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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fischblase - Fische (zoologisch)
selben mancherlei Luxusartikel, als Tabaksdosen,
Mcsjcrschalm, Stockknöpse u. s. w. hergestellt wer-
den. Gewöhnlich wird das Tischbein mit Vime-
steinpulver poliert, das mit Nasser auf einen Filz
aufgetragen wird, und schließlich noch mit zerfalle-
nem Kalk abgerieben. Der relativ hohe Preis de^
Fischbeins, namentlich zu Zeiten wo die herrschende
Mode der Damenkleider einen reichlichen Verbrauch
dieses Materials bedingt, hat zur Herstellung ver-
schiedenartiger Surrogate Veranlassung gegeben,
deren einige auch zu Zeiten, wo der Preis des echten
Fischbeins nicht so hoch ist, Verwendung finden.
Ein solches unechtes oder künstliches Fisch -
bcin, das unter dem Namen Wal losin in den
Handel kommt, wird in folgender Weise hergestellt'.
Gewöhnliches span. Rohr wird auf einer besondern
Maschine von seiner glatten Schale befreit, mittels
eines Vlauholzabsuds und Eisenbecze schwarz ge-
färbt und nach dem Trocknen mit einer Losung von
Kautschuk, Guttapercha und Schwefel in Stein-
kohlenteerol getränkt. Zierauf werden die ^ta'be
in einem Dampfapparat unter einem Druck von
zwei Atmosphären gedämpft, wodurch die das Rohr
durchdringende Masse vollkommen gehärtet (vul-
kanisiert) wird, und endlich werden sie gewalzt, wo-
durch sie absolut dicht und in bohem Grad elastisch
werden. - Ein besserer Ersatz ist eine Pflanzenfaser,
.st oral in genannt. Diese Faser stammt von einer
Pflanze, die auf den Hochebenen Meritos ein-
heimisch ist, dort Irilc genannt wird und in ihrem
Erscheinen der sog. Hundertjährigen Aloe (s. ^Äv">j
gleicht, nur daß ihre Blätter läuger und schlanler
sind. Die Blätter dieser Pflanze werden gesammelt
und in einer einfachen, rohen Weise mit Schabbölzcrn
von ihren fleischigen Teilen befreit, worauf Bündel
;äher, drahtartiger Fasern übrigbleiben, welche Ähn-
lichkeit mit Borsten haben und 30 cm bis 1 m lang
sind. Nachdem sie getrocknet sind, werden sie in
Ballen verpackt und nach Ncuyork gesandt, welchem
für den in Rede stehenden Artilel zum Eentralmarkr
geworden ist. Dort wird zunächst eine Hechelung
vorgenommen, damit alle unvollkommenen Fasern
entfernt werden. Die Fasern besitzen die volle Bieg-
samkeit des Fischbeins und übertreffen dasselbe an
Dauerhaftigkeit, ^ie werden zu einem festen, forl-
laufenden Seil vereinigt, auf einen Hafpel aufge-
Wundcn und bilden in diesem Zustande den Artikel
Koralin. Derselbe wird weiter in große Stränge ge-
wunden und versendungsfähig verpackt. Bei der
Fabrikation der Korfetts wird das Koralin unter die
Nähmaschine gebracht und unmittelbar in die ^äume
gelegt, während diese genäht werden, wodurch ibm
ein festerer Halt gegeben wird, als wenn die Säume
erst fertig genäht und die Koralinftreifen fväter
eingeschoben würden. - Infolge der bedeutenden
Fortschritte der neuesten Zeit auf dem Gebiete der
Kautschukindustrie rmrd gegenwärtig als Surrogat
des Fischbeins fast allgemein vulkanisierter
Kautschuk verwendet.
Fischblase, s. Fische (S.828a) und Hausenblase.
^ In der Baukunst ist F. oder Schneuß eine be-
stimmte Form des got. Maßwerkes (s.d.), die dadurch
entsteht, daß auf beiden Hälften des Durchmessern
eines Kreises mit dem halben Halbmesser zwei sick
gegenüberstehende Halbkreise geschlagen werden. Eo
entstehen so zwei Figuren mit rundem Kopf und
schwanzartiger Spitze, die sich jener der F. nähern.
Öfter werden noch mehrere F. in einen Kreis ein-
gezeichnet lDreischneuß, s. d., Vierfchneuß u. s. w.).
Die F. ist typisch für die Gotik des 14. Jahrh., so daß
man diese nach ihr benannt hat, wie die Franzosen
den Stil Flamboyant (s. d.) nennen, indem sis die
Fischblasengestalt mit der Flamme vergleichen.
Fisch chen, Insekt, s. ^ilberfischchen.
Fischdiebstahl, s. Fischereischutz.
Fische, die niedrigste Klasse der Wirbeltiere'
sie unterscheiden sich von den übrigen daduräv
daß sie, meist eierlcaend, mit kaltem Blute versehen
sind, während des ganzen Lebens durch Kiemen
atmen, ein nur aus zwei Abteilungen, Kammer und
Vorkammer, bestehendes Herz und, mit einigen we-
nigen Ansnahmen, nach hinten geschlossene blind-
sackähnliche Nasengruben besitzen, entweder Flossen
oder gar keine äußern Glieder und eine entweder
nackte oder beschuppte Haut haben. Zwar kann
kein Fisch völlig skelettlos sein, allein in der Bil-
dung und Harte des Knochengerüstes finden so viele
Abstufungen statt, daß die unvollkommensten F.
außer einer weichtnorpligen Wirbelsaite (lüdoi-cka)
gar kein Skelett besitzen. Von der ungegliederten,
einem vorn und hinten etwas zugespitzten Stäbe
ähnlichen Wirbelsaite aus bildet sich nach und nach
die Wirbelsäule mit den einzelnen Wirbelkörpern und
deren Ausstrablungen, das anfangs nur knorplige
Kopffkelett nebst dem Kiemengerüst und den Flossen.
Je nach der Verknöchernng "des Skeletts hat man
Knochen- und Knorpelfische unterfchieden.
Was man im gemeinen ^eben Gräten nennt, sind
sowohl die oft sehr zahlreichen Nippen der F. als
auch namentlich eigene Hilfsknochen, welche in die
Sebnenbänder eingeheftet sind, durch welche die
großen ^eitenmuskeln zusammengehalten werden
^Fleisch gräten).
Die Flossen teilt man in paarige und unpaarige,
senkrechte. Die paarigen Flossen fehlen den Rund-
mäulern und Röhrenherzen ganz; bei den übrigen
F. entsprechen sie den Vorder- und Hintergliedmaßcn
der höbern Wirbeltiere, von welchen sie sich durch eine
große Anzahl von Endstrahlen unterscheiden. Die
Brnstflossen bestehen aus einem halbringförmigen
Schultcrgürtel, der stets mit dem Hintertopje ver-
buuden ist und nach außen zu beiden Seiten die den
Vorderfüßcn der übrigen Wirbeltiere entsprechenden
Brustflossen trägt. Die hintern Glieder (Vauch-
flossen), welche bisweilen ganz lz. B. beim Aale)
sehlen, bestehen aus wenigen und einfachen Knochen,
sind nur in den Bauchmuskeln aufgehängt und
stehen entweder sbei Kehlflossern, .IuFnwi-63)
vor den Brustflossen, oder unter denselben (Brust-
flosse r, I^cwralos), oder hinter denselben iVauch -
slosser, ^WIomiiiÄws). Die größte Entwicklung
der Brustflossen trifft man bei den Rochen, wo
sie weit mehr Oberfläche als der Körper selbst
haben. Außer diesen paarigen Flossen finden sich
noch unpaarige oder senkrechte Flossen, die aus
einer den ganzen Körper des Embryos umgebenden
vertikalen Hautfaltc hervorgehen und die Rücken-,
Schwanz- und Afterflosse genannt werden. Rücken-
nnd Asterflosse lönncn mehrfach vorhanden, die
Schwanzflosse bald rundlich oder gerade abgeschnit-
ren, bald gabelig ausgeschnitten sein. Die Flossen
sind von Knockenstrablen gestützt, welche bald ein-
fach und stachlig, bald weich und gegliedert sind.
Artedi und nach ihm (5uvier hatten diese Beschaffen-
beit der Strahlen, namentlich in der Rückenflosse, zur
Grundlage ihrer Einteilung der Knochensische benutzt
und diese in Weichflosser und Stachelflosser
getrennt. Zuweilen kommt auch eine Fettflosse (s. d.j