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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Friedrich II. (König von Preußen)

von F. begründet. Das Tabaksmonopol führte in vieler Hinsicht zu günstigen Ergebnissen, ebenso auch die staatliche Lotterie; während das ungeschickt gehandhabte Monopol des Kaffeehandels und der Kaffeebrennerei das Volk sehr belästigte und dazu beitrug, die ganze Finanzpolitik des Königs in Mißkredit zu bringen. Seinem Nachfolger hinterließ F. einen Staatsschatz von über 50 Mill. Thlrn.

Die preuß. Armee wurde durch F. von 80 000 bis auf 195 000 Mann vermehrt. Besonders verdankte ihm die preuß. Kavallerie ihre treffliche Ausbildung. Neu errichtet wurden die Husarenregimenter, im Siebenjährigen Kriege die reitende Artillerie und, nur für die Kriegszeit, die Landmilizen; eine vorübergehende Einrichtung waren auch die Freikorps. Für die Generale des Heers schrieb F. selbst kriegswissenschaftliche Werke, die das ganze Militärwesen in weitester Ausdehnung umfaßten. Nach dem Siebenjährigen Kriege wurden die Eremtionen von der Kantonpflicht immer mehr ausgedehnt: erst jetzt schloß sich das Offizierkorps kastenmäßig ab. Gegen Ende der Regierung F.s war die preuß. Armee bereits im Rückgang begriffen.

Höchst glänzend entfaltete sich dagegen und zwar besonders in den letzten Jahren die Wirksamkeit F.s auf dem Gebiet des Justizwesens. Zunächst erwirkte F. 1746 vom Kaiser Karl VII. ein Privilegium de non appellando für sämtliche preuß. Provinzen. Durch den Großkanzler von Cocceji wurde zuerst in Pommern 1747, dann auch in den andern Provinzen die Gerichtsverfassung und das Prozeßverfahren neu geordnet; vor allem wurde der Richterstand reformiert durch Ausmerzung der vielen schlechten Elemente, durch Einführung von Prüfungen und von praktischem Vorbereitungsdienst. Das von Cocceji verfaßte Corpus juris Fridericiani von 1749, das ganz auf dem Naturrecht und dem röm. Recht beruhte, gelangte jedoch nicht zur Einführung. Erst als nach dem Arnoldschen Prozeß (s. Arnold, Joh.) 1779 der Großkanzler von Carmer an die die Spitze des Justizwesens berufen wurde, nahm die Reform des preuß. Rechts einen erfolgreichen Fortgang. Carmer und Suarez arbeiteten das Allg. Preuß. Landrecht aus, das für die damaligen preuß. Provinzen ein einheitliches Recht herstellte und als ein wahres Muster der Gesetzgebung gelten kann. Für die Kirchen- und Schulangelegenheiten war der Minister von Zedlitz thätig. Während seiner liberalen und aufgeklärten Verwaltung wurden zahlreiche ländliche Schulen begründet, die Gymnasien und die Universitäten in der verschiedensten Hinsicht verbessert. Den bestehenden christl. Konfessionen, insbesondere der kath. Kirche gegenüber war F. zu großer Duldsamkeit geneigt; doch hielt er auch andererseits streng darauf, daß sein staatliches Aufsichtsrecht über die Kirche nicht verkümmert wurde.

Für die Verbreitung von Bildung, von Wissenschaft und Kunst war der König durch sein eigenes Beispiel thätig. Histor., philos.-polit., volkswirtschaftliche und kriegswissenschaftliche Arbeiten sowie zahlreiche poet. Werke und musikalische Kompositionen sind aus seiner Feder hervorgegangen. Dazu kam ferner die sehr ausgedehnte Korrespondenz, sowohl litterar. Natur mit Gelehrten und Schriftstellern, insbesondere mit Voltaire, d'Argens, d'Alembert, Algarotti, als auch die geschäftliche, politisch-militärische, mit den Ministern, Gesandten, Verwaltungsbeamten, Generalen und Offizieren.

F. schrieb fast ausschließlich französisch; für die deutsche Litteratur vermochte er, der von Jugend auf an den franz. Klassikern und von franz. Lehrern gebildet war, im Alter kein Verständnis mehr zu gewinnen.

In der auswärtigen Politik suchte der König nach dem Hubertusburger Frieden, da Frankreich und dann auch England ihn verlassen hatten, eine Anlehnung bei Rußland und schloß 1704 mit der Kaiserin Katharina eine Allianz, infolge deren Katharina nach dem Tode König Augusts von Polen ihren Günstling Stanislaus Poniatowsky zum König von Polen wählen ließ und für die Dissidenten, die Griechisch-Katholischen und die Protestanten Gleichberechtigung erwirkte. Gegen die russenfreundliche Konföderation von Radom und die in Polen sich einnistenden russ. Truppen bildete sich die röm.-kath. nationale Barer Konföderation. Aus dem poln. Bürgerkrieg erwuchs, da die Pforte Partei ergriff, ein russ.-türk. Krieg, und dieser wiederum drohte zu einem allgemeinen europ. Kriege zu führen. F., der den Frieden zu erhalten wünschte, suchte die Zarin von der Türkei abzulenken und forderte sie auf, sich in Polen schadlos zu halten. Das sog. "Projekt Lynar", das F. 1769 nach Petersburg sandte, nahm zugleich auch für Österreich und Preußen poln. Erwerbungen in Aussicht, um das Gleichgewicht im Osten aufrecht zu erhalten. Der Petersburger Hof wollte nicht in eine Teilung Polens einwilligen, da Polen doch in kurzer Zeit vollständig an Rußland fallen mußte. Nun kam F. den Österreichern einen Schritt entgegen, sodaß Kaiser Joseph im Herbst 1770 von Ungarn her Truppen in Polen einrücken und das Zipfer Land in Besitz nehmen ließ. Nach diesem entschiedenen Vorgehen Josephs zeigte sich endlich Katharina bereit, auf die Vermittelungsvorschläge F.s einzugeben; so kam es nach schwierigen Unterhandlungen 5. Aug. 1772 zu einem Vertrag, durch den die drei Großmächte sich über die Teilung poln. Landes einigten.- Eine kleinere Erwerbung machte F. noch 1780, indem nach dem Aussterben der Grafen von Mansfeld diese Grafschaft zwischen Preußen und Sachsen geteilt wurde.

Als nach dem Tode des Kurfürsten Marimilian III. Joseph im Sommer 1778 der Bayrische Erbfolgekrieg (s. d.) zwischen Preußen und Sachsen einerseits und Osterreich andererseits ausbrach, rückten F. und sein Bruder Heinrich in Böhmen ein, doch kam es zu keiner entscheidenden Schlacht. Unter franz.-russ. Vermittelung ward 1779 in Teschen eine Einigung erzielt und für Preußen die Nachfolge in Ansbach und Bayreuth anerkannt. Kaiser Joseph gab jedoch seine Pläne auf Erwerbung von Bayern noch keineswegs auf; er erklärte der Zarin, den Russen in der Türkei freie Hand zu lassen, wogegen Katharina verhieß, in Deutschland die Pläne des Kaisers zu unterstützen. Da kam F. auf seine alten Gedanken zurück, einen deutschen Fürstenbund (s. d.) mit preuß. Hegemonie zu stiften, und fand jetzt bei den Fürsten auch bereitwilliges Entgegenkommen; denn durch das Bündnis mit Rußland gesichert, trat Kaiser Joseph im Reiche herrisch auf und erregte durch seine Vergrößerungsgelüste in ganz Deutschland die lebhafteste Unruhe. So gelang es F. am Abend seines Lebens die meisten der deutschen Staaten unter Preußens Führung zu einer großen Allianz zu vereinen, durch die Deutschland vor der Übermacht Österreichs gesichert wurde. Von der Gicht und zuletzt von der Wassersucht schwer geplagt, starb