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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Fransenriff; Fransenschildkröte; Fransen van de Putte; Franskillon; Frantz; Frantzius; Franul; Franz I

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Fransenriff - Franz I. (römisch-deutscher Kaiser)

chengrätz sowie in der Schlacht bei Königgrätz und in dem Gefecht von Blumenau bei Preßburg trug F. viel zu dem glücklichen Erfolge bei. 1867-69 wurde er alljährlich zur Inspizierung der sächs. Truppenteile kommandiert. Beim Ausbruch des Krieges (1870) zum kommandierenden General des 2. Armeekorps ernannt, gelang es F., dieses Korps 18. Aug. 1870 nach 16stündigem Marsch noch rechtzeitig als entscheidende Reserve auf das Schlachtfeld von Gravelotte zu bringen. F. nahm an der Einschließung von Metz und nach dessen Fall an der Belagerung von Paris teil, wo er 1. Dez. das Kommando sämtlicher, zwischen Seine und Marne versammelter Streitkräfte erhielt und am folgenden Tag den großen Durchbruchsversuch des Generals Ducrot bei Champigny (s. d.) zurückwies. Vom 2. Jan. bis 1. Febr. 1871 führte F. sein Korps, das der Südarmee unter Manteuffel zugeteilt war, über die Côte-d'Or und den Jura, um durch 16 Gefechte die Bourbakische Armee schließlich bei Pontarlier zum Übertritt auf schweiz. Gebiet zu zwingen. Noch während der Waffenruhe erhielt F. das Kommando des neugebildeten 15. Armeekorps (Straßburg), das er bis zu seiner Ernennung zum Gouverneur von Berlin (1879) führte. 1882 trat F. in den Ruhestand. Seinen Namen führt ein Fort bei Straßburg.

Fransenriff, s. Korallenriffe.

Fransenschildkröte, s. Matamata.

Fransen van de Putte, niederländ. Staatsmann, s. Putte, Isaak Dignus Fransen van de.

Franskillon (frz. fransquillon, spr. frangßkijóng), vläm. Bezeichnung der Belgier, die franz. Bildung und Sprache der vlämischen vorziehen; in Elsaß-Lothringen Bezeichnung der franzosenfreundlichen Partei.

Frantz, Konstantin, Politiker und Publizist, geb. 12. Sept. 1817 als Sohn eines Landpfarrers im sog. Fürstentum Halberstadt, studierte in Halle und Berlin Naturwissenschaften, Mathematik und Philosophie, schrieb auch einige philos. Werke, u. a. eine "Philosophie der Mathematik" (Lpz. 1842). 1852 wurde er Geh. Sekretär im Auswärtigen Amt in Berlin, ging im folgenden Jahre als Konsulatsbeamter nach Spanien, kehrte 1856 wieder zurück und lebte als Privatgelehrter in Berlin, seit 1873 in Blasewitz bei Dresden, wo er 2. Mai 1891 starb. F. charakterisiert sich in seinen Schriften als Föderalist, ist, ohne den großdeutschen Standpunkt zu teilen, Gegner der 1866 erfolgten Abtrennung Österreichs von Deutschland, sieht im neuen Deutschen Reich nur eine provisorische Bildung, die in einem zu errichtenden mitteleurop. Bunde (von der Schelde bis zu den Donaumündungen und von dem Genfersee bis zum Peipussee) als Kern einer allmählich zu bildenden abendländ. Völkergemeinschaft aufzugehen habe. Die darauf bezüglichen Schriften sind: "Vorschule zur Physiologie der Staaten" (Berl. 1857), "Untersuchungen über das europ. Gleichgewicht" (ebd. 1859), "Dreiunddreißig Sätze vom Deutschen Bunde" (ebd. 1861), "Kritik aller Parteien" (ebd. 1862), "Die Wiederherstellung Deutschlands" (ebd. 1865), "Die Naturlehre des Staates" (Lpz. 1870), "Das neue Deutschland" (ebd. 1871), "Die Religion des Nationalliberalismus" (ebd. 1872), "Der Untergang der alten Parteien und die Parteien der Zukunft" (Berl. 1878), "Der Föderalismus" (Mainz 1879), "Schellings positive Philosophie" (3 Bde., Köth. 1879-80), "Die sociale Steuerreform" (Mainz 1881), "Die Weltpolitik" (3 Abteil., Chemn. 1882-83) u. a.

Frantzius, Alexander von, Forschungsreisender, geb. 10. Juni 1821 in Danzig, studierte Medizin und Naturwissenschaften und ließ sich als Arzt erst in Alajuela, dann zu San José in Costa-Rica nieder, später kehrte er nach Deutschland zurück und nahm seinen Aufenthalt in Freiburg i. Br., wo er 18. Juli 1877 starb. F. schrieb u. a.: "Beiträge zur Kenntnis der Vulkane Costaricas" (1861), "Das rechte Ufer des San Juanflusses" (1862), "Der südöstl. Teil von Costarica" (1869), "San Salvador und Honduras im J. 1576" (1873). Die meisten seiner Arbeiten erschienen in Petermanns "Mitteilungen" aus Justus Perthes' geogr. Anstalt (Gotha).

Franul von Weißenthurn, Johanna, s. Weißenthurn, Johanna Franul von.

Franz I., römisch-deutscher Kaiser (1745-65) der Begründer des Hauses Habsburg-Lothringen, als Herzog von Lothringen und Großherzog von Toscana Franz Stephan genannt, geb. 8. Dez. 1708 als der älteste Sohn des Herzogs Leopold von Lothringen, kam 1723 nach Wien und wurde daselbst als zukünftiger Gemahl Maria Theresias wie ein Sohn des Kaisers erzogen. Nach seines Vaters Tode trat er 1729 die Regierung des Herzogtums Lothringen an, von dem er jedoch seit 1731, zumal er im folgenden Jahre Statthalter von Ungarn wurde, ganz fern blieb, und das er beim Wiener Frieden 1735 gegen die Anwartschaft auf das Großherzogtum Toscana dem Schwiegervater Ludwigs XV., Stanislaw Leszczynski, abtrat, nach dessen Tode er für immer mit Frankreich vereinigt werden sollte. Am 12. Febr. 1736 erfolgte die Vermählung mit Maria Theresia, der Erbin der österr. Monarchie. In dem Kriege gegen die Türkei führte F. 1737 den Befehl über die kaiserl. Armee, ohne sich jedoch besonders auszuzeichnen. Der Tod des letzten Mediceers, Johann Franz, brachte F. 1737 in den Besitz Toscanas, wo er mit seiner Gemahlin bis April 1739 residierte. Nach dem Tode Karls VI. (20. Okt. 1740) erklärte ihn Maria Theresia zum Mitregenten aller österr. Erblande, doch wurde ihm ein unmittelbarer Anteil an der Staatsverwaltung nicht zugestanden. Da die Eigenschaften eines Feldherrn ihm gänzlich abgingen und die ihn zärtlich liebende Gemahlin ihn auf alle Weise von Gefahren fernzuhalten suchte, so trat er auch im Österreichischen Erbfolgekriege nicht hervor, trotz des ihm zeitweise dem Namen nach übertragenen Oberkommandos. Nach Karls VII. Tode wurde er, obschon Frankreich, Preußen und Pfalz anfangs entgegenwirkten, 13. Sept. 1745 unter dem Namen Franz I. zum Kaiser erwählt und als solcher 4. Okt. in Frankfurt gekrönt. Ein eifriger Sammler von Kunstschätzen, heiterm Lebensgenuß zugewandt, blieb er den Regierungsgeschäften meist fern; hingegen widmete er sich mit ebenso viel Eifer wie Erfolg der Vergrößerung seines Privatvermögens und beteiligte sich an zahlreichen Geldspekulationen. Während des Siebenjährigen Krieges zeigte sich F. im Gegensatz zu Maria Theresia und Kaunitz der franz. Verbindung abgeneigt. Nach dem Friedensschluß übertrug ihm seine Gemahlin die Verwaltung der Finanzen und der Staatsschulden, und er widmete sich nun mit großem Eifer der Hebung des Staatskredits. Er starb zu Innsbruck 18. Aug. 1765 und hinterließ seinem ältesten Sohne, Joseph II., die Kaiserwürde, seinem drittgeborenen Sohne Leopold das Großherzog-^[folgende Seite]