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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Forstkalender - Forstlehranstalten
hung möglichst gesunder Bestände, namentlich aber
in einer sachverständigen, aufmerksamen Pflege des
Waldes durch entsprechende Vestandesgründung,
durch zweckmäßige Durchforstung und eine gute
Forsteinrichtung. Nnter Voraussetzung dieser Maß-
regeln lassen sich wenigstens gegen manche Insekten
auch Vertilgungsmittel mit Erfolg anwenden, die
sich auf eine genaue Bekanntschaft mit der Lebens-
weise der einzelnen Insekten stützen müssen. Gegen
die Borkenkäfer zieht man durch wohlgeordnete
Hiebsfolge, die Sturmschäden vermindert, und durch
regelmäßiges, jährlich mehrmals wiederholtes Wer-
fen von Fangbäumen in Nadelholzwaldungen zu
Felde. Die Käfer legen ihre Vrut mit Vorliebe in
liegende, aber noch nicht ausgetrocknete Bäume.
Ehe die junge Käferbrut ausfliegt, werden die
Fangbäume entrindet und die Rinden sorgfältig
verbrannt. Dasselbe muß mit den zu fällenden, von
Borkenkäfern befallenen, stehenden Bäumen ge-
schehen. Den großen Rüsselkäfer vermindert man
durch gründliche Stockrodung, man sammelt ihn auf
den Schlägen durch Auslegen von Fangrinden
und Fang kl oben, unter denen sich die Käser gern
verbergen. Den kleinen Rüsselkäfer (?i880llo8nowtu8
_^ab?-.) bekämpft man durch Ausrupfen und Ver-
brennen befallener Pflanzen, die im Sommer durch
Welken kenntlich werden. Gegen die Maikäfer hat
man bis jetzt noch kein anderes .Hilfsmittel gefunden
als Sammeln der Käfer, da man die Enaerlinge nicht
direkt vertilgen kann. Erfolg könnte solches Sam-
meln der auch Feld und Garten schädigenden Tiere
freilich nur haben, wenn es ganz allgemein ange-
wendet und gesetzlich angeordnet würde. Vermei-
dung zu großer, Jahr für Jahr sich aneinander rei-
hender Schläge, also Wechsel derselben, Vermeidung
von Kulturmethoden, die ausgedehnte Bodenlocke-
rung fordern, ist zu empfehlen. Die Raupe des
großen Kiefernspinners bekämpft man erfolgreich
durch Leimringe, die man vor dem Aufbänmen der
Raupen im Frühjahr nach Entfernung der dicken
Rindenschuppen etwa 1,5 m hoch um die Näumc
anbringt. Wenig Erfolg hat dagegen das Töten
der in den Nindenritzen oft schwer aufzufindenden
Eier und der Raupen der Nonne, obgleich letztere
eine Zeit nach dem Ausschlüpfen aus den Eiern
in sog. Spiegeln (f. Taf. II, Fig. 2<i) beisammen-
sitzen. Neuerdings wendet man auch gegen die
Nonne Leimringe mit Erfolg an, da die Raupen
sich von Zeit zu Zeit aus den Baumkronen herab-
lassen, auch vom Winde heruntergeworfen werden
und dann an den Stämmen wieder hinauflriechen,
woran sie durch die Leimringe gehindert werden.
Gegen Kiefernfpanner und Kieferneule, deren Pup-
pen im Winter unter der Moos- oder der Nadel-
decke ruhen, kann man durch Sammeln nur wenig
thun, erfolgreicher ist Eintrieb von Schweinen, die
diese Puppen sehr gern fressen. Der Eichenprozes-
sionsspinner ist durch Zerstörung der Gespinstballen
zu vertilgen. Gegen die meisten der nur merklich
schädlichen Insekten lassen sich im großen der Kosten
wegen keine Gegenmaßregeln ergreifen, höchstens
sind einzelne Bäume, einzelne kleinere Bestände
oder Saat- und Pflanzschulen zu schützen.
Außer diesen schädlichen Insekten giebt es aber
auch forstlich nützliche, teils solche, die einen di-
rekten wirtschaftlichen Nutzen gewähren, teils solche,
die uns im Kampfe gegen die schädlichen Insekten
unterstützen. Von erstern seien z. B. genannt die
Gallwespen ((^uipiäao), von denen einige Arten
in südl. Ländern äußerst wertvolle Gerbmateria-
lien, Galläpfel und Knoppern, erzeugen, die na-
mentlich für Ungarn und den Orient eine bedeu-
tende Handelsware bilden. Zu den letztgenannten
gehören vorzüglich die Schlupfwespen odcrIchneu-
monen (IciinLumouiäae; s. Tasel'. Infekten II,
Fig. 13-15). Sie legen meist ihre Eier in die Eier
oder Larven der schädlichen Insekten und schma-
rotzen so innerhalb ihrer Wirte. Die infizierten
Raupen fressen weiter wie gesunde, gelangen aber
nicht mehr zur vollkommenen Entwicklung, sondern
sterben als Larven oder Puppen. Von großer
Wichtigkeit sind u. a. für Wald und Garten einige
Arten der Gattung Nicro^Ltsr, ihre kleinen Lar-
ven bohren sich aus der noch lebenden, aber dann
bald sterbenden Raupe heraus, um sich selbst in
weißen oder gelben kleinen Cocons zu verpuppen,
die die tote Raupe oft massenhaft bedecken (s. Tafel:
Schädliche Forstinsekten II, Fig. 2 6); Unkun-
dige hielten namentlich früher solche nützliche Tiere
bergende Cocons fälschlich für Naupencicr. Ahnlich
wirken einige Fliegenarten, die Tachinen. Es ist
cin sicheres Zeichen, daß ein größerer Insekten-,
namentlich Raupenfraß bald beendet sein wird,
wenn Ichneumonen, Tachinen und Schmarotzerpilze
massenhaft auftreten. Aber auch andere nützliche In-
sekten gicbt es, die die schädlichen direkt verzehren, so
viele Laufkäfer, darunter der große, schön metallisch
grüngefärbte (^,1o8oml5. ^"o^NHutn. 1^., der sich
namentlich in von Kiefernspinnerraupen befallenen
Beständen oft in großer Zahl einfindet und die Rau-
pen massenhaft auffrißt, ferner zahlreiche Staphy-
linen. Andere verfolgen unter der Rinde verborgen
lebende Infekten, z. B. die Larve der zu den Netz-
flüglern gehörigen Kamelhalsflicge (s. Tafel: In-
sekten III, Fig. 12), die man häufig unter Nadel-
holznndcn findet. Die Larven einiger Schwirr-
sliegen (s. Tafel: Insekten III, Fig. 4), nämlich
die der Gattung V^l^IlUL, verzehren Blattläuse in
großer Menge u. s. w. Leider ist man nicht im
stände die Vermehrung des großen Hcers der forst-
lich nützlichen Insekten zu begünstigen.
Außer den größern Werken Natzcburgs (s.d.) vgl.
dessen Schrift: Die Waldvcrdcrber und ihre Feinde
ft.Anss. u. d.T.: Lehrbuch dcr mittelcurop.Forftin-
st'ttenkunde, von Iudeich und Nitsche, Wien 1885 fg.);
"es;, Der Forstschntz (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1887-
l>0); Henschel, Leitfaden zur Bestimmung der schäd-
lichen Forst- und Obstbauminsekten (2. Aufl., Wien
1876); Altum, Forstzoologie, Bd. 3: "Insekten",
2. Abteil. (2. Aufl., Berl. 1881-82); Eichhoff, Die
europ. Borkenkäfer (ebd. 1881).
Forstkalender, mit Kalendarium versehene
Notizbücher, in denen die im Laufe des Jahres vor-
kommenden forstwirtschaftlichen Arbeiten bemerkt
sind und die als Hilfsbuch eine Anzahl forstlicher,
besonders forstmathem. Tabellen enthalten. Von
dcn in Deutschland erscheinenden F. verdient nament-
lich Beachtung der seit 1873 von Iudeich, seit 1882
von ihm und Vehm herausgegebene "Forst- und
Iagdkalender" (Berlin), dem ein zweiter Teil, forst-
liche Statistik enthaltend, beigegeben ist. Auch in
Österreich erscheinen einige F. Den ersten deutschen
F. gab Joh. Gottlieb Veckmann (s. d.) 1765 heraus.
Forstkamm oder Schmiedeberger Kamm,
Zweig des Niesengebirges, zwischen Schmiedeberg
und der Schneekoppe, mit dem 1219 in hohen
Forstberg. Wrsterschulen.
Forstlehranstalten, s. Forstakademien und