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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fruchthülle - Fruchtzucker

auf kurzen Austrieb der untern Augen (s. Fig. 5, n n) einwirkt; nachdem diese Kurztriebe sich mit Endfruchtknospen besetzt haben, schneidet man diesen Fruchtholzträger auf das erhaltene F. zurück und erhält endlich ein Gebilde, wie Fig. 6 darstellt. Das eigentliche, tragende F. am Kernobstbaum nennt man Ringelspieß, Ringelwuchs und Quirlholz; der Ringelspieß ist ein mit Endfruchtknospe ausgestatteter Fruchtspieß; der Ringelwuchs entsteht aus Blattknospen, die scheinbar nur Blätter erzeugen, dennoch aber alljährlich nur einige Millimeter sich vom Leitzweig abheben, wie aus lauter kleinen Ringeln znsammengesetzt erscheinen und endlich mit Endblüteknospe gekrönt sind. Quirlholz entsteht durch vielfache kurze Verzweigung des wirklichen F. Unter Fruchtkuchen versteht man Anschwellungen am F., dieselben bilden sich da, wo Früchte zur Ausbildung gelangen, wie an den Stellen o, Fig. 6, angedeutet ist.

Fruchthülle, s. Frucht (S. 386 b).

Fruchtkäse, dick eingekochte, in Formen gepreßte und getrocknete Obstmarmelade.

Fruchtknoten (lat. germen oder ovarium), der Teil der Blüte, der aus den Fruchtblättern (s. d.) gebildet wird und die Samenknospen (ovula) in seiner Höhlung einschließt. Diejenigen stellen des F., an denen die Samenknospen sitzen, heißen die Placenta oder der Samenträger. Der F. kann entweder ober- oder unterständig sein (s. Blüte, Bd. 3, S. 163 b); im erstern Falle wird er ausschließlich von den Karpellen gebildet, im letztern dagegen beteiligt sich meist auch die Blütenachse an seiner Bildung. Je nach der Anzahl der Fächer, die im Innern des F. vorhanden sind, unterscheidet man ein- oder mehrfächerige F. Diese Fächer können entweder in derselben Anzahl vorhanden sein, wie die Fruchtblätter oder Karpelle (carpella), die den F. bilden, oder es findet sich eine geringere oder auch eine größere Zahl derselben vor; in dem erstern Falle bilden mehrere Karpelle eine Höhlung, im letztern treten in den einzelnen Karpellen noch nachträglich Wände, sog. falsche Scheidewände, auf.

Fruchtkuchen, in der Botanik, s. Fruchtholz; in der Physiologie, s. Placenta.

Fruchtmalerei, s. Blumenmalerei.

Fruchtmark, s. Extrakt.

Fruchtöle, s. Fruchtäther.

Fruchtruten, s. Fruchtholz (S. 390 a).

Fruchtsäfte, die ausgepreßten und dann filtrierten und geklärten, wohl auch abgekochten und eingedickten Säfte säuerlich-süßer Früchte, z. B. der Citronen, der Himbeeren, Heidelbeeren, Wacholderbeeren, Kirschen u. s. w.

Fruchtsäuren, die organischen Säuren, die vorzugsweise in saftig-fleischigen, säuerlichen Früchten vorkommen. Die bekanntesten und verbreitetsten sind die Apfel-, Citronen- und Weinsäure. (S. die Einzelartikel.)

Fruchtschleim, s. Embryo (Bd. 6, S. 72a).

Fruchtschuppen, in der Botanik die Karpelle oder Fruchtblätter der Gymnospermen, hauptsächlich die der Nadelhölzer, die an der Bildung der weiblichen Blüten und Fruchtstände dieser Pflanzen teilnehmen und auf denen die Samenknospen entstehen. (S. Gymnospermen und Nadelhölzer.)

Fruchtsirupe, durch Kochen verdickte und mit Zucker versetzte sirupartige Säfte säuerlicher und aromatischer Früchte, die das eigentümliche angenehme Aroma der Frucht besitzen und sich deshalb zu labenden Getränken, Erfrischungen (z. B. Eis) sowie zu geschmackverbessernden Ingredienzen bei Arzneien eignen. Die bekanntesten F. sind der Himbeersaft, der Kirschsaft, der Johannisbeersaft. In der Medizin wird auch der Orangenschalensirup (Sirupus corticum Aurantiorum) verwendet.

Fruchtspieße, s. Fruchtholz (S. 390 a).

Fruchtstand, in der Botanik die Vereinigung mehrerer Früchte zu einem den Blütenständen (s. d.) ähnlichen Gebilde. Die meisten sog. Scheinfrüchte (s. Frucht, S. 387 a) sind F., die aus mehrern echten Früchten zusammengesetzt sind, aber das Aussehen einer einzigen Frucht haben.

Fruchtsträucher, s. Strauch.

Fruchtstück, ein Gemälde, das Garten- oder Baumfrüchte darstellt (s. Blumenmalerei).

Fruchttauben, s. Carpophaga.

Fruchtträger, in der Botanik der gemeinsame Stiel, an dem die beiden Früchtchen der Umbelliferen (s. d.) ansitzen.

Fruchtumlauf, s. Fruchtfolge.

Fruchtvögel (Cotingidae), Schwätzer, eine aus 28 Gattungen und gegen 100 Arten bestehende Familie der Singvögel mit derben Schnäbeln, langen, spitzen Flügeln und fast immer, wenigstens im männlichen Geschlechte, das sich oft vom weiblichen außerordentlich unterscheidet, schön, bisweilen ganz brillant befiedert. Die F. nähren sich ausschließlich oder doch hauptsächlich von Früchten und bewohnen Süd- und Mittelamerika von Paraguay bis Südmexiko und in einer Gattung und Art die westind. Insel Jamaika. Hierher gehören die Felsenhähne, Glockenvögel, Pompadours und Regenschirmvögel. (S. die betreffenden Artikel.)

Fruchtwasser, Schaf-oder Amnionwasser, Kindswasser (Liquor amnii), die Flüssigkeit, welche mitsamt dem Embryo den von den Eihüllen gebildeten Hohlraum erfüllt und zunächst von der innersten Eihaut, dem Amnion (s. d.), umschlossen wird. Das Amnionwasser umgiebt den Embryo allseitig, er schwimmt gewissermaßen frei in ihm. Das F. ist eine klare gelbgrünliche Flüssigkeit von schwach alkalischer Reaktion und sehr verschiedenem specifischen Gewicht (1,002 bis 1,028), welche von den Blutgefäßen der Gebärmutter abgesondert wird und sich deshalb im allgemeinen wie ein verdünntes Blutserum verhält; es besteht außer Wasser aus Eiweiß, verschiedenen Salzen, Harnstoff und Kreatinin. Seine Menge ist eine sehr verschiedene: gegen das Ende der Schwangerschaft beträgt sie durchschnittlich ½ bis 1 kg. Der Nutzen des F. liegt zunächst darin, die Eihöhle in ihrer Form und Ausdehnung zu erhalten, die Frucht vor mechan. Schädigungen, welche den mütterlichen Leib treffen, zu schützen, sowie die Kindesbewegungen zu erleichtern und sie der Mutter weniger fühlbar zu machen; auch trägt das F. dadurch, daß es die Eihäute in Gestalt einer Blase in den Mutterhals treibt, zur allmählichen Erweiterung des Muttermundes und damit zur Erleichterung der Geburt bei. Als falsches F. bezeichnet man eine krankhafte Ansammlung von wässeriger Flüssigkeit zwischen den Eihäuten.

Fruchtwechsel, Fruchtwechselwirtschaft, s. Betriebssystem (Bd. 2, S. 908 a).

Fruchtwein, Obstwein, s. Cider.

Fruchtzucker, Lävulose, Fruktose, Zuckerart von der Zusammensetzung C6H12O6, nach seiner chem. Konstitution ein Ketonalkohol von der Formel CH2OH.(CHOH)3.CO.CH2OH. Er ist ein regel-^[folgende Seite]