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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Friedrichsthal - Friendly Societies
Viereck regelmäßig erbaut mit geraden, von Ka-
nälen durchschnittenen Straßen und einem Markt-
platz in der Mitte. - F. wurde unter Herzog Fried-
rich III. von Schleswig-Holstein-Gottorp 1621 von
niederländ. Arminianern (Remonstranten) begrün-
det, und alle Einwohner erhielten völlige Religions-
freiheit. Im ersten Deutsch-Dänischen Kriege wurde
F. 7. Aug. 1850 von den Dänen besetzt und stark
verschanzt, darauf vom 29. Sept. bis 4. Okt. von
den ^chleswig-.holsteinern unter General von der
Tann ohne Erfolg beschossen, wobei ein großer Teil
der Stadt niederbrannte und in der Bauart ihr
früheres Holland. Gepräge verlor.
Friedrichsthal, Dors im Kreis Saarbrücken
des preuß. Neg.-Vez. Trier, an der Linie Neunkir-
chen-Saarbrücken der Preuß. Staatsbahnen, hat
(1890) 0254 E., darunter 2500 Evangelische, Post,
Telegraph, kath. und evang. Kirche'/Steinkohlen-
bergbau (Gruben F. und Maybach mit 2400 Arbei-
tern), 4 Glashütten (800 Arbeiter), Fabrikation von
Preßkohlen, Gießereischwärze und Thomasmehl.
Friedrichswerth, Torf im Landratsamtsbezirk
Waltershausen des Herzogtums Sachsen-Gotha, an
der Nesse und an der Nebenlinie Vusleben-Groften-
behringen der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Gotha), hat (1890) 432
cvang. E., Postagentur, Telegraph und Domäne.
Friedrich-Wilhelm-Gestüt, ein 1787 unter
der Leitung des als Pferdezüchter berühmten preuß.
Oberstallmeisters Grasen Lindenau bei Neustadt a.d.
Dosse errichtetes preuß. Hauptgestüt, in dem haupt-
sächlich edle Reitpferde gezüchtet wurden. Das F.
wurde 1877 nach Veberbeck (f.d.) verlegt. Die leer ge-
wordenen Gestütsstallungen wurden zur Ullterbrin-
aung des solange in Lindenau stationierten brandenb.
äandgestütes verwendet, welches setzt den Namen
Brandenburgisches Landgestüt Neustadt trägt.
Friedrich-Wilhelm-Hafen, Hafen an der
Nordostküste von Kaiser-Wilhelms-Land, nördlich
von der Astrolabebai, wird durch die Schering-
Halbinsel sowie durch mehrere nördlich vorgelagerte
Inseln gebildet, ist bis 20 m tief, geräumig und
sicher. F. ist seit Ausgabe der Station Finschhasen
(1891) Hauptstation ^der Kolonie und Sitz des
Landeshauptmanns. Die Anlagen der Station
befinden sich auf der Nordküste der Schering-Halb-
insel ; eine Missionsstation der Rheinischen Missions-
gesellschaft liegt 2 kni nördlich auf der Aly-Insel
oder Siar. Die Umgebung ist fruchtbar; die Be-
fürchtungen, die Küste fei ungesund, haben sich bis
jetzt nicht bestätigt.
Friedrich-Wilhelmsbad, s. Putbus.
Friedrich-Wilhelmsdorf, erste Heimatkolo-
nie, s. Arbeiterkolonien (Vd. 1, S. 814a).
Friedrich-Wilhelmsinstitut, inediz.-chirurg.,
s. Vildungsanstalten, militärärztliche.
Friedrich-Wilhelmskanal oder Müllroser
Kanal, vom Großen Kurfürsten von Brandenburg
1668 angelegt, stellte früher die einzige direkte Ver-
bindung zwifchen Oder und Spree dar. Am Vries-
kower l^ee auf >21,o? über Normalnull die Oder
verlassend, erreichte er mit 7 Schleusen die kanali-
sierte untere l^chlaube, einen rechten Nebenstuß der
Spree, und durch diesen mittels zweier weitern
Schleusen die Spree unweit Müllrose, auf -i-39,oi
über Normalnull. Seine geringen Abmessungen -
9,4 in Sohlbrcitc, 1,50 in Tiefe, 40,2 in Schleufcn-
länge, 5,24 m Breite und 1,5? bis 1,73 in Tiefe -
ließen nur Fahrzeuge von 120 t Zu; auch erforderte
seine Benutzung für die von der obern Oder kom-
menden Schiffe einen weiten Umweg. Diese Um-
stände waren es mit, die zur Erbauung des Oder-
Spreekanals ff. d.) führten, der von dem 22,76 Km
langen F. nur die 11,5 km lange Schlaubestrecke
benutzt und diese erweitert und vertieft hat. Die
Vrieskower Schleuse des F. passierten 1890 auf
6014 Schiffen nach Berlin zu 154674, von Berlin
her 35 898 t, außerdem 52 238 t Floßholz. - Vgl.
Toeche-Mittler, Der F. und die Berlin-Hamburger
Flußschiffahrt (Lpz. 1891).
rrienai^-3ooistis8 (engl., fpr. frenndlk ßo-
ßeiitis), Bezeichnung der von den Gewcrlvereinen
unabhängigen engl.Kilfsgesellscbaften, die sich mei-
stens auf die Gewährung von Unterstützungen bei
Krankheiten, Sterbefällcn und Geburten beschrän-
ken. Solche, die lediglich die Versicherung von
Begräbnisgeld bezwecken, heißen Lurilri Zocieties.
Die Verbreitung dieser gänzlich auf dem Boden der
Freiwilligkeit stehenden Gesellschaften beginnt be-
reits Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrh., und
einige von den gegenwärtig noch bestehenden haben
eine beinahe zweihundertjährige Existenz hinter sich.
Manche haben freimaurerische Formen und Ge-
bräuche, wie der Orden der "Odo Fellows Manchester
Unity" und der Orden der "Foresters", welche 1. Jan.
1892 695687 bez. 738166 erwachsene und 73816
bez. 92554 jugendliche Mitglieder hatten. Die Ge-
setzgebung hat sich mehrfach mit der Negelung der
Stellung der K 8. befaßt. Die erste hierher ge-
hörende Parlamentsatte datiert von 1793; einen
gewissen Abschluß aber hat diese Gesetzgebung erst
durch die "^ritmcN^ 800i6ti63 ^.ct" vom 11. Aug.
1875 (38 u. 39 Vict. c^p. 60) erhalten, der eine
umfassende Enquete vorhergegangen war; sie ist
durch spätere Gesetze, welche 1887 ergänzt und zu-
sammengefaßt wurden, nur wenig verändert wor-
den (50'u. 51 Vict. cap. 56). Die Gesellschaften
können sich hiernach registrieren lassen oder nicht.
Betreffs der Negistrierungsfähigleit bestehen jedoch
mancherlei Bedingungen; fo müssen Kassen, welche
Altersrenten zuwenden wollen, eine von einem
Versichcrungsmathematiter entworfene Prämien-
tabclle vorlegen. Die Vorteile, welche die re-
gistrierten Kassen genießen, sind Stempelfreiheit,
Erleichterung in der Verwaltung des Vereinsver-
u. s. w.; sie sind dafür aber verpflichtet, jährlich
einen Ausweis über die vorhandenen Kapitalien
! sowie über ihre Einnahmen und Ausgaben vorzu-
legen, und alle 5 Jahre einen Ausweis über ihre
Attiva und Passiva nach sachverständiger Taration
an die Negisterdehörde einzusenden. Chef dcr Negi-
stricrung/behörde ist der ^liikl I^Lgi^ti-ai' ot' 5V 8.,
dem Hilfsbeamte beigegeben sind. Er übt die Auf-
sicht über die Kassen aus, tann die finanzielle Lage
einzelner Kassen untersuchen lassen und finanziell
gänzlich heradgetommene auflösen. Jährlich wird
dem Parlament Bericht erstattet. Die Zahl der
bestehenden Kassen zuverlässig festzustellen, ist nicht
gut möglich. 1890 sandten 18 342 registrierte Ge-
sellschaften Jahresberichte ein; ihre wirtliche Zahl
ist aber großer. Die Zahl der unregistrierten ist
gänzlich unbekannt. Die Verwaltung der ^. 8. ist
im ganzen wenig befriedigend. Nach dem letzten
(1892 veröffentlichten) Bericht des (^ist i^iL^r
sandten Ausweise 14988 Gesellschaften, unter wel-