Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Eymericus; Eymoutiers; Eynard; Eynatten; Eynern; Eyre

487

Eymericus – Eyre

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Eylert'

falen, studierte in Halle, wurde 1794 Prediger in seiner Vaterstadt, 1806 auf Steins Empfehlung Hof- und Garnisonprediger zu Potsdam, 1818 evang. Bischof, Mitglied des Staatsrats und des Ministeriums der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten. 1844 trat er von seinen Ämtern zurück und starb 3. Febr. 1852. Als Hofprediger wurde E. der Vertraute und Ratgeber des Königs, so in dem Agendenstreit (s. d.), auf den sich seine Schrift «Über den Wert und die Wirkung der für die evang. Kirche in den königlich preuß. Staaten bestimmten Liturgie und Agende» (Potsd. 1830) bezieht, sowie bei der Einführung der Union. Ein Denkmal dieser vertrauten Stellung sind die «Charakterzüge und histor. Fragmente aus dem Leben des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm III.» (3 Bde., Magdeb. 1843–46; wohlfeile Ausg. 1847). Von E.s Predigten erschienen: «Betrachtungen über die trostvollen Wahrheiten des Christentums bei der letzten Trennung von den Unserigen» (Magdeb. 1803; 5. Aufl. 1848), «Homilien über die Parabeln Jesu» (Halle 1806; 2. Aufl. 1819), «Predigten über Bedürfnisse unsers Herzens und Verhältnisse unsers Lebens» (ebd. 1813). Mit Dräseke gab er das «Neueste Magazin von Fest-, Gelegenheits- und andern Predigten und kleinen Amtsreden» (4 Bde., Magdeb. 1816–20) heraus.

Eymerĭcus, Nikolaus, span. Ketzerrichter, geb. 1320 in Gerona in Catalonien, trat 1334 in den Dominikanerorden, ward von Innocenz VI. 1356 zum Generalinquisitor und Ketzerrichter ernannt und verfuhr als solcher mit grausamer Strenge 43 Jahre lang gegen Mauren und Juden, bis er 14. Jan. 1399 in seiner Vaterstadt starb. Von seinen Schriften ist die bekannteste das «Directorium inquisitorum» (Barcelona 1503; mit den Zusätzen von Pina 1578 und 1587; mit Kommentar der span Kanonisten, Vened.1595; im Auszug von Morellet, Par.1874), worin er die Inquisition rechtfertigt und Anweisungen zu ihrem Betriebe giebt.

Eymoutiers (spr. emutĭeh), Hauptstadt des Kantons E. (372,07 qkm, 11 Gemeinden, 17084 E.) im Arrondissement Limoges des franz. Depart. Haute-Vienne, 45 km ostsüdöstlich von Limoges, auf einem Hügel, welcher das tiefe, malerische Thal der Vienne beherrscht, an der Linie Limoges-Meymac der Franz. Orléansbahn, hat (1891) 2301, als Gemeinde 4192 E., eine schöne Kirche aus dem 11. und 15. Jahrh., eine Brücke über die Vienne, ein Kommunal-Collège; Fabrikation von Hüten, Pelzwerk, Leder, Spinnerei, Färberei und Handel mit Fellen, Wachs, Getreide, Holz, Wein und Lumpen.

Eynard (spr. enahr), Jean Gabriel, Genfer Bankier, besonders als eifriger Philhellene bekannt, geb. 28. Sept. 1775 zu Lyon, floh zur Zeit der Revolution mit seiner Familie nach der Schweiz und ließ sich in Rolle nieder. Später gründete er mit seinem Bruder unter der Firma «Gebrüder Eynard und Schmidt» in Genua ein Handelshaus und übernahm 1801 zu Livorno für den damaligen König von Etrurien (Erbprinzen von Parma) eine Anleihe, die für ihn sehr günstig wirkte. 1810 wandte er sich mit einem großen Vermögen nach der Schweiz zurück und lebte fortan in Genf und Beaulieu bei Rolle. Nach dem Sturze Napoleons I. wurde E. in den Gesetzgebenden Körper Genfs gewählt. Als Sekretär der Genfer Gesandten d'Yvernois und Pictet de Rochemont nahm er an dem Wiener Kongreß teil. 1816 ordnete er die Finanzen des Großherzogs Leopold in ↔ Toscana, und 1818 befand er sich auf dem Kongreß zu Aachen abermals unter dem diplomat. Korps. Infolge seiner Bekanntschaft mit dem Grafen Kapodistrias ward E. zu Anfang der zwanziger Jahre ganz in das Interesse der griech. Sache gezogen, stellte sich darauf an die Spitze aller Griechenvereine in Europa und wußte die öffentliche Meinung für die Sache der Griechen auf das nachhaltigste anzufeuern, war für deren Sache in Paris und London thätig und unterstützte sie mit 700000 Frs. aus eigenen Mitteln. In Genf ließ er großartige Bauten ausführen, unter andern das prachtvolle Museum für die Société des Beaux-Arts. Er starb 5. Febr. 1863 auf seinem Schlosse zu Genf und soll 60 Mill. Frs. hinterlassen haben. E. zeichnete sich durch eine außerordentliche Freigebigkeit und Opferwilligkeit aus. Er schrieb: «Lettres et documents officiels relatifs aux divers événements de Grèce» (Par. 1831).

Eynatten, Aug. Friedr., Freiherr, österr. General, geb. 1798 aus altem rhein. Adelsgeschlecht, stieg im österr. Militärdienst bis zum Feldmarschalllieutenant, war Gouverneur von Verona, beging jedoch während des Italienischen Krieges von 1859 als Generaldirektor der Militärverwaltung im Armeeoberkommando große Unterschleife. Nachdem seine Schuld im Prozeß gegen den Bankdirektor Franz Richter klargelegt worden war, entzog er sich 7. März 1860 durch Selbstmord der Bestrafung. – Vgl. Der Neue Pitaval, Bd. 35 (Lpz. 1872).

Eynern, Ernst von, Politiker, geb. 2. April 1838 zu Barmen, trat nach mehrjährigem Aufenthalt in der Schweiz, Frankreich und England als Teilhaber in das kaufmännische Geschäft seines Vaters, Friedrich von E. (gest. 1884), der 20 Jahre lang altliberales Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses war. Er wurde bald zum Stadtverordneten und zum Vertreter seiner Vaterstadt im Provinziallandtage der Rheinprovinz, 1879 von Lennep-Solingen in das preuß. Abgeordnetenhaus gewählt, wo er der nationalliberalen Partei beitrat und namentlich in Eisenbahn- und allgemeinen Verwaltungsfragen thätig war, unter anderm für die Verstaatlichung der Eisenbahnen. Als eifriger Anhänger der Kulturkampfgesetzgebung trat er mit großer Schärfe dem Centrum entgegen. E. schrieb: «Wider die Socialdemokratie und Verwandtes» (Lpz. 1874), «Die Neukonservativen im Westen» (Elberf. 1876), «Zur Reform der direkten Steuern in Preußen. Gegen die Selbstdeklaration» (Barm. 1889), «Kritische Betrachtungen zur Reform der Kommunalsteuern» (Elberf. 1892).

Eyre (spr. ähr), Edward John, Erforscher Australiens, geb. 1815 in Yorkshire (England), wanderte 1833 nach Australien aus, wo er anfänglich in Neusüdwales, bald aber in Südaustralien seinen Aufenthalt nahm. 1839 erforschte er in letzterm Lande das Flindersgebirge und die zwischen diesem und dem untern Murray gelegenen Gegenden. Dann bereiste er die Berglandschaften im Nordwesten des Spencergolfs und entdeckte 1840 den großen, später nach ihm benannten Eyresee (s. d.); sein Versuch, vom Eyresee weiter ins Innere des Erdteils vorzudringen, mißlang. Im folgenden Jahre zog er vom Spencergolf an der Südküste entlang bis zum King-George-Sund. 1846 wurde er zum Gouverneur von Neuseeland, 1852 von St. Vincent ernannt. Von 1862 bis 1866 war er Gouverneur der Kolonie Jamaika, wurde aber infolge der ungesetzlichen Hinrichtung des aufrührerischen Mulatten

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 488.