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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Fufĭus; Fuga; Fugacität; Fugasse; Fugāto; Fuge; Fügebank; Fügebock

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Fufius – Fügebock

einer der ersten und einflußreichsten Staatsmänner, die einer freisinnigen Richtung im Kanton Zürich Bahn brachen. Die Restauration verdrängte ihn aus seinen Ämtern, doch ward er später wieder in den Großen Rat berufen. Seine Muße war nächst der Leitung der Buchhandlung Orell, Füeßli & Comp. vornehmlich litterar. Beschäftigungen im Fache der vaterländischen und der Kunstgeschichte gewidmet. An seinem 85. Geburtstage nahm er auch die Entlassung aus dem Großen Rat und starb 26. Dez. 1832 zu Zürich. Er setzte das «Künstlerlexikon» seines Vaters in 12 Abteilungen fort (Zür. 1806‒21) und lieferte dann «Neue Zusätze zu dem allgemeinen Künstlerlexikon und den Supplementen desselben» (Heft 1, ebd. 1824). Auch schrieb er «Über das Leben und die Werke Raffael Sanzios» (Zür. 1815).

Wilhelm F., Oberrichter, geb. 1803, gest. 10. Sept. 1845 zu Zürich, bethätigte sich für die Einführung der neuen freisinnigen Verfassung von 1831 in Zürich und die Entwicklung der in ihr verheißenen Institutionen. Die Umwälzung von 1839 verdrängte ihn aus seinem Amte. F. schrieb: « Zürich und die wichtigsten Städte am Rhein mit Bezug auf alte und neue Werke der Architektur, Skulptur und Malerei» (2 Bde., Zür. 1842‒43; 2. Aufl., Lpz. 1846) und «Münchens vorzüglichste öffentliche Kunstschätze» (Münch. 1841).

Fufĭus, Quintus F. Calenus, Anhänger Cäsars, war als Tribun 61 v. Chr. zu Gunsten des wegen seines Frevels beim Feste der Bona Dea angeklagten Clodius thätig und trug viel zu dessen Freisprechung bei. Als Prätor brachte er (59 v. Chr.) ein Gesetz durch, wonach die drei Stände, aus welchen die Geschwornen genommen wurden, gesondert stimmen mußten. 52 v. Chr. war er gegen Milo thätig; dann diente er als Legat Cäsars in Gallien. Im Bürgerkriege folgte er diesem nach Spanien. Die Ausführung des Auftrags, Truppen von Italien nach Epirus zu Cäsar überzusetzen, mißlang ihm, die meisten Schiffe gingen an Bibulus verloren; dagegen besetzte er noch vor der Schlacht bei Pharsalus auf Weisung Cäsars die griech. Städte Theben, Orchomenos, Delphi, sowie nach der Schlacht Athen, Megara und Paträ. 47 v. Chr. erhielt er für die letzten 3 Monate des Jahres das Konsulat. Nach Cäsars Ermordung unterstützte er Marcus Antonius im Senat und wirkte zuletzt als dessen Legat in Gallien. Im Begriff, Lucius Antonius im Perusinischen Kriege gegen Octavian zu Hilfe zu kommen, starb er 41 v. Chr.

Fuga (lat.), Flucht (s. d.).

Fugacität (lat.), Flüchtigkeit, Vergänglichkeit.

Fugasse (frz. fougasse), s. Fladderminen.

Fugāto (ital., «fugiert», «in Fugenart») heißt ein Musikstück, wenn es im Stil einer Fuge (s. d.) gehalten ist, jedoch ohne die strenge und breite Durchführung derselben; in diesem Sinne bedeutet F. eine kleine Fuge oder soviel wie Fughetta (s. d.). Ferner nennt man F. auch solche Stellen in einem größern Satze, bei denen die Stimmen fugenartig verwebt werden, um bald darauf wieder einer andern harmonischen Gestaltung Platz zu machen; hier ist also F. gleichbedeutend mit Fugenbruchstück.

Fuge, in der Baukunst die Fläche zwischen zwei aneinander liegenden Baukörpern; weiter aber jene Linie, mit der diese Fläche äußerlich zur Erscheinung tritt. Beim Steinverband wird die F. künstlerisch verwendet, namentlich im Backsteinrohbau, wo sie durch die die Steine bindende Mörtelschicht äußerlich sich bemerkbar macht und Kunde von der Konstruktion des Baues giebt, und beim Hausteinbau, wo man ihr oft ein Prosit und somit eine kräftige äußere Erscheinung giebt. (S. Bossenwerk.) Der richtige Fugenschnitt ist daher technisch und künstlerisch von gleicher Wichtigkeit. (S. Ausfugen.)

Fuge (ital. fuga), in der Musik ein Tonstück für Singstimmen oder Instrumente, worin die Stimmen nicht gleichzeitig anfangen, sondern einander so folgen, daß alle mit demselben melodischen Satze (Thema oder Subjekt), aber in verschiedener Tonhöhe beginnen. Die Ordnung ist regelmäßig die, daß z. B. bei einer vierstimmigen F. eine Stimme zuerst das Thema im Haupttone (dux oder Führer) vorträgt, eine zweite mit demselben eine Quinte höher oder Quarte tiefer (comes oder Antwort) folgt, die dritte dann das Thema wieder im Haupttone ergreift, jedoch gegen das erste um eine Oktave versetzt, und die vierte endlich nochmals in der Quinte oder deren Oktave folgt. Das, was jede Stimme, während das Thema in einer andern liegt, vorzutragen hat, heißt Kontrasubjekt oder Gegenthema. Ist das Thema von allen Stimmen eingeführt, so bleibt es durch die ganze F. der herrschende Gedanke und erscheint wechselnd in allen Stimmen mit allerlei Gestaltungen, Umwandlungen, Verkürzungen u. dgl. Es ist aber nicht nötig, daß diese thematischen Gedanken beständig in einer F. zu vernehmen sind; vielfach werden sie der Abwechselung wegen durch fremdartige Gruppen unterbrochen, die man dann Zwischenharmonie nennt. In der sog. Doppelfuge wird zugleich mit dem Dux ein Gegenthema eingeführt, das während der ganzen F. neben dem Haupttone eine selbständige Geltung behält. F. über zwei Subjekte aber entstehen, wenn in der Mitte des Stücks ein ganz neues Thema eingeführt und erst, nachdem es verarbeitet worden, mit dem ersten Thema verkettet wird. Besteht die F. bloß aus dem Thema mit seinen Kontrasubjekten, so heißt sie eine strenge F. (fuga ricercata); frei aber ist sie, wenn mancherlei fremde Gedanken (Zwischenharmonien) eingemischt, auch die Kontrasubjekte nicht durchaus treu beibehalten werden. Die F., wie oft sie auch durch rein kalkulierende Behandlung zum bloßen musikalischen Rechenexempel herabgezogen wurde, bietet dem Tonsetzer ein weites Feld zu schönen, großartigen Effekten wie zu eigentümlichen kunstreichen Kombinationen, ja sie bildet den Mittelpunkt der specifisch künstlerischen Gestaltung in der Musik. Die F. gehört daher zu den wichtigsten Disciplinen dieser Kunst, deren Lehre auch von jeher mit entsprechender Wichtigkeit behandelt wurde. Lehrbücher über die F. schrieben Fux, Martini, Paolucci, Marpurg, Cherubini, Riemann (3 Bde., Lpz. 1890‒93) u. a. Der größte Meister der F. war J. S. Bach. (S. Kanon.)

Fügebank, Fugbank, Fughobel, s. Hobel.

Fügebock, ein zum Festhalten abzuhobelnder Bretter dienendes Gestell, aus zwei vertikalen, unten durch einen Fuß und in halber Höhe durch ein Querstück verbundenen Holzsäulen bestehend, in dessen oberer gabelförmiger Öffnung das zu bearbeitende Brett, auf die hohe Kante gestellt, mittels eines Keils oder einer Schraube derart festgeklemmt wird, daß der obere Rand herausragt. Es werden stets zwei F. zugleich gebraucht, in der durch die Länge der Bretter bestimmten Entfernung voneinander aufgestellt und, der größern Festigkeit wegen, durch eine zwischen Fuß und Querholz eingeschobene