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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fahnenmarsch - Fähre
Fahnenmarsch, Fahnentrupp, in einigen
Heeren ein besonderer Marsch, der ausschließlich ge-
schlagen oder geblasen wird, wenn Fahnen aus
ihrem Aufbewahrungsorte zu einer Truppenabtei-
lung gebracht oder von letzterer nach jenem zurück-
geliefert werden.
Fahnenfchmied, bei der Reiterei seit Jahrhun-
derten übliche Bezeichnung für einen gelernten
Schmied. Vor der Gründung der Tierarzneischulen
und auch noch einige Zeit darauf hatten diese F.
neben dem Beschlag der Pferde auch für die Heilung
von Pferdekrantheiten Sorge zu tragen. Diese
Funktion liegt auch heute noch den im österr. und
preuß. Heere vereinzelt vorkommenden sog. Kur-
schmieden ob. Die jetzigen F. sind ihrem militär.
Charakter nach Unteroffiziere (f. Eskadron), ihrer
Thätigkeit nach Veschlagschmiede. Sie rücken nach
dem Dienstalter bis zum Sergeanten II. Klasse auf.
Als solche heißen sie in Bayern Oberfabnen-
sch miede. Die Ausbildung der F. geschieht in
Deutschland in militärisch organisierten Lehr-
schmieden (s. d.), wo die Schmiedeeleven sowobl
theoretisch über Bau, Verrichtungen und Krank-
heiten des Hufes, wie auch praktisch im Anfertigen
und Aufschlagen von Hufeisen unterrichtet werden.
Fahnenschuh, der Metallbeschlag am untern
Ende der Fahnenstange: zuweilen auch das lederne
Widerlager am Steigbügel, in das der Standarten-
träger zu Pferde die Standarte stellt.
Fahnensektion, in der deutschen Armee früber
die Fahne und die dieselbe stets begleitenden fünf
Unteroffiziere. In Deutschland und Österreich be-
steht eine besondere F. nicht mebr, der Fahnen-
träger ist im Gefecht einer in Reserve gehaltenen
Compagnie zuzuteilen. Wird auch diese eingesetzt,
so geht nach dem Exerzierreglement der deutschen
Infanterie die Fahne mit in die Fcuerlinie und er-
hält zur Bedeckung eine Sektion.^
Fahnenstange, die hölzerne Stange der Fabncn.
Am obern Ende über dem Tuch befindet sich ge-
wöhnlich eine verzierte Metallspitze oder andcve
Embleme, so in Frankreich unter Napoleon I. und I l I.
ein vergoldeter Adler, in Deutschland das Eiserne
Kreuz als Auszeichnung für die Feldzüge von 1^13
bis 1815 und 1870/71. Verletzte ^ bekommen
silberne Ringe, auf denen der betreffende Tbat-
bestand verzeichnet wird.
Fahnenträger, s. Fähnrich und Fahnensektion.
Fahnentrupp, s. Fahnenmarsch.
Fahnenunteroffiziere, die beiden Unteroffi-
ziere, die rechts und links vom Fahnenträger stehen.
Fahnenwachen, s. Innenwachen.
Fahnenwagen, f. Carroccio.
Fahnenweihe, eine mit einem kirchlichen Akte
verbundene militär. Feier vor der Überlieferung
der Fahnen an die Truppenteile. Der kirchlichen
Weihe geht die feierliche Nagelung des Fahnen-
tuches an die Fahnenstange voraus, indem meist
der oberste Kriegsherr den ersten Nagel zur Verbin-
dung des Tuches mit der Stange einschlägt, dem
dann die Prinzen und Prinzessinnen des Herrscher-
hauses sowie die höchsten Generale folgen. Der
kirchlichen Einsegnung folgt die Übergabe der Fahne
an den in Parade ausgerückten Truppenteil unter
Erweisung der üblichen militär. Ehrenbezeigungen.
Fahnlehn, s. Fahnenlehn.
Fähnlein, seit dein Anfang des 16. Jahrh. Be-
zeichnung für die'Verwaltungseinheit der Truppen,
besonders bei der Infanterie. Zunächst zäblte ein
F. 400-600, selbst 1000 Mann, später wurde die
Stärke verringert, in Frankreich auf 300 Mann,
bei Frundsberg (1525) auf 380 Mann. Im Schmal-
kaldischen Kriege wuchs die Stärke wiederum. In
Wirklichkeit waren die F. bei den Franzofen wäh-
rend der Religionskriege 100-200 Mann, bei den
Niederländern 70-100 Mann stark, auch bei den
Spaniern erreichten sie fast niemals die Sollstärke
von 500 Mann. Die Zahl der F., aus denen ein
Regiment sich zusammensetzte, war sehr verschieden,
z. V. zählte Frundsbergs Regiment 18 F., eine sranz.
Legion 12 F., die kaiserl. Regimenter im Schmalkal-
dischen Kriege 10 F. Diese Verhältnisse wechselten
sehr. Ein F. bestand aus Pikenieren und Schützen,
aber auch Hellebardiere und Rundtartschiere befan-
den sich darunter. Im Anfang des 17. Jahrh,
sollte ein deutsches F. folgende Stärke haben:
100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere,
20 Rundtartschiere, also 160 Feuergewehre und
140 blanke Waffen. Unter Karl V. zählte der Rah-
men für ein deutsches F. 1 Hauptmaun, 1 Lieute-
nant, 1 Fähnrich, 1 Feldwebel, 1 Kaplan, 1 Fourier,
1 Führer, 2 Gemeinwebel, 1 oder 2 Trommler oder
Pfeifer, 2 Trabanten zum Schutze des Hauptmanns,
1 Dolmetfchcr, 2 Jungen für den Hauptmann und
den Fähnrich, 1 Koch, 1 berittenen Knecht für den
Hauptmann. Allmählich ging der Name F. in Com-
pagnie über.
Fähnrich, in: Mittelalter der Fahnenträger,
der ein besonders tapferer und zuverlässiger Mann
sein mußte. Ihm wurde die Fahne, das Fähnlein
tder Compagnie) mit feierlicher Anrede übergeben
und er muftte schwören, Leib und Leben bei der
Fahne zu lassen, sich erforderlichenfalls darin einzu-
wickeln und so dem Tode zu weihen. Es giebt Bei-
spiele, daß F. ihrem Schwüre in buchstäblichem
^inne nachgekommen sind. - Später (in Preußen
bis 1807) war der F., bei der Reiterei Kornett (s.d.)
genannt, der jüngste Offizier der Compagnie oder
Schwadron; ihm blieb der Name, als statt der
Compagnien und Schwadronen nur die Bataillone
der Infanterie und die Regimenter der Kavallerie
Fahnen führten. Darauf ging dann die ursprüng-
liche Charge ein, und gegenwärtig heißt F. ein
Unteroffizier, der unmittelbar hinter dem Feldwebel
rangiert. Mit der Iähnrichscharge werden nur junge
Männer betleidet, die auf Beförderung zum Offizier
dienen, nachdem sie eine wissenschaftliche Prüfung
abgelegt haben. Sie tragen das silberne Portepee
und werden daber Portepeefähnriche genannt.
F., die das Offizicrseramen bestanden baben, be-
kommen vor ihrer Ernennung zum Offizier die Er-
laubnis, das Offizierseitengewehr zu tragen, und
werden dann außerdienstlich auch wohl Degen -
fähnriche genannt. - Die Fahne wird jetzt von
einem ältern zuverlässigen Unteroffizier getragen.
Fahrbare Eisenbahnkirchen, s. Betriebs
mittet lVd. 2, S. !>05k).
Fahrbremfe, eine Bremse (s. d.) zur Verminde-
rung der Geschwindigkeit eines Fahrzeugs beim
Bergabfahren oder beim Durchgehen der Pferde.
Der früher hierzu gebräuchliche Hemmschuh (s. d.)
ist jetzt bei Kriegsfahrzeugen vielfach durch Backen-
bremsen (s. Bremsen) und Nabenbremsen (s.d.) ersetzt.
Fahrbühne, bei einem Aufzug die Fläche,
worauf die Förderlast ruht.
Fahrdienst, s.Eisenbahnbetrieb (Bd. 5>, S.85)1I)).
Fähre, Anlage zur Vermittelung des Verkehrs
zwistben zwei Ufern mittels flacher SchWfahrzeuge.