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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Friedländer (Julius) - Friedmann
spieler in der Kantine, Der Maler und seine Modelle
(1888). F. lebt in Wien. - Von seinen Kindern
ist Alfred F., geb. 21. Sept. 1860, als Historien-
maler, Camilla F., geb. 10. Dez. 1856, als Still-
lebenmalerin, Hedwig F., geb. 13. Febr. 1863,
als Genremalerin bekannt.
Friedländer, Julius, Numismatiker, geb.
25. Juni 1813 in Berlin, studierte in Vonn und
Berlin und arbeitete seit 1840 in der königl. Samm-
lung der antiken Münzen in Berlin, deren Verwal-
tung ihm 1854 übertragen wurde. Er starb 4. April
1884 in Berlin. Seiner Verwaltung verdankt das
königl. Münzkabinett den großartigen Aufschwung,
sodaß es jetzt zu den bedeutendsten Europas gehört.
F. veröffentlichte Monographien über die Münzen
des Kaifers Iustinians (mit Pinder, Verl. 1843),
der Oftgoten (ebd. 1844), der Vandalm (Lpz. 1849),
die Ostifchen Münzen (ebd. 1850), das Prachtwert
"Die ital. Schaumünzen des 15. Jahrh." (Berl.
1882), fowie zahlreiche Aufsätze in numismat. Zeit-
schriften.
Friedländer, Ludw., Philolog und Altertums-
forscher, geb. 16. Juli 1824 zu Königsberg, studierte
daselbst und in Leipzig und habilitierte sich 1847
zu Königsberg, wo er 1858 die ord. Professur der
klassischen Philologie und Archäologie erhielt. Seit
Herbst 1892 von den amtlichen Verpflichtungen
entbunden, lebt F. in Straßburg. Er gab Nikanors
Schrift über die Homerische Interpunktion in der
Ilias (Königsb. 1850) und des Aristonikos Buch
über die kritischen Zeichen in der Iliade (Gott. 1853)
heraus; ferner "^naiecta Homeric^ " (Lpz. 1859)
und die Abhandlung über "Die Homerifche Kritik
von Wolf bis Grote" lBerl. 1853). In weitern
Kreifen hat F. feinen Namen bekannt gemacht durch
die "Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms"
(3 Bde., 6. Aufl., Lpz. 1888 - 90), welchen, außer
andern Beiträgen zur Kunde des röm. Altertums,
die Abhandlungen "über den Kunstsinn der Römer
in der Kaiserzeit" (Königsb. 1852) und "über die
Spiele der alten Nömer" in Marquardts "Römi-
scher Staatsverwaltung", Bd. 3 (Lpz. 1878; 2. Aufl.
1885), vorausgegangen waren. Außerdem veröffent-
lichte er eine Ausgabe des Martialis mit Kommen-
tar (2 Bde., Lpz. 1886) und eine Ausgabe der "(^eua
'Ii-iinÄlciiioniZ" des Petronius mit deutscher Über-
setzung und Anmerkungen (ebd. 1891).
Friedländer, Max, Publizist, geb. 18. Juni 1829
zu Pleß in Schlesien, studierte mit seinem Vetter
Ferdinand Lassalle in Berlin, Breslau und Heidel-
berg die Rechte und ward dann Assessor in Breslau.
Er siedelte 1856 nach Wien als Mitarbeiter in der
Redaktion der Wiener "Presse" über und begründete
daselbst 1864 mit M. Etienne die "Neue FreiePresse",
an deren Herausgabe er bis zu seinem 20. April
1872 in Nizza erfolgten Tode thätig war. Unter
seinen Zeitungsartiteln galten namentlich die volks-
wirtschaftlichen Aufsätze als vortrefflich. Auch schrieb
er: "Der einheimische und ausländische Rechtsschutz
gegen Nackdruck und Nachbildung" (Lpz. 1857).
Friedländer H Sohn, R., Verlags-, Sorti-
ments- und Antiquariatsbuchhandlung für Natur-
geschichte und exakte Wissenschaften in Berlin, wurde
1828 von Raphael Fried land er begründet, er-
hielt aber erst seit 1853, unter der Leitung des Soh-
nes Julius Fried land er, die jetzige specielle
Richtung. Letzterer, geb. 1827, starv 4. Nov. 1882.
1893 waren Besitzer Ernst Buschbeck (seit 1882),
Wilhelm Iunk (seit 1889) und Otto Budy(seit
1891). Der Verlag umfaßte (1891) 1010 Werke,
darunter die Publikationen derZoologifchen Station
in Neapel, die Berichte der deutschen Chemischen Ge-
sellschaft, die Abhandlungen und Berichte des Zoo-
logischen und Anthropologisch-Ethnographischen
Museums in Dresden, die Zeitschrift des Entomo-
logischen Vereins in Berlin und Stettin, viele
Werke deutscher und ausländischer Gelehrter u. s. w.
Über das Sortiments- und Antiquariatslager wer-
den dauernd Fachkataloge in 38 Abteilungen
herausgegeben; so enthält die Zoologie z. B. in
17 Teilen über 35000 Vüchertitel. Dazu kommt
eine Bibliographie neuer naturwissenschaftlicher Er-
fcheinungen u. d. T. "^atuias Kovitarez" (feit
1879; jährlich 25 Nummern).
Friedlosigkeit, im altgerman. Prozesse der Zu-
stand desjenigen, welcher, als in die Oberacht (s. Acht)
verfallen, feiner bürgerlichen und Vermögensrechte
verlustig und "aus dem Frieden in den Unfrieden
gefetzt", mit andern Worten, alles Rechtsschutzes
ledig war.
Friedmann, Alfred, Dichter, geb. 26. Okt. 1845
zu Frankfurt a. M., wurde in Hanau Goldarbeiter
und bildete sich durch energisches Selbstudium.
Längere Zeit hielt er sich in Paris und London auf,
kehrte 1868 nach Deutschland zurück und promo-
vierte nach zweijährigen philos. Studien in Heidel-
berg und Zürich. Dann zwangen ibn die Verhält-
nisse, auf kurze Zeit Kaufmann zu werden, worauf er
sich ausschließlich litterar. Thätigkeit zuwandte. Er
ging 1871 nach Wien, wo er seit 1884 die "Biblio-
thek für Oft und West" leitete. Seit 1880 lebt F.
in Berlin. Er veröffentlichte eine Anzahl lyrischer
und epischer Dichtungen, wie "Merlin, Orpheus",
zwei Gesänge (Wien 1874), "Biblische Sterne", drei
Idyllen (Hamb. 1875), "Leichtsinnige Lieder" (ebd.
1878), "Die Vestalin", ein epischer Sang (Lpz. 1880),
"Gedichte" (ebd. 1882), "Lieder des Herzens" (Berl.
1889). Bedeutender ist F. in seinen Novellen, z. B.
in den sog. Arbeiternovellen "Kirchenraub" und
"Falsche Freundschaft" (0. Aufl., Lpz. 1892), ferner
"Der Todesring. Der Vcnusdurchgang", zwei
Novellen (3. Aufl., ebd. 1888), "Erlaubt und Un-
erlaubt. Novellen und Skizzenblätter" (2. Aufl.,
Berl. 1889), "Aus Höben und Tiefen" (2. Aufl.,
ebd. 1889), "Ersetzter Verlust" (3. Aufl., ebd. 1889),
"Hieroglyphen des Lebens" (Bd. 8 u. 11 der "All-
gemeinen Vücherfammlung lebender Sckriftsteller",
Lpz. 1891), "Der letzte Schuß. Der Henker von Bo-
logna. Ein Kind feiner Zeit", drei Novellen (ebd.
1892). Hervorzuheben sind auch das Trauerspiel
"Don Juans letztes Liebesabenteuer" (Lpz. 1881),
die Romane "Zwei Ehen" (Berl. 1887; 3. Aufl.
1890), "Schnell reich" (1891), "Die Danaiden"
(1892), "Die Heckenrose" (1893) und die Verdeut-
schung der Novellen von Mathilde Serao: "Blüte
der Leidenschaft" (2. Aufl., Bresl. 1890).
Friedmann, Siegwart, Schaufpieler, geb.
25. April 1842 in Peft, widmete sich in Wien
dem kaufmännifchen Beruf; hier erkannte Sonnen-
thal fein fchaufpielerifchcs Talent. Dawifon be-
stimmte F., ihm nach Dresden zu folgen, und zum
Teil von dicfem für die Bühne ausgebildet, trat
er 1863 zuerst im Stadttheater zu Vreslau auf, für
das er sogleich engagiert wurde. Im nächsten Jahre
gastierte F. mit Dawison in Wien und nahm dann
ein Engagement am Hoftheater zu Berlin an. 1871
ging er nach Schwerin, 1872 als Mitglied des
Stadttheaters nach Wien. An diefes kehrte er auch