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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Follen (Karl) - Foltz
nosseu") in den "Freien Stimmen frischer Jugend"
(Jena 1819), deren stärkste Stücke aber nicht ihn,
sondern seineil Bruder Karl zum Dichter hatten.
Große Anerkennung fand sein "Bildersaal deutscher
Dichtung" (2 Bde., Winterthur 1828-29). Ferner
sind von ihm hervorzuheben der Ritter- und Zauber-
roman "Malegys und Vivian" (1829), das Bruch-
stück einer metrischen Bearbeitung von "Tristan und
Isolde", der sich das romantische Epos "Tristans
Eltern" (Gieß. 1857) anreihte. Gegen die von Rüge
vertretene Richtung trat F. auf in sechs Sonetten
voll Geist und Witz, die n.v. T. "An die Gottlosen
Nichts-Wüteriche, fliegendes Blatt von einem Ver-
schollenen" (Heidelb. 1845; 2. aufs vierfache verm.
Aufl. 1816) erschienen. - Vgl. Mathilde Gräfin von
Neichenbacb, Arndt und F. Zeitgemälde aus dem
deutschen Befreiungskriege (Lpz. 1862).
Follen, Karl, Bruder des vorigen, geb. 3. Sept.
1795 in Romrod (Oberhessen), studierte Theologie
in Gießen, machte 1814 als Hess. Freiwilliger den
Feldzug gegen Frankreich mit, studierte nach Be-
endigung des Krieges die Rechte und habilitierte sich
1818 für (5ivilrecht in Gießen. Wegen polit. Verfol-
gungen siedelte er nach Jena über, bis ihn erneuerte
Untersuchungen veranlaßten, sich nach Frankreich und
von da in die Schweiz zu begeben, wo er zuerst an
der Kantonsschule in Ehur, dann an der Universität
zu Basel angestellt wurde. Da er sich als angeb-
licher Mitstifter eines nie zur Existenz gekommenen
deutschen Männerbundes weitern Verfolgungen
ausgesetzt sah und ihn die Regierung von Basel
gegen das Andringen der preuß. Gesandtschaft nicht
länger schützen konnte, wanderte er 1824 nach Frank-
reich und 1829 mit mchrern Freunden nach Nord-
amerika aus, wo er 1830 als Professor der deut-
schen Sprache am Harvarä l^oiiezs in Cambridge
l Massachusetts) angestellt wurde. Da er sich durch
lebhafte Teilnahme an der Antisklavereibewegung
bei der dortigen "Korporation" mißliebig gemacht
hatte, sah er sich genötigt, 1834 seine Stelle nieder-
zulegen. 1836 wurde er zum Geistlichen ordiniert
und erhielt eine Pfarre zu East Lexington (Massa-
chusetts). Er starb Ende des 1.1839 (nach andern
13. Jan. 1840) bei einem Schiffsbrande auf der Reise
von Neuyork nach Boston. Außer mehrern Frei-
beitsliedcrn im Geiste der Burschenschaft verfaßte
F.: "061-miln lENäm-" (Bost. 1831; später hg. von
G. A. Schmitt, 1858), "I>i'9.ctical 31'Hmmar ok tkk
srLrmlui Ian^uÄF6" (ebd. 1831). Seine gesammelten
Schriften gab 1842 seine Gattin heraus (5 Bde.,
mit Lebensbeschreibung). - Vgl. K. Buchner in
Mundts "Freihafen" (Altona 1840).
Follikel (lat.), kleiner lederner Sack, Schlauch-,
in der Botanik soviel wie Balgfrucht; in der Ana-
tomie kleine, in der äußern Haut und den Schleim-
häuten eingebettete Drüsensäckchen, welche von
einem dichten Haargefäßnetz umsponnen sind und
Hauttalg oder Schleim absondern. Durch ihre Ent-
zündung und Verschwärung entstehen die Folli-
kularabscesse und Follikulärgeschwüre, die
die Größe einer kleinen Erbse erreichen. F. heißen
auch die cystenartigen Drüsenbläschen der Schild-
drüse und des Eierstocks (Graafsche F., s. Eier-
stock), sowie die kleinen balgartigen Lymphdrüsen
in der Zungen-, Rachen- und Darmschleimhaut.
Follikular, den Follikel (s. d.) betreffend.
Folliot de Erenneville (spr. koh de krenn-
wü), Franz, Graf, österr. Feldzeugmeister und
Oberstkämmerer, geb. 22. März 1815 zu Ödenburg,
wurde 1831 Unterlieutenant beim Regiment Kaiser-
jä'ger, 1837 Hauptmann und 1841 Dlenstkämmerer
des Kaisers Ferdinand, welches Hofamt er auch als
Major, Oberstlieutenant und zuletzt als Oberst und
Flügeladjutant bis Dez. 1848 bekleidete. Bald dar-
auf übernahm er das Kommando eines Grenadier-
bataillons, das er in dem Feldzuge gegen Piemont
1849 sowie während der Streifzüge in der Romagna
gegen Garibaldi führte. Als Kommandant der in
Belagerungszustand erklärten Stadt Livorno hatte
er Nov. 1849 mit den: Nationalhaß zu kämpfen, der
sich 20 Jahre später noch in einem Attentat äußerte,
von dem er bei einem Besuche in Livorno bedroht
! wurde. F. wurde 1850 Generalmajor, ging 1855
in diplomat. Sendung nach Paris und übernahm
nach seiner Rückkehr als Brigadier den Befehl über
die österr. Truppen in Parma. Sodann erfolgte
1857 seine Ernennung zum Feldmarschalllieutenant
und Divisionär, in welcher Eigenschaft er 1859 am
Kriege gegen die verbündeten Franzosen und Pie-
montesen teilnahm. Er wurde 1859 Vorsitzender im
Präsidialbureau des Armee-Oberkommandos, im
Okt. 1859 Generaladjutant des Kaisers, 1867 Feld-
zeugmeister und Oberstkämmerer, 1875 lebensläng-
liches Mitglied des Herrenhauses des österr. Reichs-
rats. F. starb 22. Juni 1888 in Gmunden.
Follonica, Dorf in der ital. Provinz Grosseto,
an einer Bai des Tyrrhenischen Meers und an der
Linie Pisa-Rom des Mittelmeernetzes, hat (1881)
1276 E. und Schmelzhütten, die das Eisen der
Insel Elba verarbeiten. Vom Juni bis November
ist F. der Malaria wegen verödet.
Folo, Giovanni, ital. Kupferstecher, geb. 20.April
1764 in Bassano, gest. 7. Juli 1836 in Rom, ging
aus der klassischen Schule des Volpato und R.
Morghen hervor. Zu seinen besten Leistungen zäh-
len die Madonna mit dem Leuchter nach Rassael,
Auferweckung des Jünglings zu Nain nach Ag.
Carracci, Der heil. Andreas nach Domenichino,
Adam und Eva nach Tizian, Das heilige Abend-
mabl nach Leonardo da Vinci.
Folter, s. Tortur.
Folticeni (Faltitscheni), Hauptstadt des
rumän. Kreises Suceava in der Moldau, unweit
der Grenze gegen die Bukowina, hat etwa 11000 E.,
zum größten Teil Israeliten, Gymnasium, Ge-
werbeschule, ein Krankenhaus und einen früher be-
deutenden 15tägigen Jahrmarkt im Juli.
Foltz, Ludwig, Baumeister und Bildhauer, geb.
23. März 1809 zu Bingen, besuchte 1830-32 die
Münchener Akademie und trat in das Atelier
Schwanthalers. 1837 lehrte F. an der Gewerbe-
schule zu Regensburg, wurde bald darauf Professor
an der Polytechnischen Schule zu München, wo er
10. Nov. 1867 starb. Seine Thätigkeit galt zahl-
reichen Restaurationen von Schlössern und Kirchen,
dem Bau der königl. Villa zu Regensburg und der
Ausschmückung der Liebsrauenkirche zu München.
Foltz, Philipp, Maler, Bruder des vorigen,
geb. 11. Mai 1805 zu Vingen, ging 1825 nach
München und arbeitete schon nach einigen Jahren
akademischer Studien unter Cornelius mit an den
Fresken dcr Glyptothek, wobei ihn Schlotthauer in
der Technik unterwies. Dann malte er unter den
Arkaden mit Schilchen einige Bilder aus der bayr.
Geschichte. In der Neuen Residenz führte er mit
Zuziehung von Wilh. Lindenschmit im Schreibzim-
mer des Königs 23 Darstellungen nach Schillers
Balladen und Dramen, und allein im Servicezim-