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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frauenhaar - Frauenkrankheiten
delt, wenig gerechtfertigt erscheint. In Frankreich hat man 1892 den Frauen in den Gewerben, welche Frauen beschäftigen, für Gesamtstreitigkeiten zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern die Wählbarkeit für die fakultativen Sühne- und Schiedskommissionen zugesprochen.
Litteratur. Mary Wollstonecraft, Vindication of the rights of woman (Lond. 1792): von Hippel, Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber (Berl. 1792); Laboulaye, Recherches sur la conditon civile et politique des femmes depuis les Romains jusqu’à nos jours (Par. 1843); J. St. Mill, Subjection of women (Lond. 1869; 5. Aufl. 1883; übersetzt von Jenny Hirsch: Die Hörigkeit der Frau, 2. Aufl., Berl. 1872); Luise Otto, Das Recht der Frauen auf Erwerb (Hamb. 1866); Otto August, Die sociale Lage auf dem Gebiete der Frauen (ebd. 1868); von Syvel, über die Emancipation der Frauen (Bonn 1870); von Nathusius, Zur F. (Halle 1871); Schönberg, Die F. (Bas. 1873); Hedwig Dohm, Die wissenschaftliche Emancipation der Frau (Berl. 1874); dies., Der Frauen Natur und Recht (ebd. 1876); von Holtzendorff, Die Verbesserung in der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stellung der Frauen (2. Aufl., ebd. 1877); Teichmüller, über die Frauenemancipation (Dorpat 1877); Luise Büchner, Die Frau (Halle 1878); dies., Die Frauen und ihr Beruf (5. Aufl., Lpz. 1884); I. Pierstorff, Frauenbewegung und F. (Gott. 1879); von Raumer, Die Frau der Socialdemokratie (Berl. 1884); Theodore Stanton, The woman question in Europe (Lond. 1884); Lor. von Stein, Die Frau auf dem socialen Gebiete (Stuttg. 1880); ders., Die Frau auf dem Gebiete der Nationalökonomie (6. Aufl., ebd. 1886); Bebel, Die Frau und der Socialismus, früher u. d. T.: Die Frau in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (25. Aufl., Stuttg. 1895); Annie Nathan Meyer, Woman’s work in America (Neuyork 1891); Frau E. Kempin, Die Stellung der Frau nach den in Deutschland gültigen Gesetzesbestimmungen sowie nach dem Entwurf eines Bürgerl. Gesetzbuchs für das Deutsche Reich (Lpz. 1892); I. Pierstorff, Frauenarbeit und F. im "Handwörterbuch der Staatswissenschaften", Bd. 3 (Jena 1892), mit Literaturnachweisen; Lily von Gižycki, Die Bürgerpflicht der Frau (Berl. 1895); Der Existenzkampf der Frau im modernen Leben. Zwanglos erscheinende Hefte (hg. von G. Dahms, ebd. 1895); die (socialistische) Zeitschrift "Gleichheit" (Stuttgart) und die von Minna Cauer und Lily von Gižycki her ausgegebene Zeitschrift "Frauenbewegung" (Berlin).
Frauenhaar, Farnkrautgattung, s. Adiantum und Asplenium.
Frauenhäuser (auch Frauenzimmer, Töchterhäuser, Hurenhäuser, gemeine, freie oder offene Häuser, später Bordelle) hießen die Dirnenhäuser des Mittelalters. Diese Bedeutung ist nicht ursprünglich. Auf den großen Höfen bestand ein eigenes Frauenhaus (gynaecēum), in dem die unfreien Mägde hauptsächlich mit Weberei beschäftigt wurden. Das Treiben dieser "Kleidermägde" artete oft in Leichtfertigkeit aus, und schon Karl d. Gr. muhte in Kapitularien strenge Aufsicht und Zucht durch besondere Ministerialien einschärfen. Auch in seinem Palast zu Aachen ging es nicht sehr züchtig zu, und gerade in Städten, die aus königl. Pfalzen erwuchsen, wie Ulm, Frankfurt und Straßburg, wird zuerst der F. als Wohnstätten feiler Sinnenlust erwähnt, wo die "thörichten Töchter" und fahrenden Frauen, auch Hübschlerinnen genannt, unter Schutz und Frieden der Obrigkeit, unter besondern Ordnungen und unter Obhut eines Frauenwirts oder einer "Äbtissin" in Häusern, die der Gemeinde zinsten, eine eigene berechtigte Zunft bildeten. Bald bestanden F. in allen größeren und vielen kleinern Städten. Die Dirnen, meist auch andern Gegenden bezogen, waren mehr oder weniger verachtet, oft rechtlos, dem Henker oder Büttel untergeben, durch Abzeichen kenntlich gemacht; aber selbst die Geistlichkeit bezog Einkünfte aus F., und der Ertrag aus ihrem Schutzgelde gehörte verschiedentlich zum Lehn der Erbmarschälle von Fürsten. Im 15. Jahrh. waren die F. der Lieblingssitz jeglicher Lebenslust, verschlossen nur den Geistlichen und den Juden. Seltsamerweise hatten die Dirnen damals in manchen Orten das Recht, bei Festen, Hochzeiten auf dem Rathause zu erscheinen und Blumensträuße zu überreichen, wofür sie bewirtet wurden. Die Zeit der Reformation machte dem Unfug allmählich ein Ende. Schon im 13. Jahrh. veranlaßte das Mitleid fromme Seelen, die Gefallenen zu bekehren, zu retten und durch Vorsorge vor Rückfall zu bewahren, und es entstanden die Klöster der Büßerinnen, Reuerinnen und Magdalenenschwestern, in die einzutreten den "schönen Frauen" wohl auch durch eine Aussteuer von städtischen Verwaltungen erleichtert wurde. (S. auch Prostitution.) - Vgl. Kriegk, Deutsches Bürgertum im Mittelalter, Neue Folge (Frankf. a. M. 1871).
Frauenheime, s. Mädchenheime.
Frauenhochschulen, s. Frauenstudium.
Frauenkongresse, s. Frauenvereine (S. 242 b).
Frauenkrankheiten, das Gebiet aller jener krankhaften Zustände und Vorgänge im weiblichen Körper, welche in den geschlechtlichen Eigentümlichkeiten desselben begründet sind, mit Ausnahme derjenigen akuten Affektionen, welche sich unmittelbar an das Wochenbett anschließen und zumeist als sog. Wochenbett- oder Puerperalkrankheiten besonders unterschieden werden. Die Lehre von den F. ist erst in den letzten Jahrzehnten zu einer besondern Specialität erhoben worden, nachdem die Fortschritte der pathol. Anatomie und vervollkommneten Untersuchungsmethoden ein besserem Verständnis der verschiedenen Störungen der weiblichen Geschlechtsorgane und richtigere Aufschlüsse über die wichtigsten, bis dahin vielfach falsch gedeuteten Lebenserscheinungen beim Weibe ermöglicht hatten. Man zählt zu den F. gewöhnlich die Erkrankungen der das Geschlechtsleben des Weibes zunächst vermittelnden Organe, namentlich der äußern Geschlechtsorgane, der Scheide, der Gebärmutter, der Eierstöcke und ihrer Anhänge, sowie die durch sie bedingten verschiedenartigen Störungen der Menstruation, der Empfängnis und Befruchtung; weiterhin die Krankheiten der weiblichen Brust, die von manchen der eigentlichen Chirurgie zugewiesen werden, sowie gewisse Störungen der Ernährung (Blutarmut, Bleichsucht) und des Gesamtnervensystems, welche sehr häufig bei krankhaften Zuständen der überaus nervenreichen weiblichen Geschlechtsorgane durch reflektorische Übertragung auf die verschiedenen Organe des Darmkanals, das Herz und das Gehirn zu stände kommen und gewöhnlich unter der Gesamtbezeichnung der Hysterie zusammengefaßt werden.
Die Ursachen der F. sind außerordentlich mannigfach; ein großer Teil der hierher gehörenden Affektionen entsteht durch unzweckmäßiges und un-^[folgende Seite]