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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ferdinand I. (von Spanien) - Ferdinand I. (Großherzog von Toscana)
bracht hatte, 22. Mai 1859 starb. Ihm folgte
Franz II. - Vgl. Nic. Nisco, I^räwauäo II. e ii
8uo i-eß-no ^Neap. 1884).
Ferdinand I. bis V. von Spanien, identisch
mit F. I. bis V. von Castilien <s. S. 669).
Ferdinand VI., König von Spanien, geb.
23. Sept. 1712, der dritte Sohn König Philipps V.
aus dessen erster Ehe mit Maria Ludovica Gabriele
von Savoyen, folgte 10. Aug. 1746 seinem Vater
auf dem Throne, war wohlwollend, aber schwach,
überließ die Regierung fast vollständig seinen Mi-
nistern und starb 10. Aug. 1759 blödsinnig in
einem Kloster zu Villaviciosa, ohne Kinder zu hinter-
lassen. Ihm folgte sein Halbbruder Karl III.
Ferdinand VII., König von Spanien, geb.
14. Okt. 1784, Sohn König Karls IV. und der
Prinzessin Marie Luise von Parma, erhielt durch
den herzog von Alcudia ss. Godoy) eine ungenügende
Erziehung und wurde 1801 mit Antoinette Therese,
der Tochter des nachmaligen Königs beider Eicilicn,
Ferdinands I., vermählt, die jedoch schon 21. Mai
1806 starb. Vornehmlich in der Absicht, ihren Haß
gegen den Herzog von Alcudia zu befriedigen,
scharten sich mehrere Große, an deren Spitze der
Herzog von Infantado stand, um F., der in einem
Schreiben vom 11. Okt. 1807 an Napoleon I. den
Wunsch zu erkennen gab, sich mit der ältesten Tochter
Lucian Vonapartes zu vermählen. Da sich der
Herzog von Alcudia der Papiere F.s bemächtigte,
wurde der Prinz 28. Okt. im Escorial verhaftet und
durch eine königl. Kundgebung für einen Verräter
erklärt. Doch die Erbitterung des Volks gegen
Alcudia führte 18. März 1808 die Revolution von
Aranjuez herbei, wonach der König der Krone ent-
sagte, die nun auf F. überging. Dieser begab sich
nach Bayonne zu Napoleon, der ihn jedoch zur
Thronentsagung (10. Mai) zwang. Indes hatte F.
zuvor der von ihm in Madrid errichteten obersten
Regierungsjunta uneingeschränkte Vollmacht und
das Recht erteilt, die Cortes zu berufen und Krieg
mit Frankreich Zu führen. (S. Spanien.) Er erhielt
von Frankreich als Apanage eine jährliche Rente
von 600000 Frs. und das Schloß Valencay, eine
Besitzung des Fürsten Talleyrand, zum Aufenthalt
angewiesen, wo man ihn au^s strengste bewachte.
Erst gegen Ende 1813 bot Napoleon F. die Wieder-
einsetzung an, und auf Grund des von den Cortes
nicht bestätigten Vertrags vom 11. Dez., durch den
F. Spaniens Interesse von der Sache Europas
trennte, kehrte F. im März 1814 nach Spanien
zurück. Allein noch vor seiner Ankunft in Madrid
verweigerte F. den Eid auf die Konstitution der
Cortes von 1812 und stieß diefe um, weil sie die
monarchische Gewalt zu sehr beschränke. Kaum war
General Eguia mit einer Abteilung der Garden in
Madrid angekommen, so wurden, zwei Tage vor
des Königs Ankunft, mitten in der Nacht die Mit-
glieder dcr Regentschaft, mehrere Deputierte der
Cortes und die Minister verhaftet. Am 14. Mai
1814 hielt F. feinen Einzug in Madrid, alle Libe-
ralen wurden verfolgt, und Hinrichtungen, Gefäng-
nisstrafen, Verbannungen und Vermögenskonfis-
kationen fanden in allen Teilen des Reichs statt.
Die Mönchsorden, die Inquisition samt der Folter
wurden wiederhergestellt und jede Äußerung geistiger
Freiheit mit Härte unterdrückt.
Endlich kam es im Jan. 1820 zum Aufstande,
sodaß F. sich genötigt sah, 9. März die Konstitution
der Cortes von 2s22 ^/ beschwören' doch durch die
Brockhaus' Knnvcrscttious-Lcxikon.. 14. Aufl. VI.
bewaffnete Intervention Frankreichs wurde 1823
die absolute Gewalt in Spanien wiederhergestellt.
F. hatte sich 1816 mit der zweiten Tochter des Kö-
nigs Johann VI. von Portugal, Maria Isabella
Franziska, wieder vermählt, die aber schon 26. Dez.
1818 starb. Zum drittenmal vermählte er sich im
Aug. 1819 mit der Prinzessin Josephe, einer Tochter
des Prinzen Maximilian von Sachsen, und nach
deren Tode (17. Mai 1829) noch in demselben Jahre
zum viertcnmal mit Maria Christina ss. d.), einer
Tochter Franz' I., des Königs beider Sicilien, die
ihm 10. Okt. 1830die nachmalige KöniginIsabellali.
und 1832 die Infantin Luise Fernanda, spätere
Gemahlin des Herzogs von Montpensier, gebar.
Durch den Einfluß Maria Christinas wurde F.
bewogen, die von den Cortes 1822 beantragte Auf-
hebung des Salischen Gesetzes 29. März 1830 durch
eine sog. Pragmatische Sanktion, welche die alte
castil. tognati^che Erdfolge wiederherstellte, zu ver-
wirklichen. Dieser Schritt führte schon bei Lebzeiten
des Königs zur Koalition der Anhänger seines
Bruders Don Carlos und brachte nach seinem Tode
den Bürgerkrieg zum Ausbruch. Bald von der
liberalen, bald von der reaktionären Partei bedroht,
von Intriguen am Hofe beherrscht, übertrug der im
Okt. 1832 schwer erkrankte König seiner Gemahlin
die Leitung der Staatsgeschäfte bis zu seiner Ge-
nesung, worauf ein freisinnigeres System an die
Stelle des bisherigen trat. Der für die karlistische
Partei wirkende Minister Calomaroe, der den fast
bewußtlosen König ein Dekret, das die Pragmatische
Sanktion von 1830 aufhob, hatte unterzeichnen
lassen, mußte flüchten. F. erklärte 31. Dez. das
Dekret für erschlichen und übernahm 4. Jan. 1833
wieder die Regierung; doch starb er schon 29. Sept.
1833. Ihm folgte feine minderjährige Tochter Ifa-
bella II. - Vgl. Baumgarten, Geschichte Spaniens
vom Ausbruch der Französischen Revolution (3 Bde.,
Lpz. 1865-71).
Ferdinand, Infant von Spanien, der fog.
Kardin alinfant, kaiferl. General im Dreißig-
jährigen Kriege, geb. 17. Mai 1609 als dritter Sohn
Philipps III. von Spanien, wurde schon 1619 Erz-
bischof von Toledo, dann Kardinal und von seinem
Bruder Philipp IV. zum Nachfolger der Erzherzogin
Ifabella in der Negierung der Niederlande aus-
ersehen. Von Mailand aus an der Spitze eines
starken Armeekorps nach Deutschland vorrückend,
trug er wesentlich zu dem großen Siege bei Nörd-
lingen über die Schweden und Bernhard von Wei-
mar bei s6. Sept. 1634) und zog 4. Nov. in Brüssel
ein. Um den vereinten Angriffen der Franzofen und
der von Friedrich Heinrich von Oranien geführten
Niederländer zu begegnen, ergriff er, unterstützt von
Piccolomini und Johann von Werth, 1636 die Offen-
sive, eroberte die Picardie, nahm alles Land zwischen
^omme und Oise und eine Reihe fester Plätze; aber
Zuchtlosigkeit und Desertion in seiner Armee zwang
F. zum Rückzüge. 1638 erfocht er einen Sieg über
den Grafen Nilhelm von Nassau bei Kalloo und
entsetzte Geldern, jedoch versuchte er Aug. 1640 mit
dem Herzog von Lothringen vergebens den Entsatz
von Arras, das den Franzosen ebenso in die Hände
siel, wie bald darauf das feste Aire in Artois. F.
starb 9. Nov. 1641 in Brüssel.
Ferdinand I., de'^ Medici, Großherzog von
Toscana, geb. 1549, ^ohn Cosimos I. de' Medici,
nahm, von Pius V. schon mit 14 Jahren zum Kar-
dinaldiakon erhoben, unter Gregor XIII. und Six-
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