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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Französische Marine; Französische Musik

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Französische Marine - Französische Musik

gegeben (16 Bde., 1877‒82). Larroumet, der Verfasser eines bemerkenswerten Buches über Marivaux, schrieb «La comédie de Molière» (1886) und von Edmond Scherer erschien eine fleißige Arbeit: «Melchior Grimm, l’homme de lettres, le factotum, le diplomate» (1887). – Vgl. Paul Ginisty, L’Année littéraire (1885‒94); Edouard Noël und Edmond Stoullig, Les annales du théâtre (1875‒93); K. Sachs, Über die neuern franz. Litteraturbestrebungen (in der «Zeitschrift für franz. Sprache und Litteratur», Bd. 15, 1893).

Litteratur. Unter den allgemeinen Werken über die Geschichte der F. L. sind zu nennen: Histoire littéraire de la France, Bd. 1‒31 (Par. 1733‒1893; reicht erst bis ins 14. Jahrh.); Laharpe, Le lycée ou cours de littérature ancienne et moderne (17 Bde., ebd. 1799 u. ö.); Nisard, Histoire de la littérature française (4 Bde., ebd. 1844‒61); Demogeot, Histoire de la littérature française (24. Aufl., ebd. 1892); Géruzez, Histoire de la littérature française, depuis ses orgines^[richtig: origines] jusqu’à la Révolution (2 Bde., 15. Aufl. 1882); ders., Histoire de la littérature française, du moyen âge aux temps modernes (1852); Villemain, Cours de littérature française (5 Bde., ebd. 1828‒29; neue Ausg., 6 Bde., 1864); Godefroy, Histoire de la littérature française depuis le XVIe siècle jusqu’à nos jours (2. Aufl., 10 Bde., ebd. 1878‒81); Paul Albert, La littérature française des origines au XVIIe siècle (1872); La littérature française au XVIIe siècle (1873), XVIIIe siècle (1875), XIXe siècle (2 Bde., 1882‒85). Ferner sind zu erwähnen: Kreyssig, Geschichte der franz. Nationallitteratur (6. Aufl., von Kreßner und Sarrazin, 2 Bde., Berl. 1889); Honegger, Kritische Geschichte der franz. Kultureinflüsse in den letzten Jahrhunderten (Berl. 1875); H. P. Junker, Grundriß der Geschichte der F. L. (Münst. 1889). Schriften über einzelne Perioden der F. L. sind stets am Schluß der betreffenden Perioden angeführt.

Französische Marine, s. Französisches Heerwesen Ⅱ.

Französische Musik. Die Musik der Franzosen ist zu verschiedenen Zeiten unter den abendländ. Völkern tonangebend gewesen. Von den Kelten haben die Franzosen den heftigen, leidenschaftlichen Accent, von den Normannen den künstlerischen Ernst, von den Provençalen den sinnlichen Liebreiz und die ästhetische Feinheit überkommen und diese Eigenschaften verschmelzend den hohen virtuosen Kunst- und Formensinn ausgebildet, der sie noch heute auszeichnet. Die Reste erhaltener Nationalmusik aus der vorchristl. Zeit sind nicht so bedeutend wie die auf den brit. Inseln. Die Franzosen bildeten sich in den durch Karl d. Gr. begründeten Musikschulen schneller und eifriger aus als die Deutschen; dies kam ihnen dann zu gute bei der Entstehung der Harmonie und der Mensuralmusik. Mit Engländern und den rhein. Deutschen gemeinsam waren sie die Führer in dieser Kunst, wie gleichzeitig in der Baukunst, bis die Niederländer im 15. Jahrh. die Oberhand bekamen. Zur Zeit jener ersten Bildungen der dem Abendlande eigentümlichen Musik, vom 11. bis 13. Jahrh., erblühte in Südfrankreich eine Kunst, die der harmonischen der Normandie gerade entgegengesetzt war, die der Troubadours (s. d.) oder des provençal. Liedes. Wenn auch der Schwerpunkt derselben in der Dichtung lag, so hatte doch die Musik bedeutenden Teil daran und Gewinn davon; die feinsten Liedermelodien der damaligen Zeit entstanden in diesem Kreise, und die Ausdrücke Ménestrier, Jongleur u. a. verbreiteten sich von hier als allgemein gültige Bezeichnungen für Sänger und Spielleute im ganzen Abendlande. Beide Richtungen, die des gelehrten Harmonikers und des anmutigen Melodisten, waren schon Ende des 13. Jahrh. zu einem fruchtbaren Bunde miteinander verschmolzen; dies zeigt sich zunächst an Adam de la Hale (s. d.), der mehrstimmige Kompositionen und zugleich einstimmige Liederspiele voll reizender Melodien schrieb. Seine Liederspiele, Pastourellen genannt, haben in den gleichzeitigen Passions- und sonstigen biblischen Gesangspielen und Moralitäten geistliche Nebenläufer erhalten, die gewöhnlich Mysterien genannt werden und ebenfalls reichlich mit Musik ausgestattet waren. Auch in England und Deutschland war dies der Fall, aber die franz. Stücke beider Art hatten die größere Durchbildung vor denen ihrer Nachbarn voraus, wie auch die Pariser Gesellschaften, durch die sie aufgeführt wurden, von allen die angesehensten waren. Durch diese Spiele, weltliche wie geistliche, ernste wie scherzhafte, wurde das eigentümliche franz. Lied, die Chanson (s. d.), völlig ausgebildet und in größter Fülle über ganz Frankreich verbreitet. Bis zum 16. Jahrh. waren dann die musikalischen Leistungen der Franzosen unbedeutend; nur ihre prächtigen Ballette, die sie den Italienern nachgebildet hatten, erregten damals Aufsehen. An der kontrapunktischen Kunst, in der das Jahrhundert Palestrinas hervorragte, nahmen sie in geringem Grade teil. ^[Spaltenwechsel]

Die Oper, an die sich seit dem 17. Jahrh. fast alles knüpft, was die F. M. geleistet hat, entstand in Frankreich nicht, wie in Italien und später in Deutschland, an vielen Orten in bunter Mannigfaltigkeit, sondern, entsprechend der Natur eines stark centralisierten Staates, nur in der Hauptstadt und gleichsam auf Befehl der regierenden Gewalt. Nachdem Mazarin schon seit 1645 in Paris einige Opernaufführungen einer ital. Truppe hatte zu stande kommen lassen, versuchte sich Cambert (s. d.) unter dichterischer Beihilfe des Abbé Perrin in franz. Singstücken für den Hof, worauf 1669 eine ständige Oper in Paris gegründet wurde, deren Privilegium Cambert und Perrin erhielten, wie Ballard ein solches schon seit hundert Jahren für den Druck der Musik besaß. Seit dieser Zeit steht die Académie nationale de musique (gewöhnlich Opéra genannt) da als das stabilste und in seinem Gesamtwirken bedeutendste Musikinstitut der Welt. Erhöht wird die Bedeutung dieser Opernbühne noch durch den Umstand, daß die Musik von Anfang an (von Ballard) gedruckt wurde, nicht in unvollständigen Auszügen wie anderswo, sondern in den Partituren, die nun eine ununterbrochene Folge durch zwei Jahrhunderte bilden. Hierdurch blieben diese Produkte der Nation stets vor Augen und traten in ihren Haupterzeugnissen nach allen Schwankungen der Mode immer wieder auf den Schauplatz; daher die geschlossene Geschichte der franz. Oper, ihre lückenlose Entwicklung und entschieden nationale Haltung. Nach den ersten Anfängen trat in Giovanni Battista Lully (s. d.) sofort die Hauptgestalt auf den Platz, der, mit dem Dichter Quinault vereint, 1672‒89 Opern und Ballette produzierte, von denen namentlich die Ballette im Auslande nachgeahmt wurden, und dessen Werke insgesamt für die franz. Bühne maßgebend blieben.