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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fieldscher Kessel - Fiesco
erschienen in London 1762 (4 Bde.), 1784 (10 Bde.),
1808 (14 Bde.), 1851 (2 Bde.); in der Edinburgher
"KovoliLt'g I.iw'Hi')'" (1821 u. o.) mit biogr.-lri-
tischer Einleitung von V. l^cott, von Th. Noscoe
(1840 u. ö.), zuletzt von Browne (2 Bde. 1871). -
Vgl. Lawrence, l.iw luid timo" ot' 1< (Lond. 1855);
Thackeray/Ilie I^n^i^li 1inm0nriät8 (edd. 1858 u. ö.);
A. Dodson, in den "i^u^U^n in0u ot' letters".
ssieldscher5^esscl,s^Dampstessel,Vd.4,S.726I>.
fiepen, der Angstruf der jungen Rehe und der
vom Bock in der Brunstzeit gehetzten Schmalrehe.
I'iöra (ital.), Messe, Jahrmarkt: F ieränt, Kauf-
mann, der die Messe bezieht; Händler.
ssicrabras (d. i. ti^r ^ d^3), ein heidn. Riese,
der Held eines deutschen Volt^romans. Dieser
berubt unmittelbar auf einer franz. Prosafassung,
der aber in Frankreich schon eine altsranz. und
eine provencal. Dichtung vorangeht (provenca-
lisch "Der '5toman von F.", hg. von Im'm.
Vetter, Berl. 1829; französisch hg. von Kroeber und
Servois ill "^nciong po^tosv, Bd. 4, Par. 1860).
Der Kern des deutschen Volksbuchs (bg. von von
der Hagen und Büsching im "Buch der Liebe", Verl.
!809; erneuert in Simrocks "Volksbüchern", Nr. 30,
Franks. 1819) ist der siegreiche Kampf Oliviers mit
dem edlen Niesen F.; als Olivier diesen eben ge-
fangen nehmen will, widerfährt ihm das Gleiche
durch eine heidn. Übermacht; Karl läßt ihn durch
seine Paladine befreien, deren einer, Guy von Bur-
gund, F.' Schwester Floripes beimführt. Derselbe
Stoff ist mehrfach abweichend in Ealveron^ "Brücke
von Mantible" dramatisiert.
I'ieraniontS (ital.), in der Musik soviel wie
heftig, wild.
ssierant, s. l^ci-n,.
I'iöra.Llei-, s. Sandaale.
Fieren, das Herablassell einer Last, z. B. einer
Stenge, einer Nahe, eine? Segels, aus der Takelung
mittels eines Taues oder einer Talje; gleichbedeutend
ist abfieren, auffieren, wegfiereu.
Fiery Holes (engl., spr. feien hohls), bren-
nendes Kohlenlager, s. Bilc-ton.
Drescher Gletscher, s. Viescker Gletscher.
Fieschi (spr.sieski), Josephe Marie, bekannt onrch
dell28. Juli 1835 uuteruommenen Mordversuch auf
Ludwig Philipp. Geb. 1790 zu Murato auf Eor-
siea, machte F. den Feldzug 1812 nach Rußland
mit, nahm dann an der Expedition zum Zwecke der
Wiedcrerhcbung Murats auf den Tbron von Neapel
teil, wurde gefangen, zum Tode verurteilt, aber
als franz. Unterthan begnadigt. 1816 wegen Ur-
kundenfälschung zu 10jäbrigem Gefängnis verur-
teilt, begab er sich bei Allsbruch der Iulirevolution
1830 nach Paris, wo er bei der Polizei eine An-
stellung erhielt, aber wegen Veruntreuungen ent-
lassen wurde und in der äußersten Not den Plan
saßte, den König zu töten. Von einem Hause des
Boulevard du Temple schoß cr aus einer Art Mi-
trailleuse, hergestellt aus 24 verbundenen Gewehr-
läufen, auf den zur Revue vorbeireitenden König,
der aber seldst nur leicht an der Stirn verletzt wurde,
während 18 Personen seines Gefolges, darunter
Marschall Mortier, sofort tot blieben und 22 fchwer
verwundet wurden; er wurde sofort ergriffen und
mit zwei feiner Mitverschworenen, Morey und Pe-
pin, 16. Febr. 1836 guillotiniert. - Vgl. 1^6 in'ocx's
üe 1< (3 Bde., Par. 1836); Du Camp, 1.68 lui-
C6ti'03 clo In, (^ininulis. I/atwntat 1^. (ebd. 1877);
Der Neue Pitaval, Bd. 15 (Lpz. 1850).
Fiesco (spr.sies-, eigentlich de' Fieschi), Grafen
von Lavagna (s. d.). Ihr Geschlecht ist vielleicht ger-
man. Abkunft und läßt sich zuerst 994 nachweisen; es
gehörte zu den mächtigsten Oberitaliens und zählte
unter die vier erstell von Genua. Zu ihrenLe/M i.ve
Gebiet von Parma, Piaeenza, Luni erwarben sie
Massa,(5arrara, Voghcra, Vercelli, Güter in Umbrien
und ini Neapolitanischen und besaßen etwa 150 Bur-
gen und Herrsä^aften in Ligurien. Der Kirche gaben
sie 30 Kardinäle und 2 Päpste, Innoeenz IV. (1213
- 54) und Hadrian V. (1276), der sich außer der
Vernichtung der letzten Hohenstaufen nichts an-
gelegener sein ließ als die Vermebrung des Neicb-
tums und der Macht seiner Familie. Sie dienten
unter andern als Feldherren und Admirale Genua
sowie Mailand, Florenz und der Kirche; einer (Bar-
tolomeo) wurde berühmt als Begleiter des Colum-
bus. Ihr Geschlecht, das sich mit europ. Dynastien
verschwägerte, erlosch in diesem Jahrhundert.
Genua bekämpften die F. 1 l10-32; besiegt traten
sie 1198 in den Stadtadel ein unter Annahme des
Bürgerrechts, nachdem sie schon l 150 dort einen
Palast zu bauen begonnen hatten. Als entschiedenste
ital. Guelfen standen sie neben den Grimatdi und
Fregosi an der Spitze der Feinde der Doria und Spi-
nola in Genua und bildeten in ihrem Ningen um die
Herrschaft über die Stadt für Frautreich das Werk-
zeug zu deren Unterwerfung, wie es die Doria für
die Kaiser und Spanien waren.- Das bekannteste
Glied der Familie ist:
GiovanniLuigi de'Fieschi, GrafvonLa-
v ag ua, 1523-47. Eifersüchtig auf Andrea Doria
(s.d.), suchte er mit Franz I. zuerst durch Cesare Fre-
goso Verbindungen ai^zuknüpfen und trat dann wirl-
lich in Beziehung mit imn dnrch den Gesandten Guil-
laume du Belay; ebenso wurde Pietro Luigi Farnese
und der Papst Paul III. ins Verständnis gezogen.
Neben Giovanni Luigi F. stand an der Spitze der
Verschwörung Vincenzo Calcagno, Rafaello Sacco
und Gianibattista Verrina. Die erste Warnung er-
bielt Andrea Doria von feiten des kaiserl. Ge-
sandten, welchen der Gobernador von Mailand auf
die Rüstungen des Pier Luigi Farnese (s. d.) auf-
merksam machte. In der Nacht des 2. Jan. 1547
begannen die Verschworenen die wohlvorbereitete
Unternehmung; aber ein Zufall machte ihr ein
plötzliches Ende: Giovanni Luigi, welcher Verrina
auf das Admiralsschiff im Hafen folgen wollte,
stürzte von der Plante und versank mit seiner
schweren Rüstung, ^eine Partei, die sein Ver-
scbwinden sich in der Dunkelheit zunächst nicht er-
klären konnte, setzte unter Führung von Geronimo
F. und Verrina ihr Werk fort; Gianettino Doria
wurde erschlagen, sein Oheim Andrea Doria war
bereits nach Sestri geflohen. Allein die einheit-
liche Leitung feblte, und als Giovanni Luigis
Verschwinden bekannt wurde, zogen sich die An-
hänger von Geronimo zurück, nur wenige hielten
bei ihm aus. Ihnen sicherte der Senat freien Ab-
zug zu, während mit Verrina ein anderer Teil sich
zur See auf die Flucht begeben hatte. Endlich wurde
auch F.s Leichnam im Hafen aufgefundeu, und als
fo die letzten Befürchtungen verflogen waren, be-
gannen die Verfolgungen gegen die Fieschi und
ihre Anbänger; ibre Familie irrte seither arm und
vaterlandslos in Italien, Corsica und der Provence
umher; der jüugste Bruder Giovanni Luigi F.s
entkam nach Frankreich und gründete hier die Linie
Fiesque; der Verfolgung entging auch Eleonore