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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fernan-Nuñez - Fernrohr

sowie als Ausgangspunkt zu Entdeckungsreisen nach dem Innern Afrikas. Deutschland erwarb 1882 das Recht zur Anlage einer Kohlenstation an der Bucht Carboneras oder Gravinas. - Vgl. Baumann, Eine afrik. Tropeninsel. F. P. (Wien 1888).

Fernán-Nuñez (spr. nunnjez), Stadt in der span. Provinz Cordoba (Andalusien), 25 km südlich von Cordoba, in fruchtbarer Ebene, 5 km von der Eisenbahn entfernt, hat (1887) 5483 E. In der Nähe das Schloß der Herzöge von F. In der Kirche zeigt man ein Crucifix, welches die ersten Missionare in Japan gebrauchten.

Fernão de Noronha, s. Fernando-Noronha.

Ferndorf, Pfarrdorf im Kreis Siegen des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, 2 km östlich von Creuzthal, an der Nebenlinie Marburg-Creuzthal der Preuß. Staatsbahnen, an dem rechts zur Sieg gehenden Flusse F., welcher am Pfaffenhain entspringt, den Müsener Bach aufnimmt und durch ein breites, an Eisenerzen und Eisenwerken reiches Thal fließt, hat (1890) 1230 meist evang. E., Postagentur, Fernsprechverbindung; Fabrikation von Dampfkesseln, Eisenwaren, Leim und Ziegeleien.

Ferner, s. Firn.

Ferney, jetzt Ferney-Voltaire (spr. -neh wolltähr), Hauptort des Kantons F. (78,39 qkm, 9 Gemeinden, 4896 E.) im Arrondissement Gex im franz. Depart. Ain, 7 km von Genf, hat (1891) 1200 meist evang. E. und ist berühmt durch Voltaire, den "Philosophen von F.", der sich 1759 hier niederließ und durch Heranziehung geschickter Arbeiter (besonders Uhrmacher) den Ort schnell, allerdings nicht dauernd hob. Das Schloß, vielfach umgebaut, enthält noch zahlreiche Erinnerungen an Voltaire. Vor und nach Voltaire war Gut und Schloß F. im Besitz der Familie Budé, der Nachkommen von Guillaume Budé, genannt Budäus.

Ferngefecht, das mit Fernwaffen (s. d.) geführte Gefecht.

Fernhörer, s. Fernsprecher.

Fernitz, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Graz in Steiermark, 10 km im SO. von Graz, links von der Mur, mit dem gegenüber liegenden Kalsdorf (1502 E.) durch Brücke verbunden, hat (1890) 598 E., got. Kirche (besuchter Wallfahrtsort), eine der schönsten des Landes, 1160 erbaut und 1314 von Kaiser Friedrich III. umgestaltet. Die Fläche östlich vom Orte, das Fernitzer Feld, ist in der Geschichte Steiermarks als Schlachtfeld bekannt, namentlich 1532, wo Hans Katzianer von Katzenstein mit Sigmund von Herberstein mit 6000 Reitern und Fußvolk hier die Nachhut des türk. Heers besiegte.

Fernkorn, Anton Dominik, Bildhauer und Erzgießer, geb. 17. März 1813 zu Erfurt, kam in Stiglmayers Gießerei in München, arbeitete 1836-40 an der Akademie zu München und bei Schwanthaler, siedelte 1840 nach Wien über und schuf 1852 (als Brunnenfigur im Hofe des Palastes Montenuovo) ein Reiterbild des heil. Georg im Kampfe mit dem Drachen, mit dem er seinen Ruf begründete. Dann vollendete er 1858 sechs Kaiserstatuen für den Dom zu Speyer. An die Spitze der neuerrichteten kaiserl. Erzgießerei gestellt, goß er dort seine berühmtesten Werke, wie das kolossale Reiterstandbild des Erzherzogs Karl (1860, auf dem Burgplatz in Wien) und das des Prinzen Eugen (1865, ebd.). Für das Schlachtfeld von Aspern schuf er einen kolossalen Löwen in Sandstein und goß die von Gasser modellierte Statue der Maria Theresia für die Militärakademie in Wiener-Neustadt. Früher schon arbeitete F. am Modell einer Jellachich-Statue für Agram, sowie er ein gleiches des Dichters Friedr. Hebbel modellierte, das in Marmor ausgeführt wurde; auch vollendete er (1863) das Monument für Ressel, den Erfinder der Schiffsschraube, in Wien und sollte sechs Statuen von Kundtmann für die Schwarzenberg-Brücke gießen, als er 1866 in Irrsinn verfiel. Er starb 16. Nov. 1878 in der Landesirrenanstalt am Brünnlfeld bei Wien.

Fernleitung, s. Ferntrieb.

Fernmelde-Apparate, Fernmelder, alle diejenigen Apparate, durch die ein zu beobachtender Zustand oder Vorgang durch irgend ein Mittel auf größere Entfernungen sichtbar gemacht wird. Als bestes Übertragungsmittel hat sich für solche Apparate die Elektricität erwiesen. (S. Elektrische Fernmelder.)

Fernow, Karl Ludw., Kunstschriftsteller, geb. 19. Nov. 1763 zu Blumenhagen in der Ukermark, war ursprünglich Schreiber und später Apotheker, wurde aber durch die Bekanntschaft mit Carstens in Lübeck der Kunst zugeführt. In Jena lernte er Reinhold und Baggesen kennen, welch letzterer ihn mit nach Italien nahm. Als Baggesen zurückkehrte, fand F. an dem Baron Herbert und dem Grafen Burgstall Gönner, die ihn in den Stand setzten, sich 1794 nach Rom zu begeben. Hier, wo er mit Carstens wieder zusammentraf, studierte er die Geschichte der Kunst sowie die Sprache und die Litteratur Italiens. Er kehrte 1802 nach Deutschland zurück und wurde hierauf außerord. Professor zu Jena, 1804 Bibliothekar bei der verwitweten Herzogin Amalie zu Weimar. Dort starb er 4. Dez. 1808. Von seinen Schriften sind zu erwähnen: das "Leben des Künstlers Carstens" (Lpz. 1806; neu hg. von Riegel, Hannov. 1867), "Über den Bildhauer Canova" (Zür. 1806), "Ariostos Lebenslauf" (ebd. 1809), vor allem seine reichhaltigen "Röm. Studien" (3 Bde., ebd. 1806-8). Auch gab er heraus: "Raccolta di autori classici italiani" (12 Bde., Jena 1806-10) sowie Tassos "Gerusalemme liberata" (2 Bde., ebd. 1809).

Fernpaß, s. Fern.

Fernpunkt (des Auges), s. Accommodationsvermögen.

Fernrohr oder Teleskop, jedes optische Instrument, das entfernte Gegenstände unter einem größern Sehwinkel als mit freiem Auge, also vergrößert zeigt und zwar so, als ob sie näher gerückt wären. Jedes F. besteht im wesentlichen aus zwei Teilen, dem Objektiv, welches den Zweck hat, von dem fernen Gegenstand ein Bild zu erzeugen, und dem Okular, durch welches dieses Bild vergrößert wird. Nach der Art des Objektivs unterscheidet man zwei Klassen von F.: solche, bei denen das Bild des Gegenstandes durch Brechung (Refraktion) in Glaslinsen hervorgebracht wird und die daher Refraktoren oder dioptrische F. genannt werden, und solche, bei denen es durch Spiegelung (Reflexion) an Hohlspiegeln erzeugt wird und die daher Reflektoren, Spiegelteleskope oder katoptrische F. heißen.

1) Die Refraktoren. Die Geschichte der ersten Erfindung der dioptrischen F. ist noch immer nicht völlig aufgeklärt; gewiß bleibt, daß sie in Holland um das Ende des 16. oder zu Anfang des 17. Jahrh. gemacht worden ist. Anspruch auf dieselbe machen Jan Lapprey (Hans Lippersheim, auch Lipperseim geschrieben), Jak. Metius und Zachar. Jansen; nach