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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Faulmann - Faultiere
kendcn Eis- und Firnfeldern, die grünen Voralpen
bis zum Pilatus und Rigi im NO. und bis zum
Jura im W.; an Großartigkeit übertrifft sie weit die
Rigiaussicht, steht ihr jedoch an Anmut nach. Das
Goschaus auf dem Gipfel besteht feit 1831.
Faulmann,Karl,Stenograph und Schriftsteller,
geb. 24. Juni 1835 in Halle, ursprünglich Buch-
drucker, wirkte seit 1855 in der k. k. ^taatsdruckerei
in Wien an der Herstellung stenogr. Typen mit und
war seitdem daselbst Lehrer der Stenographie und
Lektor der Universität. Er starb 28. Juni 1894 in
Wien. F. veröffentlichte Schriften über Stenographie,
besonders " Gabelsbergers stenogr. Lehrgebäude"
(Wien 1860; 31. Aufl. 1893) uud^"Stenogr. Unter-
richtsbriefe" (ebd. 1877; Volksausg. 1883), und
stellte in "Anleitung zur phonetischen Stenographie"
(ebd. 1883 u. ö.) ein eigenes System auf. Ferner
verfaßte er das "Vuch der Schrift" (Wien 1878;
2. Aufl. 1880), "Illustrierte Geschichte der Schrift"
(ebd. 1880), "Illustrierte Kulturgeschichte" (ebd.
1881), "Illustrierte Geschichte der Buchdruckerkunst"
(ebd. 1882), "Handbuch der Vuchdruckerkunst" (ebd.
1884), "Histor. Grammatik der Stenographie" (ebd.
1887), "Erfindung der Vuchdruckcrkunst" (ebd. 1891),
"Etymolog. Wörterbuch der dcutfchen Sprache" (Halle
1892 fg.), "Im Reiche des Geistes. Illustrierte Ge-
schichte der Wissenschaften" (Nien 1894) u. a.
Fäulnis und Verwesung, die Zersetzungs-
vorgänge abgestorbener Organismen, durch welche
die Bestandteile der letztern in einfacher zufammen-
gesetzte Körper zerfallen, um endlich zu unorga-
nischen Verbindungen zu werden. Im gewöhnlicheil
Leben werden die Worte Fäulnis und Verwesung
meist als gleichbedeutend gebraucht, wissenschaft-
lich werden die Begriffe aber voneinander ge-
trennt. Fäulnis ergreift Vorzugsweife Eiweiß-
stoffe, oder folche Körper, die reich an diefen sind,
sie wird verursacht durch die Gegenwart von leben-
den Organismen, Spaltpilzen, Batterien, sie tritt
ein bei Luftabschluß, bei mäßigem oder reich-
lichem Zutritt der Luft. Das Urfächliche der Fäul-
nis und Verwesung ist immer die Anwesenheit von
Bakterien und zwar bestimmter Arten (s. Bakterien,
Bd. 2, S. 312a). Schließt man die Bakterien völlig
aus, so können die fäulnis fähigsten Stoffe, wie
Fleisch u. dgl., beliebig lange aufbewahrt werden,
ohne irgendwie verändert zu werden, während die
geringste Ausfaat von Fäulnisbakteriell genügt,
um unter rapider Vermehrung dieser Organismen
die Fäulnis einzuleiten. Diefelbe äußert sich zu-
nächst in einer partiellen Verflüssigung der be-
treffenden Substanz, die zugleich einen höchst wider-
wärtigen Geruch annimmt. Das Eiweiß zerfällt
dabei in eine Reihe von Zerfetzungsprodukten, unter
ihnen verschiedene Amidofäuren, wie Amidoessig-
säure oder Glytokoll (s. d.), Amidocapronsäure oder
Leucin (s. d.), ferner Skatol und Indol (s. d.) fowie
flüchtige Säuren, von der Ameifensäure bis zur
Capronsäure, flüchtige Vafen, Methyl-, Äthyl-,
Amylamin u. a. Ferner entwickeln sich Gase, Kohlen-
säure, Kohlenwasserstoffe, Wasserstoff, Schwefel-
wasserstoff und Ammoniak. Mit der fortschreiten-
den Fäulnis geht der Zerfall der organisierten
Substanz gleichen Schritt, und es pflanzt sich die
Zersetzung von den Eiweißstosfen fort auch auf die
übrigen Teile, sodaß nach Ablauf einer gewlsfen
Zeit völlige Verflüssigung und Vergasung erfolgt.
Findet der Fäulnisprozeß bei Zutritt der Luft statt
und sind namentlich alkalisch wirkende Substanzen,
wie Kalk oder dergleichen, vorhanden, so erfahren
die Fäulnisprodulte eine weitere Umwandlung da-
durch, daß Sauerstoff übertragende Organismen
sich ihrer bemächtigen und unter Bildunq von Orv-
dationsprodukten den Verwesungsprozeß einleiten.
Hierbei werden alle organischen Stosse völlig ver-
brannt zu Kohlensäure und Wasser, das Ammo-
niak und die organischen Basen werden zu Salpe-
tersäure oxydiert. Die wesentlichen Unterschiede
zwischen Fäulnis und Verwesung bestehen daher in
Folgendem: Fäulnis ist unabhängig vom Zutritt
der Luft, sie ist vorzugsweise ein Spaltungs- und
Neduktionsprozeß, die daraus entstehenden Pro-
dulte sind Ammoniak oder demselben verwandte
Körper. Verwesung tritt dagegen nur bei Zutritt
der Luft ein; sie ist ein Oxydationsprozeß, durch den
schließlich alle organischen Stoffe in anorganische,
hochoxydierte Verbindungen, Salpetersäure, Kohlen-
säure und Wasser verwandelt werden.
Begünstigt wird die Fäulnis durch malere Tem-
peraturen, die bis zu der der Vlutwärme sich stei-
gern können, verzögert wird ihr Eintritt dagegen
durch niedere Temperaturen. Man schützt daher
Fleisch u. dgl. vor der Fäulnis durch Aufbewahrung
im Eisschranke. Unbedingt erforderlich für den Ein-
tritt der Fäulnis ist die Gegenwart von Wasser, da-
her die Konfervicrung verschiedener Nahrungsmittel
durch Austrocknung. Verhindert wird die Fäulnis
endlich durch alle bakterientötendcn Mittel, so durch
Siedehitze, Alkohol in konzentrierter Form, Carbol-
säure, Salicylsäure, Thymol und ähnliche Stoffe.
- Fäulnis des Holzes, s. Holzkonservierung.
Fäulniswidrig, s. Antiseptisch.
Faulquemont (spr. fokmöng), franz. Name von
Falkenberg (s. d.) in Lothringen. j,s. Fäule.
Faulsein, Faul sucht, Krankheit der Schafe,
Faultiere slaräi^raäa, ^i'Ää^oäiäao), eine
Familie von Säugetieren, die, nur im tropi-
schen Südamerika vorkommend, zur Ordnung der
Zahnarmen (s. d.) gerechnet wird und durch den
Mangel an Schneidezähnen und große gebogene
Krallen sich auszeichnet. Die F. haben einen run-
den, affenähnlichen Kopf, im Pelze verborgene Ohr-
muscheln, sehr kurzen oder keinen Schwanz, drehbare
lange Vorderarme und teilen sich in zwei Gattun-
gen, die dreizehigen F. (Zr^ä^uZ), mit drei
langen Sicheltrallen an jedem Fuße, kleinem
Schwanzstummel und kleinem ersten Backzähne,
unter denen der Ai (Nr5ul)'pu8 triäact^wä 0"r.,
s. Tafel: Zahnarme Säugetiere II, Fig. 2) die
bekannteste Art, und die zweizehigen F. (^twioe-
pu8), mit nur zwei Sichelkrallen an den Vorder-
süßen und Eckzähnen in den Kiefern, ohne Schwanz-
stummel, von welchen der Unau ((^ioi06pu8 äiäao
t^w8 /i?i//e^) die einzige bekannte Art ist. Vermöge
ihres besondern Baues können sich die F. nur
kletternd bewegen und sind daher wahre Baumtiere,
die vom Laub der Bäume, namentlich des Trom-
petenbaums (^eoropia), Knospen, Blüten und
weichen Früchten sich nähren. Die vordern Glied-
maßen der F. sind so unverhältnismäßig viel länger
als die hintern, daß sie am Boden nur dann sich
fortbewegen können, wenn sie auf dem ganzen Vor-
derarme aufliegen. Die F. sind harmlose, sonderbare
Geschöpfe von 0,50 bis 1 in Länge und mit grobem,
trocknem, langem Haare bedeckt. In die europäischen
zoolog. Gärten sind schon eine ganze Anzahl ge-
langt; eine Art ist auch gezüchtet worden. Man
konnte sich auch durch die Gefangenen überzeugen,