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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Friedrich I. (Kurfürst v. Brandenburg) - Friedrich (Kurfürst II. v. Brandenburg)
in Frankfurt teil. Znm Dank für diefe Dienste er-
nannte ihn Sigismund zunächst znm obersten Haupt-
mann und Verweser der Marken, mit unumschränk-
ter Verfügung über das Land auch für seine Erben,
dann zum Besitzer selbst, später, nachdem F. dort
mit großer Anstrengung Ordnung und Sicherheit
gegen die fürstl. Nachbarn und den rebellischen Adel
der Qnitzows und ihrer Freunde wieder gegründet,
30. April 1415 anf dem Konzil zu Konstanz zum
Markgrafen und Erzkämmercr des Reichs und zwar
gerade in den Tagen, als F. durch sein geschicktes
Vorgeben mit geringen Streitmitteln den Herzog
Friedrich IV. von Österreich, den geächteten Beschützer
des flüchtigen Papstes Johann XXIII., zur Unter-
werfung zwang. Am 18. April 1417 wurde er so-
dann von Sigismund auch mit dem Kurfürstentum
belehnt, und als dieser nach Schluß des Konzils aus
dem Reich ging, 2. Okt. 1418 zum Statthalter er-
nannt. Dann aber lockerte sich das intime Verhält-
nis F.s zu Sigismund. Während er die aus gewalt-
same Vernichtung der Hussitcn gerichtete Politik des
Königs mißbilligte, schloß er mit dem Polenkönig Ia-
gello, der jene begünstigte, einen Ehevcrtrag (1421).
Zwischenträgereicn, besonders seitens des Ingol-
städtcr Herzogs, vergrößerten die Abneigung auf
beiden Seiten. Trübe Erfahrungen in der Mark
veranlaßten F., diese 1425 auf immer zu verlassen;
die an die poln. Heirat und an das Aussterben des
Askanischen Hauses (1422) geknüpsten Hoffnungen
verwirklichten sich nicht. Seit 1427 organisierte und
leitete F. den Reickskrieg gegen die Hussiten und
nach den schweren Niederlagen von Mies und Taus
trug F. wesentlich zur friedlichen Vermittelnng durch
die Prager Kompaktaten (30. Nov. 1433) bei, was
eine Annäherung Sigismunds znr Folge hatte.
Seit 1437 lebte er zurückgezogen auf der Cadolzburg
und starb daselbst 20. Sept. 1440. Er ist der Be-
gründer der hohenzoll. Größe. Sein Wahlspruch
war, "ein Amtmann Gottes am Fürstentum zu sein",
damit "das Recht gestärkt, das Unrecht aber gekränkt
werde". 1894 wurde ihm in Friesack ein Denkmal
errichtet. - Vgl. Niedel, Zehn Jahre aus der Ge-
schichte der Ahnherren des preuß. Königshauies
(Berl. 1851); Franklin, Die deutsche Politik F. I.
(ebd. 1851); Brandenburg, König Sigmund und
Kurfürst F. I. von Brandenburg (ebd. 1891).
Friedrichll.,der Eiserne,KurfürstundMark-
graf von Brandenburg, zweiter Sohn Fried-
richs I., geb. 19. Nov. 1413, ward 8 Jahre alt mit
der Erbprinzessin von Polen verlobt und seit 1422
als Thronfolger am poln.Hof lOJahre lang erzogen,
bis der plötzliche Tod feiner Braut das Verhältnis
löste. Eine gewisse Schwermut verließ ihn seitdem
nicht wieder; in dieser Stimmung wurzelte auch
seine schwärmerische Religiosität, die ihn zu Kloster-
stiftungen und Pilgerreisen antrieb. Se'N 1437
regierte er die Marken, zog sich absichtlich von der
Reichspolitik zurück und schlug die poln. und böhm.
Königskrone aus, um seine Kraft der innern Stär-
kung der Kurlande und ihrer Stellung gegenüber
dem slaw. Osten zu widmen. Er zerbrach die Ver-
bindungen der Städte, bändigte die Selöstä'noig-
keitsgelüste Berlin-Köllns durch die Reformationen
von 1442 und 1447, legte eine starke Besatzung in
das 1451 vollendete kurfürstl. Schloß und zwang
durch Konkordat mit dem Papst 1447 die Bischöfe
in die Landsässigkeit zurück, erhielt überhaupt da-
durch die umfasseudsten Rechte über die Kirche des
Landes. Nach außen sicherte er die Kurlande durch
versprach auch der kath. Kirche gesetzliche Selbständig-
keit. (S. Baden.)
Für die nationale Einigung von Deutschland
wirkte F. mit nachhaltigem Ernst und selbstverleug-
nender Aufopferung. Auf dem Fürstentage zu
Frankfurt im Sommer 1863 wagte er den österr.-
dynastischen Plänen entgegenzutreten. Da Preußen
1866 sich außer Stand erklärt hatte, Baden mili-
tärisch zu beschützen, konnte F. dem Andrängen
der Mehrheit des Ministeriums und des Land-
tags nicht widerstehen und war genötigt, mit
den süddentschen Staaten in den Krieg wider
Preußen zu treten. Nach dem Ausscheiden Öster-
reichs aus Deutschland arbeitete F. mit dem Mi-
nisterpräsidenten Mathy (s. d.) an der Aufnahme
Badens in den Norddentschen Bund, ernannte 1868
den preuß. General Veyer zum bad. Kriegsminister
und übertrug ihm die Reorganisation der bad.
Truppen. Nach dem Kriege von 1870, dem er bei-
wohnte, hatte F. an dem Zustandekommen der Deut-
schen Reichsverfassnng und der Herstellung der
Kaiserwürde wesentlichen Anteil. Seitdem ist er
unermüdlich für die Interessen des Reichs thätig ge-
wesen. Für Fördernng der Kunst und Wissenschaft
und für die der geistigen und materiellen Interessen
seines Landes hat F. unablässig und mit Erfolg ge-
wirkt. Während einer schweren Erkrankung 1881
mußte er bis zum 15. Okt. 1882 die Regierung dem
Erbgrohherzog übertragen. F. ist prenh. General-
oberst der Kavallerie mit dem Range eines Gencral-
feldmarschalls (seit 1888) und Generalinspecteur der
fünften Armee-Inspektion (seit 1877). Er ist seit
20. Sept. 1856 mit der Prinzessin Luise Marie Elisa-
beth von Preußen (geb. 3. Dez. 1838) vermählt, der
Tochter des Kaisers Nilhelml. Aus dieser Ehe gingen
hervor: der Erbgroßherzog Friedrich Wilhelm, geb.
9. Juli 1857, seit 20. Sept. 1885 vermählt mit
Prinzessin Hilda, der Tochter des frühern Herzogs
Adolf von Nassau, jetzigen Groftherzogs von Luxem-
burg; Prinzessin Victoria, geb. 7. Aug. 1862, seit
20. Sept. 1881 vermählt mit Gustav, Kronprinzen
von Schweden und Norwegen; Prinz Wilhelm Lud-
wig, geb. 12. Juni 1865, gest. 23. Febr. 1888. -
Vgl. Keller, Grohherzog F. von Baden (Karlsr.
1892); Freydorf, Grohherzog F. von Baden (Lahr
1892); Karl Fr. Müller, Großherzog F. von Baden
(Karlsr. 1892).
Friedrich I., Kurfürst vonVrandenburg (als
Burggraf von Nürnberg Friedrich VI.), geb. um
1371 als jüngerer Sobn des Burggrafen Friedrich V.,
trat früh in öfterr. Dienste und half mit feinem
ältern Bruder Johann König Sigismund von Un-
garn 1396 in der unglücklichen Schlacht bei Niko-
polis retten. Nach der Rückkehr teilten die Brüder
1398 ihr Erbe. Johann erhielt Vayreuth, F. Ans-
bkch, das Burggrafcnamt blieb gemeinschaftlich.
In den Reichswirrcn trat F. anfangs vermittelnd
zwifchen König Wenzel und der Partei Ruprechts
von der Pfalz auf, bis er Sept. 1399 sich auf des
letztern Seite stellte und sich auch an dessen Wahl
zum röm. König beteiligte. Am 18. Sept. 1401 führte
er Elisabeth von Bayern, die "schöne Else", die
Stammmutter der preuß. Könige, heim. Schwere
Fehden zerrütteten seinen Besitzstand so sehr, daß er
Sommer 1409 das selbständige Regiment aufgab
und in den Dienst König Sigismunds von Ungarn
trat, dessen Bewerbung um die röm. Königslrone er
thatkräftig unterstützte; als Vertreter der brandend.
Kurstimme nahm er 20. Sept. 1410 an der Wahl