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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fay (Theodor Sedgwick) - Fayence (Halbporzellan)
Richartz in Köln), Scklußscene aus Goethes "Faust",
Ronieo und Julia (1846 in Paris gemalt). Später
malte er ausschließlich Darstellungen aus dem ital.
Volksleben mit besonderer Betonung der landschaft-
lichen und architektonischen Scenerie. Hervorzu-
heben sind: Badende Römerinnen am Brunnen
(Bremen, Kunsthalle), Mönch von einem Bettler
um ein Almosen angesprochen (1862; Museum in
.Hannover), Christnacht (Hamburg, Kunstballe),
Ernte in der röm. Campagna (Städtisches Mnseum
in Stettin). F. starb 27. Juli 1875 in Düsseldorf.
Fay (spr. fch), Theodor Sedgwick, amerik. Schrift-
steller, geb. 10. Febr. 1807 in Neuyork, war zuerst
Advokat und dann Redacteur des "K6^v Voric
Nirroi-", als welcher er verschiedene Gedichte und
Novellen herausgab. Von 1837 bis 1853 war er
Gesandtschastssekretär in Berlin unter Wheaton
u. a., von 1853 bis 1861 Ministerresident zu Bern.
seitdem lebte er teils in Berlin, teils in Muskau
in der Lausitz. Seine Werke sind: "Dre^niä auä
l-6veri68 ok g. huiet man" (1832), "11i6 ininnte-
dook" (1833), "^ormaii I.68Ü6" (1835; eine Ge-
schichte aus dem alten Neuyork, auch als Bühnen-
stück bearbeitet von großem Erfolg), "Z^äno^ (I1ik-
tOU" (1839), "lÜ0UUt688 lää," (1840), "81mK68p63,1'6
in ^I-HUC6" (1843), "Vi6^8 ok cliliLtianitx" (1856),
"Hi8t0i^ ol 8^vit26ri3,nä" (1860), "(^relN 0Miin68
0l ^60F1'llp1i^" (3. Aufl. 1869), "I^ilst 3t6p8 IQ
F60FrHp1i^" (1873) u. a. m.
Fayäl, eine der portug. Azoren, die westlichste
Insel der Centralgruppe, ist von der größeren Pico
im SO. nur durch einen schmalen Kanal getrennt
und bildet mit ihr und der Gruppe von Flores und
Corvo den Distrikt Horta, der (1881) auf 786 ykm
63421 E. zählte. F., 14 km lang, bedeckt 179 c^kin,
ist vulkanisch, im höchsten Gipfel, der Caldera,
1021 m hoch; der Pico de Fogo (566 m) hatte 1672
einen furchtbaren Ausbruch. Die Insel erzeugt Ge-
treide und Orangen; der Wein ist durch die Reblaus
vernichtet; Wasser und Wald mangeln; das Regen-
wasser wird in Cisternen gesammelt, an der Küste
hat man Brunnen gegraben. Die Bevölkerung be-
schäftigt sich mit Flechten von Weiden oder Stroh
und mit Arbeiten aus Aloe und Feigenmark; Vieb-
zucht, Ackerbau und Obstbau sind bedeutend. Kar-
toffeln und Zwiebeln werden ausgeführt. Haupt-
ort ist Horta mit (1878) 7446 E. und gutem Hafen.
Fayence, Faience (frz., spr. faiangß), auch
wohl Halbporzellan, die gewöhnlich mit Zinn-
glasur bedeckten und im Startbrande hergestellten
Thonwarcn, sowohl Gefäße wie Tafeln oder Fliefen
(s. d.), mit Gemälden und Ornamenten. Das
Wort ist von der Stadt Faenza (s. d.) in Italien
abzuleiten und bezeichnet ursprünglich nur einen
besondern Zweig künstlerischer Terracottaarbeiten,
nämlich der Majoliken, deren Fabrikation einen
frühen Sitz in dieser Stadt hatte. Das Wort
ist dann auf alle Arten von Terrakotten über-
gegangen, welche zwischen dem gewöhnlichen, mit
Bleiglasur bedeckten Hafnergeschirr und dem Por-
zellan die Mitte bilden, seien sie nun jünger oder
älter als die Majoliken von Faenza. In diesem
Sinne genommen ist die F. eins der ältesten Kunst-
gebilde. Man hat ihren Ursprung aus Indien her-
zuleiten, wenn man nicht schon ägyptische und
assyrische glasierte Thonarbeiten dazu rechnen will.
Von Indien, wo insbesondere Fliesen aus alter Zeit
als Wandbetleidung sich erhalten haben, ging die
Fayencekunsttöpferei zu den Persern und Arabern
und fand überall in den von den Arabern gegrün-
deten mohammed. Staaten eine reiche Anwendung,
und zwar in der doppelten Weise als Gefäße wie
als Wandbetleidung in farbigen, mit Arabestcn
überdeckten Fliesen. Der Grund ist in der Regel weiß
gelassen, die Arabesken sind in Braun oder in
Türkis- und Kobaltblau, auch mit Grün und schönem
Zinnoberrot. Letzteres zeichnet besonders die sog.
F. der Insel Rhodus aus, Teller, Schüsseln (s. Tafel:
Fayence, Fig. 2), Fliesen mit schönen Arabesken,
deren Fabrikation durch pers. Gefangene auf der
Insel entstanden sein soll, zur Zeit, als sie noch im
Besitz des Johanniterordens war. Eine besondere
Eigentümlichkeit der arabischen und persischen F.
besteht in ihrem starken opalisierenden Metallglanze,
der bald rot, bald gelb, bald kupferfarben erscheint.
Diefe Dekoration wurde ebensowohl im Orient wie
im arab. Spanien geübt, daher nv^n dveie Gefäße
als fpanisch-maurisch bezeichnet. Sie blühte wäb-
rend des ganzen spätern Mittelalters und ging,
langsam erlöschend, durch die neuern Jahrhunderte
als Arbeit der Mauresken fort. Noch jetzt werden
sie, allerdings nur in einem Orte, in Manises bei
Valencia, fabriziert. Mit Fayencefliesen orient. Art
sind noch jetzt viele Paläste und Moscheen des
Orients, überhaupt in den mobammed. Ländern,
bedeckt. Von Spanien ging die Kunsttöpferei der F.
über Majorca (daher der Name Majolika) und
Sicilien nach Italien hinüber. (S. Majolika.) Im
16. Jahrh, blühten, aber nur für kurze Zeit, beson-
dere Arten der Fayencetöpferei in Deutschland wie
in Frankreich. In Deutschland waren es buntfar-
bige Gefäße und Ofen, welche gewöhnlich nach dem
Namen des Nürnberger Glasmalers und Töpfers
Augustin Hirschvogel (s. d.) benannt werden (s.
Fig. 5). In Frankreich waren es zweierlei Arten
von F., welche unter den Kunstfreunden zu großem
Ruhm und hohen Preisen gelangt sind, die Ar-
beiten von Bernard Palissy (s. d.) und die sog.
Il6nri-ä6ux-Fayencen (s. d.). Beide blieben Spe-
cialitäten, an welche sich ein größerer Erzeugungs-
betrieb nicht anschloß, wie dieser durch ein Jahr-
hundert in Dentschland blühte. Doch wurden in
Kreußen bei Vayreuth (s. Fig. 3 und den Artikel
Kreuhen-Fayencen) braune, buntgefärbte Thon-
gefäße, ferner am Niederrhein Steinzeug, weißes,
graues, braunes und blauverziertes Geschirr, ge-
fertigt, dessen Fabrikation im 16. Jahrh, bis zum
Dreißigjährigen Kriege ihre Sitze in Siegburg, Rae-
ren, Frechen, Höchst und Grenzhausen hatte, an welch
letztern Orten sie jetzt wieder belebt worden ist. Von
weitgreifenden Folgen für die Geschichte der F. war
die Veränderung, welche im Anfang des 17. Jahrd.
von Holland und zwar von der Stadt Delft aus-
ging (s. Fig. 6 und den Artikel Delfter Fayencen).
Die weißgrundierten F. wurden nun durch das
17. Jahrh, und ebenso im 18. neben dem sich neu
emporarbeitenden europ. Porzellan das allgemeine
bessere Gebrauchsgeschirr. Fabriken entstanden
überall in großer Zahl; in Frankreich erblühten ins-
besondere Rouen (s. Fig. 4), Nevers, Moustiers, in
Deutschland trat neben Straßburg (s. Fig. 1) Nürn-
! berg an die Spitze, in Schweden entstanden die
beiden noch heute existierenden Fabriken von Rör-
strand und Gustafsberg; die ital. Majolilafabriken
nahmen die neue Richtung an; in England erhielten
alle F. des Gebrauchsgeschirrs den Namen Delft.
Vorherrschend war die Dekoration blau auf weißem
Grunde; aber auch andere Farben wurden hinzu-