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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ferroverbindungen - Ferry
fein, weil das in der Aufsicht gesehene Bild nie rein
weih, sondern höchstens grauweiß erscheint. Neuer-
dings fertigt man auch Bromsilbergelatineplatten
auf asphaltiertem Eisen, auf dem derselbe Zweck in
zwamigfach kürzerer Erpositions;eit erreicht wird.-
Vgl. Ferrotypie (10. Aufl., Düsseld. 1890).
Ferroverbindungen, s. Eisenverbindungen.
Ferrucci (spr. -uttschi), Andrea, ital. Bildhauer,
geb. 1465 zu Fiesole, gest. 30. Juni 1526 in Florenz,
war außer in letzterer Stadt seit 1490 auch für König
Ferdinand I. in Neapel beschäftigt. Er schuf Ver-
schiedenes für die Kirchen Sta. Annunziata und Sta.
Maria del Fiore. 1512-18 war er Oberbaumeister
des Florentiner Doms; unter den kolossalen Apostel-
figuren in den Pfeilernischen daselbst ist der heil.
Andreas sein Werk (1514) sowie die Büste des
Marsilio Ficino (1521). Auch über den Bau der
Basilika San Lorenzo führte er seit 1514 die Auf-
sicht. Im Dom zu Pistoja ist von seiner Hand das
Taufbecken und der Altar mit Figuren Christi und
Johannis' des Täufers, in Volterra zwei marmorne
Engel, ferner in Fiesole zwei schöne Holzcrucifire.
Ferruginös (vom lat. lsi-iü^o, Eisenrost), eisen-
haltig; ^6rruFiii08a, eisenhaltige Heilmittel.
I'srrnin (lat.), Eisen. 1?. cardouicuin, Eisen-
carbonat; l". clilorätum, Eisenchlorür; I?. citricum
ox^äätuin, citronensaurcs Eisenoxyd; 1^. .ioMtuin,
Eisenjodür; ?. iHctioum, Eisenlactat; ^. ox^ckawin
äi^^ätuin, dialysiertes Eisenoxydhydrat; ^. ox^-
äg.tuin luLcnm, Ferrihexahydrat; ^. p)^"p1i08p1wi'i>
cum, pyrophosphorsaures Eisen; l'. reänewin, re-
duziertes Eisen; ?. 868quicIi1oi'Htuin, Eisenchlorid;
V'. 8u1kni-ätuiu, Schwefeleisen; ^. Zuifulicuin, Eisen-
sulfat. Lauter.
rsi-rrlin oa.nHsn8, s. Glüheisen und Thermo-
Ferry, Gabriel, s. Ferry de Bellemare.
Ferry, Jules, franz. Staatsmann, geb. 5. April
1832 in St. Dis im Depart. Vosges, lteh sich nach
Beendigung seiner jurist. Studien zu Paris 1854
daselbst als Advokat nieder, wurde Mitarbeiter an
der "(Fg.26tt6 ä63 ^ridunaux" und verfaßte gemein- >
schaftlich mit Hsrold, Clamageran und Dre'o einen
"^1^nu6i kisetorai", von dem bei den allgemeinen
Wahlen 1869 die 8. Auflage erfchien. 1863 ver-
öffentlichte er eine Flugschrift: "1^3.1utt6 elLetorgie"
(Paris), und bekämpfte im "lempä", in dessen Redak-
tion er 1865 eintrat, und in den "(^oinptßg kantas-
ti<iu68 ä'll3.u88inHllu" (ebd. 1868) die Pariser Stadt-
verwaltung. Bei den Wahlen 1869 wurde F. Depu-
tierter von Paris und nahm in dem Gesetzgebenden
Körper seinen Platz auf der Linken. Da er zu den Pa-
riser Abgeordneten gehörte, wurde er 4. Sept. 1870
Mitglied der Regierung der Nationalverteidigung,
5. Sept. deren Sekretär und 6. Sept. mit der Ver-
waltung des Depart. Seine beauftragt. Bei dem
Ausstande der Commune vom 31. Okt. wurde er
gefangen gesetzt, aber durch die Nationalgarde be-
freit und 15. Nov. an Stelle von Etienne Arago
zum Chef der Centralmairie von Paris ernannt.
Bei den allgemeinen Wahlen zur Nationalver-
sammlung, 8. Febr. 1871, erhielt F. ein Mandat >
vom Depart. Vosges und wurde nach der Bewäl-
tigung der Commune 24. Mai 1871 von Thiers
zum ^einepräfekten ernannt, gab aber nach wenigen
Tagen diesen Posten wieder auf. Von Thiere
15. Mai 1872 zum Gefandten in Athen ernannt,
legte er schon 1873 nach dessen Rücktritt diese Stelle
nieder. In der Nationalversammlung hielt er sich
nun zur republikanischen Linken, die ihn zu ihrem
Führer wählte. In dem 4. Febr. 1879 gebildeten
Ministerium Waddington übernahm F. die Stelle
des Nnterrichtsministers und legte zwei Gesetz-
entwürfe gegen den übermächtigen Einfluß der Kon-
gregationen auf das höhere Unterrichtswesen vor.
F., der auch nach dem Rücktritt Waddingtons in
dem Ministerium Freycinet (seit 29. Dez. 1879) sein
Portefeuille behalten hatte, übernahm 23. Sept.
1880 felbst die Ministerpräsidentschaft. Obgleich
Gegner des von Gambetta vorgeschlagenen Listen-
wahlsystems, machte er ihm dock) keine Opposition.
Am 14. Nov. 1881 trat das Ministerium F. zurück,
um Gambetta Platz zu machen. Nach dessen Sturz
übernahm F. 30. Jan. 1882 unter der Präsidentschaft
Freycinets das Unterrichtsministerium wieder und,
nach dem Rücktritt der drei einander folgenden Mi-
nisterien Freycinet, Duclerc und Falliöres, 21. Febr.
1883, als eine Proklamation des Prinzen Ie'röme
Napoleon die Prätendentensrage hervorgerufen
hatte, neuerdings die Ministerpräsidentschast. Er
ließ, im Einklang mit den Beschlüssen der Kammer-
mehrheit, auf Grund des Gesetzes von 1834 die De-
krete veröffentlichen, wonach die der Armee ange-
hörenden Prinzen ihrer dienstlichen Stellungen ent-
hoben wurden. In F.s zweite Ministerpräsidentschaft
siel die Ausdehnung der franz. Kolonialpolitik in
Afrika und in Ostasien. Da der in Tongking ge-
sührte Krieg in Frankreich sehr unbeliebt war, so
scheute sich F., immer neue Kriegstredite zur Aus-
rüstung von Verstärkungsmannschaften den Kam-
mern vorzulegen. Daher trat Frankreich von Anfang
an mit ungenügenden Streitkräften auf dem Kriegs-
schauplatz auf und erlitt infolgedessen manche schwere
Verluste. Die Nachricht, daß das franz. Heer bei
Langson überfallen und zum Rückzug gezwungen
worden sei, veranlaßte die Kammer, in der man F.
wegen seiner Deutschland weniger feindlichen Politik
und seines Zusammengehens mit Bismarck in der
Kongo-Frage zürnte, 30. März 1885 zu einem Miß-
trauensvotum, worauf er sein Entlassungsgesuck
einreichte und der bisherige Kammerpräsident Bris-
son ein neues Ministerium bildete. Seitdem war
F. das Haupt der gemäßigten Republikaner und
galt Unbefangenen als Frankreichs hervorragend-
ster Staatsmann. Er erkannte zuerst die Gefahr,
die dem Staat in der Persönlichkeit Boulangers
drohte, gegen den er 1887 einen Rcdekrieg begann,
der ihm den Haß der damals mit dem General ver-
bündeten Radikalen zuzog. <^ie bekämpften beim
Rücktritt Grsvys von der Präsidentschaft F.s Kan-
didatur mit solcher Leidenschaft und drohten mit
Aufstand und Bürgerkrieg, wenn er gewäblt würde,
daß sein zahlreicher Anhang nicht den Mut fand,
ihn durchzusetzen. Er erhielt im ersten Mahlgange
3. Dez^ 1887 nur 212 Stimmen und bat nun selbst,
diese ^adi Carnot zuzuwenden. So arg waren die
Hetzereien gegen ihn, daß sie einen balbverrücktcn
Menschen, Namens Aubertin, veranlaßten, 10. Dez.
auf F. zu schießen, der jedoch nur leicht verwundet
wurde, und so groß war die Unbeliebtheit des "^on-
kinoiZ", wie man ihn nannte, daß ihm Carnot kein
Ministerium anzubieten wagte, und daß er 1889 bei
den Septemberwahlen in seinen: alten Wahlkreise
unterlag. Ein anderes Mandat anzunehmen wei-
gerte er sich, zog sich zurück und beschäftigte sich da-
mit, seine Politik in der Tongkingfrage in dem Buch
"1^6 'ioniciu 6t Ia niers-Mti-iO" (Par. 1890) darzu-
legen und zu rechtfertigen. Erst Jan. 1891 wurde
er in Epinal zum Senator gewählt und trat damit