen Kämpfen Hannovers und
war als Mitglied der Vorsynode 1803 Mitbegrün-
der des hannov. Kirchcngesetzes, eine Zeit lang
auch für den Deutschen Protestantenverein thätig
und in dessen engerm Ausschich. Nach dem Deut-
schen Kriege von 1866 wurde er wegen seiner Wei-
gerung, dem Könige von Preußen den Huldigungs-
cid zu leisten, 1867 in den Ruhestand versetzt und
ihm im Okt. 1868 wegen Äußerungen, die er in
seiner Schrift "Das Lob des Königs und des Volkes"
(5. Aufl., Stuttg. 1869) gethan hatte, die v6llia
Ic^euäi entzogen. Als dreimal gewählter Vertreter
der Stadt Hannover im Norddeutschen und im
Deutschen Reichstage stand E. auf feiten der wclf.
Opposition. Er starb 4. Mai 1875 zu Göttingen.
E.s Arbeiten über hebr. Sprache, Exegese des
Alten Testaments und Geschichte des israel. Volks
haben epochenlachend gewirkt. Die wichtigsten sind:
"Kritische Grammatik der hebr. Sprache" (Lpz. 1827),
als "Ausführliches Lehrbuch der hebr. Sprache"
wiederholt neu bearbeitet (8.Aufl., Gott. 1870), und
"Hebr. Sprachlehre für Anfänger" (4. Aufl., ebd.
1874); ferner das "Hohe Lied und der Prediger Sa-
lomos" (ebd. 1826), "Die Dichter des Alten Bundes"
(4 Bde., ebd. 1837-54; neue Aufl. 1865-67) und
"Die Propheten des Alten Bundes" (2 Bde., Stuttg.
1840; 2. Aufl., 3 Bde., Gott. 1867 u. 1868); endlich
die "Geschichte des Volkes Israel" (7 Bde., Gott.
1843-59; 3. Aufl. 1864-70), zu der die "Alter-
tümer des Volkes Israel" (3. Aufl., ebd. 1866) einen
Anhang bilden. Hieran reihen sich viele Werke zur
Kritik und Exegese des Neuen Testaments: der"^om-
M6uwi-iu3 in ^p0(^1)'i)8iii" (Lpz. 1828), "Die drei
ersten Evangelien" (Gott. 1850; vollständiger in
2. Auflage: "Die drei ersten Evangelien und die
Apostelgeschichte", 2 Bde., ebd. 1871-72), "Die
Sendschreiben des Apostels Paulus" (ebd. 1857),
"Die Johanneischen Schriften" (2 Bde., ebd. 1861
-62), "Sieben Sendschreiben des Neuen Bundes"
(ebd. 1870) und "Das Sendschreiben an die Hebräer
und Iakobos Rundschreiben" (ebd. 1870). Die thcol.
Ergebnisse seiner exegetischen Forschungen und seine
ganze Auffassung der biblischen Religion hat E.
schließlich niedergelegt in der Schrift "Die Lehre
der Bibel von Gott oder Theologie des Alten und
Neuen Bundes" (4 Bde., Lpz. 1871 -78). Auch
über Entstehung, Inhalt und Wert der Sibyllinen
(1858) wie über das vierte Buch Esra (1860) hat
er besondere Abhandlungen geschrieben. Außerdem
hat E. den übrigen orient. Sprachen eingehende
Studien gewidmet. Hierher gehören seine "(^m-
matica. ciitica linZuas ai-adic^L" (2Vde., Lpz.
1831 - 33), "Do instriZ cldrininuin Nrg^icoi'um"
(Braunschw. 1825), "über einige ältere Sanskrit-
metra" (Gott. 1827), sowie "Abhandlungen zur
orient. und biblischen Litteratur" (Bd. 1, ebd. 1832).
In den "Sprachwissenschaftlichen Abhandlungen"
(ebd. 1861 fg.), wozu "Über die geschichtliche Folge
der scmit. Sprachen" (ebd. 1871) kommt, suchte er
einen neuen Weg für den Nachweis der Verwandt-
schaft aller großen Sprachstämme der Erde zu bah-
nen. Andere Beiträge zur orient. und biblischen Lit-
teratur legte er in der "Zeitschrift für Kunde des
Morgenlandes" (zu der er den Plan entworfen),
den "Abhandlungen der kö'nigl. Gefellfchaft der
Wissenschaften zu Göttingen" (seit 1838), den "Göt-
tinger Gelehrten Anzeigen" (seit 1823) sowie in
seinen "Jahrbüchern der biblischen Wissenschaft",
Bd. 1-12 (Gott. 1849-65) nieder.
Gwald, Zerman Frederik, Enkel des folgenden,
dän. Novellist, geb. 13. Dez. 1821 in Kopenhagen,
war erst Landwirt und Feldmesser und widmete sich
seit 1860 ganz der Novellistik. Von seinen Romanen
sind hervorzuheben: "Valdemar Krones Ungdoms-
histone" (5. Aufl. 1885; deutsch von Reinhardt,
2 Bde., Vrem. 1876), "Familien Nordby" (3. Aufl.
1883; deutsch von Brunelewki, 3 Bde., ebd. 1871),
"Johannes Falk" (3. Aufl. 1880), "Franz Böckmann
og Dronning Alfifa" (1889), "Clara Bille" (1892).
Histor. Stoffe behandelt E. in "Svenskerne paa Kron-
borg" (5. Aufl. 1891; deutsch von Reinhardt, 2. Ausg.,
4 Bde., Brem. 1874), "Niels Brahe" (2. Ausg. 1889),
"Anna Hardenberg" (3. Aufl. 1891), "Niels Ebbesön"
l1887), "Grifferfeld" (1888), "Caroline Mathilde"
(1890). Seit 1891 erscheint eine Sammlung von
fämtlichen histor. Romanen E.s. Kleinere Erzählun-
gen finden sich auch in der "Dansk Folkebibliotbek".
Gwald, Joh. von, dän. General, geb. 20. März
1744 zu Cassel, von bürgerlicher Abkunft, ging,
nachdem er als dän. Offizier im Siebenjährigen
Kriege mitgekämpft hatte, 1776 als Befehlshaber
einer Iägercompagnie bei dem den Engländern
überlassenen Hess. Truppenkorps nach Nordamerika,
wo er bis zum Ende des Krieges blieb und sich viel-
fach auszeichnete. 1783 zurückgekehrt, legte er feine
Erfahrungen in der Schrift "Über den kleinen Krieg"
(Marb. 1785) nieder, die Friedrichs II. Beifall
erntete. Nachdem er 1788 als Chef eines Iäger-
korps in dän. Dienst getreten und in den Adelstand
erboben war, erhielt er 1801 in Hamburg das
Militärkommando. 1806 hinderte er als General
der Avantgarde des zur Behauptung der Neutra-
lität der dän. Grenze in Holstein zusammengezoge-
nen Armeekorps das Eindringen der Preußen und
Franzosen. Im folgenden Jahre fchützte er während
der Unternehmungen der Engländer gegen Kopen-
hagen die Insel Seeland und ward dann zum
Gouverneur von Kiel ernannt. Als Kommandant
des dän. Korps, welches die Franzosen gegen Schil!
unterstützte, zeichnete er sich 1809 beim Sturm von
^tralsund aus, wurde infolgedessen Generallieu-
tenant, dann Kommandierender in Holstein und
erhielt 1812 die Führung einer Division von
10000 Mann, die sich mit dem 11. franz. Armee-
korps vereinigen sollte. Eine Krankheit zwang ihn,
1813 sein Kommando niederzulegen; kurz nachher
starb er 25. Juli bei Kiel. - Vgl. seine Biographie
von seinem Sohn Karl von E. (Kopenh. 1838).
Gwald, Johs., dän. Dichter, geb. 18. Nov. 1743
zu Kopenhagen, entwich in seinem 15. Jahre nach
Magdeburg, wo er in ein Infanterieregiment ein-
trat. Später ging er zu dcnÖsterreichern über, wurde
Tambour, dann Unteroffizier und nahm 1759-60
an mehrern Schlachten teil. Durch seine Familie
losgekauft, kehrte er nach Kopenhagen zurück, wo er
1762 das theol. Examen bestand. Unglückliche Liebe
riß ihn jedoch aus diefer Bahn. Er gab sich mit Eifer
dem Studium der ältern und neuern Dichter hin,
unter denen besonders Klopstock und Molare ent-
scheidenden Einfluß auf feine ästhetische Richtung ge-
wannen. Ein Anhänger des Vernstorffschen Ministe-
riums, wnrde E. von dem Guldbergschen (1770)
zurückgesetzt; auch die Unterstützung, die ihm die