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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Flandern (Graf von) - Flandrin
saßen. Seitdem war der flandr. Graf (denn der
Markgrafentitel kam bald ab) sowohl Lehnsmann
des Königs von Frankreich für das sog. Kron-
fl andern, wie des Kaisers für das sog. Reichs-
wußte nach neuen Kämpfen mit dem Kaiser sich in
seinen deutschen Besitztümern zu behaupten und diese
noch zu erweitern, ^ein Sohn Valduin VI. (1067
-71) vereinigte durch seine Heirat mit Reichhilde,
der Erbin vom.Hennegau, beide Grafschaften. Nach
der Schlacht bei Cassel 1071 aber, worin Robert der
Friese, Vruder Valduins VI., über dessen Witwe
Reichhilde siegte, erhielt Robert F., während Val-
duin, der Sohn Neichhildes und Balduins VI.,
sich mit Hcnnegau begnügen mußte. Auf Robert
folgte Robert II., auf diesen 1112 Valduin VII. (ge-
nannt mit dem Veil, wegen seiner strenge gegen
die Landfriedensbrecher). Nach dessen kinderlosem
Tode 1119 folgte ein Sohn der Schwester Roberts II.,
der dä'n. Prinz Karl der Gute, der jedoch schon
1127 ermordet wurde. Auf diesen folgte wieder nach
einer kürzern Zwischenregieruug Wilhelm Clitons
von der Normandie ein anderer Schwestersohn Ro-
berts II., Dietrich von Elsaß. Dessen Sohn und
Nachfolger Philipp veranlaßte die Bildung einer
besondern Grafschaft Artois, indem er bei der Hei-
rat seiner Nichte Isabella mit dem Könige von
Frankreich, Philipp August, dieser als Mitgift den
südl. Teil seiner Grafschaft schenkte. Nach Philipp
folgte 1191 seine Schwester Mathilde und ihr Ge-
mahl Valduin, Graf von Hennegau, Nachkomme
Balduins VI. von Flandern und Hmnegau, wo-
durch diese Grafschaften wieder vereinigt wurden.
Ihr Sohn Valduin IX., der Stifter des lat.
Kaiserreichs zu Konstantinopel, hinterließ 1206 zwei
Erbtöchter, von denen die eine, Johanna, bis 1244
regierte und kinderlos blieb (ihr Gemahl Ferdinand
von Portugal wurde in der Schlacht bei Vouvines
1214 gefangen genommen), die andere aber, Mar-
garete, zubenannt die Schwarze, 1279 Hennegau
an ihren Enkel erster Ehe, Johann II. von Avesnes,
und F. an einen Sohn zweiter Ehe, Gui de Dam-
pierre (gest. 1305), auch Graf von Namur, vererbte.
Der Urenkel des letztern, Ludwig I. von Nevers,
war vermählt mit der Tochter des franz. Königs
Philipp V., Margareta, Gräfin von Artois, was
die Niedervereinigung dieses Landes mit F. zur
Folge hatte, doch mußte Ludwig beim Vertrage
von Paris 1323 dem Holland. Grafen die mittlern
Inseln von Seeland abtreten. Ludwig geriet in
heftige Kämpfe mit der Genter Bürgerschaft unter
Jakob von Artevelde (s. d.), beteiligte sich an dem
Krieg von Frankreich gegen England und fiel 1346
in der Schlacht bei Crs'cy. Sein Sohn Ludwig II.
von Male hatte den Aufstand der vläm. Städte
unter Philipp von Artevelde zu unterdrücken. Durch
Margaretes, der Erbtochter dieses letzten Grafen
von F., Vermählung mit Philipp dein Kühnen von
Burgund kam 1384 F. und Artois an das Haus
Burgund und von diesem durch die Heirat Marias
mit Maximilian 1477 an die Habsburger. Bur-
gunder und Habsburger erweiterten ihre Besitzungen
in den Niederlanden, so daß schließlich Karl V. alle
17 uiederländ. Provinzen 1548 zu einem sog.
burgund. Kreis vereinigen konnte, nachdem schon
1526 im Frieden von Madrid die Oberlehnsherr-
lichteit Frankreichs über Kronstandern und Artois
aufgehoben worden war. Im Westfälischen Frieden
mußte den Generalstaaten der nördl. Teil F.s ab-
getreten werden. Im Pyrenäischen Frieden 1659
verlor der damalige Besitzer von Belgien, der König
von Spanien, ganz Artois an Frankreich, in den
Frieden von Aachen (1668), Nimwegen (1678) und
Utrecht (1713) noch bedeutende Strecken von F.
Seit 1794 war F. gleich den übrigen belg. Pro-
vinzen der franz. Republik und fpäter dem Kaiser-
reich einverleibt und bildete die Depart. Lys (Pro-
vinz Westflandern) und Schelde (Provinz Ost-
standern); der Wiener Kongreß aber teilte diese
Stücke dem neuen Königreich der Niederlande zu,
mit welchem sie bis zur Konstituierung des König-
reichs Belgien vereinigt blieben.
Litteratur. Van Praet, HiLtoire äe 1a ^lanärs,
LoulFOFus (2 Bde., Vrüss. 1828); ders., 1)6 i'oriFins
ä63 C0U1U1UI168 Üam5mä63 (Gent 1829); Le Giay,
IIi8t0ir6 ä68 comt68 äs ^laucliL MLciu'ü. 1'liv6U6-
M6llt 66 1a nikli80Q lie Voni'A0FH6 (2 Bde., Par.
1843-44); Kervyn van Lettenhove, IIi8tc>ir6 ä6
^1iiiiär6 (3. Aufl., 4 Bde., Brügge 1874); ders., 1.3.
1?Ilmäi'6 p6Qä^nt 168 tl0i8 ä6i'Qi6i'8 8ieei68 (ebd.
1875); ders., Hi8toir6 6t c1ii-oniciu68 Ü68 ^Iauäi-68
(2 Bde., Brüss. 1879-80); Warnkönig, Flandr.
Staats- und Rechtsgeschichte bis 1305 (3 Bde.,
Tüb.1835-39; französisch von Gheldolf, 5 Bde.,
Vrüss. 1835-64).
Flandern, Graf von, nach Verordnung Leo-
polds I. von Belgien vom 16. Dez. 1840 Titel des
zweitgeborenen Sohns des regierenden Königs.
Gegenwärtig führt ihn Prinz Philipp ^. d.).
Flandin (fpr. flangdäug), Eugene Napoleon,
franz. Maler und Archäolog, geb. 15. Aug. 1809 zu
Neapel, wo sein Vater Militärintendant in Diensten
des Königs Murat war, bildete sich durch Selb-
studium und auf Reisen, die er bis nach Algier sowie
1839 bis nach Persien ausdehnte. 1842 nach Paris
zurückgekehrt, wurden seine Arbeiten aufVericht einer
Kommission von der Regierung veröffentlicht. Bald
darauf sendete ihn die Akademie der Inschriften
1843-45 mit dem Konsul Votta nach Ninive, um
hier die neu entdeckten assyr. Ruinen zu zeichnen
und die Ausgrabungen in großem Maßstabe
fortzusetzen. Die Ergebnisse seiner beiden großen
Reisen findet man in den zwei Prachtwerken:
"Vo)NF6 6Q I>6r86" (2 Bde. Tert und 6 Bde. Atlas,
Par. 1843-54, mit Kupfertafcln) und "^Ioiiuin6nt
ä6 Mniv6" (Text von Votta, 5 Bde., ebd. 1846-
50, in Fol. mit 400 Kupfertafeln). Er schrieb ferner
noch: "^tu<l68 8ur 1a 8cm1pwr6 p6i'86" (3 Vde.,
Par. 1842) und "Atuä68 8ur 1^ ?6i-86 inoä6rn6"
(1842). Ein weiteres von ihm herausgegebenes
Prachtwerk: "I/0i-i6iit" (Par. 1853-74), umfaßt
in drei Foliobänden Asien bis zum Persischen Meer-
busen und enthält 150 von dem Künstler selbst litho-
graphierte Blätter. Außerdem veröffentlichte er das
histor. Werk "IIi8toii-6 ä63 <D1i6v^1i6r8 ^6 li^o^es"
(Tours 1864). F. starb 1876.
Mandrin (spr. flangdräng), Hippolyte, franz.
Maler, geb. 23. März 1809 zu Ly on, genoß den ersten
Unterricht in der Kunstschule seiner Vaterstadt und
kam 1829 nach Paris, wo er bei Ingres als Schüler
eintrat. Er gewann 1832 den ersten großen Preis
der Malerei und das damit verbundene Staatsstipen-
dium für den fünfjährigen Studienaufenthalt in
Rom. Infolge seiner aus Rom eingesandten Arbei-
ten wurde er, nach Paris zurückgekehrt, bald zu um-
fassenden Arbeiten berufen. Im Auftrage des Pa-
riser Stadtrats besorgte er die Ausmalung des