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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frank (Joh.) - Fränkel (Bernhard)
land, ließ sich in Brunn nieder, organisierte seinen
Anhang militärisch und wirkte als Adonai auf das
benachbarte Polen. Des Landes verwiesen, zog F.
1786 nach Offenbach, wo er das Schloß des ver-
schuldeten Fürsten Wolfgang Ernst von Isenburg-
Büdingen taufte. Hier lebte er mit zahlreichem
Gefolge in größter Pracht von dem Gelde, das
seine Anhänger in Polen ihm spendeten. Er starb
10. Dez. 1791. Die Frankisten haben sich in Po-
len, Rumänien und der Türkei erhalten. - Vgl.
H. Graetz, F. und die Frankisten (Brest. 1868).
Frank, Joh., Dichter, s. Franck.
Frank, Joh. Peter, Arzt, Begründer der öffent-
lichen Gesundheitspflege, geb. 19. März 1745 zu
Rodalben in der Rheinpfalz, studierte in Metz und in
Pont-ä-Mousfon Philosophie, wurde an letzterer
Universität 1763 zum Doktor der Philosophie pro-
moviert und widmete sich darauf zu Heidelberg und
Straßburg dem Studium der Medizin. 1766 machte
F. in Heidelberg sein Doktorexamen und praktizierte
darauf in Vitsch, Baden-Baden, Rastatt und Bruch-
sal. Sodann folgte er 1784 einem Rufe als Professor
der Philosophie und mediz. Polizei uach Göttingen;
doch übernahm er schon 1785 die Professur der
Klinik zu Pavia, wo er nicht nur die mediz. Lehr-
anstalten, sondern auch das ganze Medizinalwesen
der Lombardei reformierte. 1795 wurde er Direktor
des Allgemeinen Krankenhauses in Wien, 1804 Pro-
fessor an der Universität zu Wilna und 1805 Leib-
arzt des Kaisers Alezander in Petersburg. Nach-
dem er sich auch vielfach um die Verbesserung des
russ. Medizinalwesens verdient gemacht, kehrteer
1808nach Wien zurück. F. lebte seitdem der ärztlichen
Praxis und seiner Wissenschaft, bis er 24. April
1821 zu Wien starb. F. gehört zu den bedeutendsten
Ärzten aller Zeiten; mit einer ausgezeichneten
Beobachtungsgabe verband er kritischen^charfblick,
mit der Liebe zu den Menschen die Liebe zu den
Wissenschaften. Unter seinen zahlreichen Schriften
sind hervorzuheben das klassische "System einer voll -
, ständigen mediz. Polizei" (6 Bde., Mannh., Tüb. u.
Wien 1779-1819: Supplement, 3 Bde., Tüb. u.
Lpz. 1812-27), dao unvollendete Werk "De cui^u-
äis Iiominnin inoi'diä oMome" (6 Bde., Mannh. u.
Wien1792-1821;deutschvonSobernheim,10Bde.,
Aerl. 1830 - 34; 3. Aufl. 1840 - 41) und seine
Selbstbiographie (Wien 1802). <^eine"v0 ineäieiim
clinic". opoi'H oNiii^ iniuoi'Ä" gab Sachs (2 Bde.,
Königsb. 1844-45), die "Opuscula, poLtiniink"
iWien 1824) sein Sohn Joseph F. heraus.
Letzterer, geb. 23. Dez. 1771 zu Rastatt, ebenfalls
Mediziner, wurde 1791 in Pavia zum Doktor
promoviert, wirkte neben seinem Vater erst zu Pavia
und Wien, seit 1804 als Professor der Pathologie
zu Wilna. 1824 zwang ihn ein Augenübel zur Auf-
gabe der Professur, er ging 1826 nach Como, wo
er 18. Dez. 1842 starb. Er gehörte zu den bedeu-
tendsten Anhängern der Vrownschen Erregungs-
tboorie und legte seine Ansichten darüber in mehrern
Schriften, besonders in dem "Grundriß der Patho-
logie uach den Gesetzen der Erregungstheorie"
(Wien 1803) uieder.
Frank (Franck) von Word, Sebastian, einer
der geistvollsten und kräftigsten Volksschriftsteller
des 16. Jahrh, und mystischer Freigeist, geb. 1499
in Donauwörth, ward im Dominikanerkolleg Beth-
lehem zu Heidelberg ausgebildet, zum Priester ge-
weiht, schloß sich später der Reformation an und
wurde bald nach 1525 evang. Prädikant im nürn-
bergischen Flecken Gustenfelden. Hier schrieb F. den
oft gedruckten Traktat "Von dem greulichen Laster
der Trunkenheit" (1528), der es bereits beklagt, daß
die christl. Gemeinde über dem Dogma die sittliche
Zucht ihrer Mitglieder versäume. Mit dem Luther-
tum zerfallen und den Wiedertäufern nicht ganz ab-
geneigt, siedelte er nach Nürnberg, dann 1529 nach
dem freier gesinnten Straßburg über. Hier erschien
1531 seine "Chronika. Zeitbuch und Geschichts-
bibel" (in spätern Auflagen stets bis auf das Er-
scheinungsjahr fortgeführt), die erste originaldcut-
sche Welt- und Kirchengeschlchte, in der Benutzung
der Quellen freilich unkritisch, aber wertvoll wegen
der echt volkstümlichen Sprache, wegen geistvoller
Ansätze zur Geschichtsphilosophie und wegen der
kirchlichen Reformtendenz, die auf ein sektenloses
freies Christentum ausgeht. Um dieses Buches
willen auch aus Straßburg vertrieben, zog F. 1532
nach Eßlingen und ernährte sich als Seifensieder'.
1533 ging er nach Ulm, wo er in eine Druckerei
eintrat und 1535 selbst Inhaber eines Verlags
wurde. Jetzt erschien sein "Weltbuch" (oder "Cos-
mographei", Tüd. 1534), die erste deutsche allge-
meine Weltbeschreibung; dann die "karaäoxH, d. i.
280 Wunderred" (Ulm 1534), Aphorismen seiner
"Göttlichen Philosophie"; "(^eiinHiii^s cw-onicon"
(Augsb. 1538), der erste Versuch einer deutschen
Kulturgeschichte: die "Guldin Arch" (ebd. 1538),
die das Christentum aus den heidn. Denkern be-
währt; "Das Verbüthschiert Buch" (1539), eine
Bibelkonkordanz, die auf die Widersprüche hinweist.
Endlich 1539 gelang es dem luth. Prediger Frecht,
durch verlogene Intriguen F.s Verbannung aus
Ulm durchzusetzen. Er starb 1543 als Compagnon
des bekannten Verlegers Brylinger in Basel. Seine
letzte Arbeit waren wohl die "Sprichwörter" (Franks.
1541; neu bearbeitet von Guttenstein, ebd. 1831),
die inhaltlich Verwandtes zusammenstellen und Joh.
Agricolas Sammlung an Reichhaltigkeit weit über-
treffen: ob schon eine anonyme Sammlung von 1532
(Frankfurt) F.s Werk war, ist zweifelhaft (hg. von
Latendorf, "F.s erste Sprichwörtersammlung", Pös-
neck 1876). - Vgl. Bischof, Seb. F. und die deutsche
Geschichtschreibung (Tüb. 1857); Hase, Seb. F. von
Word, der Schwarmgeist (Lpz. 1869); Haggen-
macher, S. F. (Zür. 1886); Hegler, Geist und
Schrift bei S. F. (Freib. i. Br. 1892).
Frank, Sigismund, Glasmaler, geb. 1769 in
Nürnberg, bemühte sich die Technik der mittelalter-
lichen Glasmalerei wieder zu entdecken, die seit der
Renaissance allmählich in Vergessenheit geraten war.
Er begann als Porzellanmalcr, und gelangte zuerst
1804 zu befriedigenden Resultaten. Als König Lud-
wig I. die königl. Glasmalereianstalt in München
gegründet hatte, wurde F. 1827 für einige Zeit mit
der Leitung des Instituts betraut; er starb 18. Jan.
1847 in München. - Sein Sohn, Julius F., geb.
1826, hat zahlreiche Altarbilder gemalt.
Frankatur, s. Frankieren.
Fränkel, Bernhard, Arzt, geb. 17. Nov. 1836
zu Elberfeld, studierte in Würzburg und Berlin,
habilitierte sich 1872 an der Berliner Universität
und wurde 1884 zum Professor, 1887 zum Direk-
tor der neu errichteten Universitätspoliklinik für
Hals- und Nasenkranke ernannt. F. gehört zu den
hervorragendsten Vertretern der Laryngologie. Er
schrieb u. a.: "Allgemeine Diagnostik und Therapie
der Krankheiten der Nase" (in Ziemssens "Handbuch
der speciellen Pathologie und Therapie", Bd. 4,