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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frankreich (Bodengestaltung)

neben den fruchtbaren Thälern Kegel an Kegel zu einer der wildesten Berggruppen ganz F.s gedrängt ist, setzen die basaltischen Berge de Coirons eine Bergreihe zusammen, welche, südöstlich streichend, das hohe östl. vom niedern westl. Vivarais (im Ardèchethale) scheidet. Im obern Loiregebiete und westwärts gegen den Allier hin sind die Monts du Velay von Basalt bedeckt, dagegen noch weiter westlich zwischen Allier und Truyère haben die Montagnes de la Margeride ihren granitischen Kern von vulkanischen Massen rein erhalten. Westlich breitet sich zwischen Truyère und Lot bereits die südlichste Stufe des Hochlandes der Auvergne aus, gegen das Thal von Espalion begrenzt durch die Randschwelle der Montagnes d'Aubrac. Im SO. von Mende werden die krystallinischen Hochflächen von den Granitbergen de la Lozère mit dem Pic de Finiels (1702 m) überragt, wo Lot und Tarn, Allier, Ardèche und Gard ihre Quellen haben. Gegen SO. senken sich die Berge de la Lozère in der Gegend von Alais zu dem fruchtbaren Tieflande von Languedoc, im W. und SW. setzt der Jurakalk eine Reihe tief durchrissener und trockner Plateaus zusammen, welche insgesamt als "Les Causses" (s. Causses) bezeichnet werden. Die Gebirge im SW. der Causses, am Südostrand des Plateaus, werden unter dem Namen Cevennen (s. d.) zusammengefaßt.

Westwärts des Allierthals breitet sich das Hochland der Auvergne (s. d.) aus. Seine Mittelhöhe schwankt von 1000 zu 650 m, aber die basaltischen und trachytischen Durchbrüche bauen sich in pittoresken Formen auf. Die Berge sind in drei Gruppen angeordnet, die der nördlichen, etwa 30 km langen, scharen sich um den Puy-de-Dôme (1465 m), die der 45 km langen mittlern haben den Mont-Dore oder Puy-de-Sancy (1886 m), den höchsten Punkt Mittelfrankreichs, im Centrum, und als die südliche ist der gewaltige Cantal (s. d.) anzusehen, dessen basaltischer Gipfel Le Plomb du Cantal 1858 m erreicht. Die Berge der Auvergne sind teils unversehrte Kraterberge, teils glockenförmige Puys. Auch Maare fehlen nicht (Lac Pavin). Die Übergänge zu den anliegenden Tieflandschaften werden auf drei Seiten durch Terrassengelände vermittelt, und zwar im N. zum Orléanais durch die Terrassen von Bourbonnais und Berry, im W. und SW. zu Angoumois und Guyenne durch die Terrasse von Limousin und südlich zum östl. Guyenne und den Thälern des Lot und Tarn durch die Terrasse von Rodez. Ostwärts sinkt das Hochland zum Thalbecken des obern Allier ab, das als "Limagne" eine der fruchtbarsten Landschaften bildet. Von dem Loirebecken von Montbrison ist sie durch die bewaldeten und granitischen Montagnes du Forez getrennt (Pierre-sur-Haute 1640 m), die jenseit des Puy de Montoncel (1292 m) zu den porphyrischen Gipfeln de la Madeleine übergehen, bevor noch die jüngern Tertiärschichten von Loire und Allier zu der sanftwelligen Thallandschaft der Besbre sich vereinigen. Der Zusammentritt von Loire und Allier ist erschwert durch die vorlagernden Kalkplatten von Nivernais, welche den Übergang zwischen den Terrassen von Bourbonnais und Morvan vermitteln. Zwischen Rhône und Loire sinkt das Plateau von Vivarais zu dem Kohlenbassin von St. Etienne ab. Nordwärts dieser Senke erhebt sich die breite östl. Randschwelle zu den Gebirgsketten von Lyonnais und Charolais. Ihre mittlere Höhe erreicht 650, der höchste Gipfel südwestlich von Tarare 1004 m. Wie die Senke von Etienne zwischen Rhône und Loire eine natürliche Südgrenze, so ist für die Ketten von Charolais die Senke des Canal du Centre eine natürliche Nordgrenze. Diese scharf eingefurchte Senke eignete sich zu einer Trennungsspalte zwischen süd- und nordfranz. Mittelgebirgssysteme, wenn nicht das nordnordwestlich auftauchende Bergland von Morvan (Mittelhöhe 500, Haut-Folin 902 m) noch vorherrschend dem Granit und Porphyr angehörte. An seinem Westhange entspringt die Yonne. Das Innere birgt Eisen und Steinkohlen; die Thäler sind, wenngleich fleißig angebaut, wenig ergiebig. An das Charolaisgebirge schließt sich jenseit des Canal du Centre die Côte-d'Or an, welche zwischen Dijon und Chagny mit steilen Weinterrassen aus dem burgund. Tieflande zur mittlern Höhe von 430 m, im Bois-Janson zu 636 m Höhe aufsteigt.

Jenseit der Côte-d'Or beginnt das Pariser Becken (s. d.). Hier lagern die tertiären Gebilde gleich eingebogenen Schalen übereinander, die Außenenden brechen oft scharf ab und bilden konzentrische, mit der Steilseite von Paris abgewendete Wälle. Tiefe Risse durchkreuzen das Bassin und gewähren zumeist den Wasserläufen Abfluß zum Seinethal. Die Natur bestimmte Paris zu einem Mittelpunkt und die geschichtliche Entwicklung hat dem entsprochen.

Im W. des Beckens erheben sich die Granit- und Grauwackenplateaus des nordwestlichen F. Diese werden durch das Tiefland von Anjou und Nantes und die bretagnische Senke der Vilaine und Rance in drei Hauptgruppen zerlegt. Die südl. Gruppe umfaßt Hoch-Poitou und die Vendée und steigt bei Civray aus der Senke von Nieder-Poitou empor. Sie streicht 200 m hoch in nordwestl. Richtung zwischen St. Maixent und Clisson und erreicht in den gerundeten Hügeln und Platten des Vendéer Bocage, den Hauteurs de la Gatine (Mont-Malchus), 285 m. Die Bodensenke zu Seiten der Rance und Vilaine, zwischen der Bucht von St. Malo und der Loiremündung, scheidet die beiden nördl. Gruppen. Die westl. Gruppe bildet das Bergland der Bretagne (s. d.) im engern Sinne. Es besteht aus Gneis und Glimmerschiefer, worüber paläozoische Formationen so lagern, daß sie, je jünger, um so kleinere Flächen bedecken; im archäischen und Kohlenzeitalter erfolgten hier bedeutende eruptive Ausbrüche. Die Gruppe östlich des Tieflandes von Rennes wird von der Westnormandie mit der normann. Bocage gebildet. Dieselbe ist dem bretagnischen Berglande ähnlich, nördlich von Alençon im Walde von Ecouves höher (417 m), aber nicht so wild; von der Halbinsel Cotentin trennt sie die tiefe Senke von Carentan.

Im N. des Pariser Beckens bilden die Hügel von Artois jenseit der Somme einen leichten Übergang zu den flandr. Grenzhöhen, die zwischen Arras und Calais über 160 m, selbst 270 m hoch, gegen das Tiefland des belg. Flandern Ziemlich auffallend abstechen. Östlich von Arras sinkt der Boden auf 44 km unter 160-130 m herab und gewährt zu beiden Seiten der obern Schelde und des Kanals von St. Quentin eine Verbindung zwischen dem belg. Tieflande des Hennegau, dem Tieflande von Vermandois und dem Oisethale. Das Tiefland von Laonnais und das anlagernde Hügelland von Thièrache zwischen Serre und obere Oise trennt das Pariser Becken im NO. von der niederrhein. Thonschiefer- und Grauwackenlandschaft, von dessen westl. Teile, den Ardennen (s. d.), nur 1570 qkm