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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fuchsie – Fuckel

dreiblätterig, Blumen leuchtend rot. Die amerikanischen langblütigen Fuchsien kennzeichnen sich dadurch, daß die Kelchröhre zwei- oder dreimal länger ist als die Kelchlappen, und durch die über die Korolle hinausragenden Staubgefäße. Bei einigen ist die Korolle sehr verkürzt und kann sogar ganz fehlen. Hierher gehören: F. fulgens Lindl. (Mexiko), eine prachtvolle Art mit sehr langen Blumen von leuchtendroter Farbe, corymbiflora R. P. (Peru), durch lange rote, in Doldentrauben stehende Blüten ausgezeichnet, serratifolia R. P. (Peru), mit braunen und langen im Spätherbst erscheinenden roten Blumen, spectabilis Hook., ähnlich der vorigen, aber noch schöner, und einige andere. Während die Blumen der meisten Fuchsienarten hängen, stehen sie bei einigen kurzblumigen in aufrechten Endrispen, nämlich bei F. macropetala Presl (Peru), arborescens Sims. (Mexiko) und deren Varietät syringiflora (paniculata Hort.) mit kleinen lila Blüten.

Von den Arten der Gattung F. werden in neuerer Zeit nur noch wenige als Zierpflanzen kultiviert; die meisten sind durch die schönen Hybriden verdrängt und finden sich nur noch in botan. Gärten vor. Aber auch die Zahl der Kulturformen ist in neuester Zeit wesentlich verringert worden; als Marktpflanzen werden nur die besten durch kräftigen pyramidenförmigen Wuchs und Blütenreichtum ausgezeichneten Sorten gezogen. Die Gartenformen und Blendlinge zerfallen in vier Gruppen: 1) Fuchsien mit rosenroter, roter oder karminroter Kelchröhre und einfacher Blumenkrone von derselben oder von dunklerer, bisweilen bis zu einem bläulichen Violett sich verdunkelnder Farbe; 2) Fuchsien mit roter oder karminroter Kelchröhre und einfacher weißer oder schwach rosenroter, oft mit Karmin gestreifter Blumenkrone; 3) Fuchsien mit weißer, blaßgelber oder leicht rosenroter Kelchröhre und einfacher rosenroter, roter, purpurner oder violetter Blumenkrone; 4) Fuchsien mit mehr oder weniger gefüllten Blumen in allen den eben angezeigten Farbenkombinationen. (Vgl. Textfigur 2 zum Artikel Gefüllte Blumen.)

Die Kultur der Fuchsien ist sehr leicht, sie gedeihen am besten in einer nahrhaften Laub-, Mistbeet- oder Rasenerde, der man einige Stücke Torf und etwas Sand beimischt. Während des Wachstums verlangen sie eine reichliche Bewässerung und, wenn die Töpfe gut durchwurzelt sind, wöchentlich einmaliges Begießen mit flüssigem Dünger, wozu man am besten Hornspäne und Knochenmehl verwendet. (S. Düngemittel für Topfpflanzen.) Ein gegen die Mittagssonne geschützter Standort im Freien sagt ihnen am besten zu. Im Winter bedürfen sie vollständiger Ruhe in einem luftigen, nur eben frostfreien, wenn möglich etwas hellen Raume bei spärlichster Bewässerung. Während des Winters kann man sie schneiden, um ihnen irgend welche Form zu geben, eine rundbuschige oder pyramidale. Diese Form sucht man auch im Laufe des Sommers durch Entspitzen der weichen Triebe und durch Schneiden zu befördern. Beginnen die Fuchsien auszutreiben, so unterstützt man die neue Vegetation durch eine wärmere Temperatur und reichlicheres Begießen. Man vermehrt sie leicht durch Stecklinge und benutzt sie zum Auspflanzen auf Blumenbeete und zur Dekoration als Zimmer- und Ampelpflanzen. Für diesen Zweck eignen sich, außer der bereits erwähnten F. procumbens, diejenigen Gartenformen, die dünne, hängende Zweige haben.

Fuchsie, s. Fuchsia.

Fuchsīn, Rubin, Magenta, Roseïn, Bezeichnung für das Anilinrot (s. Anilinfarben). Das gewöhnliche F. wird durch Oxydation eines Gemenges von Anilin, Ortho- und Paratoluidin dargestellt. Als Oxydationsmittel dienen entweder Arsensäure, die dem Produkt trotz sorgfältiger Reinigung in Spuren anzuhaften pflegt (Arsensäureverfahren, jetzt veraltet), oder Nitrobenzol bei Gegenwart von Eisen und Salzsäure (Nitrobenzolverfahren). Bei dieser Reaktion entsteht Rosanilin (s. d.) und Pararosanilin, deren salzsaure oder essigsaure Salze gemengt den technischen Farbstoff bilden. Fuchsin S oder Säurefuchsin wird aus F. durch Behandeln mit rauchender Schwefelsäure gewonnen und besteht aus den sulfosauren Salzen des Rosanilins und Pararosanilins. Unter p-Fuchsin versteht man reines salzsaures Pararosanilin, das aus Anilin und Paratoluidin bei Abwesenheit von Orthotoluidin entsteht. Die Fuchsinfarbstoffe dienen zum Rotfärben von Wolle, Seide und Leder. Baumwolle bedarf einer vorhergehenden Beize mit Tannin und Brechweinstein.

Fuchsinseln, s. Alëuten.

Fuchsklee, s. Klee.

Fuchskusu, Fuchskuskus (Phalangista vulpina, Desm., s. Tafel: Beuteltiere Ⅰ, Fig. 5), die häufigste Art der Beuteltiergattung Kusu (s. Kuskus), mit 57 cm langem Körper und 48 cm langem, starkbuschigem Schwanz, oben rötlichgrau, unten gelblich, bewohnt Van Diemensland und Australien.

Fuchsmajōr (abgekürzt FM.), bei studentischen Verbindungen der Bursche, der auf der Kneipe den Füchsen (s. Fuchs) zu präsidieren, sie zum richtigen «Nachkommen» und überhaupt zum Trinken anzuhalten hat. Der F. wird entweder gleichzeitig mit den Chargierten für ein Semester gewählt oder für einen Abend ernannt. Wo ein ständiger F. ist, hat er den zweiten Chargierten (s. Charge) zu unterstützen. Sein Abzeichen auf der Kneipe ist hier und da ein großer Hut (Stürmer) mit Fuchsschwanz.

Fuchsprellen, ehemals ein rohes Vergnügen deutscher Landjunker. Eingefangene Füchse wurden auf langen, schmalen Netzen, die von gegenüberstehenden Personen ruckweise straff gezogen wurden, so lange in die Höhe geworfen und wieder aufgefangen, bis sie verendeten.

Fuchsritt, s. Fuchs (student.).

Fuchsrose, s. Rose.

Fuchsschwanz, Pflanzengattungen, s. Alopecurus und Amarantus.

Fuchsschwanz, eine Art der Sägen (s. d.).

Fuchsterrĭer, Foxterrier. zu den Erdhunden gehörige Klasse der Jagdhunde, s. Hunde.

Fuchteln, bei Pferden eine häufig vorkommende, unregelmäßige fehlerhafte Gangart, bei welcher die Vorderfüße derart hochgehoben werden, daß sie von der Vorderfußwurzel abwärts die normale Beugerichtung verlassen und einen Bogen nach außen beschreiben, wobei die Vorderhufe gleichsam nach außen geworfen werden. Das F. wird am häufigsten bei schweren Zugpferden mit breiter Brust und den sog. Zehentretern beobachtet.

Fucīnersee (Lacus Fucĭnus), der alte Name des Lago di Celano. (S. Celano.)

Fuck., bei botan. Namen Abkürzung für Leopold Fuckel (s. d.).

Fuckel, Leopold, Naturforscher, geb. 3. Febr. 1821 zu Reichelsheim in der Wetterau, war Besitzer eines Weinguts zu Östrich im Rheingau und starb 8. März