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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frossard - Frostschaden
von den Spaniern 1527 geplündert und nochmals
1556 heimgesucht. 1798 fielen infolge einer Er-
hebung die Franzosen über sie her. Im NW. liegt
Anagni (s. d.) und gegen N. im Gebirge Alatri
(s. d.). - Vgl. O. Fortuna, Nartiri 6 patrioti äel
circonäario äi 1^. (Frosinone 1890).
Frofsard (spr.-ahr), Charles Auguste, franz.
General, geb. 26. Aug. 1807 zu Versailles, trat 1827
in die Genie-und Artillerieschule zu Metz als Unter-
lieutenant vom Genie ein, nahm 1831 und 1832 am
Feldzuge in Belgien teil und ging 1833 als Kapitän
nach Algerien, wo er im Dez. 1835 vier Tage hin-
durch das Fort Clausel gegen zwanzigfach überlegene
arab. Streitkräfte verteidigte. Nach Frankreich
zurückgekehrt, wurde F. 1840 beim Bau der Be-
festigungen von Paris verwendet. Einige Jahre
darauf wurde er zum Ordonnanzoffizier Ludwig
Philipps ernannt und 1847 zum Major befördert.
Während der Belagerung Roms durch Oudinot
wurde er 1849 verwundet, verblieb dann als Oberst-
lieutenant bis Ende 1850 in Rom als Kommandant
des Geniekorps, wurde hierauf zweiter Kommandant
der Polytechnischen Schule und 1852 Oberst, ging
1853 als Gcniedirektor nach der Provinz Oran und
Jan. 1855 als Geniecommandeur des 2. Korps zur
Orientarmee. Er leitete die Belagerungsarbeitcn
des rechten Flügels vor Sewastopol (Malakow) von
Ansang Februar bis zum Falle des Platzes (8. ^ept.)
und wurde Mai 1855 General. Während des Win-
ters 1855-56 übernahm F. interimistisch die Lei-
tung des gesamten Geniewesens der Orientarmee
und ließ die Verteidigungslinien an der Kamiesch-
bucht vollenden. Nach Frankreich zurückgekehrt,
war er Mitglied des Befestiguugskomitees und dann
bis Ende 1858 als Divisionsgeneral Chef des Genie-
weseus in Algerien. Im ital. Feldzuge 1859 war
F. Cbef des Geniewesens der Armee, ließ Casale
befestigen und wurde zum Großofsizier der Ehren-
legion und Adjutanten des Kaisers, später zum
Gouverneur des kaiserl. Prinzen ernannt. Beim
Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870
erhielt F. den Oberbefehl über das 2. Armeekorps
der Rheinarmee und leitete den Krieg 2. Aug. 1870.
durch dcn Angriff auf Saarbrücken (s. d.) ein, be-
setzte darauf die verschanzte, sehr starke Stellung
auf den Höhen von Spicheren (s. d.) und verteidigte
sie 6. Aug. 8 Stunden lang mit großer Hartnäckig-
keit. Er nahm an den drei großen Schlachten 14.,
16. und 18. Aug. vor Metz teil, wurde dann in Metz
eingeschlossen und geriet nach der Kapitulation
27. Olt. 1870 in deutsche Gefangenschaft. Später
veröffentlichte er einen "Import 8ui-168 opLi'kUiou8
lw 2" coi'i)8 äs I'ki'ni66 äu I51iiu äan8 111 cumpu^iiE
llo 1870" (Par. 1871), der wegen der vielen takti-
schen Details über die Schlachten von Spicheren
und vor Metz wichtig ist. Im Juni 1871 wurde F.
Mitglied des Befestigungskomitees und nahm an den
(5'ntwürfen für dic neue Landesbcfestigung Anteil,
ebenso als Mitglied der Küstenverteidigungs-Kom-
uMon. Er war seit 28. Jan. 1874 Präsident des
Befestigungskomitces und seit Juni 1873 Mitglied
des Oberkriegsrates. F. starb 1. Sept. 1875 zu
Chateau-Villain im Dcpart. Hautc-Marne.
Frost, ili der Meteorologie zunächst das Sinken
der Temperatur unter den Gefrierpunkt, dann aber
auch die Wirkungen einer solchen niedern Temperatur
selbst und die mctcorolog. Erscheinungen, die auf
dieser Erstarrung des Wassers beruhen, wie Eis,
Reif, Rauchsrost u. s. w.
Frost (Frösteln, Schauer, HorripilNtio,
Horror), das Gefühl der Kälte. Der F. entsteht nicht
bloß infolge von wirklicher Kälte der uns umgeben-
den Luft, sondern kann auch von innen her, als
subjektives Kältegefühl, bei einer Neihe krankhafter
Zustände erzeugt werden. In solchen Fällen strömt
infolge einer krampfhaften Verengerung der klei-
nern Hautarterien weniger Blut in die Gefäße der
änßern Haut als im normalen Zustande ein, die
letztere erhält somit während einer gewissen Zeit
eine geringere Wärmemenge zugeführt, und diese
Temperaturdifferenz kommt uns eben vermittelst
der sensibeln.hautnerven als subjektives Kältegefühl
zum Vewußtfein. Jeder heftige Fieberanfall pflegt
mit einem starken F. zu beginnen, gleichviel ob d^e
den Kranken umgebende Luft noch so warm, oder
vielleicht die Wärme seines Blutes schon krankhafter
Weise gesteigert ist. Nicht selten werden hierbei auf
reflektorischem Wege in verschiedenen Mustelgrup-
pen leichte Krämpse ausgelöst (sog. S ch ü t t e l f r o st).
Auch bei gewissen Seelenzuständen entsteht das Ge-
fühl des F. oder Schauers, wobei die.haut ganz
ähnlich affiziert wird wie von wirklicher Kälte; denn
hier wie dort treten jene Kontraktionen der seinen,
um die Wurzeln der Hauthärchen gelegenen Mus-
keln lder sog. ^i-r60toi-68 pilorum) auf, und es bil-
den sich jene kleinen Erhebungen der Haut, welche
Gänsehaut (s. d.) genannt werden. Über die Bedeu-
tung des Fieberfrostes s. Fieber.
Frostbeulen oder Frostballen, s. Erfrierung.
Frostbrand, f. Brand (Bd. 3, S. 411 d).
Frostbnrg, Stadt im County Alleghany im
nördl. Teile des nordamerik. Staates Maryland, im
Cumberland-Kohlenrevier, mit (1890) etwa 3804 E.
Frösteln, f. Frost.
Frostgefchwüre, s. Erfrierung.
Frostgrenzen nennt man die Kalendertage,
welcke die frostfreie Zeit des Jahres begrenzen. Bei
uns fallen die F. in den Mai und September. Die
Höhenlage hat großen Einfluß auf diese Termine.
Frostleisten, s. Frostspalten.
Frostlöcher, s. Frostschaden.
Frostnebel, niedere, aber dichte Nebelschichtcn,
die z. B. Middendorsf in Centralsibirien bei den
äußersten Kältegraden wahrgenommen hat. Veran-
lassung hierzu geben alle wasserausdünstenden Ge-
genstände, also zufällig offenes Wasser, Tiere u. s. w.
Frostplatten, kleine, platten artige, kreisrunde,
eingesunkene Froststellen auf der Rinde jüngerer
Zweige, welche anfänglich die Bewegung des Saftes
hemmen, dann aber durch die unter ihnen vor sich
gehende Überwallung allmählich abgehoben werden.
Im Schutze dieser F. siedeln sich gern tierische und
pflanzliche Parasiten an. Um eine schnellere Heilung
derartiger Wunden zu erzielen, schneidet man die
tote Rinde und Holzpartie aus und verschließt die
Wunde mit Baumwachs.
Frostpunkt, s. Thermometer.
Frostrisse, s. Frostspalten.
Frostschaden, Frostwirkung im Pflanzen-
reich, erfolgt durch das Ausfrieren junger Pflanzen,
fog. Barfrost, durch das Erfrieren junger Holz-
pflanzen und zarter Vaumteile, durch die Bildung
von Frostplatten (s. d.) und Frostrissen oder Frost-
spalten (s.d.) an ältern Stämmen. Man unterscheidet
Frühfrost im Herbst, Winterfrost, Spätfrost
im Frühjahr.
Wenn starke Nachtfröste mit Tauwetter während
des Tages namentlich im Nachwinter und zeitigen