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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Franchi (Ausonio) - Franciabigio
er 1853-56 als außerordentlicher Gesandter in
Madrid über ein Konkordat und arbeitete seit 1856,
zumErzbischof von Saloniki iu paitidnä wüäklwm
ernannt, als Nuntius in Florenz gegen Cavour.
1859 nach Rom zurückgekehrt, leitete er als Staats-
sekretär 1860-68 die kirchlichen Angelegenheiten.
1868 ging er wieder als Nuntius nach Madrid,
kehrte aber schon 1869 nach Isabellas Sturz zurück,
um an der Vorbereitung des Vatikanischen Konzils
mitzuarbeiten. 1873 zum Kardinal, 1874 zum Leiter
der Propaganda ernannt, kam er nach Pius' IX.
Tod selbst als Nachfolger ernstlich in Frage, be-
wirkte aber die Erhebung des Kardinals Pecci zum
Papst (Leo XIII.), der ihn zum Staatssekretär er-
nannte. Er starb 31. Juli 1878 zu Rom.
Franchi (spr. >ki), Ausonio, Pseudonym des
ital. Philosophen Cristoforo Bonavino, geb.
24. Febr. 1821 zu Pegli, war Geistlicher, legte aber
1849, infolge seiner philos. Studien mit den kehren
der Kirche zerfallen, das Priesterkleid ab. 1860
wurde er Professor der Philosophie an der Universi-
tät zu Pavia, 1863 an der wissenschaftlich-litterav.
Akademie zu Mailand. Von 1854 bis 1857 redi-
gierte er die wissenschaftliche Wochenfchrift "I^a Ila-
L10N6". Mit Giuseppe Ferrari machte F. entschiedene
Opposition gegen Rosminis und Giobcrtis Ver-
suche, den Katholicismus mit der Philosophie zu
versöhnen. Er bekämpfte jede Religion, die absolute
Geltung für sich in Anspruch nehmen will; die
menschliche Erkenntnis ist auf Erscheinungen be-
schränkt, aber mit einem Glauben an die objektive
Wahrheit unserer Erkenntnis notwendig verknüpft;
die Auseinandersetzung mit dem Kriticismus Kants
bielt F. für die Hauptaufgabe der Philosophie der
Gegenwart. Unter seinen zahlreichen Arbeiten sind
zu nennen: "1^3. tiloZotia. äelik scnoie itaiianL"
(2. Aufl., Flor. 1863), "II i-^ionalismo äei po-
I)0i0" (Genf 1856; 2. Aufl., Mail. 1862; französisch
Brüss. 1858), "I^a rsii^iouL äsl 86co1o XIX" (Lau-
sanne 1853; 2. Aufl. 1860), "I^ttsi'6 su 1a teoi'ica
ä6i Fwäixio" (2 Bde., Mail. 1870), "8a^i äi
critica 6 poismica" (3 Bde., ebd. 1871-72). Mit
seinem neuesten Werke "Ultimo critioa" (Vd.1 u.2,
ebd. 1890-91) ist er zur Kirche zurückgekehrt.
rranokiss (frz., spr. frangschihs'), Freimütig-
keit, Offenherzigkeit; Freisein von Abgaben, beson-
ders vom Zoll; c6i-tiii(nt äe ?., Zollfreischein. In
der Transport-, besonders der Seeversicherung sind
Franchisen gewisse Prozentsätze, bis zu denen
der Versicherer frei von Vergütung für beschädigte
Waren bleiben soll. Beschränkt sich die Pflicht der
Vergütung überhaupt nur auf den Totalverlust durch
Strandung, so heißt die Versicherung "frei von Be-
schädigung außer im Strandungsfalle".
Francia (Francien), der latinisierte Land-
schaftsname von Franken; besonders aber nannte
man so das Gebiet der Grafschaften um Paris, die
bei dem Zerfall des Karolingischen Westfranten-
rcichs im Besitz der aufstrebenden Kapetinger zu
einem besondern Herzogtum zusammenwuchsen, das
später auch Isle - de - France genannt wurde.
Francia (spr. frantfcha), Francesco, mit dem
Familiennamen Raibolini, ital. Maler, geb. um die
Mitte des 15. Jahrh. zuBologna, befchäftigte sich als
Goldschmied vornehmlich mit Niellieren, worin er es
ebensoweit wie im Stempelschneiden brachte. Nach
Vasari verfertigte er die schönsten Medaillen und
erhielt die Aufsicht über die Münze in Bologna.
Ms Maler scheint er sich den Ferraresen Lorenzo Costa
zuerst als Vorbild genommen zu haben, sonst ist von
seinen Lebensumständen wenig mehr bekannt, als
daß er in Bologna zahlreiche Schüler hatte und
5. Jan. 1518 starb. Raffael, den er selbst in einem
Sonett verherrlichte, ehrte ihn und vertraute ihm
die Ausbesserung seiner heil. Cäcilia an. Herrliche
Werke von F. finden sich namentlich in seiner Vater-
stadt, aber auch sonst in allen bedeutendern Samm-
lungen. Besonders zeichnen sich seine Madonnen
aus, die bei ihrer etwas herben Jungfräulichkeit
doch eines hohen geheimen Reizes nicht entbehren,
wie überhaupt seine Gestalten zwar minder frei und
bewegt sind als die seiner größten Zeitgenossen, aber
in ihrer entfernt an Perugino gemahnenden zarten,
innigen Empfindung höchst anmutig wirken. Treff-
lich sind seine Fresken in Sta. Cecilia zu Bologna;
zu seinen schönsten Werken zählt die Madonna in
! '^an Giacomo daselbst. Von seinen sonstigen Tafel-
z bildern besitzt u. a. die Turiner Pinakothek: Grab-
! legung Christi; die Dresdener Galerie: Taufe
^ Christi, Anbetung der Könige; das Hofmuseum zu
z Wien: Maria mit dem Kinde. Zu seinen Schülern
i gehören seine zwei^öhne Giacomo und Giulio,
in deren Werten der Stil des Vaters etwas vergrö-
bert und entgeistigt erscheint, ferner Timoteo Viti,
die Aspertini u. a. - Vgl. Calvi, Nemoiis äsUa
vittd cli 1''i'Nnc63co I^idoiwi (Bologna 1812).
Francla, Jose Gaspar Tomas Rodriguez da,
gewöhnlich Doktor F. genannt, Diktator von
Paraguay, geb. 1757 (nach andern 1763) zu Asun-
cion, studierte erst Theologie, dann die Rechte, ließ
sich in Asuncion als Sachwalter nieder und wurde
zum Alcalden seiner Vaterstadt ernannt. Als Pa-
raguay sich 1811 von der span. Herrschaft losge-
rissen hatte, wurde er Sekretär der Junta. 1813
wurden Fulgencio Jegros und F. zu Konsuln er-
wählt und mit der obersten Gewalt bekleidet, doch
wollte F. die Gewalt mit niemand teilen. Als
daber der Kongreß sich 1814 wieder versammelte,
schlug er als einziges Rettungsmittel des Staates
die Ernennung eines Diktators vor und wurde nun
selbst zum Diktator auf drei Jahre, 1817 auf Le-
benszeit ernannt. Kaum aber hatte er dies erreicht,
als er in feiner Verwaltung die härteste Tyrannei
zeigte. Als Unruhen entstanden, verfügte er, das
Land solle nach den Formen einer reinen Demo-
kratie regiert werden und ein Kongreß von 1000
Deputierten, aus allen Bürgerklassen erwählt, die
Verwaltung führen. Die gewählten Mitglieder des
Kongresses aber übertrugen F. wiederum die dikta-
torische Gewalt, der nun alle Klöster aufhob und
deren Güter zum Besten des Staates einzog. An-
dererseits förderte er den Gewerbfleih und den An-
bau des Landes durch Gesetze und freilich oft höchst
gewaltsame Maßregeln verschiedener Art. Eine
Verschwörung wurde 1820 entdeckt und durch Hin-
richtung vieler Personen unterdrückt. Die Absper-
rung des Landes, die er anordnete, wurde streng
durchgeführt; Fremden war der Eintritt in Para-
guay sehr erschwert. F. lebte aus steter Furcht vor
Mördern in größter Zurückgezogenbeit und führte
sein System bis zu seinem Tode 20. Sept. 1840
durch. (S. Paraguay.) - Vgl. Carlyle in der
"I^äindui'Fli 1^6vis>v)) (1843); Bazän, Näictator
5. (Madr. 1887).
Franciabigio (spr. frantschabidscho), eigentlich
Francesco di Christofano Bigio, ital.Maler,
geb. um 1480 in Florenz, gest. daselbst 24. Jan. 1525,
begann seine künstlerische Laufbahn bei Albertinelli,