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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Flandrische Inseln - Flansch
Chors und Mittelschiffs von St. Germain-des-
Pre's (1842) und des großen um das Hauptschiff
von St. Vincent-de-Paul herumlaufenden Frieses
(1853), wo er eine Art Allerhciligenzug von 150
Figuren darstellte, den der Künstler felbst lithogra-
phiert hat. Diese Werke sind das Bedeutendste,
was die monumentale Malerei jener Zeit in Frank-
reich hervorgebracht hat. Er dekorierte ebenso die
Kirchen zu (^t. Paul in Nimes, Ainay bei Lyon
und St. Siwerin in Paris. Außerdem hat er vor-
zügliche Porträte angefertigt; Beifall fanden na-
mentlich das Mädchen mit der Nelke (1859) und die
Bildnisse Napoleons III., des Prinzen Napoleon,
des Barons Rothschild. F. wurde 1853 Mitglied
des Instituts. Er starb auf der Reise zu Rom
21. März 1864. - Vgl. I.6Ure8 6t P6Q8668 ä'llippo-
I^te I?. (hg. von Dclaborde, Par. 1865); Iouin,
I1i^^0l^t6 I?.) 168 iri863 66 Zaint-Vinceut äü ?au1
(ebd. 1873), dann die Biographien von Poncet
(ebd. 1864) und Montrond (Lille 1866).
Paul F., Bruder des vorigen, Landschafts-
maler, geb. 8. Mai 1811 zu Lyon, bildete sich unter
der Leitung von Ingres. Zu den bekanntern Ge-
mälden F.s gehören: Abschied eines Verbannten,
Ansicht der Villa Borghese, Alpcnansicht, Sabiner-
gebnge (1852), Landschaft in Languedoc (1866),
Palast der Päpste zu Avignon (1870), Fichtenwald
in Pornic (1875), An den Ufern des Gardon (1877),
Landschaft bei Sevres (1882), Thal im Depart. Ain
(1886), Fichtenwald bei Pouliguen (1890).
FlandrifcheInseln, s.Azoren (Bd. 2, S. 223d).
Flandrische Liebe, Bezeichnung für Flatter-
haftigkeit, Treulosigkeit in der Liebe, entsprechend
dem alten Sprichwort: "Ich bin von Flandern,
geb' eine um die andern."
Flanell (frz.), ein in der Kette oft aus Kammwolle,
im Einschlag stets aus Streichwolle bestehendes,
glattes oder geköpertes, schwach gewalktes, auf der
rechten Seite einmal gerauhtes und wenig oder gar
nicht geschertes Gewebe. Die F. mit kammwollencr
Kette sind am meisten geschätzt, da sie weniger als
die ganz aus Streichgarn gewebten beim Waschen
eingehen. Statt des eigentlichen Kammgarns wird
zuweilen der Wohlfeilheit wegen zur Kette Baum-
wolle oder Halbkammgarn (welch letzteres hinsicht-
lich seiner Beschaffenheit die Mitte zwischen Kamm-
und Streichgarn hält) verwendet. Mit Rücksicht
darauf, das; dieser Stoff hauptsächlich zu Unter-
kleidern, die unmittelbar auf dem Leibe getragen
werden, benutzt wird, fordert man von gutem F.
einen Grad der Weichheit, wie er nur durch die An-
fertigung aus feiner und sehr geschmeidiger Wolle
zu erreichen ist. Deshalb und wegen ihrer schönen
Weiße sind die englischen F. besonders geschätzt.
Vom F. sind der Molton und der Voi oder Boy
nur insofern verfchiedcn, als sie gröber sind.
Swanskin ist ein feiner geköperter englischer F.
Flanieren (frz. Mu6l), müßig in den Straßen
umherschlendern; Flaneur (spr.-nöhr), Pflaster-
treter, (eleganter) Bummler; Flanerie (spr.
flan'rih), das Umherschlendern.
Flanke (frz. tianc), der Richtung nach die rechte
oder linke Seite einer Truppenabteilung, nicht aber
ein Teil der Abteilung selbst (s. dagegen Flügel).
So kann man sagen: eine Abteilung marschiert nach
ihrer rechten F. ab, oder: eine Abteilung wird in
ihrer linken F. bedroht.
In der Befestigungskunst sind F. diejenigen
Linien einer zur Verteidigung eingerichteten Deckung,
die das unmittelbare Vorgelände einer andern Ver-
teidigungslinie in deren Längenrichtung bestreichen
(flankieren) follen. Bei einzelnen selbständigen
Werken, wie Lünetten und .halbredouten, heißen
diejenigen beiden Linien F., die zur Bestreichung des
seitlichen Geländes und zur Flankierung benachbar-
ter Werke und der dazwischen liegenden Zwischen-
räume bestimmt sind. Bei FestungsumWallungen
dienen die F. hauptsächlich zur Längenbestreichung
der Gräben; sie kommen hier als offene Wallflanken
oder als kasemattierte F. zur Ausführung.
Im Bastionierten Grundriß (s. d.) können die
Bastionsflanken bei richtiger Anordnung der Front
den .hauptgraben von der Mitte der Kurtine bis zur
Spitze des Nebenbastions flankieren. Ursprünglich
zur Kurtine senkrecht gestellt (ital. Vefestigrmgs-
manier), erhielten sie später (Schule von MeZiöres)
eine Zu den Defenslinien senkrechte Lage, wodurch eine
bessere Flankierung erreicht wurde. Um die F. vor
enfilierendem Feuer zu schützen, verlegte man wohl
(ital. Manier, Vaubans erste Manier, Coehoorns
Manier) den der Kurtine zunächst gelegenen Teil der
F. in das Innere des Bastions hinein (zurück-
gezogene F.), so daß es für den Angreifer fchwierig
wurde, feine Artillerie in der Verlängerung dieses
Teiles aufzustellen. Der vordere Teil, dessen Vor-
springen die bessere Deckung der zurückgezogenen
l F. zum Zweck hatte, hieß Bollwerksoyr oder
Orillon. Diese Anordnung der F. verengten jedoch
in unangenehmer Weise den innern Raum des
Bastions, ohne doch ihren Zweck ausreichend zu er-
füllen ; in spätern Manieren fand sie keine Anwen-
dung mehr. Um den F. eine Überlegenheit über die
Konterbatterien des Angreifers zu verschaffen, legte
man bisweilen nahe vor der zurückgezogenen F. noch
eine niedrigere F. an, wodurch sog. Stockwerk-
flanken entstanden, die ein zweietagiges Feuer
abzugeben vermochten, doch auch diese Anordnung
ergab vielerlei Nachteile. Eine andere Anordnung,
die die Verstärkung des Flankenfeuers zum Zweck
hatte, waren die Nebenflanken (s. d.) oder
^ekondeflanken. Eine zweckmäßigere Verstär-
kung des Flankenfeuers ergaben die kasemattierten F.,
die ebenfalls die Aufstellung einer größern Geschütz-
zahl ermöglichten; nach Einführung des indirekten
Schusses daben indessen auch diese Kasematten ihren
Wert verloren, da sie durch feindliche,inderVerlänge-
rung des Hauptgrabens aufgestellte Batterien schon
auf große Entfernungen zerstört werden können.
Flankendatterie, eine zur Grabenbestreichung
bestimmte Batterie (s. d. und Flanke).
Flankenkafematten, s. Bastionierter Grundriß.
Flankenmarsch, s. Kriegsmarsch.
Flankenstellung, s. Verteidigungsstellung.
Flankieren, s. Flanke und Flanqueure; flan-
kierendes Feuer, s. Unbestrichener Raum.
Flankonäde (frz.), s. Quartrevers.
Flanqueure (frz., spr. flangköhre), einzelne
Reiter, welche vor die Front von haltenden oder
langsam sich bewegenden Kavallerieabteilungen vor-
gezogen sind, um die Annäherung einzelner feindlicher
Reiter und Patrouillen abzuwehren. Ihre Thätigkeit
heißt flankieren und ist zur Zeit ziemlich veraltet.
Flansch oder Flansche, der scheibenförmige
Rand an Rohrenden, Cylindern (z. B. Dampf-
oder Gebläsecylindern) und ähnlichen Teilen,
welcher die Verbindung mit einem zweiten eben-
solchen Rohre, einem Deckel u. dgl. ermöglicht. Der
F. ist zu diesem Zwecke mit Schraubenlöchern ver-