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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fenis - Fenster
nommen, gefangene Iren zu befreien und das Ge-
fängnis durch Sprengungen zu zerstören. Mit der
radikalern Wendung der Politik der Home-Nule-
Liga unter Parnell und der Gründung der Land-
liga durch Davitt erhielt auch der Fenierbund neue^
Leben: 1880 wurde er für England und Irland neu
organisiert und von einer Ccntralstelle, dem "Obersten
Nat" (3UPI-6II16 (^ounoil) in London geleitet. Zu
verstärkter revolutionärer Propaganda rief der
Oberste Rat eine neue Verbindung in den "Unbe-
sieglichen" ss. d., Invwcidioz) ins Leben, die sick
Nov. 1881 in Dublin konstituierte, und deren Zweck
geradezu polit. Mord fein follte. Durch ihre Mit-
glieder gefchah 6. Mai 1882 im Pbönirpark zu
Vublin die Ermordung des ersten Sekretärs für
Irland, Frederick Cavendish und des Unterstaats-
sekretärs Vurke. Durch Verrat eines Genossen
lormlen 5äe Hauptmitglieder verhaftet und bestraft
werden, die Mordgescllschaft aber arbeitete unter
O'Donovan Rossa von Amerika aus weiter und
ging mit Dynamitsprenguugen gegen die öffent-
lichen Gebäude iu London und andern engl. Städten
vor. 1883-85 gelangen mehrere Explosionen, ineist
aber nur in kleinerm Maßstabe; größeres Unglück
wurde regelmäßig durch rechtzeitige Entdeckung
und Verhaftung der amerik. Sendlinge verhindert.
Vor allem wird das engl. Parlamentsgebäude feit
den fenifchen Angriffsverfuchen ängstlich bewacht.
Auch in Amerika begann man des Treibens der
Mordgefcllen überdrüssig zu werden und mit Strafen
vorzugehen; obendrein ist 25. Juni 188K zwifchen
England und den Vereinigten Staaten ein Aus-
lieferungsvertrag abgefchlosfen worden. - Vgl.
Nutherford, seci'Lt kistor^ ok tii6 ^eui^n con-
Lpir^ (2 Bde., Lond. 1877).
Fenis, Rudolf von, Minnefänger, f. Rudolf
Fenn (Fenne), f. Fehn. fton Fenis.
Fennek, Fenek, Wüstenfuchs oder Zerda
((^3.1118 8. I^6NI16cU8 8. Ne^iotiL ^61'äa ^N)ittl6?'),i.,
s. Tafel: Wilde Hunde und Hyänen I, Fig. 1,
beim Artikel Hunde), kleiner Fuchs von heller Ifa-
bellenfarbe, der die Sahara und überhaupt die
Wüstengegenden Afrikas nördlich vom Äquator be-
wohnt. Er zeichnet sich besondere durch die ungemeiu
großen, löffelförmigen, stark behaarten, aufrecht ge-
tragenen Ohren aus. Der Pelz ist seidenartig weicb,
der Schwanz sehr buschig, die Fus'.dalleu behaart.
Der F. lebt ganz nach der Wei^e der Füchse, gräbt
sich Vaue, vorzugsweise unter Alfabüschen, und be-
schleicht nächtlicherweile Vögel und kleinere Säuge-
tiere. Er schmiegt sich gern nach Hundeart dem
Menschen an, muß aber warm gehalten werden.
Nach Biskra werden faü stets ledende F. zum Ver-
kaufe gebracht und gelangen von hier aus in curop.
Tiergärten, die das Stück mit etwa 100 M. bezab-
len. Ihr Speisezettel muh Abwechselung bieten und
neben rohem und gekochtem Fleisch, Sperlingen,
Tauben auch Früchte umfassen.
Fenner von Fenneberg, Daniel, Führer des
pfälz. Aufstandes von 1849, geb. 1820 zu Trient
in Tirol, Sohn des östcrr. Feldmarschalllieutenants
Freiherrn Franz Philipp F. (geb. 1702, gest.
19. Okt. 1824), trat 1837 als Kadett in die Armee,
nahm aber schon 1843 seine Entlassuug. Nach
Veröffentlichung der Schrift "Österreich und seine
Armee" (1847), in der er die österr. Armeeorgani-
sation angriff, verlieh F. Österreich, kehrte aber 1848
nach Wien zurück und war während der Oktoberereig-
nisse Ches der Feldadjuwutur bei den Aufständischen.
Nach der Einnahme Wiens durch Windischgrätz ge-
lang ihm seine Flucht über die bayr. Grenze. Bei
der Erbebuug des Volks in der Pfalz 1849 begab
er sich dahin und wurde vom Landesausschusse für
kurze Zeit zum Oberbefehlshaber und Chef des Ge-
neralstabs des pfälz. Volksheers ernannt. Der un-
ter feinen: Einflüsse unternommene uuglückliche Ver-
such einer Überrumpelung der Festung Landau war
Anlah, dah er noch am Tage des Ereignisses seine
Entlassuug als Oberkommandant des Volksheers
erhielt. Die Niederwerfung des Aufftaudes in der
Pfalz und in Baden braä)te ihn in die Schweiz.
Er wurde jedock von Zürich ausgewiesen und wandte
sich nach Amerika, wo er seit 1851 zu Neuyork eine
deutsche Wochenschrift "Atlantis" herausgab. Seine
Erlebnisse in der Revolutionszeit schilderte er in den
Büchern "Geschichte der Wiener Oktobertage" (Tl.1,
Lpz. 1849) und "Zur Geschichte der rheinpfälz. Re-
volution und des bad. Aufstandes" (2. Aufl., Zur.
1850). 1858 wurde er geiftestrauk, kehrte nach
Europa zurück und starb 15. Febr. 1863 zu Vregenz
in Vorarlberg.
Fenner von Fenneberg, Joh. Heinr. Chri-
stoph Matthäus, Badearzt und balneographischer
Schriftsteller, gev. 25. Dez. 1774 zu Kirchhain in
Kurhesseu, besuchte die Universität zu Marburg,
habilitierte sich daselbst als Docent und wurde spä-
ter Arzt in Schwalbach, sodaun Physikus zu Na-
stättcu. Seinen: Wirken verdankt Schwalbach zum
größten Teil die gegenwärtige Blüte und Berühmt-
heit. F. starb 16. Dez. 1849. Seine badeärztlichen
Schriften behandeln namentlich Schwalbach und
feine Heilquellen. Wie früher das "Journal über die
Bäder und Gesundbrunnen Deutschlands" (2 Hefte,
Marb. 1800-2), gab er später das "Tafchenbuch
für Gefundbrunnen und Bäder" (3 Bde., Darmst.
1816-18) und im Verein mit Dö'riug u. a. die "Jahr-
bücher der Heilquellen Deutfchlands" (2 Bde.,
Wieso. 1821 - 22) heraus. Von Poet. Arbeiten
veröffentlichte F. unter anderm "Das Gebet des
Herrn in vier Gesängen" (Wiesb. 1816) und
"Winterblumen" (ebd. 1819).
Fennichhirse, s. Hirse.
Fenny-Stratford lfpr. strättf'rd), Stadt in
der engl. Graffchaft Buckingham, am Grand-
Iunctionkanal, ift ein wichtiger Eisenbahnknoten-
punkt, hat (1891) 2500 E. und Spitzenklöppelei,
Ziegelei, Strohflechterei sowie Fabrikation von
Eiseuwerkzeugen.
Fenrir, Fenriswolf, in der nordischen My-
thologie ein Dämon des Meers. Nach dem Be-
rickte der Edda ist er ein Kind Lokis (s. d.) und der
Riesin Angrboda ("Kummerbringerin"), ein Bruder
der Hel und der Midgardsschlange. In seiner Ju-
gend wird er von den Göttern mit der unzerreiß-
baren Fessel Gleipnir gebuuden; Tyr (s. d.) voll-
bringt diese Arbeit, verliert aber dabei seiue Hand.
Im tiefsten Dunkel liegt F. gefesselt bis zum Götter-
geschick (s. d.). Zu diesem entledigt er sich seiner
Fesseln und zieht mit den bösen Mächten zum letzten
Kampfe; er kämpft mit Odin, verschlingt diesen,
wird aber von Odins Sohne Vidar getötet.
Fenriswolf, s. Fenrir.
Fenster, ^ssnungen in den Umfassungsmauern
oder dem Dache der Gebäude, welche dazu dienen,
den innern Räumen Licht und Luft zuzuführen, da-
bei aber den nötigen Schutz gewähren gegen die
Temperaturunterschiede und das Regen- und Achnee-
wasser nicht eindringen lassen, zu welchem Zwecke