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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Franco (Niccolò) - François (Nicolas Louis, Graf)
Tizians, Giulio Romanos u. a. Zu seinen besten !
Blättern zählen: Amor und Pfycke im Bade, nach ^
Giulio Nomano, Geißelung Christi, nach Tizian.
Franco, Niccolö, ital. Dichter, geb. um 1505 zu
Benevent, lebte in seiner Vaterstadt, in Rom, meisten- !
teils aber in Neapel, ahmte Pietro Aretino nach ^
und machte sich durch Spottverse verhaßt. 1536 !
kam er nach Venedig und fand Anfnahme bei Are-
tino , mit dem er nach einigen Jahren in erbitterte
Feindschaft geriet. Von Venedig verdrängt, fand
F. Aufnahme bei Sigism. Fanzino, Gouverneur
von Casale di Monferrato; von hier begab er sich
nach Mantua und Rom, wo ihn Pius V. 1509 vcr-
baften und aufhängen ließ. Von feinen Werken, die
ein bedeutendes poct. Talent bekunden, aber durch ,
rohe Schimpfereien und Obfcönitäten entstellt find,
verdienen Erwähnung: "I^piätoIevu^Hri" (Vened. >
1539 u. 1542), "DmIoFlii pmcLvoli" (ebd. 1539),
"11 ?6trllledi8ta," (ebd. 1541), "Dialo^o äßlis dei-
16^26" (Cafale 1542), "Zouetti contra i'/Vi'Ltino,
con 13. ?iiap6a" (Tur. 1541; 3. Aufl. 1548),
"15iin6 marittim6" (Mant. 1547). Wie man an-
nimmt, ist F. der Verfasser des unter Bernis Namen
veröffentlichten schmutzigen Pamphlets "Vit^ äi
?i6tro ^retiuo" (Perug. 1538; Lond. 1826). Seine
gereimte libersetzimg der "Ilias" blieb ungedruckt.
rranoolurtnin, lat. Name für Frankfurt. 1<
kä ^106NUM, Frankfurt am Main ; 1^. ad Viadrum,
Frankfurt an der 51 der.
^2.110033.1112., nculat. Name für Frankreich,
^lanooFaiii für Franzofen.
I'ra.nyois (fpr. frangßöa), franz. Vorname:
Franziskus, Franz; ^rai^oiso (fpr. frangsiöahs'),
Franziska.
Fran^ois (spr. frangßöa), Alphonse, franz.
Kupferstecher, geb. 1811 zu Paris, gest. 6. Juli 1888
daselbst, Schüler des Henriquel-Dupont, hat vor-
zügliche Blätter in Linienmanier gestochen fowohl
nach ältern ital. wie den modernen franz. Meistern.
Zu seinen Hauptblättern gehören: Vonapartes Über-
gang üder die Alpen (1852), Pico von Mirandola
von seiner Mutter im Lesen unterrichtet, Marie
Antoinette vor dem Nevolutionstribunal (1857)
nach P. Delaroche, Die Gemahlin des Königs Can-
daules nach Ge'röme, Krönung der heil. Jungfrau
nach Fiesoles Bild im Lonvre (1862), Versuchung
Christi, Mignon, Gretchen in der Kirche (1864) nach
Ary Scheffer, Venus' Geburt nach Cabanel (1870).
Sein Bruder, Jules F., geb. 1809 in Paris,
gest. 1861, bildete sich unter Henriquel-Dupont zum
Kupferstecher aus. Er schus Blätter besonders nach
Delaroche: Christus am Ölberg, Pilger in Rom
(1847), Napoleon I. in Fontainebleau'(1850), Die
^öhnc Eduards IV. (1858), ferner den Galanten
Krieger nach Tcrburg (1859).
Fransois (spr. frangßöa), Jean Charles, franz.
Kupferstecher, geb. 1717 in Nancy, gest. 1769 zu
Paris, hervorragend durch seine schönen Blätter, mit
denen er Kreidemanier nach Zeichnungen im Stiche
nachahmte; so stach er nach Holbein das Bildnis
des Erasmus von Rotterdam, nach Vien u. a.
Fran^ois (spr. frangßöä), Kurt von, Afrika-
reisender, >^ohn des 1870 bei der Erstürmung der
Spicherer höhen gefallenen Generals, geb. 2. Okt.
1853 zu Luxemburg, besuchte die Kadettenanstalten
von Wahlstatt und Berlin und machte den Tentsch-
Französifchen Feldzug mit. Er folgte 1883 dem
Rufe des Königs Leopold II. von Belgien, sich an
der Kassai-Erpedition Wißmanns zu beteiligen und
unternahm von dort aus 1885 mit Grenfell eine
Erforfchung des Tfchuapa und Lulongo. In die
Heimat zurückgekehrt fand er Verwendung im Gro-
ßen Generalstab und rückte zum Hauptmann auf.
1887 ging er im Auftrag des Auswärtigen Amtes
nach Togo und drang 1888 über Salaga hinaus nach
Norden in das Land der Mofsi bis zum 12. Breiten-
grade vor. 1889 ward er mit der Führung der Echutz-
truppe in Deutfch-Südwestasrita betraut und vertrat
dort seit 189l den Rcichskommissar. Langwierige
Kämpfe fübrte er mit dem Hottentottenbänptling
Witboi,dessen FesteHornt'ranz er zwar 12. April 1893
eroberte, den er aber nicht ganz unsckä'dlicb machen
tonnte. Zum Major ernannt, kehrte er Ang. 1^94 nach
Deutschland zurück und wurde Febr. 1895 znr Dienst-
leistung beim Reichsmarineamt kommandiert. Litte-
rarisch thätig war er bei Wißmanns Buch "Im In-
nern Afrikas. Die Erforfchung des Kassai" (3. Aufl.,
Lpz. 1891); felbftändig veröffentlichte er: "Die Er-
forfchung des Tfchuapa und Lnlongo" (ebd. 1888).
Franxois (fpr. frangßöä), Marie Luife von,
deutfche Novellistin, geb. 27. Juni 1817 zu Hcrzberg
an der Schwarzen Elfter, gest. 26. Sept. 1893 in
Weißenfels, trat als Novellistin zuerst 1855 anonym
mit einer Erzählung im "Morgenblatt für gebildete
Leser" auf: "Der Erbe von Saldeck", der andere in
diefem und ähnlichen Blättern folgten. Bedeutenden
Erfolg errang sie mit dem Roman "Die letzte Recken-
burgerin" (2'Vde., Berl. 1871 u. ö.; 6^ Aufl. 1894)
und behauptete diesen Ruhm durch "Frau Erdmu-
then5 Zwillingssöhne" (2 Bde., ebd. 1873; 2. Aufl.
1891), "^lufenjahre eines Glücklichen" (2Tle., Lpz.
1877 u. ö.) und "DerKatzenjunker" (Berl. 1879). Ihre
kleinern Erzählungen fammelte sie als "Ausgewählte
Novellen" (2 Bde., Berl. 1868), "Erzählungen"
(2 Bde., Braunschw. 1871), "Hellstädt und andere
Erzählungen" (3 Bde., Berl. 1874), "Natur und
Gnade, nebst andern Erzählungen" (3 Bde., ebd.
1876), "Phosphorus Hollunder" und "Zu Füßen
des Monarchen" (Stuttg. 1881; mit Biographie
von I. Kürschner), "Das Jubiläum und andere
Erzählungen" (ebd. 1886). 1882 erschien das ori-
ginelle Lustspiel "Der Posten der Frau" (Stutt-
gart), das im siebenjährigen Kriege spielt. Alle diese
Schriften zeigen ein zartes Gemüt, feine Kenntnis
des menfchlichen Herzens und Erzählertalcnt.
Fran(ois (fpr. frangßöä), Nicolas Louis, Graf,
gewöhnlich F. de Neufchateau genannt, franz.
Staatsmann und Dickter, geb. 17. April 1750 zu
^affais (Meurthe). Schon 1766 wurde von ihm
eine Sammlung Gedichte ("?ic;c68 ln^itiv68", Neuf-
chateau) gedrnckt, die felbst Voltaire anerkennend
beurteilte. 1782 wurde er Generalprokurator auf
Santo Domingo. Während der Revolution war er
Mitglied der ersten Nationalversammlung. Die ge-
mäßigten Gesinnungen, die er in seinem 1793 zu-
erst aufgeführten Drama "?Hin61ll" (Par. 1795)
ausfprach, brachten ihn ins Gefängnis, aus dem
ihn der ^turz Robcspierres am 9. Tbcrmidor
(27. Juli 1794) rettete. 1797 wurde er Minister des
Innern, und nach dem 18. Fructidor (4. ^ept. 1797)
trat er an Carnots stelle ins Direktorium, aus dem
er aber feiner streng verfassungsmäßigen Grund-
sätze wegen sehr bald wieder ausscheiden mußte.
Sckon 17. Juni 1798 wurde er zum zweitenmal
Minister des Innern, verlor indes diesen Posten
noch vor dem 18. Brumaire (9. Nov. 1799). Napo-
leon erteilte ihm die Senatorie zu Dijon und, nach-
dem er ihn 1804 in den Grafenstand erhoben hatte.