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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Feuerfeste Schränke - Feuergefecht
Klingenberg in Bayern, Groß-Almerode in der
Provinz Hessen, Saarau in Schlesien u. s. w. Die
zum Schmelzen des Platins dienenden Öfen werden
aus Blöcken von gebranntem Kalk geschnitten.
Feuerfeste Schränke oder diebessichere
Schränke, aus Eisen oder Stahl hergestellte Be-
hälter zur sichern Aufbewahrung von Geld, Wert-
papieren, Dokumenten, Geschäftsbüchern, über-
haupt solcher Gegenstünde, deren Verlust durch
Feuer oder Diebstahl den Besitzer erheblich schä-
digen würde und für die es eine Versicherung
nicht giebt. Die wesentlichen Erfordernisse eines
fcuer- und diebessichern Schranks sind: solide Bau-
art bei Verwendung bester Materialien; starke, nicht-
leitende Füllung der Räume zwischen den Doppel-
Wänden; genaue und feste Zusammenfügung, Ver-
nietung und Verschraubung der einzelnen Teile,
hermetischer Schluß der Thüren, welche deshalb
Fig. 1.
mit zahlreichen Feuerfalzen versehen werden; Ver-
wendung guter, widerstandsfähiger Schlösser und
Vermeidung alles dessen, wodurch bei ausbuchen-
dem Feuer der Zutritt der Hitze in das Innere des
Schranks ermöglicht wird.
Die Wandungen sollen etwa 110-120 mm Stärke
haben; bei Schränken, die in sehr feuergefähr-
lichen Räumen aufgestellt werden, macht sich nocb
die Einfügung iso-
lierter, d. h. im
Innern des
Schranks freiste-
hender Wandun-
gen notwendig,
wie sie bei dem in
Fig. 1 dargestell-
ten Geldschrank der
Firma Karl Käst-
Fig. 2. ner in Leipzig vor-
gesehen ist: aus
der Fig. 2 (Grundriß) sind die isolierten Wandungen
deutlich ersichtlich. Das geeignetste Material zur
Füllung des Hohlraums zwischen den Wänden ist
Holzasche, die oft noch einer besondern Zubereitung
unterworfen wird. Die Sicherheit gegen Einbruch,
welche ein Ge/dfchrank bietet, hängt, außer von der






grlten Ausführung desselben, hauptsächlich von der
stärke des verwendeten Materials ab. Eisenplatten,
die in Verbindung mit guten Schlössern genügenden
Schutz gewährten, sind nicht mehr fest genug, seit-
dem sich das Bedürfnis nach Vorkehrungen gegen
das Einfräsen von Löchern herausstellte.
Die Vervollkommnung der Diebcswerkzeuge hat
immer weitere Fortschritte in der Konstruktion der
Geldschränke zur Folge gehabt. Während die bisher
bei den Einbrechern beliebte Manier des Einfräsens
von Löchern von einem leicht zur Entdeckung füh-
renden Geräusch begleitet war, geht durch die in der
neuesten Zcit aufgekommene Anbohrungsmethode
der Einbruch in geräuschloser Weise vor sich, wenn
nicht durch eine Panzerung der Eisenwandungen
mit Stahlplatten demselben ein wirksames Hinder-
nis entgegengesetzt ist. Vorzügliche Aufmerksamkeit
ist bei der Anfertigung von Geldschränken auf die
Anbringung eines guten Verschlusses zu richten, der
ein unbefugtes Offnen des Schranks mittels Nach-
schlüssels u. s. w. zur Unmöglichkeit macht. Zu den
verbreitetsten und am meisten angewendeten Schloß-
konstruktionen für Geldschränke gehören die von
Vramah und von Chubb. Die Erfindung des
Vramah-Schlosses wurde zu Ende des 18. Jahrh.,
die des Chubb-Schlosses zu Anfang des 19. Jahrh,
gemacht. Durch die lebhafte Konkurrenz, welche die
genannten Systeme einander machten, wurden fort-
währende Verbesserungen derselben hervorgerufen,
aus denen um 1860 eine Kombination beider Sy-
steme, das sog. Bramah-(5hubb-Schloß, entstand,
das noch gegenwärtig als das beste Geldschrank-
schloß gilt. Andere gebräuchlicheGeldschrankschlösser
lehnen sich mehr oder weniger an das Vrahma-
Chubb-Schloß an. (S. Schloß.)
Feuerfink (Feucrwcber), s. ^upIectkZ.
Feuerfliegeu, s. Glühwurm.
Feuergefecht, das mit Feuerwaffen geführte
Gefecht. Schleuder, Wurfspieß, Bogen und Arm-
brust waren die Vorläufer der Feuerwaffen, welche
letztere nachweisbar um die Mitte des 14. Jahrh,
zuerst auftraten, aber erst etwa 150 Jahre später
die Armbrust verdrängten.
Neben der am meisten verbreiteten Feuerwaffe,
der Muskete, blieb aber die blanke Waffe, die Pike,
noch lange Zeit die Hauptwaffe. Die Entscheidung
der Schlacht lag im Stoß der dichtgescharten Pike-
nierhaufen, auf die sich die wenigen Schützen nach
Einleitung deö Gefechts zurückzogen. Von der Mitte
des 16. Jahrh, an trat eine raschere Entwicklung und
Vermehrung der Feuerwaffen ein, und somit eine
Vergrößerung der Zahl der Schützen (Musketiere)
im Verhältnis zu den Pikenieren. Im Dreißigjähri-
gen Kriege trat das F. der Musketiere in den Vor-
dergrund und wurde besonders von Gustav Adolf
ausgebildet, der eine leichtere Muskete und anstatt
der tiefen Gewalthaufen eine flache sechsgliedrige
Aufstellung einführte, die sich in besondern Fällen
durch Dublieren auf drei Glieder setzen konnte, von
denen das erste zum Feuern niederkniete, so daß
zeitweilig alle Gewebre in Thätigkeit gebracht wer-
den konnten. Die Pikeniere verschwanden mit der
Erfindung des Steinschloßgewehrs und des Bajo-
netts um den Anfang des 18. Jahrh, ganz aus den
Armeen. Gleichzeitig entwickelte sich die eigenartige
Lineartaktik (s.d.) oderFeuertaktik. Die von
Leopold von Dessau geschultepreuß.Infanterie wurde
hierfür vorbildlich, und das Genie Friedrichs des
Großen, der mit ihr seine unsterblichen Siege erfocht,