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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Freisinnige Partei - Freistadt (in Oberösterreich)
(1883), Heilige-Geist-Hospital (1380), 8 Rettungs-
anstalten, milde Stiftungen und Ateliers für Glas-
malerei. Die schöne, roman. Domkirche, 1160-1205
erbaut, 1723-24 in Rokoko restauriert, hat 2 Türme,
spätroman. Portal, 5 Schiffe und eine merkwürdige
vierschiffige Krypta mit Kreuzgewölben. Mit dem
Dom ist durch den Kreuzgang verbunden die Bene-
diktuskirche, die got. Gottesackerkirche (1545), die got. ^
Pfarrkirche (1440-44) mit prächtigem Turme (81m) i
und das erzbischöfl. Klerikalseminar, früher bischöfl. >
Palast; auf dem Domhof steht das Denkmal des be- !
rühmten Bischofs Otto von F., auf dem Marien- !
platz die Mariensäule, 1678 vom Fürstbischof Sig-
mund errichtet. Die Industrie erstreckt sich auf ^
Fabrikation von Mühlen- und Vrauercieinrich-
tungen, landwirtschaftlichen Maschinen, Steingut
und Fcigenlaffee, ferner auf Glasmalerei und
Brauerei. Auf einem nahen Berge im SW. der
Stadt die ehemalige, im 8. Jahrh, gegründete Ve-
nediktinerabtei Weihenstephan, 1802 säkulari-
siert, jetzt Königliche Landwirtschaftliche Central-
schule mit pomolog. Lehranstalt, beträchtlichen
Sammlungen, Musterwirtschaft, Obstbaumschulc!
und Etaatsbierbrauerei mit Braucrschule. Nord- !
östlich stößt an F. das gewerbreiche Dorf Neustift !
(2318 (5.) mit einem nach dem Brande von 1751 ^
wieder aufgebauten Prämonstratenserkloster, ietzt!
Kaserne und einer Pfarrkuratie. !
F., im Mittelalter eine wichtige Pflanzstätte für
Kunst und Wissenschaft, war ehemals Hauptort des
reichsfreien, unter dem Hochstift Salzburg stehenden
Bistums F., welches, 724 gegründet, als ersten z
Bischof den heil. Corbinianus erhielt. Unter den !
Nachfolgern desselben sind besonders Otto (s.d.) von
F. und Prinz Ruprecht von der Pfalz (1495-98) zu
erwähnen. Die Stadt wurde 955 von den Ungarn zer-
stört, dann befestigt, 976 vom Kaiser Otto II., 1082
vom Herzog Wels von Bayern und 1086 von den
Sachsen erobert. Kaiser Ferdinand II. erhob den Bi- z
schof Veit Adam (gest. 1651) von F. zum Fürstbischof: ^
durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803
aber wurden dessen Besitzungen zum Teil an Pfalz-
bayern, zum Teil an Osterreich übertragen. Der Bi-
schof von F. führt jetzt den Titel Erzbischof von Mün-
chen-Freisinn, und wohnt in München (s. d.). - Vgl.
Meichelbcck-Baumgärtner, Geschichte der Stadt F.
und ihrer Bischöfe (Freising 1855); Mayer, Beschrei-
bung des Erzbistums München-Freising (Münch.
1874); Hundt, Die Urkunden des Bistums F. aus
derZeit derKarolinger (ebd. 1875); Prechtl, Beiträge
zur Geschichte von F. (6 Lfgn., ebd. 1877-88).
Freisinnige Partei, s. Deutsche freisinnige
Partei. Diese spaltete sich 1893 wegen der Militär-
vorlage in die dem Hucneschen Kompromiß geneigte
freisinnige Vereinigung (meist ehemalige Sc-
cessionistcn) und in die freisinnige Volkspartci
unter Eugen Richter. Erstere zählt im Reichstag
13, im preuß. Abgeordnetenhaus 6, letztere dort 23,
hier 14 Mitglieder.
Freisinnige Zeitung, deutschfreisinnige Zei-
tung in Berlin, erscheint täglich abends: Verlag:
Fortschritt, Aktiengesellschaft in Berlin; Redacteure:
Emil Walter und Karl Kundcl. Der Hauptmitar-
beiter ist der Abgeordnete Eugen Nichter, der die
Zeitung 1885 begründete.
Freisprechung kann erfolgen entweder weil der
Angeklagte nicht überführt oder weil die erwiesene
That aus Rechtsgründen nicht für strafbar erachtet
ist. Txe W^lvma dei F. N m beiden Fällen dieselbe:
eine begriffliche Unterscheidung, wie sie die frühere
sä'chs. Strafprozeßordnung ("Klagfreisprechung)' -
"Straffreisprechung") und das franz. Echwur-
gerichtsverfahren ("^ctinittsinOut') - "adsolution")
macht, ist deshalb von keiner Bedeutung. Die for-
melle Veweistheorie des gemeinen deutfchen Pro-
zesses , welche eine Verurteilung nur bei formell ge-
führtem ^chuldbeweise zulieh, hatte in ihrer weitern
Ausbildung zu zwei andern Arten der Verurteilimg
bei unvollständigem Beweise oder nicht widerlegtem
Verdacht geführt, zu der außerordentlichen Strafe
l poeiiH Lxti-HM'äinHi-iH) und zu der vorläufigen
F. (adsolutio ad iuLtantia). Auch letztere war in der
That eine Verurteilung, weil sie die Ehre des An-
geklagten minderte, ihm auch die Kosten des Ver-
fahrens aufbürdete. Die mit dem Schwurgerichts-
verfahren überhaupt nicht vereinbare vorläufige F.
ist auch für andere Strafsachen durch Einführung
der freien Beweiswürdigung in der Mitte des
19. Jahrh, beseitigt worden.
Im Civilprozeß wird nicht auf F. erkannt, viel-
mehr wird < was in der Wirkung auf dasselbe
binauskommt) die Klage abgewiesen, wenn der
tlägerische Anspruch vom Richter nicht für begrün-
det oder nicht für erwiefen angesehen wird.
Nach §. 259 der Osterr. Strafprozeßordnung wird
auf F. auch dann erkannt, wenn der erforderliche
Strafantrag fehlt, der Ankläger von der Anklage
zurücktritt oder die Verfolgung aus andern Gründen
ausgeschlossen ist.
Freistaat, s. Republik.
Freistadt. 1) Kreis im preuß. Reg.-Vez. Liegnitz,
hat 876,23 (i^m und (1890) 52598 (24344 männl.,
28254 weibl.) E., 5 Städte, 103 Landgemeinden
und 79 Gutsbezirke. - 2) F. in Schlesien,
Kreisstadt im Kreis F., am Fuße eines 130 m
bohen Ausläufers des Katzengebirges und an den
Nebenlinien Neufalz-F.-Sagan und F.-Waltcrsdorf
(23,i km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Land-
ratsamtes, eines Amtsgerichts (LandgerichtGlogau)
und Katasteramtes, hat (1890) 3919 E., darunter
633^atholilen und 39 Israeliten, Postamt zweiter
Kla^e, Telegraph: Reste der alten Stadtmauer mit
Wallgraben, zwei kath. Kirchen und seit 1709 eine
sogenannte evang. Gnadenkirche, ein altes Cister-
cienserkloster, ein neues Rathaus, eine Kreis- und
eine städtische Sparkasse; Spinnerei, Lohgerberei,
Jute- und Teppichweberei (Fabrikation und Haus-
industrie), Pantoffelfabrikation, Dampfmahlmühle
und bedeutende Pferdemärkte.
Freistadt. 1) Bezirkshauptmannschaft in Ober-
österreich, hat 1017,"9 ykm und (1890) 49812 kath.
deutsche (24215 männl., 25597 weibl.) E., 7767
Wohnhäuser und 10388 Wohnparteien in 39 Ge-
meinden mit 403 Ortschaften und umfaßt die Ge-
richtsbezirke F., Leonfelden und Unterweißenbach.-
2) F., auch Frey st adt, Stadt und Sitz der Nezirks-
hauptmannschaft F., an der zur Donau gehenden
Feldaist, an der Linie Linz-Vudweis der Dsterr.
Staatsbahnen, ist noch mit alten Mauern und Tür-
men umgeben und hat (1890) 1634, als Gemeinde
3050E.,Post,Telegraph,Bezirksgericht(431,55(iIviii,
12 Gemeinden, 178 Ortschaften, 21824 E.), Spar-
kasse, Staatsgymnasium, <^tudentenkonvikt; inter-
essante Pfarrkirche mit neuem prachtvollem Altar,
Frauenkirche in altdeutschem Stil mit Glasgemälden
und Grabdenkmälern, den altertümlichen Einspann-
hof am Hauptplatze', Leinweberei, Zwirnfabrikation,
Ackerbau und Viebzucht.