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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Französische Revolutionskriege
Feldzeugmeister Baron Kray an Stelle des Erz-
berzogs Karl und General Baron Melas in Italien.
Hier wurden die österr. Truppen schon im Febr. 1800 ^
versammelt, blieben aber bis zum April unthätig
bei Acqui, Ceva, Novi und an der Sturla stehen;
ihre Gesamtstärke betrug 50000 Mann. Masse'na
fand dadurch Zeit, Genua in Verteidigungszustand
zu setzen: er verfügte nur über 36 000 Mann, von
denen 11000 zur Besetzung der Pässe vom Mont-
Cenis bis zum Col di Tenda verwendet wurden.
Die Österreicher rückten 6. April vor, eroberten
Vado, das Fort San Stefano und die Bocchetta,
schlugen Massena am 18. bei Voltri und schlössen 21.
Genua ein, in das sich Massena mit dem größten
Teile seines Heers geworfen hatte; eine engl. Flotte
vollendete die Einschließung auf der Seeseite. Suchet
war mit dem Neste der ital. Armee von Genua ab-
gedrängt worden, wurde 7. Mai, nachdem tags zu-
vor der Coldi Tenda verloren gegangen, beiOneglia
geschlagen und über den Var auf franz. Gebiet
zurückgetrieben; die Österreicher besetzten 11. Mai
Mzza, 16. das Schloß Savona und bereiteten den
Einmarsch in die Provence vor.
Da erschien plötzlich Vonaparte im Rücken des
österr. Heers in der picmont. Ebene. Er hatte mit
der von Berthier organisierten, 50000 Mann star-
ken Reservearmee Mitte Mai von Dijon her die
Alpen in vier Kolonnen (über den Großen und Klei-
nen St. Bernhard, den Mont-Eenis und Mont-
Genevre) überschritten und gleichzeitig 25000 Mann
von der sranz. Rheinarmee über den Simplon und ,
St. Gotthard nach Italien abrücken lassen, auch so- I
gleich die Bildung einer zweiten Reservearmee bei
Dijon angeordnet. Die übermächtigen franz. Ko-
lonnen warfen die österr. Besatzungen aus den
Alpenthälern zurück, zogen unter dem Fort Bard
is. d.) vorbei und warfen sich auf die Verbindungen
der Österreicher. Bonaparte besetzte 2. Juni Mai-
land, 3. Pavia, 6. Piacenza. Genua war zwar nach
ruhmvoller Verteidigung 4. Juni durch Hunger zur
Kapitulation gezwungen worden, doch vermochte
dieser Erfolg die Österreicher nicht mehr zu retten.
Der Plan Melas', von Turin aus, wo er seine
Kräfte zusammenraffte, über Piacenza und Mantua
seine Verbindung mit der Heimat zu gewinnen,
scheiterte. Ein Korps derselben lOtt) wurde 9. Juni
bei Montebello während des Marsches nach Piacenza
geschlafen, buchet folgte dem in der Riviera zurück-
gehenden Korps bis über den Eol di Tenda, und
Melas vermochte schließlich nur noch 28000 Mann
zwischen Alessandria und Tortona zusammenzu-
bringen, mit denen er 14. Juni bei Marengo is. d.)
die Schlacht annahm, die er durch das unvermutete
Eintreffen zweier Divisionen unter Desair verlor.
Zwischen Bonaparte, Suchet und Massena stehend,
ohne offene Verbindung nach Österreich hin, trat
Melas in Unterhandlungen ein und schloß 15. Juni
die Konvention von Alessandria ab, die ihm freien
Abzug nach Mantua gegen Räumung aller festen
Plätze jenseit des Po in Piemont, der Lombardei
und Riviera sowie einen auf den ital. Kriegsschau-
platz beschränkten Waffenstillstand gewährte: das
österr. Heer stellte sich hinter dem Mincio auf. Der
Waffenstillstand wurde 13. Nov. aufgekündigt, wor-
auf Macdonald aus Graubünden über den Splügen
nach Tirol rückte und Vrune 25. und 26. Dez. den
Mincio bei Pozzolo überschritt. Die Österreicher
räumten Südtirol und zogen ins Brentathal ab; am
Mncio wurden sie geschlagen und 1. Jan. 1801 über
die Etsch, bald darauf auch aus dem Thale der
Brenta zurückgeworfen. Zu Trevifo kam darauf
16. Jan. ein neuer Waffenstillstand für Italien und
Tirol zu ftande, der bis zum 25. Jan. dauerte.
Am Rhein standen im März 1800 gegen 75000
Österreicher nebst 20000 deutschen Hilfstruppen
und das Condesche Emigrantenkorps in dem Raume
zwischen dem Bodensee, Ulm, Ingolstadt bis Phi-
lippsburg , einschließlich der Besatzungstruppen
128 000 Mann. Die Franzosen waren zwar nur
110000 Mann stark, hielten jedoch ihre Truppen in
vier größern Massen an der Ostgrenze der Schweiz,
bei Basel, Straßburg und Landau zusammen; nach
Abzug der nach Italien berufenen Truppen blieben
in den festen Plätzen nur 4000 Mann als Besatzung
zurück. Moreau ging 25. April bei Breisach und
Straßburg über den Rhein, demonstrierte gegen den
Schwarzwald und bestimmte dadurch Kray, vom
Bodensee Truppen heranzuziehen. Als dies ge-
schehen war, rückte Moreau von Basel aus auf dem
liuken Rheinufer vor, ging bei Stein über den
Strom und fchlug Kray 3. Mai bei Stockach und 5.
bei Meßtirch, worauf die Österreicher über Sigma-
ringen abzogen, jedoch am 9. bei Viberach und 10. bei
Memmingen abermals geschlagen wurden, sodaß
sie bis Ulm zurückwichen. Moreau folgte, ließ einen
Teil seines Heers oberhalb von Ulm über die Donau
gehen, wagte jedoch nicht, die österr. Stellung am
Michaelsberge anzugreifen, und wies 5. Juni bei
Ochsenhausen einen Angriff Krays blutig zurück.
Er ging hiernach unterhalb Nlm über die Donau,
schlug die dort stehenden Österreicher und bestimmte
dadurch Kray, in Eilmärschen über Nördlingen nach
Neuburg und von dort am 27. über Ingolstadt und
Landshut bis all den Inn zurückzugehen; uur da5
Korps Klenau blieb bei Regensburg auf dem linken
Donauufer stehen. Die Franzosen besetzten ganz
Bayern nebst München, drangen durch Vorarlberg
nach Tirol vor und hielten ihre Hauptmacht an der
Isar zum Vorrücken im Donauthale bereit. In der
zweiten Hälfte des Juli trat für Deutfchland, die
Schweiz und Tirol Waffenstillstand ein, der fodann
20. Sept. zu Hohenlinden verlängert wurde. Erst
nack dem Scheitern der zu Luneville angeknüpften
Friedensverhandlungen kündigte Frankreich 11. Nov.
denfelben auf. Auf österr. Seite trat jetzt der jugend-
liche Erzherzog Johann, dem Feldzeugmeister Lauer
als Beirat zugeteilt war, an die Spitze des 95000
Mann starken Heers, in Tirol standen 20000 Mann
unter General Hiller, und Moreau verfügte in
Bayern über 140000 Mann; die deutschen Truppen
am Mittelrhein wurden durch Augereaus batav.
Armee, die aus Holland bis an den Main marschiert
war, vollauf beschäftigt. Erzherzog Johann über-
schritt gegen Ende November bei Passau und Hohen-
furt den Inn, schlug 1. Dez. bei Ampfing eine franz.
Division, wurde jedoch 3. Dez. bei Hohenlinden (s.d.)
von Moreau entscheidend geschlagen und bis hinter
den Inn verfolgt; das Conds'sche Emigrantenkorps
nebst mehrern Divisionen wurde hierbei nach Salz-
burg gedrängt, dort von General Lecourbe ange-
griffen und über Neumarkt hinter die Traun zurück-
geworfen. Das österr. Heer setzte am 19. den Rückzug
über Steyer und Amstetten nach Molk fort, und
Erzherzog Karl übernahm wieder den Oberbefehl,
hielt jedoch die Beendigung des Krieges für geboten
und schloß zu Steyer 25. Dez. auf einen Monat
Waffenstillstand, der dann verlängert wurde. Die
Friedensverhandlungen wurden zu Lunöville (s. d.)
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