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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Franz; Franz von Paula; Franz von Sales

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Franz von Paula (der Heilige) - Franz (Johannes)

Seraphischen Brüder, und Benedikt XI. gestattete dem Orden ein Fest der Wundmale des heiligen F. (Impressio stigmatum S. Francisci), das Paul V. zu einem Kirchenfest erhob. F. starb 4. Okt. 1226 in der Portiunculakirche zu Assisi und wurde schon 1228 heilig gesprochen (Tag: 4. Okt.). Seine Heiligenattribute sind die fünf Wundmale Christi an seinem Körper, eine Lilie und ein geflügeltes Crucifix; oft erscheint er auch mit einem Buche, auf dem ein Totenkopf liegt. Seine ganze Geschichte hat Giotto in der Kirche zu Assisi dargestellt. Die dem F. zum Teil mit Unrecht beigelegten kleinen Schriften sind gesammelt von Joseph von der Burg: "S. Patris Francisci Assiatis opera omnia" (Köln 1849); über seine Gedichte vgl. J. Görres, F., ein Troubadour (Straßb. 1826; Regensb. 1879), und Ozanam, Les poètes franciscains (Par. 1852; deutsch von N. Julius, Münster 1853). Sein Leben beschrieb auf Befehl Gregors IX. sein Gefährte Thomas von Celano (1226), später (1246) ergänzten es Leo, Angelus und Ruffinus, drei andere Genossen. Dazu kam die auf Anordnung eines Generalkapitels 1621 geschriebene Legende des heil. Bonaventura. Eine naive Anekdotensammlung sind die oft gedruckten "Fioretti di San Francesco" (Vicenza 1476; deutsch von F. Kaulen, "Blütengärtlein des heiligen F.", 2. Aufl., Mainz 1880). Von der fast abgöttischen Verehrung, die F. in seinem Orden genoß, zeugt der "Liber conformitatum vitae Patris Francisci ad vitam Jesu Christi" von Bartolommeo degli Albizzi (zuerst Mail. 1510), verspottet in "Der Barfüßer Mönche Eulenspiegel und Alkoran" (1542) von Erasmus Alberus, mit Vorrede von Luther (vgl. [Musson,] Pragmatische Geschichte der vornehmsten Mönchsorden, 10 Bde., Lpz. 1774-84, 7, 145). - Vgl. E. Vogt, Der heilige F. (Tüb. 1840); Hase, F. Ein Heiligenbild (Lpz. 1856); Chavin de Malan, Histoire de S. François (Par. 1861; deutsch, 2. Aufl., Münch. 1862); Magliano, Storia di S. Francesco e de' Francescani (Bd. 1, Rom 1874; deutsch Münch. 1883); Thode, F. und die Anfänge der Kunst der Renaissance in Italien (Berl. 1885); Bonghi, Francesco d'Assisi (Città di Castello 1884); Chérancé, S. François d'Assise (5. Aufl., Par. 1886; neue Ausg., ebd. 1892); Le Monnier, Histoire de S. François (2 Bde., ebd. 1889); Berthaumier, Vie de S. François (Tours 1890).

Franz von Paula (Paola), der Heilige, geb. 1416 zu Paola in Calabrien, ward von seinen Eltern dem heil. Franz von Assisi geweiht und lebte seit seinem 14. Jahre als Einsiedler in einer Felsengrotte. Er fand bald viele Anhänger, die sich neben seiner Grotte Zellen erbauten; 1436 baute er ein Kloster und eine Kirche, daran schloß sich die Stiftung eines neuen Ordens, der Minimen (s. d.). Das Gerücht von den Wunderkuren F.' bewirkte, daß ihn Ludwig XI. von Frankreich au sein Sterbebett rief. Er vermochte freilich den Tod des Königs nicht zu verhindern, blieb aber trotzdem nunmehr in Frankreich, sehr angesehen bei Karl VIII., der ihm ein Kloster zu Plessis-les-Tours und ein anderes zu Amboise bauen ließ. F. starb 2. April 1507 zu Plessis-les-Tours und wurde 1519 heilig gesprochen. Sein Tag ist der 2. April.

Franz von Sales, der Heilige, geb. 11. Aug. 1567 auf dem Schloß der Grafen von Sales bei Annecy in Savoyen, studierte in Paris und Padua die Rechte, wandte sich gegen den Willen der Eltern der Theologie zu, wurde 1594 Priester und Propst im Kapitel des Bischofs von Genf, der damals in Annecy residierte. Für sein erfolgreiches Wirken, das nördl. Savoyen dem Katholicismus wiederzugewinnen, wurde F. 1599 Koadjutor des Bischofs von Genf und 1602 Bischof. In Verbindung mit der Frau von Chantal (s. d.) stiftete er den Orden der Salesianerinnen. F. hat wertvolle Erbauungsschriften verfaßt, so die "Philothea" (deutsch u. a. von Schröder, 6. Aufl., Freib. i. Br. 1891). Er starb 28. Dez. 1622 zu Lyon, ward 1665 heilig gesprochen und 1877 von Pius IX. zum Kirchenlehrer erhoben. Sein Gedächtnistag ist der 29. Jan. Seine "Œuvres complètes" erschienen Lyon 1868 (8 Bde.) und Paris 1893 fg. Seine "Ausgewählten Briefe" übersetzte Becker (Freib. i. Br. 1878). - Vgl. Hamon, Vie de François de Sales (5. Aufl., 2 Bde., Par. 1867; deutsch Regensb. 1871).

Franz, Adolf, klerikaler Publizist und Politiker, geb. 21. Dez. 1842 zu Langenbielau in Schlesien, studierte in Münster und Breslau kath. Theologie, war 1867-69 Kaplan in Sprottau und 1869-76 Repetent am theol. Studentenkonvikt in Breslau. Er leitete einige Zeit die "Schles. Volkszeitung", war 1873-77 Redacteur des "Schles. Kirchenblattes" und 1878-81 Chefredacteur der Berliner "Germania". 1882 wurde F. Domherr der Kathedrale zu Breslau und Rat der fürstbischöflichen Geh. Kanzlei. F. saß als Mitglied des Centrums 1875-82 im preuß. Abgeordnetenhause und seit 1876 im Reichstage. Er beteiligte sich lebhaft an den kirchenpolit. Kämpfen in Preußen sowie an der socialen Bewegung. Vom parlamentarischen Leben zog er sich in den letzten Jahren immer mehr zurück, legte 1892 das Reichstagsmandat und 1893 auch seine geistlichen Ämter nieder, um sich ganz der Verwaltung eines großen ihm zu kirchlichen Zwecken vermachten Vermögens zu widmen. Außer kleinern Schriften biogr. und kirchenpolit. Inhalts veröffentlichte F.: "M. Aurelius Cassiodorius Senator. Ein Beitrag zur Geschichte der theol. Litteratur" (Bresl. 1872), "Johannes Baptista Baltzer" (ebd. 1873), "Die gemischten Ehen in Schlesien" (ebd. 1878); außerdem bearbeitete er den 15. Band von "Rohrbachers Universalgeschichte der kath. Kirche" (Münst. 1877).

Franz, J. H., Pseudonym des Grafen Bolko von Hochberg (s. d.).

Franz, Johannes, Philologe, geb. 3. Juli 1804 zu Nürnberg, war seit 1830 an der Münchener Universität als Privatdocent thätig und begleitete 1832 den König Otto nach Griechenland, wo er bis Ende 1834 als Chef des griech. Dolmetscherbureaus wirkte. Hierauf lebte F. 5 Jahre zu Rom und ging 1839 nach Berlin, um das von Bockh unternommene "Corpus inscriptionum graecarum" weiter zu führen. 1840 erhielt er eine außerordentliche, 1846 eine ordentliche Professur an der Universität. F. starb 1. Dez. 1851. Die erste litterar. Arbeit F.' war eine griech. geschriebene Dissertation über Lysias (Nürnb. 1828). Die dabei angenommene hellenisierte Form seines Namens, Phrasikles, hat er auch in seinen neugriechisch geschriebenen Grammatiken der deutschen und der althellen. Sprache (Lpz. 1835) beibehalten. Außer einer Ausgabe des Lysias (Münch. 1831) veröffentlichte er noch "Praktische Anleitung zur Erlernung des Neugriechischen" (ebd. 1832), "Grammatica linguae graecae recentioris" (Rom 1837), "Deutsch-griech. Wörterbuch" (2 Bde., Lpz. 1838), "De musicis graecis" (Berl. 1840), "Elementa epigraphices graecae" (ebd. 1840), "Fünf Inschriften und fünf