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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Forlaninischer Flugapparat - Form
völkerung Venedigs und den Gondelieren gebräuch-
lich und nach den Forlanern (Furlanern), den
Bewohnern von Friaul, benannt ist. Der Tanz
ist heitern Charakters, gewöhnlich im Sechsachtel-,
seltener im Sechsviertel'takt. s(S. 931 a).
Forlannufcher Flugapparat, s. Flugtechnik
Förleule, s. Fichtenenle.
ForN. 1) Provinz im Königreich Italien, in
der Landschaft Emilia, früher zur päpstl. Ro-
?nagna gehörig, grenzt im N. an die Provinz Ra-
venna, im O. an das Adriatische Meer, im S.
an die Provinz Pesaro-Urbino und die Republik
San Marino, im W. an Florenz, hat 1862,3?
(nach Strelbitskij 1988,6) hwn, (1881) 251110
(nach Berechnung 31. Dez. 1892 271200) E.,
d. i. 145 E. auf 1 ^m, und zerfällt in die 3 Kreise
Cesena (89304 E.), F. (74351 E.) und Rimini
(87455 E.) mit zusanlmen 40 Gemeinden. Die Pro-
vinz bildet zum größten Teil ein von den Abhängen
des Apennin erfülltes Berg- und Hügelland mit schö-
nen Thälern und Landschaften, zum Teil eine sehr
fruchtbare und wohlbebaute Ebene mit einigen klei-
nen Küstenflüssen Montone, Ronco, Savio, Ma-
reechia, Fiumicino und Uso, dem ehemaligen Rubi-
kon. Die Landwirtschaft liefert Weizen, Mais und
Hanf, ferner bestehen Weinbau, Viehzucht, Seiden-
kultur, Fischerei und Schiffahrt. An der Küste ent-
lang führt die Adriatische Küstenbahn, von welcher
bei Rimini die Linie nach Bologna-Mailand ab-
zweigt. - 2) F., das alte I^orum I^i vii, Hauptstadt der
Provinz F., rechts des Montone, an der alten Amili-
schen Straße und an der Linie Vologna-Ancona des
Adriatischen Netzes mit Straßenbahn nach Navenna
und Meldola, Sitz der Präfektur, eines Bischofs,
eines Tribunals, eines Assisenhofs, einer Kommis-
sion zur Aufsicht über die Altertümer und Kunft-
denkmäler, einer Handels- und Gewerbekammer so-
wie des Kommandos der Infanteriebrigade "Bo-
logna" und eines Militärdistrikts, ist gut und regel-
mäßig gebaut und hat (1881) 19442, als Gemeinde
40934 (nach Berechnnng 31. Dez. 1892 44000) E.,
in Garnison das 15. Infanterieregiment und 2 Bat-
terien Artillerie; einen schönen, mit Säulengängen
umgebenen Marktplatz, ein 1875 enthülltes Denk-
mal des Anatomen Morgagni (gest. 1771), zahl-
reiche Kirchen, mehrere bemerkenswerte Paläste,
eine Citadelle, 1360 von Kardinal Albornoz erbaut
und durch die Ordelassi und Riarii vergrößert; ein
meteorologisch-geodynamisches Observatorium, ein
Gymnasium, eine Oberreal-, Gewerbeschule, ein
Lehrerinnenseminar,eineftädtischeBibliothek(50000
Bände), eine Pinakothek, ein Spital (1638) mit i
Findelhaus und ein Arbeitshaus für Knaben. Unter
den Kirchen sind die merkwürdigsten die Kathedrale
Sta. Croce mit einer von Carlo Cignani 1686-
1706 ausgemalten Kuppel und den Grabstätten
Cignanis und Torricellis; San Mercuriale (nach dem
ersten Bischof von F. genannt), eine roman. Kirche
von 1180, mit Skulpturen aus dem 14. Jahrh,
über dem Portal und Gemälden von Palmezzano,
San Girolamo mit Fresken von Melozzo und Pal-
mezzano und dem Grabmal der Barbara Manfredi
(gest. 1466), in reicher Frührenaissance; San Pclle-
grino mit einem schönen Grabdenkmal des 15.Jahrh.
F. ist der Geburtsort des Cornelius Gallus (gest.
27 v. Chr.), des Geschichtschreibers Flavio Viondo
(15. Jahrh.), des Malers Melozzo (Ende des
15. Jahrh.) und des Arztes Morgagni. - Die
Stadt wurde von einem Livius, vielleicht vom
Konsul Marcus Livius ^alinator nach dessen Siege
über Zasdrubal am Metaurus 207 v. Chr. erbaut
und nach ihm benannt. Mit dem Eparchat unter
Karl d. Gr. an das Papsttum gekommen, bildete F.
(mittellat. auch ^orlivinm) im spätern Mittelalter
eine Republik, die von Kaiser Friedrich II. die Be-
stätigung ihrer Unabhängigkeit erhielt, aber den-
noch in den Kämpfen der Guelfen und Ghibellinen
häufig ihre Herren wechselte. Bis 1315 hatten die
erstern die Oberhand, dann die Familie Ordelaffi
bis znr Übergabe an Albornoz im Juli 1359 und
sodann nochmals infolge der Erhebung gegen die
päpstl. Herrschaft 1375-1405 und 1410-80, und
darauf Girolamo Riario, Neffe des Papstes Sir-
tus IV., und nach dessen Ermordung (1488) seine
mannhafte Gemahlin Caterina Sforza. Diese mußte
sich und F. 12. Jan. 1500 an Cesare Borgia über-
geben; dessen Stadtkommandant Consalvo Miro-
fönte lieferte F. erst im Aug. 1504 an Julius II.
aus, der es dem Kirchenstaate einverleibte. 1797
kam F. an die Cisalpinische Republik, dann an das
Königreich Italien, 1815 nochmals an die Päpste,
gegen die es an der Erhebung 1831 und 1848 teil-
nahm; 17. Juni 1859 zogen die Päpstlichen aus F.
ab, das nun an Sardinien kam. - Vgl. Bonoli,
Higwrill äelig. cittü. äi I< (Forli1666); NcmoAraM
8tHti8tioa., seoQOmioa, HmininiZtrativa. äsiia pro
vincia. äi I? (3 Bde., ebd. 1866-67).
ForN, Melozzo daMaler, geb.um 1438 zuForli,
bedeutend als Vorläufer der großen ital. Meister,
bildete sich zuerst an Piero della Francesca, erfuhr
dann aber durch den Einfluß Mantegnas eine
wesentliche Wandlung des Stils. Letzterer äußert
sich insbesondere in der damals noch seltenen An-
wendung der Verkürzungen, namentlich bei Decken-
malereien. Sein Hauptwerk in dieser Hinsicht war
die Ausschmückung des Chors der Apostelkirche in
Rom (1472), wo der zum Himmel aufsteigende Hei-
land und reizende Engel mit Musikinstrumenten dar-
gestellt sind (jetzt zerteilt im Ouirinal und in der Sa-
kristei der Peterstirche; gestochen von Ternite). Da-
neben ist von besonderm Interesse der Freskenschmuck
in einer Kapelle der Marienkirche zu Loreto. Als
bedeutender Porträtmaler zeigt sich F. in der gleich-
falls zu Rom für Papst Sirius IV. gemalten Dar-
stellung der Einsetzung des gelehrten Platina zum
päpstl. Bibliothekar (um 1476). Gegen Ende seines
Lebens kehrte F., den Giovanni Santi, der Vater
Raffaels, in feiner Reimchronik unter den bedeu-
tendsten Malern feiner Zeit namhaft macht, wieder
in die Heimat zurück, wo er die Bibliothek Federigos
von Montefeltre mit allegorischen Darstellungen der
Wissenschaften (in Berlin und London) schmückte und
8. Nov. 1494 starb. - Vgl. Schmarsow, Melozzo
da F. (Stuttg. 1886X
Forlimpopöli, ^tadt in der ital. Provinz und
im Kreis Forll, unweit rechts vom Ronco, an der
Linie Bologna-Ancona des Adriatischen Netzes, hat
(1881) 2266, als Gemeinde 5510 E., ein Gymna-
sium und Weinbau. F. ist das alte ^oruiu lopilii.
Forlo, ehemalige kleine ägypt. Geldrechnungs-
stuft, die Hälfte des Asper (s. d.).
Form (lat. koi-ma), die Gestalt (z.B. einer Statue)
im Gegensatz zu Materie oder Stoff, daher ein Ve-
ariff von ebenfo weitreichender Bedeutung wie die
setztern Ausdrücke (s. Materie). In der Philo-
sophie bezeichnete Plato seine Idee, Aristoteles
seine Entelechie auch als F. Bei Kant ist am wich'
tigsten seine Unterscheidung von F. und Materie