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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fallreep - Fällung
storbenen in der Weise zu teilell ist, daß die von der
Vaterseite auf ihn gekommenen Vermögensbestand-
teile den Verwandten von dieser Seite, die von
der Mutterseite auf ihn gekommenen Vermögens-
bestandteile den Verwandten von der letztern Seite
zufallen (patern^ Mt6rui8, niHtei ua. inat6i'ni8). Der
Nechtssatz bezieht sich in der Negel nur auf vererbte
Grundstücke (Erbgüter, Stammgüter); zuweilen
wird auch erfordert, daß Vorfahren (Ascendenten)
nicht berufen sind. Der Saft wird hier ausgedrückt:
"Erbgut geht wieder den Weg, den es gekommen."
In dem weitern Sinne machen der (^oäo eivil und
das Vadische Landrecht noch von dem Satze Gebrauch
in den Art. 733, 753, 755. Danach wird, sofern
Abkömmlinge des Erblassers nicht vorhanden sind
und also Vorfahreil oder ^eitenverwandte zur ge-
setzlichen Erbfolge gelangen, der Nachlaß in zwei
gleiche Teile geteilt; der eine fällt an die väterliche
Seite, der andere an die mütterliche Seite.
Fallreep, ursprünglich eine aus Tauwerk (Ncep)
hergestellte Leiter, welche man an der Echifssseitc
hinabfallen ließ, um aus einem Boote an Bord
ilcttern zu können. Jetzt ist das Wort jedoch aus
die Öffnung in der Vcrschanzung übertragen, durch
die man die Fallreepstrcppe heraufgehend, das Deck
eines Schiffs betritt und welche sich gewöhnlich in
der Mitte des Schiffs befindet. F. geben ist eine
Ehrenbezeigung auf Kriegsschiffen, welche darin be-
steht, daß Matrosen als Fallreeps g äst e amF. an-
treten und der Bootsmann oder Bootsmann^maat
F. pfeift (mit der Trillerpfeife). Alle Offiziere und
im Offiziersrang stehenden Personen, auch Konsuln,
erhalten 2 Fallreepsgäste, wenn sie Stabsoffiziers-
rang haben 4, und die Admirale 6. Wenn Fürst-
lichkeiten an Bord kommen, stehen 4 Seckadetten F.,
wenn der Kaiser an Bord kommt,4 Unterlieutcnants
zur ^ee. Der wachbabende Offizier, und bei höherin
Besuch auch der erste Offizier und Kommandant,
empfangen am F. Der ursprüngliche Sinn dcr
Fallreepsgäste ist der, bei schlechtem Wetter die auö
dem anlegenden Boote Aussteigenden zu unterstützen.
Fall-Niver (spr. fahl riww'r), Stadt im County
Bristol des nordamerik. Staates Massachusetts, an
einem Arme der Narraganfettbai, auf dem östl.
Ufer des Taunton-River, 78 Wn südwestlich von Bo-
ston, bat (1890) 74398 E. (gegen 1880: 48961),
einen sickern, den größten Seeschiffen zugänglichen
Hafen und eine Flotte von 89 Fahrzeugen mit
50435 t, darunter 21 Dampfer. F. besitzt die ent-
wickeltste Baumwollwaren-, namentlich Druckkat-
tunindustrie in den Vereinigten Staaten (40 große
Etablissements). Eisenbahnen gehen nach Newport,
New-Bedford, Taunton und Providence, Dampfer
täglich nach Neuyork, Newport und Providence. In
der Nähe Durfee High-School. Ursprünglich ein
Teil von Freetown, wurde F. 1803 als besonderer
Ort inkorporiert. 1854 erhielt die Stadt als solche
ihren Freibrief.
Fallsche, moldauisches Feldmaß, s. Faltsch.
Fallschirm, eine Vorrichtung, die dazu dient,
sich vom Luftballon auf die Erde hinabzulassen. Er
hat die Gestalt eines mächtigen Regenschirms, der
gegen das Umklappen gesichert ist. Da seine Fläche
eine sehr große ist und der Widerstand der Luft mit
dem Quadrat der Geschwindigkeit wächst, so wird,
abgesehen von starkem Pendeln, die Abwärtsbewe-
gung bald eine gleichförmige sein. Ein Körper von
100 1^ würde mittels F. von 20 "M Fläche etwa
mit l',,:l m Geschwindigkeit sinken; dies ist eine
Geschwindigkeit, die ein Körper erreicht, wenn
er ohne Luftwiderstand aus einer Höhe von nur
2 in frei herabgefallen wäre. überhaupt ist diese
zum Vergleich herangezogene Fallhöhe dem Ge-
wicht des Körpers direkt, der Fläche des F. um-
gekehrt proportional. - Der erste Gedanke eines
F. stammt von Leonardo da Vinci 1514, der sich
mehrfach mit flugtechnifchen Fragen beschäftigte;
wirklich erfunden wurde er von Lcnormand 1783.
Indessen wagte es erst 1797 der kühne Jacques
Garnerin in Paris, sich aus einerHöhe von 1000 m
mit einem F. von 7,8 m Durchmesser fallen zu
lassen. Mit einem F. eigener Erfindung, der zur
Vermeidung des starken Pendelns die Gestalt eines
umgekehrten Kegelstumpfes hatte, verunglückte^der
Engländer Cocking 1836 durch Sturz in die ^ee;
ebenso verunglückten 1889 Leroux bei Riga und van
Tassel auf Honolulu und 1892 dieLuftfchifserin Frau
Großmann in Weißensee bei Berlin. - über F. in
der Zoologie s. Flughaut; F. bei Raketen s. d<
Fallschirmbombe, s. Geschoß.
Fallschwert, s. Guillotine.
Fallsucht, s. Epilepsie.
Falltiere, solche Tiere (besonders Käfer), welche
die Gewohnheit haben, sich bei Hcrannaben einer
wirklichen oder vermeintlichen Gefahr von ihrem
jeweiligen Aufenthaltsorte, namentlich von Büschen
und Kräutern, meist unter Anziehung der Glied-
maßen auf den Boden fallen zu lassen, wo sie sich,
sei es durch ihre schützende Färbung oder durch Flucht
den feindlichen Blicken leicht entziehen können.
Fällung, Niederfch lagung oder Präzipi-
tation, in der Chemie und in der Technik der-
jenige Vorgang, durch den in einer Flüfsigteit
ein unlöslicher, darin zu Boden sinkender fester
Körper (Niederschlag, Präzipitat) abgeschie-
den wird. In den meisten Fällen wird die F. ver-
anlaßt durch Zusatz eines andern Stosss, den man
alsdann das Fällungsmittel nennt und der
eine Flüssigkeit, ein Glas oder ein fester Körper sein
kann; so wird durch Zusatz von Schwefelsäure aus
einer Chlorbaryumlösung schwefelsaurer Baryt ge-
fällt, in Kalkwasser geleitete Kohlensäure bewirkt
die F. von kohlensaurem Kalk, ein Stück Zink er-
zeugt in einer Silberlösung einen Niederschlug von
metallischem Silber. Bei einigen Körpern genügt
Zufuhr von Wärme, um einen Niederfchlag ent-
stehen zu lassen; so trübt sich Kalkwasser beim Ko-
chen, da Kalkhydrat in heißem Wasser weniger als
in kaltem löslich ist; eine Lösung von Monocalcium-
saccharat giebt beim Kochen einen Niederschlag von
Tricalciumsaccharat. Ferner werden bei gewissen Kör-
pern Niederschläge durch Zusatz von Wasser hervor-
gebracht; so giebt eine wässerig salzsaure Lösung von
Antimonchlorür beim Verdünnen mit Wasser einen
weißen Niederschlag von Antimonorychlorür. Die
Niederschläge, meist neugebildete Verbindungen aus
Bestandteilen der Flüssigkeit und des Fällungs-
mittels, sind mehr oder weniger charakteristisch an
Farbe und sonstiger Beschaffenheit (pulverig, flockig,
krystallinisch u. s. w.); einige von ihnen lösen sich
wieder auf, wenn man einen überfchuß des Fäl-
lungsmittels oder eine bestimmte andere Flüssigkeit
zusetzt. Hierdurch gewähren sie die Möglichkeit, das
Vorhandensein bestimmter Stoffe zu erkennen, und
es beruht die Wirkung der meisten chem. Reagen-
tien (s. d.) auf Hervorbringung von Niederfchlägen.
Den elektrolytischen Prozeß, durch den Metalle, wie
Kupfer, Silber, Nickel, Eisen u. s. w., galvanisch