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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Flachswolle - Flackerfeuer
oder Wicke lmaschinenvon ähnlicher Konstruktion
wie die bei der Baumwollspinnerei angewendeten
ff. Baumwollspinnerei, Vd. 2, S. 538 d und dazu-
gehörige Tafel, Fig. 4-8); die Karden oder
Krempeln (s.Tafel: Flachsspinnerei II,Fig.6)
sind ähnlich ausgerüstet wie die Vaurnwollkrempeln.
Durch den Krempelvrozeß wird die Entwirrung, Auf-
lockerung und Zerteilung der Fasern, die Abscheidung
der Schaben und Schmutzteilchen sowie der ganz kur-
zen Fasern, welche das Garn rauh und knotig machen
würden, bewirkt; außerdem werden durch denselben
die Fasern umgeordnet, so daß sie in dem gebildeten
Band im Querschnitt und nach der Länge gleichmäßig
verteilt sind. Es kommt hier hauptsächlich das Zu-
sammenwirken einer Haupttrommel 3. (s. Taf. II,
Fig. 7) mit einer sog. Arbeitswalze d und dem Wen-
der c in Betracht; die Trommel a empfängt das
Fasermaterial von einem Zuführapparat, giebt alle
Überschüsse an den Arbeiter I>, und von diesem ge-
langen sie durch den schneller umlaufenden Wen-
der c wieder in das Beschläge der Trommel a. zurück,
wo sie vorzugsweise an den noch leeren oder nur
schwach gefüllten Stellen aufgenommen werden.
Falls das Material nur einmal kardiert werden soll,
darf man auf einer Karde nicht mehr als 200-250 kx
pro Tag verarbeiten, während man bei zweimaliger
Kardierung bis 350 1<3 gehen kann. Die von den
Karden gelieferten Bänder werden auf zwei oder drei
Streckmaschinen mehrfach dupliert und gestreckt und
gehen alsdann auf die Vorspinnmaschine über. Die
Vänder der ersten Krempel werden auf einer Vand -
dupliermaschine (Vandwickelmaschine,
s. Taf. II, Fig. 8) zu dem der zweiten Krempel vor-
zulegenden Vließ vereinigt.
Die Wergstrecke (s. Taf. II, Fig. 3) und die
Vorspinnmaschine sind im Princip den ent-
sprechenden zur Flachsbcarbeitung dienenden Ma-
schinen gleich, da sie meist ebenfalls mit einem aus
Hechelstäben bestehenden und durch Schrauben be-
wegten Hcchclapparat versehen sind und sich von
jenen nur durch eine einfachere Bandzufübruna,
direktübereillZuführungsblech, durch kleinere Strcct-
weite und leichtere Bauart unterscheiden. Die Werg-
fein spinn Maschinen sind gleichfalls entweder
Trocken- oder Naßspinnmaschincn und gleichen in
ihrer Konstruktion den Flachsseinspinnmaschinen,
mit dem einzigen Unterschied, daß bei ihnen gleich-
falls, der geringern Fascrlänge entsprechend, eine
kürzere Streckweite angewendet ist, sofern das Aus-
ziehen trocken, ohne Durchfeuchten erfolgt. Das
Haspeln der Flachs- und Wcrggarne findet auf dem
Garnhafvel oder der Weisels. Taf. II, Fig. 1)
statt. Die Feinspinnspulen werden direkt über feste,
nebeneinander auf einem Brett angeordnete dünne
Drahtstifte oder besser erst auf Messinghülsen und
mit diesen dann über die Stifte gesteckt. Die Fäden
verbindet man mit dem Haspel, bei dessen Drehung
sie sich auf dem Umfang desselben auswinden.
Zu den weitern Vollendungsarbeiten gehört das
Trocknen der naß gesponnenen und gehaspelten
Garne, welches sofort vorgenommen werden muß,
um dieselben vor dem Verderben zu bewahren. Die
Trocknung geschieht entweder in Trockenkammern,
Trockenapparaten oder Trockenmaschinen. In den
Trockenkammern erfolgt sie mittels erwärmter
Luft. Vorteilhafter, weil weniger Raum einneh-
mend, sind die Kanal- und Kastcntrocken-
apparate, bei denen die Heizvorrichtung aus
einem aufrecht siebenden schmiedeeisernen Cylinder
von etwa 1,5 m Durchmesser und 3 m Höhe besteht,
der im Innern etwa 500 Röhren enthält; indem
man entweder den abgehenden Dampf der Vetriebs-
dampfmaschine oder direkten Kesseldampf in den
Cylinder leitet, wird die durch die Röhren streichende
Luft erwärmt. Die Bewegung der erwärmten Luft
wird durch ein dieselbe ansaugendes Windrad be-.
wirkt. Unter den in der F. gebräuchlichen Trocken-
maschinen ist die von Mather & Platt in Man-
chester erwähnenswert; dieselbe hat den Vorteil,
kontinuierlich zu arbeiten, so daß eine Arbeiterin die
Garne an dem einen Ende der Maschine in diese
hineinhängt und eine zweite die nach 40-50 Mi-
nuten am andern Ende getrocknet ankommenden
Garne wieder herausnimmt. Um das Garn direkt
in die zum Verweben erforderliche Form zu bringen,
wird dasselbe oft schon in den Spinnereien mittels
sog. Schuhspulmaschinen (wie Taf. I, Fig. 4
eine solche zeigt) gespult. - Litteratur, s. Spinnerei.
Flachswolle, s. Flachsbaumwolle.
Flaclus, Matthias, eigentlich Vlacich, Führer
der streng luth. Richtung des Reformationszeit-
alters, geb. 3. März 1520 zu Albona in Illyrien
(daher der Beiname Illyricus), studierte in
Venedig Humaniora, begab sich 1539 nach Basel,
1540 nach Tübingen, 1541 nach Wittenberg, wo er
sich unter Luihers Einfluß der evang. Lehre zu-
wandte. Er wurde 1544 Professor der hebr. Sprache
zu Wittenberg und las auch über die Paulinischen
Briefe und über Aristoteles. Als Melanchthon in
das Leipziger Intcrun willigte, verließ F. 1549
Wittenberg und eröffnete von Magdeburg aus
einen heftigen Kampf gegen Melanchthon und
dessen Schule. 1558 ward F. als Professor an die
neu begründete Universität Jena berufen. Sein
Einfluß auf den Herzog Johann Friedrich brachte
die Einigungsversuche der evang. Fürsten zu Frank-
furt (1558) und zu Naumburg (1561) zum Scheitern.
Er veranlaßte das sog. Konfutationsbuch (1558):
"Holidg. colltVitutil) l^t condoniiiAtio praseiMkrum
^0i'i-l!pt6iai'uiN) 860tarttin etc.", eine Verdammung
aller Abweichungen von der luth. Lehre. Dazu kam
der fynergisusche Streit (s. Synergismus) mit
Victorin Strigel (s. d.). Nach dem Kolloquium zu
Weimar 1560, wo F. die 'Äußerung that, die Erb-
sünde gebore zur Substanz des Menschen, wurde
er 1561 seines Amtes entsetzt. Er ging nach Negens-
burg, 1566 nach Antwerpen, 1567 nach Frank-
furt a. M., darauf nach Straßburg, 1574 wieder
nach Frankfurt ins Kloster zu den Weißen Frauen,
wo er 11. März 1575 starb. - F. war Hauptarbeiter
an den sog. Magdeburger Centurien (s. d.) und schrieb:
"(^tgloZiiä t63tiuin V6riti5ti3" (Bas. 1556), "01a,vis
8ci'iMn'H6 8aci-H6" (1567) und ein biblisches Wörter-
buch. - Vgl. Twesten, Matthias F. Illyricus (Berl.
1844); Preger, Matthias F. Illyricus und seine
Zeit (2 Bde., Erlangen 1859-61).
Flackerfeuer, ein Feucrwerkssatz zum Signali-
sieren sür Schiffe. F. brennt so intensiv, daß es
weder vom Winde, noch durch Regen ausgelöscht
wird. Man verwendet die F. bei schwerem Sturme,
wenn die gewöhnlichen Signallaternen ausgeblasen
werden. Die Fischerfahrzeuge, welche keine Schisfs-
laternen (rot und grün) zu führen brauchen, machen
sich den in der Nähe vorbeisegelnden größern Schiffen
durch ein Blüfe genanntes F. bemerklich. Die
Bluse besteht aus einem mit Stiel versehenen und
in Terpentin oder Teer getauchten Ballen, der mit
hellblauer Flamme brennt.