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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fichtner (Pauline) - Ficker (Adolf)
zügliches geleistet. In der Tragödie fand sein Talent
allerdings Schranken. Im Lustfpiel war er von
unerschöpflichem Humor und bestrickender Liebens-
würdigkeit. An den Erfolgen der Bauernfeldschen
Lustspiele hat F. wesentlichen Anteil gehabt.
- Fichtner, Pauline, s. Erdmannsdörfer, Max.
Fichu (frz., spr. fischüh), dreieckig gelegtes Hals-
oder Brusttuch der Frauen, das gegen Ende des
18. Jahrh, aufkam. In neuerer Zeit sind die F.
in Spitzen oder Stickerei hergestellte Toilettengegen-
stände der Frauen.
Ficmus, Marsilius, ital. Arzt und Philosoph,
geb. 19. Okt. 1433 zu Florenz. Der ältere Cosimo
de Medici, dessen Leibarzt F.' Vater war, sorgte für
seine Ausbildung, beauftragte ihn, den Plato und
die Neuplatonikcr Plotin, Iamblichus undProtlus
ins Lateinische zu übersetzen, und stellte ihn bei der
um 1440 zu Florenz gestifteten Platonischen Akade-
mie als Lehrer der Platonischen Philosopbie an. F.
starb 1. Okt. 1499. Er war eifriger Anhänger der
Platonischen Philosophie, die er als Vorbereitungs-
und Vefestigungsmittel des christl. Glaubens bc-
trachtete. Doch unterschied er^nicht genau Plato
und die spätere neuplatonische schule, wie dies aus
seiner "I^iHtonicH tli0o1o"'ia, äo Huimornin imuioi-
lNlitatL" (Flor. 1482) hervorgeht, worin er die Un-
sterblichkeit der Seele gegen die Aristotcliker seiner
Zeit verteidigte. Eine Ausgabe seiner Werke, außer
den Übersctznngen, erschien in 2 Bänden zu Bascl
1576, die beste m Paris (2 Bde.) 1641.
Fick, Adolf, Physiolog, geb. 3. Sept. 1829 zu
Cassel, studierte in Marburg und Berlin Medizin
und habilitierte sich 1852 zu Zürich, wo er 1856
eine anßerord. und später die ord. Professur der
Physiologie an der Universität erhielt. Seit 1868
wirkt er in gleicher Eigenschaft zu Würzburg. Er
fchrieb "Die mediz. Physik" (Vraunschw. 1857:
3. Aufl. 1885), ursprünglich ein für Mediziner be-
stimmter Supplementband zu Müller-Pouillets
"Lehrbuch der Physik", "Kompendium der Physiolo-
gie des Menschen mit Einschluß der Entwicklungs-
geschichte" (Wien 1860; 4. Aufl. 1891), "Lehrbuch
der Anatomie und Physiologie der Sinnesorgane"
(Lahr 1864), "Die Naturkräfte in ihrer Wechsel-
beziehung" (Würzb. 1869), "Mechan. Arbeit und
Wärmeentwicklung bei der Muskclthätigkeit"sVd. 51
der "Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek",
Lpz. 1882), "Ursache und Wirkung. Ein erkenntnis-
chcorctischer Versuch" (2. Ausg., Cassel 1882),
"Das Größengebiet der vier Rechnungsarten"
(Lpz. 1880), "Philos. Versuch über die Wahrschein-
lichkeiten" (Würzb. 1883), "Myothermische Fragen
und Versuche" (ebd. 1885). Für Hermanns "Hand-
buch der Physiologie" bearbeitete er die specielle Be-
wegungslehre, die Dioptrik des Auges und die Lehre
von der Lichtempfindung (Lpz. 1879). Zahlreiche Ab-
handlungen und Aussätze hat F. in Fachzeitschriften
veröffentlicht. Sie sind teilweise gesammelt erschie-
nen als "Arbeiten aus dem physiol. Laboratorium
der Würzburger Hochschule" (4 Hefte, Würzb. 1872
-78), teilwcife u. d. T. "Myothermifche Unter-
suchungen" (Wieso. 1889).
ssick, Aug., Sprachforscher auf dem Gebiete der
indogerman. Sprachen, geb. 5. Mai 1833 zu Peters-
hagen bci Minden (Westfalen), studierte 1852-57
in Göttingen Philologie und war 1858-76 Lehrer
am Gymnasium daselbst. Seit 1858 wandte er sick
unter Benseys Leitung dem Studium des Sanskrit
und der vergleichenden Sprachwissenschaft zu und
wurde 1876 außerord. Professor für Sprachver-
gleichung an der Göttinger, 1888 ord. Professor
an der Breslauer Universität, trat 1891 in den
Ruhestand und lebt seit 1892 in Meran. Sein
Hauptwerk ist das "Vergleichende Wörterbuch der
indogerman. Sprachen" (4. Anst., mit Vezzenberger
und Stokes, Bd.1 u. 2, Gott. 1891 u. 1894). Fer-
ner schrieb er: "Die ehemalige Spracheinheit der
Indogermanen Europas" (Gott. 1873) und "Die
ariech. Personennamen" (ebd. 1874; 2. Aufl., mit
Bechtel, ebd. 1894) sowie zahlreiche Aufsätze in Zeit-
schriften. Weniger Anerkennung fanden feine Be-
strebungen, zu beweisen, daß Homers Ilias und
Odyssee ursprünglich äolische Sprachform gehabt hät-
tcn und aus dieser in die auf uns gekommene ionifchc
übertragen seien. Sie wiederherzustellen, unternimmt
er in den Werken "Die homerische Odyssee" (Gott.
1883) und "Die homerische Ilias" (ebd. 1886), denen
"Hesiods Gedichte" (ebd. 1887) folgten.
Fick, Heinrich, Rechtsgolehrter, geb. 12. Juli
1822 zu Cassel, ward 1851 aufterord. Professor der
Rechtswissenschaft in Zürich, wo er 1864 zum ord.
Professor ernannt wurde. 1879 war er Mitglied
des Kassationsgcrichts. Im Auftrage des eidge-
nössischen Iustizdepartements wirkte er seit 1862 an
der Gesetzgebung über schweiz. Handels- und Wech-
selrecht, Eisenbahntransport-, Assekuranz- und
Obligationenrecht eifrig mit. Von seinen Schriften
seien genannt: "Kritische Übersicht der schweiz. Han-
dels- und Wechselgesetzgebung" (Erlangen 1862),
"Über börsenmäßige Lieferungsverträge" (Zür.
1872), "Über internationales Wechselrecht in Ve-
nehung auf Fristbestimmungen, insbesondere die
franz. Wechsel-Moratoriumsgesetze und Dekrete"
(Elberf. 1872), "Die schweiz. Nechtseinheitsbe-
strebungen auf dem Gebiete des Eiscnbahnrechts"
(Erlangen 1874); viele Abhandlungen in Sieben-
haars "Archiv für deutsches Wechselrecht", Hilde-
brands (jetzt Conrads) "Jahrbüchern für National-
ökonomie", Goldschmids "Zeitschrift für das gesamte
> Handelsrecht". Mit Professor Schneider gab er einen
! Kommentar zum fchweiz. Obligationenrecht (große
Ausgabe, Bd. 1, Zür. 1892) heraus.
Fickcr, Adolf, Statistiker, geb. 14. Juni 1816
zu Olmütz, betrieb zu Wien histor. und philol. Stu-
dien und wirkte dann 1839-43 als Lehrer der Ge-
schichte und der klassischen Philologie an dem Lai-
bacher Lyceum, dann an der Universität zu Olmütz
und 1850-53 am Gymnasium zu Czernowitz. 1853
trat er als Ministerialselrctär in die Direktion für
administrative Statistik ein, in welcher Stellung
er sich um die Ausbildung der österr. amtlichen
Statistik wesentliche Verdienste erwarb. 1864 wurde
er als Nachfolger Czörnigs zum Direktor der
administrativen Statistik mit dem Range eines Ne-
gierungsrats ernannt. In dieser Eigenschaft ver-
trat F. auf den internationalen Statistischen Kon-
gressen zu Berlin (1863), im Haag (1869) und Pe-
tersburg (1872) die österr. Negierung. Sein Haupt-
augenmerk ricktete er auf die Organisation der
Unterrichtsstatistik und der Arbeiten für die Census-
gesetzgcbung. Als Referent für Gymnasien und
! Realschulen 1870 in das Unterrichtsministerium
berufen, war er besonders daranf bedacht, das
Mittelschulwesen in Österreich zu heben; 1873 wurde
er mit dem Titcl eines "^ektionschefs zum Präsi-
denten der Statistischen Centrallommission ernannt.
Er starb 12. März 1880 in Wien. Von F.s wissen-
schaftlichen Arbeiten sind hervorzuheben: "Dar-
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