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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fayence (Ort) - Fazy
gefügt, zumal in der blumigen Dekoration des
18. Jahrh. Mit der wachsenden Verallgemeinerung
des europ. Porzellans gegen Ende des vorigen
Jahrhunderts erlitt die Fayencefabrikation wohl
einen starken Stoß, bei der Reform des modernen
Geschmacks ist sie aber wieder belebt worden, und
zwar, was die künstlerische Seite betrifft, in er-
böhtem Maße. Fast alle Länder beteiligen sich an
dieser Wiedergeburt der Fayenceindustrie, und alle
alten Manieren und Arten werden wieder geübt.
So wird die DelfterArt in Belgien, Holland, Schwe-
den, Dänemark geübt. England hat die Luxus-
fayence (s. Fig. 7) und bunten Fliesen wieder zu
reicher und mannigfacher Entfaltung gebracht; zu
nennen sind die Fabriken zu Minton, Doulton (s.
nachstehende Textfigur, und den Artikel Doulton-
ware), Royal Worcester Works u. a. Frankreich übt
alle seine alten Arten (Palissy, Noucn, Moustiers),
daneben die orient. Arabeskenmanieren und hat die
Fayencemalerci als bildliche Dekoration (s. Fig. 8
und den Artikel ^aieuces patrioti^uLs) zu einer
hohen Stufe der Vollendung geführt. In Deutsch-
land liefern die Fabriken von Villeroy u. Boch in
Mettlach im Rheinland ausgezeichnete eingelegte
Fliesen und eingelegte Steingutarbeit; die Aktien-
gesellschaft für Porzellan- und Steingutfabrikation
(L. Nessel) in Poppelsdorf bei Bonn vorzügliche
Fayenceplattenbilder. Über die technische Herstellung
s. Thonwarenfabrikation.- Vgl.Vrongniart,1i-Hit6
äo8 arts "6i-Hini<iu63 (3. Aufl., 2 Bde., Par. 1877,
mit Kupfern); Maröchal, 1^68 tai6Qc68 knoiolii^
"t M0ä6rii68, lour" inarqnLs et clecorZ (2. Aufl.,
2 Bde., ebd. 1874); Ris-Paquot, Histoire ^öuelale
äs 13. l^16UC6 9,uci6UQ6 fi9.n^ai86 6t 6N'HI1^616
(2 Bde., cbd. 1873-74): Malagola, Neinoi-jß 8t0-
i'iciw Luii^l ni^io1icli6 äi?a6U23. (Bologna 1880);
F. Argnani, 1^6 c6ra,iiii(;1i6 6 niaiolidie 5">6iitiii6
llsiia. I010 0iiZiu6 iino ai pi'incipio äei 86col0 XVI
(Faenza 1889); Fr. Iännicke, Marken und Mono-
gramme auf F., Porzellan u. s. w. (Stuttg. 1878);
Swoboda, Die Farben zur Dekoration von Stein-
gut, F. und Majolika (Wien 1891).
Fayence (spr. faiäncch), Hauptort des Kantons
F. (327,9., li1<m, 8 Gemeinden, 8369 E.) im Arron-
disseinent Draguignan des franz. Depart. Var,
amphitheatralisch an einem Berge gelegen, durck
Trambahn mit der Franz. Mittelmeerdahn verbun-
den, hat (1891) 1702 E. und Fabrikation von
Fayencen (s. den vorhergehenden Artikel).
Fayenceblau, s. Fayencedruck.
Fayencedruck (spr. falängß-), Fayenceblau,
Englischblau, eine jetzt kaum mehr angewandte
Methode des Zeugdruckes, bei der das Zeug mit
einer Mischung von Indigo und Eisenvitriol be-
druckt, dann zunächst durch ein Kalkbad, darauf
durch verdünnte Schwefelsäure genommen und end-
lich der Luft ausgesetzt wird. Der aufgedruckte
Indigo wird dabei im Kalkbads durch den Eisen-
vitriol in Indigweiß verwandelt, das durch die
Wirkung der Säure auf der Faser fixiert wird,
während diese zugleich das entstandene Eisenoxyd
und den Überschuß des Kalks fortnimmt: durch das
lüften wird dann endlich das Indigweiß wieder in
Indigblau verwandelt.
Fayetteville (spr. fejettwill), Hauptort des
County Cumberland im nordamerik. Staate Nord-
carolina, 86 km südlich von Raleigh, auf dem rechten
Ufer des bis hierher schiffbaren Cape Fear-Niver,
mir (1890) 4222 E., ist Mittelpunkt eines bedeu-
tenden Terpentinhandels, hat Baumwollmanufaktur
und Baumwollölfabrikation.
Fayüm, ägypt. Provinz, s. Fa^um.
^2.2enÜ2. (portug., spr. fas-; ipan. Ilaeionc^),
Landgut, besonders in Brasilien; ^. real, ko'nigl.
Gut, Staatsschatz; I^c^ideiro, Besitzer einer?.
Fazogl, Landschaft im Sudan, s. Fasokl.
Fazy (spr. -sih), James, schweiz. Staatsmann
und Parteiführer, geb. 12. Mai 1796 zu Genf,
aus einer nach Aufhebung des Edikts von Nantes
in Genf eingewanderten, ursprünglich engl. Familie.
Er widmete sich zu Paris rechts- und staatswissen-
schaftlichen Studien und war Mitarbeiter verschie-
dener liberaler, dieBourbonenregierung bekämpfen-
der Blätter. Als nach der Thronbesteigung Ludwia
Pbilipps die Verfolgungen der demokratischen Presse
begannen, kehrte F. 1833 in seine Heimat zurück
und schwang sich in Genf bald zu einem der ein-
flußreichsten Führer der Opposition auf. Durch die
Revolution von 1841 erzwang er den Rücktritt des
Staatsrats und die Annahme einer demokratischen
Verfassung, wurde 1843 in den Großen Rat auf'
genommen, trat bei der Revolution im Okt. 1846
(s. Genf) an die Spitze der Provisorischen Negierung
und brachte nun mit Hilfe seiner Partei (der Radi-
kalen) eine liberal-demokratische Verfassung zu stände.
Er erwarb sich um Beseitigung der Festungswerke,
die Erweiterung und Verschönerung der Stadt, die
seitdem einen ungewöhnlichen Aufschwung auch in
Handel und Industrie nahm, große Verdienste und
gewann bedeutenden Einfluß auf die eidgenössischen
Angelegenheiten, erst als Abgeordneter (1847) zur
Tagsatzung, dann zur Bundesversammlung.
Inzwischen bildete sich jedoch in Genf selbst nach
und nach eine Opposition gegen den herrschenden
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