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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Französische Stellung
k 1789" (5 Bde., ebd. 1835-37) und Galisset, "^oi-pZ
äu äroit franyHiL, 1789-1854" (16 Bde., ebd. 1827
-54). Neben der königl. Gesetzgebung, deren Durch-
führung dem Iuristenstande zukam, war die gelehrte
Jurisprudenz und die von ihr beherrschte Praxis
der wichtigste Moment für die Fortbildung des
Rechts geworden.
Bei allen diesen Vorarbeiten hatte doch noch im
18. Jahrh, das vorrevolutionäre Frankreich, trotz
seiner polit. Einigung, hinsichtlich der Beschaffenheit
und der verbindenden Kraft, der Herkunft und des
Inhalts seines Rechtsvorrats vor dem benachbar-
ten Deutschland nicht allzuviel voraus. Ncben dem
röm. Recht behaupteten sich die ^0utum68, und die
Rechtsgelehrten konnten sich nicht darüber einigen,
ob uur jenes in Verbindung mit dem kanonischen
Rechte oder das Ergebnis aus dem Zusammentref-
fen beider mit den verfchiedenen Gewohnheiten als
das gemeine Recht Frankreichs anzusehen sei. Das
Gesetz bewahrte außerdem in vielfacher Hinsicht die
Eigenschaft eines für den Adel und die Geistlichkeit,
teilweise auch für die Stadtbürgerschaften günsti-
gen, für den unter dem Druck der grundherrlicheu
Rechte schmachtenden Bauernstand gehässigen Privi-
legiums. Als Gegenbewilligung für die Gefügigkeit
der Kirche war die Darniederhaltung der Ketzer und
die rechtliche Ungleichheit der Protestanten gewährt.
An die Barbarei finsterer Jahrhunderte erinnerte
aber namentlich das Strafrecht und fast nock mehr
das Strafverfahren mit seiner doppelten Tortur,
einer (iu68tion preMi-ktoii-o, zur Erpressung des
Geständnisses, und einer hu68tiou ^i^^I^dw vor
der Hinrichtung, zur Ermittelung der etwaigen
Mitschuldigen. Die Ahnung einer bevorstehenden
Wandlung der Dinge zeitigte allerdings die Vereit-
willigkeit zu allerlei Zugeständnissen, und obwohl
noch das ^chriftcken "1^68 iucouv6ui6U8 ä68 ärc"it8
t'eockuix" (Par. 1776) auf Befehl des Parlaments
durch den Henker verbrannt worden war, so batten
doch die Ideen der Aufklärung sich mit solcher
Macht angekündigt, daß unter Turgot und Necker
verschiedene, freilich an Halbheit leidende Versuche
gemacht wurden, den aufsteigenden Sturm durch
einzelne Bewilligungen, z. V. Aufbcbung der Leib-
eigenschaft auf den königl. Domänen (1779), Gleich-
sMung der Protestanten in privatrechtlicher Bezie-
hung (1787), zu beschwichtigen. Alle Kunst der klei-
nen Mittel vermochte aber den Riesenschritt der Re-
volution nicht zu hemmen, und derselbe Gedanke,
der die Erneuerung des Staates und der Gesellschaft
mit unerbittlicher Energie vollzog, durchbrach auch
das Labyrinth von eigensinnigen Vorbebalten,
Kunstgriffen und Vebelfen, welches das bisherige
Standeseigentum der Juristen gebildet batte. Schon
die Konstitution von 1791 erkannte die Notwendig-
keit eines allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches an,
und die Strafprozeßordnung vom 29. Sept. 1791,
welche die Umgestaltung des Verfahrens nach engl.
Muster bestätigte, sowie ein Strafgesetzbuch und
eine ausführliche Instruktion über die Behandlung
der Kriminalsachen geborten zu den Arbeiten, mit
denen die erste Nationalversammlung ihre Sitzungen
schloß. Im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrb. wußte
Napoleons 1. gewaltiger Wille durch seine fünf Ge-
setzbücher den Grundsatz der unterschiedslosen natio-
nalen Rechtseinheit durchzuführen und das Recht all-
gemein zugänglich zu machen. (S. ^oä6 ^apoi^ou.)
Litteratur. Klimratb, 'Irav^ux 8ur I'ni8toii-6
du äroit tV^n^!ii8,!6cu6iIIi8Mr^ÄruIiwiiißßBde.,
Straßb. 1843); Koenigswarter, 8oure68 6t nionu-
M6Ut8 äu äi'oit ll-HH^3.i8 ant6!'i6U!'8 HU xv^ 816016
(Par. 1853); Laferriöre, Hi8toir6 äu äioit frHu^i8
(6 Bde., ebd. 1845-58); Giraud, lli8toii'6 äu äi-oit
irHii^i8 au M0V6U a^6 (2 Bde., ebd. 1846); ders.,
1'i'6ei8 ä6 I'iiueien äioit coutumior (2. Aufl., ebd.
1875); Fresquet, 1^16618 ä'Iii8toii6 ä68 80urc.68 äu
äi-oit t'rau(M8 (Air 1861); Schaffner, Geschichte der
Rechtsverfassung Frankreichs (2. Ausg., 4 Bde.,
Franks. 1859); Narnko'nig und Stein, Franz.
Staats- und Rechtsgeschickt'e (3 Bde., Bas. 1846-
48; neuer Abdruck 1875). In bibliographischer
Hinsicht sind hervorzuheben: Camus, 1^6tti'68 8ur
Ia i)ic>t'688i0u ä'^vocat (5. Aufl. von Dupin, 2 Bde.,
Par. 1832); Waree, Il6p6rtoii6 did1ic)FrnMiliu6
äo i6Ai8liUi0u (ebd. 1870); ferner Lidli0^iap1ii6 ou
(^taloßuß F6N6raI ä68 Iivi'68 ä6 äioit (ebd. 1871 fg.)
sowie IMIioßi-Äpine ä6 1a.^raii66 (ebd., seit 1811).
Für die Praxis wichtig: Dalloz, .Iuii8piuä6U66
F6U6I-316. I^6^6I'toir6 U16tQ0äiqU6 6t ^1p1iaI)6til1U6
ä6 I6ssi8lutis)u, äs ä06ti'iu6 6t ä6 .^ui'i8piuä6Nl:6
(neue Ausg., 44 Bde., Par. 1846-64 und Supple-
ment dazu, seit 1888 erscheinend); ders., ^uri^n'u-
ä6U06 A6I161'3i6. I^6l)U6i1 ^61'ioäil^U6 (seit 1845
jährlich ein Band); Sirey, I^cueil ^(wöral ä"81l>i8
6t ä68 ^i'i-6t8 (seit 1804 erscheinend und mit 1791
beginnend); Nulwtw ä681oi8, die seit 1794 (Jahr I I)
erscheinende offizielle Gesetzsammlung, wogegen die
bis dabin seit 1789 erlassenen Gesetze in dem sog.
"^vHut-VuIl6tw" enthalten sind ("1^>j8 6t act68 äu
Fc>uv6i'n6M6ut", Par. 1806); N6cu6i1 ss6N6i-uI ä68
3.U0i6UU68 1018 fl-HI1^3.i868 ä6PUI8 1'llN 420 .iu8(1u'H
Ig> i'6V0lutiou ä6 1789, hg. von Jourdan, Decrusy,
Isambert (28 Bde., ebd.' 1823-27); .lom-imi äu
^1^18 (seit 1838 erscheinend und mit 179l be-
ginnend). Zeitschriften: I<6vu6 ä6 I^i^i^tiou
6t ä6^ui'i8pi'uä6iic6 (von 1834-51, feitdem Ix6vu6
ci itiliu6 ä6 1a ^uri8i)ruä6uc6), Ü6VU6 lli8wi i<^u6
ä6 äioit t>au<^i8 6t 6ti'au^6i' (Par. 18,55-69, seit-
dem Ü6VU6 ä6 l6^i8^lti()U ÄUci6I11l6 6t moä6l 1,6),
I^6VU6 s>rldti(iu6 ä6 äroit fi'Hn^tlig (seit 1856), !>lä'
I6tiu ä6 I". 8oci6t6 ä6 I6^j8lllti0u c0mplN66 (Par.
seit 1869) und ^uuuHii'6 äo I6ssi8iatiou 6ti^n^6l6
iseit 1872), ^c>urun,I äu äroit iut6iimtioli^1 i>iiv6,
hg. von Clunet (seit 1874); Zeitungen: (^X6tt6
ä68 'Qiduuinix (seit 1825), 1.6 Drmt (seit 1835).
Sebr praktisch sind die sehr oft ueu aufgelegte!^ A u o -
gaben der Gesetze von: Durand und Paultre,
^oä6 ^6U6i'Hi ä68 I018 fi-an^i868; Riviöre, Helie
und Pont, (^oä68 fi'au^i8 6t I018 U8U6Ü68; Roger
und Sorel, Royer-Collard und Mourlon, die (^oä68
^I'ii^i6i', die Coä68 Kossrou, die (^oä68 ^uuot68 von
Dalloz und Bergs und von Sirey, Gilbert, He'lie
und (5ouzon. Ailch in Frankreich anerkannte Ver-
dienste um das Civilrecht haben sich erworben:
Zachariä von Lingenthal, Handbuch des franz. Civil-
rechts (7. Aufl. von Dreyer, 4 Bde., Heidelb. 1886),
französisch von Aubry und Ran (4. Aufl., 8 Bde.,
Par. 1869-74), sowie Laureut, 1^i'iucip68 äs äroit
civil si'Äncai8 (33 Bde., Vrüss. 1869-79). Eine
gute deutsche Zeitschrift für franz. Civilrecht, von
Puchelt 1869 begründet, wird seit 1885 von Heins-
heimer fortgeführt (Mannheim).
Französische Stellung, Tanzmcisterstcl-
lung, eine regelwidrige Stellung der Vorderfüfte
des Pferdes, bei der die Fesselbeine uicht wie nor-
mal, parallel, sondern divergierend nach außen ver-
laufen. Die F. S. giebt leicht Zu Erkrankungen der
Beingelente Veranlassung.