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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Franz Ferdinand (Erzherzog v. Österreich-Este) - Franz II. (König beider Sicilien)
Reiche führten schließlich 7. Okt. 1879 zum Abschluß
eines förmlichen dcutsch-öfterr. Bundes, dem später
auch Italien beitrat. Dagegen wurden die Be-
ziehungen zu Ruhland seit dem Russisck-Türtischen
Kriege und dem Berliner Kongreß <1878), der Öster-
reich-Ungarn die Verwaltung von Bosnien und der
Herzegowina übertrug, immer gespannter und ge-
stalteten sich erst Anfang der neunziger Jabre wieder
freundlicher. Im Innern verfolgte der Baiser, dessen
Hauptbestreben dabin geht, dem Nationalitäten-
Hader in seinem vielsprachigen Reich ein Ende zu
machen, zu welchem Zweck er auch oftmals persön-
lich eingrisf, seit 1879 eine von dem ihm engbefreun-
deten Ministerpräsidenten Grafen Taaffe vertretene
Versöhnungspolitik gegenüber den Nationalitäten.
Als aber dieser 1393 Schiffbruch litt, berief er eiu
Koalitionsministeriuni unter dem Fürsten Windifch-
qrätz, das uuter Zurückstellung aller nationalen
^neüfragen sich nnr den wirtschaftlichen Refor-
men widmen soll. In Ungarn regierte der Kaiser
seit 1867 beständig mit der liberalen Partei und
hielt an dieser trotz der ultramontanen Intriguen
auch bei der Durchführung der kirchcnpolit. Re-
iormen des Jahres 1894 fest. Das 25jährige Re-
gierungsjubiläum (2. Dez. 1873) und die Feier der
Silbernen Hochzeit (24. April 1879), wobei die Be-
liebtheit des Monarchen im hellsten Lichte erschien,
gaben ihm Anlast zu großartigen Stiftungen und
Sckentnngen. Den schwersten schlag erlitt der Kai-
ser durch den Tod seines einzigen Sohnes, des Kron-
prinzen Rudolf, 30. Jan. 1889. Am 8. Juni 1892
feierte F. I. unter begeisterten Huldigungen in
Budapest das 25jährige Jubiläum der Feier seiner
Krönung zum König von Ungarn.
Unter F. I. trat die Österreichisch-Ungarische Mo-
narchie erst vollstäudig in die Reihe der modernen
Staaten ein durch Entfesselung einer großartigen
Produktion, Belebung der Industrie, Gründung
von Instituten für den Kredit, Befchaffung von
Kapitalien für die Bodenkultur, Aufbau des rie-
sigen Eisenbahnnetzes, Errichtnng von Schulen,
^ehrerbildungsanstalteil, Fachschulen für die Land-
wirtschaft, Handel, Gewerbe und Begünstignng der
Kunst, wobei der Kaiser überall selbst fördernd ein-
ariff. - Vgl. Emmer, Kaiser F. I. I. (Teschen
1880); Smolle, Das Buch von unserm Kaiser, 1848
-1888 (Wien 1888).
Franz Ferdinand, Erzherzog von Österreich -
Este, geb. 18. Dez. 1863 in Graz als ältester Sohn
des Erzherzogs Karl Ludwig (s. d.) aus seiner zwei-
ten Ehe mit Marie Annunciata, Prinzessin von
Bourbon und beider ^icilicn, erbte 1875 uach dem
Tode des Herzogs Franz V.(s. d.) von Modena dessen
großes Vermögen und nahm den Namen Österreich-
Este an. Nach dem Tode des Kronprinzen Rudolf
l30. Jan. 1889) ist er nach seinen: Vater der nächst-
dercchtigte Thronerbe der Österreichisch-Ungarischen
Monarchie. 1892-^3 unternahm er eine Weltreise.
Er ist Generalmajor und Commandeur der 35. In-
fanteriedrigade in Budweis.
Franz Albrecht, Prinz von S a ch f e n - L a u e n-
durg, ein jüngerer Sohn des Herzogs Franz II.,
geb. 31. Okt. 1598, hat wahrscheinlich an den ersten
Kämpfell der Aufständischen in Böhmen im Beginn
des Dreißigjährigen Krieges teilgenommen, trat
jedoch bald in kaiserl. Dienste und befebligte ein
Regiment, mit den: er 25. Juni 1623 iu Göttingen
Herzog (5hrlstianvon Braunschweig überfiel. Wallen-
steüv vertraute ihm darauf drei Regimenter an und
bediente sich seiner mebrfach bei polit. Verhandlun-
gen. F. A. nahm nach dem Erlasse des Restitutions-
edikts (1629) am Mautuanischen Erbfolgetriege teil,
verlieft dann aus unbekannter Veranlassung den
kaiserl. Dienst und schloß sich Gustav Adolf an, wo-
bei er jedoch in Verbindung mit Wallenstein blieb.
Mit Unrecht wurde er beschuldigt, Gnstav Adolf in
der Schlacht bei Lützen ermordet zu haben, wohl aber
bat er den verwundeten König auf dem Schlacht-
felde hilflos verlassen. F. A. trat hiernach als Feld-
marschall in kursächs. Dienste, wurde von Wallen-
stein in diplomat. Sendung zu den: Herzog Bern-
hard von Sachsen-Weimar geschickt, auf der Rück-
reise 26. Febr. 1634 bei Tirschenreut von kaiserl.
Truppen aufgefangen und bis Ang. 1635 in Haft
gehalten. 1641 warb er in Schlesien für den Kaiser
Truppen an, wurde 31. Mai 1642 bei Schweidnitz
von Torstenson geschlagen und starb infolge der in
diesem Kampfe empfangenen Wunden 10. Juni 1642.
Franz I., König beider Sicilien, Sohn und
Nachfolger Ferdinands I. (s. d.), geb. 19. Ang. 1777,
war seit seines ältern Bruders Karl Titus' Tod
lI778) Tbronerbe und "Herzog von Calabrien" und
machte sich als Anhänger einer verfassnngsmäßigen
Regierung und als Statthalter durch ordentliche
Verwaltung, namentlich in Sieilien beliebt; doch
mußte er auch in sicilien die Unruhen durch Ge-
neral Pepe ss. d.) mit Gewalt unterdrücken. Nach
dem Einmarsch der Österreicher in Unteritalicn lebte
er zurückgezogen in Easerta, begab sich aber nach
seiner Thronbesteigung 4. Jan. 1825 ebenfalls ganz
in Abhängigkeit von dei^ÖsterreickMN, nach deren
Abzug er seine Stütze in schweizer Söldnern suchte.
Bei seinen Unterthanen verhaßt wegen seiner Ver-
schwendung, der schlechten Verwaltung, der Käuflich-
keit der Gerichte und 'Amter, der Mißhandlungen,
namentlich aber infolge der blutigen Unterdrückung
mehrfacher Erhebungen, war er außer Landes gering
geachtet. 1829 verheiratete er seine Tochter Marie
Christine an Ferdinand VII. von Spanien und starb
8. Nov. 1830. Sein Nachfolger war fein ältester
Sohn Ferdinand II. ls. d.). - Vgl. Nic. Niseo, II
i-6^m^ äi ^apoli 8oNo 1^ianc0800 I^sNeap. 1887).
Franz II., letzter König beider sicilien, geb.
16. Jan. 1836, einziges Kind Ferdinands II. ls. d.)
und der Marie Christine von ^avoyen, vermählte
sich 8. Jan. 1859 mit Marie Sophie Amalie, Her-
zogin in Bayern (geb. 4. Okt. 1841), Schwester des
Herzogs Karl Theodor und der Kaiserin Elisabeth
von Österreich, und folgte 22. Mai 1859 seinem
Vater. Wenig begabt, von Jesuiten verkehrt erzogen
und bisher fast ganz von den Staatsgeschäften fern
gehalten, hielt er sich an den Rat seiner Stiefmutier
Marie Therefe von Osterreich und ihrer bigotten und
absolutistischen Umgebung und lehnte das von Vic-
tor Emanuel II. vorgeschlagene, von England und
Frankreich empfohlene Vorgehen gegen Österreich
und ebenso die dringenden Mahnungen der Mächte
zu Reformen rundweg ab. Seine Gewaltthätigkeiten
riefen aber nur die Einfprache der Seemächte und
die Zunahme der innern Gärung bcrvor; gleichzeitig
erschütterterer Abzug seiner bestell Truppen, der
Schweizer Söldner, welchen die Eidgenossenschaft
veranlaßte, seine Stellung. Der Ausbruch der Re-
volution in Sieilien erfolgte 4. April 1860; in Pa-
lermo, Messina, Catania niedergeschlagen, verbrei-
tete sie sich ins Innere, um überall nach Garibaldis
Landung 11. Mai hell auszulodern. Am 6. Juni siel
das von Lanza verteidigte Palermo, 28. Juli war