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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Falkener; Falkenhaube; Falkenhayn; Falkenhöhle; Falkenierer; Falkenjagd; Falkenkappe; Falkenorden; Falkenstein

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Falkener - Falkenstein (Ortschaften)

bei dem Dorfe Rottleben, 4 km westlich von Frankenhausen in Thüringen, ist 2 km lang, bis über 30 m breit, 3-7 m hoch, hat mehrere kleine Seen und wunderbare Gipsbildungen.

Falkener, s. Falkenierer.

Falkenhaube, s. Faltenkappe.

Falkenhayn, Julius, Graf von, österr. Staatsmann, geb. 20. Febr. 1829, diente zuerst im Kaiser-Husarenregiment Nr. 1 und nahm an dem Feldzuge gegen Piemont, dann gegen die ungar. Insurrektion 1849 teil. Als Rittmeister verließ er den Dienst und bewirtschaftete sein Gut. Von der Kurie des Großgrundbesitzes wurde F. wiederholt in den oberösterr. Landtag gewählt und war auch eine Zeit lang Landeshauptmann und Präsident der Landtagsversammlung. In der konservativen kath. Partei (Rechtspartei) spielte F. eine leitende Rolle. Nach hartem Wahlkampfe wurde er als Kandidat der Klerikalen vom Städtebezirk Wels in das Abgeordnetenhaus gewählt und 12. Aug. 1879 zum Ackerbauminister im Kabinett Taasse ernannt; er behielt sein Portefeuille auch bei der Neubildung des Ministeriums unter Windischgrätz Nov. 1893. Eine Reihe von administrativen Verbesserungen bewiesen seine fachliche Tüchtigkeit. 1876 veröffentlichte er "Materiale zu Studien über das österr. Budget", 1879 eine Broschüre gegen die moderne Wirtschaftstheorie u. d. T. "1868-77. Das Jahrzehnt des ersten Ausgleichs" Wien).

Sein älterer Bruder Franz, Graf von F., Majoratsherr, geb. 17. Nov. 1827, diente anfangs gleichfalls in der Armee und machte die Feldzüge 1848-49 in Ungarn, 1859 in Italien, 1866 in Böhmen mit. Darauf verließ er die Armee mit dem Range eines Majors, um seine Güter zu verwalten. Von der Gruppe des niederösterr. Großgrundbesitzes wurde er wiederholt in den niederösterr. Landtag und von diesem in das Abgeordnetenhaus des Reichsrats gewählt; 1867 wurde er als erbliches Mitglied in das Herrenhaus berufen, wo er als Führer der konservativen Gruppe der Rechten gilt und Dez. 1893 zum Vicepräsidenten gewählt wurde.

Falkenhöhle, s. Faltenburger Höhle.

Falkenierer (Falkener, Falkenier, frz. fauconnier), bei der Falknerei verwendeter Jäger, besonders der, der die Falken zur Beize abrichtet.

Falkenjagd, s. Beize und Falken.

Falkenkappe, Falkenhaube, eine lederne Kappe, die den abgerichteten Raubvögeln über den Kopf gezogen wird, damit sie nicht eher etwas sehen, als bis man sie "wirft" (fliegen läßt).

Falkenorden oder Falkner nannte sich eine 1379 in Westfalen und besonders im Paderbornschen gestiftete Rittergesellschaft zur Erhaltung und Befestigung ritterlicher Rechte gegen Fürsten und Städte, die jedoch weitaus nicht die Bedeutung der gleichzeitig in Süd- und Mitteldeutschland bestehenden ähnlichen Gesellschaften der Schlägler, vom Löwen, vom Stern u. s. w. erlangte, gegen die Landesfürsten und Städte nicht recht aufkam und sich schon 1382 auflöste.

Falkenorden, Orden der Wachsamkeit oder vom weißen Falken, sachsen-weimar. Orden, gestiftet 2. Aug. 1732 vom Herzog Ernst August, 18. Okt. 1815 vom Großherzog Karl August erneuert, ist Verdienstorden für Civil und Militär und besteht aus drei Klassen. Das Ordenszeichen ist ein achteckiges, mit einer goldenen Königskrone gekröntes, grün emailliertes, goldenes Kreuz mit einem weiß emaillierten, goldenen Falken; zwischen ^[Spaltenwechsel] dem Kreuz ist ein kleiner, viereckiger roter Stern mit weiß emaillierten Spitzen. Das achteckige Kreuz ist auf der Rückseite weiß emailliert, der viereckige Stern grün; darauf befindet sich ein blau emaillierter Schild mit der Inschrift: Vigilando ascendimus ("durch Wachsamkeit steigen wir empor"), der für das Civil mit einem goldenen Lorbeerkranze, für das Militär mit Waffen umgeben ist. Die 12 Großkreuze (unter dem Großherzog als Großmeister) tragen den Orden an breitem, hochrotem, gewässertem Bande über die rechte Schulter und dazu einen ähnlichen silbernen Stern auf der linken Brustseite; die 25 Commandeure tragen ihn an etwas schmälerm Bande um den Hals; die 50 Ritter in etwas kleinerer Form im Knopfloche. Ordenskanzler ist der jedesmalige Vorsitzende im Ministerium. Im Zusammenhang damit stehen noch eine kupferne Medaille mit der Aufschrift "Treuen Kriegern", und eine goldene, silberne und bronzene Civilverdienstmedaille. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden I, Fig. 39.)

Falkenstein. 1) F. in Sachsen, Stadt in der Amtshauptmannschaft Auerbach der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, an der Göltzsch auf einer 568 m hohen Anhöhe, an den Linien Zwickau-F.-Olsnitz und Herlasgrün-Klingenthal der Sächs. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Plauen), hat (1890) 7068 (3333 männl., 3735 weibl.) E., darunter 92 Katholiken, Post zweiter Klasse, Telegraph, evang. Pfarrkirche, städtische Sparkasse, neue Wasserleitung, neues Krankenhaus; starke Baumwollweberei (deutsche und engl. Gardinen, Kongreßstoffe), Schiffchen- und Handmaschinenstickerei, zwei große chem. Bleich- und Appreturanstalten für Gardinen und Stickereien, fünf engl. Gardinen- und Spitzenfabriken (Falkensteiner Gardinenweberei und -Bleicherei, Aktiengesellschaft). In der Nähe merkwürdige Felspartien und ein Schloß. - 2) F. am Taunus, Dorf im Obertaunuskreis des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, 1 km nordöstlich von Königstein, in 400 m Höhe, hat (1890) 927 E., eine große, gut eingerichtete Heilanstalt (hygieinisch-diätetische Behandlung) für Lungenkranke, die sich besonders für Winterkuren eignet und ähnlich denen von Davos und Görbersdorf eingerichtet ist. Nahebei auf einem Bergkegel die Trümmer der Burg F. (499 m) mit herrlicher Aussicht, Stammburg des Erzbischofs Kuno von Trier, an stelle der alten Grafenburg Nüring im 14. Jahrh. erbaut, 1688 zerstört. Nördlich von F. der höchste Teil des Taunus, der Große Feldberg (880 m). - 3) F. in Bayern, Marktflecken im Bezirksamt Roding des bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, 15 km südlich von Roding, hat (1890) 634 E., Postexpedition, Telegraph, eine wohlerhaltene, dem Fürsten Thurn und Taxis gehörige Burgruine in schönem Park, nahebei auf einer Höhe die Wallfahrtskirche St. Quirin mit besuchten Viehmärkten. - 4) F. am Harz, Burg im Mansfelder Gebirgskreis des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, 3 km von Vallenstedt auf einem hohen Berge, rechts von der Selke, stammt aus dem Ende des 11. Jahrh. und ist später öfter renoviert, der Turm im 16. Jahrh. erbaut (im Innern alte Waffen). Die Burg F. war seit dem 12. Jahrh. Sitz des im Halberstädtischen und Anhaltischen reich begüterten gleichnamigen Grafengeschlechts, welches eine Zeit lang (1137-1237) die Schirmvogtei über das Stift Quedlinburg besaß. Der ausgezeichnetste unter diesen Dynasten ist der in der Vorrede zum