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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frankreich (Bergbau und Hüttenwesen)

1070477 ha; 1915370 ha gehören Gemeinden und öffentlichen Instituten und etwa 6,5 Mill. ha Privatleuten. Das durch die einheimischen Wälder gelieferte Holz (25,1 Mill. cbm) reicht für den Bedarf (31,5 Mill. cbm) nicht aus; es wird viel Bauholz, vorzugsweise Eiche und Tanne aus Schweden und Norwegen, Rußland, der Schweiz, Deutschland und Österreich eingeführt. Der Wert der Einfuhr betrug 1890: 152,0 Mill., 1891: 216,7 Mill. Frs., der Ausfuhr 23,8 und 25 Mill. Frs. Außer den gewöhnlichen Waldbäumen sind namentlich charakteristisch die harzliefernde und besonders zur Befestigung der Dünen im Südwesten angepflanzte Seestrandkiefer (Pinus pinaster Sol.), die Korkeiche in der Gascogne und die vorzüglich auf dem Centralplateau und in der Landschaft Vivarais gedeihende eßbare Kastanie. Nur in geringer Menge finden sich Hirsche, Rehe und Damwild. Der Bär hat sich in die Alpen und Pyrenäen zurückgezogen; auf ihren höchsten Gipfeln lebt noch der Steinbock, während Luchse beinahe verschwunden sind. Die sumpfigen Gegenden der Rhônemündung bergen noch Biber. Der Wolf ist in den großen Gebirgswaldungen und in Lothringen anzutreffen, doch werden, seitdem 1882 Prämien auf seine Erlegung ausgesetzt wurden, 700-1000 jährlich erlegt. - Vgl. von Seckendorf, Die forstlichen Verhältnisse F.s (Lpz. 1879).

Bergbau und Hüttenwesen. Am 1. Jan. 1888 betrug die Zahl sämtlicher Bergwerke 1362, welche 1112440 ha bedecken; allein nur 452 derselben (526000 ha) wurden abgebaut; sie hatten 112000 Arbeiter, und die Förderung belief sich auf 25327500 t. Von Metallen besitzt F. nur Eisen in größerer Menge, doch bewirkt der Umstand, daß die wichtigsten Lager sich nicht (wie in England) in der Nähe der Kohlen befinden, eine erhebliche Verteuerung der Eisenproduktion. Die Menge der gewonnenen Eisenerze (Bohnerze, Rot- und Brauneisensteine u. s. w.) hat, auch abgesehen von der Verminderung seit 1870/71, seit der Mitte des 19. Jahrh. abgenommen. Sie betrug 1847: 3,46, 1866: 3,89, 1882: 3,46, 1888: 2,18, 1891: 1,43 und 1892: 1,68 Mill. t.

Im J. 1891 zählte man 479 benutzte Konzessionen mit 5744 qkm Schürffläche (186 qkm in Algerien); davon entfallen 3529 qkm auf Abbau mineralischer Brennstoffe. An der Erzeugung beteiligten sich 27 Departements und zwar vor allem Meurthe-et-Moselle mit drei Viertel der Gesamtproduktion, Saône-et-Loire, Ardèche, Gard und Lot-et-Garonne. Die Zahl der Eisenbergwerke belief sich 1890 auf 318 mit 5475 Arbeitern und einer Produktion von 2773632 t im Werte von 9,88 Mill. Frs. Um den Gebrauch zu decken, mußten bedeutende Mengen eingeführt werden, und zwar 1888: 1311000 t, davon 610000 t aus Deutschland und Luxemburg (namentlich Spateisenstein), 389000 t aus Spanien, 80000 t aus Belgien, 48000 t aus Algerien (Magneteisen aus den Minen von Ain Mokra bei Bona) und 1891: 1437527 t. - 1890 gab es 255 Eisenhütten und 116 Hochöfen, darunter 101 mit Koksbetrieb. Die Zahl der letztern ist bedeutend zurückgegangen, denn 1846 waren noch 623 in Thätigkeit.

Die Produktion an Roheisen betrug:

1850: 406000 t

1860: 898000 "

1869: 1381000 "

1880: 1725000 "

1884: 1871537 "

1886: 1516574 t

1888: 1683349 "

1890: 1962000 "

1891: 1897400 "

1892: 2057300 "

Im ganzen sind bei der Produktion von Roheisen 25 Departements, am stärksten Meurthe-et-Moselle (Produktion 1891: 770418 t), Nord (220470), Pas-de-Calais (82328), Gard (56470), Saône-et-Loire (87158) beteiligt. Die weitere Verarbeitung geschieht in 49 Departements in 1405 Öfen und zwar vorwiegend mit Steinkohlen-, nur 2865 t mit Holzkohlenfeuerung. Den größten Aufschwung hat die Stahlfabrikation genommen. Sie ist (hauptsächlich in den Depart. Loire und Saône-et-Loire) seit 50 Jahren etwa um das Hundertfache gewachsen und hat sich seit 20 Jahren verdoppelt, sodaß F. in dieser Hinsicht unter den europ. Staaten nur von England und Deutschland übertroffen wird. 1882 wurden geliefert: 458238 t, 1886: 427589, 1890: 587360, 1891: 628305 t, darunter 255401 t Thomasstahl. Die Ausfuhr an Roheisen, raffiniertem Eisen und Stahl betrug 1887: 92,2, 98,7 und 37,1 Tausend t und überstieg die Einfuhr (35,3, 65,2, 10,4 Tausend t) um ein Bedeutendes.

An andern Metallen ist F. arm. Kupfer (1890: 2306 t) wird hauptsächlich in Pas-de-Calais und der Umgegend von Lyon und zwar nur aus fremden Erzen erzeugt, genügt aber dem Bedarfe (25000 t) keineswegs. Blei liefern nur noch die Depart. Puy-de-Dôme, Lozère, Hautes-Alpes, Ille-et-Viliaine; die Bleigruben der Bretagne sind erschöpft. Zinkerze (47540 t) werden in den Pyrenäen und in Gard, Mangan (15984 t) in den Hautes-Pyrénées und Saône-et-Loire, Bitumina insgesamt 233344 t, Eisenpyrite 224661 t gewonnen. Um den Bedarf zu decken, müssen von allen diesen Metallen bedeutende Mengen eingeführt werden.

An Steinkohlen ist F. reich und zwar sind die Lager ziemlich gleichmäßig über das Land verteilt, wenn auch die vier Hauptreviere mehr dem Osten des Landes zufallen. Dieselben sind: 1) das von Valenciennes (Pas-de-Calais und Nord) mit 1890: 14208076 t Ausbeute; 2) das von St.-Etienne (Loire und Rhône) mit 3536354 t; 3) das von Alais (Gard und Ardèche) mit 2017498 t; 4) das von Creusot und Blanzy (Saône-et-Loire) mit 1534429 t. Außerdem sind besonders noch die Becken von Aubin (Aveyron), Commentry und Doyet (Allier), Brassac (Haute-Loire, Puy-de-Dôme), Graissessac und Roujan (Hérault) zu erwähnen. Die größten Braunkohlengruben finden sich bei Faveau (Aix) im Depart. Bouches-du-Rhône und Var und bei Bagnols und Orange, in den Depart. Ardèche, Gard und Vaucluse. Die franz. Kohlenlager bedecken einen Gesamtflächenraum von 5180 qkm und wurden (1891) in 287 Kohlenwerken abgebaut, in denen 121500 Arbeiter, darunter 3800 Frauen und 9700 Kinder unter 16 Jahren, beschäftigt sind. Die Bergwerke verteilen sich auf 41 Departements, von denen jedoch acht nur Braunkohlen liefern. - Die Kohlengewinnung ist im 19. Jahrh. sehr gestiegen und hat sich seit 20 Jahren beinahe verdoppelt. Sie betrug 1787 nur 211, 1802: 844, 1840: 3003, 1870: 13330, 1885: 19511, 1888: 22951 Tausend t (22513628 t Steinkohlen und Anthracit und 438312 t Braunkohlen). Für 1891 werden 26,025 Mill. t im Werte von 344 Mill. Frs., für 1892: 26,18 Mill. t angegeben. Der Verbrauch wuchs von 935000 t im J. 1802 auf 28846000 im J. 1880 und 36653000 t im J. 1890, so daß im letztern Jahre jeder Einwohner durchschnittlich 954 kg Kohlen verbrauchte. Die franz. Kohlenlager liefern also doch nur zwei Drittel des Gebrauchs, die Einfuhr ist daher