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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Farnesina - Farnesischer Herakles
Giulia F., die schöne Gemahlin des Giulio oder
Francesco Orsini, verschaffte durch ihre Beziehungen
zu Papst Alexander VI. (s.d.) ihrem Bruder Ales-
sandro F., dem spätern Papst Paul III. (s.d.), die
Ausnahme unter die Kardinäle; dieser begründete
die Größe des Hauses F. - Sein natürlicher Sohn
Pier Luigi F., geb. 19. Nov. 1503 zu Rom, wurde
zuerst von ihm mit den Herrschaften Castro, Ron-
ciglione und Nepi ausgestattet und zum Herzog
erhoben, dann 1545 zum Herrn von Novara und
Herzog von Parma, welches Julius II. für die Kirche
erobert hatte, und von Piacenza ernannt. Als Haupt
der Feinde Karls V. in Italien, wurde er auf Ver-
anlassung Ferrante Gonzagas, des kaiserl. Statt-
halters in Mailand, 10. Sept. 1547 ermordet nach
der verunglückten Verschwörung des Fiesco (s. d.),
die er begünstigt hatte, worauf Ferrante Gonzaga
Piacenza besetzte. - Vgl. Affö, Vita äi ?ier I^iiiZi
I?. (Mail. 1821); Gosellini, ('oi^iui'H äi?iac6nxg.
ooiitro?i6r Lui^i 1^. (Flor. 1864); Scarabelli, D"!-
I'uItim0DncH?jLi-^niFiI<V (Bologna 1868). -Die
Herausgabe von Parma an Pauls III. Enkel Ot-
tavio F. (geb. 1520, gest. 1586), den Sohn des
vorigen, verweigerte Camillo Orsini, der päpstl. Be-
fehlshaber desselben, eigenmächtig; doch gelang es
Ottavio bald, sich in Besitz Parmas zu setzen, und
Karl V. sah sich April 1552 auch zur Rückgabe von
Piacenza gezwungen. Vermählt mit Karls V. natür-
licher Tochter Margarete von Parma, regierte er das
Land trefflich.
Alessandro F., Sohn und Nachfolger des Otta-
vio F., geb. 1547 zu Rom, focht unter feinem Oheim
Don Juan d'Austria bei Lepanto, folgte später feiner
Mutter nach den aufständifchm Niederlanden, wo
er den Sieg von Gemblours über die Geufen erfocht,
sich vor Maastricht (l579) und bei Oudenarde (1582),
Gent, Brügge, Upern, Brüssel, Antwerpen (1585),
Grave, Venloo, Neus; (1586) und Sluys (1587),
die er zur Ergebung zwang, auszeichnete; nach dem
Scheitern der Armada, deren Unternehmung er mit-
machte, trat er an die Spitze eines HilfsHeers für
die franz. Katholiken und zwang 1590 König Hein-
rich IV. zur Aufhebung der Belagerung von Paris,
fand aber weder in Frankreich noch von Spanien
her die zum Erfolg uötige Unterstützung; er starb
3. Dez. 1592 in Ärras an einer vor Rouen erhal-
tenen Verwundung. Durch die kluge Benutzung des
religiösen Gegensatzes zwischen den südl. und nördl.
Provinzen hat er erstere für Spanien gerettet. Ihn:
wie seinem Sohne Ranuccio wurden 1620-24 in
Piacenza Reiterstatuen errichtet. - Vgl. Fea, ^168-
Lanäro 1^., s1uc.ii di I^rma,) uHrra^ionk storica 6
miiitai'6 (Tur. 1886); Terrier Santans, (^mpgAiißL
ä'^i6xanäi-6 VV (Par. 1888).
Ranuccio I., geb. 1569, gest. 1622, der älteste
Sohn und Nachfolger des vorigen, von Natur finster
und habgierig, benutzte eine angebliche Verschwörung
des Adels dazu, dessen Macht durch zahlreiche Hin-
richtungen und Gütcreinzichungen zu brechen.
Od o ard o F., Sohn und Nachfolger des vorigen,
geb. 28. April 1612, gest. 12. Sept. 1646, nicht ohne
Geist und Kühnheit, aber ohne polit. Einsicht, dabei
hochmütig und von kindischem Ehrgeiz, verwickelte
sich durch einen Rangstreit mit den Varberini (s. d.)
in den berüchtigten Krieg um Castro, der zum schlieh-
lichen Verluste dieser Herrschaft führte. - Von feinen
Nachfolgern, Ranuccio II.,Francesco F. (gest.
27.Febr.1727)undAntonioF.(gest.20.Ian.1731),
geriet der letztere mit der Kurie in Zwiefpalt durch
Besteuerung seines Klerus und. die angebahnte Los-
lösung von ihrer Lehnsherrlichkeit. Bei demselben
unterstützte ihn Herzog Eugen von Savoyen (1706),
und Joseph I. erhielt durch ihn die Möglichkeit, die
Lehnsherrlichkeit des Reichs über Parma und
Piacenza neu aufzurichten. Da er kinderlos starb,
fielen Parma und Piacenza an den Infanten Don
Carlos (III.) von Spanien, den Sohn Philipps V.
und der Elifabeth F.
Der Bau des gewaltigen Palazzo F., eines der
fchönsten Roms, am gleichnamigen Platze, wurde in
den ersten Jahren Leos X. begonnen von dem jün-
gern San Gallo (Antonio Picconi), fortgefetzt von
Michelangelo (von ihm das herrliche reiche Haupt-
gesims, das große Fenster über dem Eingang, der
Hof) und vollendet 1580 von Giacomo della Porta
(Loggia an der Hinterseite des Hofs). Die Galerie
schmücken umfangreiche und wertvolle mytholog.
Freskogemälde von Annibale Carracci. Dem Pa-
lazzo F., welcher den Hauptaufenthalt Franz III.
nach seiner Vertreibung aus Neapel bildete, gegen-
über liegt rechts am Tiber die Farnesina (s. d.). Die
Farneseschen Gärten auf dem Palatin umfassen den
Teil des Hügels, auf welchem die romulifche Stadt
und die Paläste des Tiberius, Caligula und der
Flavier standen. Napoleon III., in dessen Besitz sie
übergingen, unternahm in ihnen bedeutende, seit
1870 von der ital. Regierung weiter geführte Aus-
grabungen. - Vgl. Lefsing und Mau, Wand- und
Deckenschmuck eines röm. Hauses (Berl. 1892).
Farnesma, Name einer Villa im Stadtteil
Trastevere zu Rom, die 1508-11 im Renaissance-
stil von Valdassare Peruzzi für den päpstl. Bankier
Aaostino Chigi (s. d.) erbaut wurde. Kardinal
Alessandro Farnese, ein Bruder des Ottavio Far-
nese, kaufte sie 1580; sie blieb dann bis zum
Aussterben der Familie (1731) deren Eigentum.
Dann kam die Villa an die Könige von Neapel
und 1861 als Erbpachtgut an den Herzog von
Nipalda (gest. 1883). Berühmt ist sie vor allem durch
die herrlichen Fresken Raffaels. So ist die Decke
der Eingangshalle (19,5 in lang, 7,i5 in breit) mit 12
Darstellungen aus der Geschichte der Psyche (f. Apu-
lejus) geschmückt, die 1518 - 20 nach Entwürfen
Raffaels von mehrern feiner Schüler,Giulio Romano
und Francesco Penni, ausgeführt wurden. Der an
die Eingangshalle anstoßende Saal enthält den
Triumph der Galatea, ein 1514 von des Meisters
eigener Hand gefchaffenes Freskogemälde. Es stellt
die Meeresgöttin dar, wie sie in ihrem Muschel-
wagen, begleitet von Nymphen und Tritonen, über
die Fluten fährt. Daneben malte Sebastiano del
Piombo: Polyphem und Galatea, ferner Bald.
Peruzzi mehrere Deckenbilder und Seb. del Piombo
in den Lünetten Darstellungen aus den Metamor-
phosen des Ovid. Das obere Stockwerk der F. ent-
hält schöne Architekturmalereien von Bald. Peruzzi,
im Schlafzimmer das 1512 vollendete Meisterwert
Sodomas: Hochzeit Alexanders d. Gr. und der
Norane, und an der Ausgangswand das ebenfalls
von Sodoma herrührende Bild: Die Familie des
Darms vor Alerander.
FarnesifcherHerakles (oder Hercules), die
kolossale Marmorstatue (5,3 m hoch) des Herakles,
eine von dem atheniens.Bildhauer Glykon gefertigte
Nachbildung eines Bronzewerkes des Lysippus,
wurde 1540 in den Thermen des Caracalla zu Rom
gefunden. Sie war früher im Besitz der Familie Far-
nefe zu Rom (daher der Name) und befindet sich jetzt