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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Flüevogel - Flugbahn
land, erstreckt sich von den Galamadäminen bis nach
Heeg (Hceger-Meer), ist nicht tief, sehr fischreich
(Aale) und soll im 13. Jahrh, entstanden sein.
Flüevogel (^ccsutor aipinuä Fec/iFf.), ein un-
serer Braunelle (s. d.) nahe verwandter Vogel.
Flug, in der Artillerie der vordere weitere
Teil der glatten Kammergeschütze, der dem Geschoß
die Richtung verleiht.
Flug, in der H eraldik die beiden mit halbkreis-
förmig auseinander gezogenen Federn dargestellten
Flügel eines Vogels (gewöhnlich des Adlers).
Beide Flügel mit den Sachsen (den innern Seiten)
einander zugewendet, die Schwungfedern nach außen
gestellt, nennt man einen offenen, die Flügel sich
deckend aufeinander gelegt einen geschlossenen F.
Man nennt auch die.Hälften des offenen F. rechten,
resp. linken F. Alle Arten des F. wurden mit Vor-
liebe zur Zier des Helms verwendet.
Flugangel, s. Angelfischerei.
Flugapparate, s. Flugtechnik.
Flugbahn, der Weg, welchen ein geworfener
Körper, ein Geschoß in der Lnft beschreibt. Die er-
sten Untersuchungen über die Form der F. der Ge-
schosse rühren von Tartaglia (1546) her. Galilei
leitete ans den Fallgesetzen (s. Fall) die parabolische
Gestalt der F. ab, von welcher auch Geschosse nüt
geringer Geschwindigkeit, also geringem Luftwider-
stand, nur wenig abweichen.
Die parabolische F. ist durch Fig. 1 für einen
speciellen Fall dargestellt. Der durch" die Geschütz-
pelter Geschohgeschwindigkeitsich der Luftwiderstand
vervierfache, weil in derselben Zeit die doppelte Luft-
masse mit der doppelten Geschwindigkeit verdrängt
werden muß. Allein es hat sich gezeigt, daß dieses
quadratische Widerstandsgesetz nur bei kleinen Ge-
schwindigkeiten der Erfahrung entspricht, während













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-


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F"







Fig, l.
X
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?f
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nmndung gelegte Horizont ist ^L, 3 der Scheitel,
der höchste Punkt der Bahn, ^.8 der aufsteigende,
3L der absteigende Ast, ^L die Schuhweite. Die
Richtung ^.X heißt Abgangs-, V I) Einfallsrichtung,
X^V der Abgangs-, VV^ der Einfallswinkel. Die
Geschoßgeschwindigkeit in ^ wird Anfangsge-
schwindigkeit, in L Endgeschwindigkeit ge- ^
nannt. Ein Punkt? wird durch die vertikale Or- ^
dinate ?^' und die horizontale Abftisse ^1" be- !
stimmt. Hierbei ist??" die der verflossenen Flug-
zeit entsprechende Falltiefe des Gefchosses.
Im luftleeren Raum ist die F. genau parabolisch; i
dann ist die Endgeschwindigkeit auch gleick der An- >
fangsgeschwindigkeit, die Schußweitebeim Abgangs- !
winkel 45° am größten und gleich groß für alle Ab- !
Hangswinkel, die sich zu 90^ ergänzen. Newton er- ^
kannte (1687), daß wegen des Luftwiderstandes die >
F. in Wirklichkeit keine Parabel sein kann, und Euler !
versuchte zuerst (1745) die wirkliche F. im Luftraum, '
die ballistische Linie oder Kurve zu bestimmen.
Eine solche Kurve ist in Fig. 2 dargestellt, und zwar
wie in Fig. 1 für eine Anfangsgeschwindigkeit von
4:50in pro Sekunde und einen Äbgangswinkel von 3°.
Die deutsche schwere Feldgranate liegt der Vereck-
nung zu Grunde. Die Schußweite und Scheitelhöhe
sowie die Endgeschwindigkeit nimmt durch den Luft-
widerstand ab, der Einfallwinkel zu.
Man kann die ballistische Kurve berechnen, indem
man ein bestimmtes Luftwiderstandsgesetz zu Grunde
legt. So war man z. B. der Meinung, daß bei dop-
!^5w----T"
Fig. 2.
bei größern Geschwindigkeiten ein kubisches oder noch
komplicierteres Gesetz angenommen werden muß.
Die neuere Hydrodynamik lehrt, daß eine so einfache
Vorstellung über den Widerstand überhaupt nicht
zulässig ist, und die Photographien fliegender Pro-
jektile, welche Mach gewonnen hat (s. Tafel: Schall,
daß der Widerstand des Projektils ganz ähnlich wie
zener des Schiffs (nach Fronde) von der Erregung
einer gewaltigen Schallwelle (Kopfwelle), von der
Reibung am Projektilkörper und von der Erzeugung
von Wirbeln hinter dem Projektil herrührt, welche
drei Widerstandsfaktoren gänzlich verschiedene Ge-
setze befolgen.
Wegen der Kompliziertheit des Widerstandsge-
setzes betrachten die modernen Ballistiker das sog.
ballistischePro blem, d. h. die Darstellung der F.
durch genaue mathem. Formeln, als unlösbar und
haben namentlich auf Grund der Kruppschen Beob-
achtungen versucht, die ballistische Kurve empirisch
zu bestimmen. Man denke sich eine Anzahl mit
Drahtgittern überspannter Nahmen in bestimmten
Abständen aufgestellt und von einem Projektil mit
flacher F. durchbrochen. Jeder Durchbrechung ent-
spricht eine elektrische Stromunterbrechung, die an
einem Chronographen, z. B. dem Leboulenge's (s.
Chronoskop und Chronograph, Bd. 4, S. 297 d), ein
elektromagnetisches Zeichen giebt. Man kann hieraus
die Flugzeiten zwischen den Nahmen, die mittlern
Horizontalgeschwindigkeiten zwischen denselben und
demnach auch die Geschwindiakeitsverluste bei ge-
gebenen Geschwindigkeiten ableiten und in eine Ta-
belle eintragen. Bei denselben Geschwindigkeiten
sind dann für ein Projektil von gleicher Form aber
cimal größerm Querschnitt, i-mal gröherm Gewicht
bei 3 mal dichterer Luft alle Gefchwindigkeitsverluste
in derselben Zeit g-mal größer, sodaß also die
an dem Specialfall gewonnenen Ergebnisse allge-
mein verwertet werden können. Der Einfluß der
Geschohform wird durch besondere Versuche ermit-
telt. Kürzlich ist es Kapitän F. Gossot gelungen,
durch die Machsche Kopswelle (unter Ersparnis der
Drahtrahmen) Zeitsignale auszulösen, wodurch auch
Versuche bei großem Abgangswintel ermöglicht
wurden. Mit Hilfe der für jede Geschwindigkeit
empirisch bestimmten Verzögerung kann nun die
ballistische Kurve konstruiert werden.
Der Einfluß des Luftwiderstandes wird durch dis
Anwendung spitzer Langgeschosse bedeutend ver-
ringert. Nm letztern die günstige Lage zu sichern,
werden dieselben aus gezogenen Läufen geschossen,
wodurch sie um ihre Längsachse in Rotation geraten
und eine freie Achse erhalten. Durch die Wirkung