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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fulbert - Fulda (Stadt)
die in Vornu und Adamaua ansässigen aber sind
dunkelschwarz. Ihre Gesichtszüge haben den Verber-
typus; die Nase ist gerade, die Lippen sind fein, die
Haare wenig gekräuselt; die Gestalt schlank, der Glie-
derbau namentlich bei den Frauen anmutig und zier-
lich. Die F. gehören zu den intelligentesten Völker-
stämmen Asrikas. Eine gewisse vornehme Tenkungs-
art ist ihnen eigen. Sie sind (ausgenommen inBondu
und Virgo) Mohammedaner, üben aber religiöse
Toleranz, sofern sie nicht zum Stamme der Tuculör
gehören. Ihre Sprache (Fulfulde) läßt sich nicht in
eines der bekannten Negeridiome systematisch ein-
reihen; sie enthält viele arab. Worte. Die F. verfaßten
selbst eine Grammatik und schufen sich eine eigene re-
ligiöse Nationallitteratur. Mit Leichtigkeit lernen sie
fremde Mundarten; Otman dan Fodio, ihr größter
Poet, dichtete in arab. Sprache. In jeder Art mensch-
licher Thätigkeit sind sie von hervorragender Ge-
schicklichkeit: in der Viehzucht, im Acker- und Berg-
bau, in der Schmiede- wie in der Goldarbeitertunft
und Weberei; ebenso im Handel. Als Krieger stehen
sie ebenbürtig den benachbarten Negerstämmen
gegenüber. Die reinen F. dulden kein Oberhaupt;
ihre polit. Gemeinschaften sind meistens plutokra-
tische Republiken. Ihre Zahl wird auf 6 -8 Mil-
lionen geschätzt, die aber sehr zerstreut wohnen.
Abstammung und ursprüngliche Wohnsitze sind in
sich widersprechende Sagen gehüllt. Am wahrschein-
lichsten stammen die F. aus einer Vermischung von
Arabern mit Haussanegern. Im 15. Jahrh, waren sie
am mittlern Niger, in Songhai und Aussa ansässig.
Im Anfang dieses Jahrhunderts treten sie zum
erstenmal in das volle Licht der Geschichte. Unter
Otman dan Fodio erhoben sie sich als Verbreiter
des Islam unter den Haussa, gründeten 1802 Gando
und Sokoto, im folgenden Jahrzehnt Massina, dran-
gen nach Süden bis Adamaua und im Westen über
den Niger bis Futa-Dschalon vor. Als sie aber
1808 versuchten, Bornu zu erobern, wurden sie
von Mohammed el-Kanemi zurückgeschlagen. In
Futa-Toro, in das sie wahrscheinlich im 18., nach
andern sogar schon im 16. Jahrh, einwanderten,
entstand aus ihrer Vermischung mit den heimischen
Ioloff der kräftige und thatendurstige Stamm der
Tuculör. Dieser unterwarf sich in den fünfziger
Jahren des 19. Jahrh, unter Hadj Omar das Vam-
barareich am obern Nigerbogen und gründete die
Staaten Kaarta und Segu. (S. Senegambien 1
und 2.) - Vgl. H. Barch, Reisen und Entdeckun-
gen in Nord- und Central-Afrika (5 Bde., Gotha
1857-58); Krause, Beitrag zur Kenntnis der fu-
lischen Sprache (Lpz. 1884, in Bd. 1 der "Mit-
teilungen derRiebeckschenNigererpedition"); Natzel,
Völkerkunde, Bd. 1 (ebd. 1885); Reclus, Novells
860FlapIii6 UN1V6I-86116, Bd. 12 (Par. 1886).
Fulbert, Gelehrter, gegen 950 wahrscheinlich in
Chartres geboren, Schüler des Abtes Gerbert, spä-
tern Papstcs Sylvester 11., gründete 968 zu Char-
tres eine blühende Schule, der auch Verengar von
Tours angehörte, wurde 1007 Bischof von Chartres,
nahm an den kirchlichen und polit. Kämpfen feines
Vaterlandes regen Anteil und starb 10. April 1029.
Predigten, Hymnen und 138 Briefe von F., für die
Geschichte Frankreichs wertvoll, sind gedruckt zuerst
Paris 1585, zuletzt in Mignes "I^ati-oIoZiae omsuZ
compIetuL" (Bd. 141).
Fulda (Fulda ha), Quellfluß der Weser (s. d.)
und wichtigste Wasserader des Hess. Verglandes,
entsteht an der Wasserkuppe im Rhöngebirge in
der preuß. Provinz Hessen-Nassau, fließt erst west-
lich, dann nördlich in einem schönen Thal (Fuldaer
Becken) zwischen der Rhön und dem Vogelsgebirge
und wendet sich bei Vebra, wo sich das Thal er-
weitert, nach NW. Weiter abwärts wird das Thal
wieder enger, bei Veiseförth, zwischen den Wänden
des Veisenberges links und des Wilsberges rechts,
wird der Fluß schluchtähnlich eingeengt, sodaß die
Eisenbahn durch einen Tunnel geführt werden
muhte. Bei Freienhagen beginnt dann das Thal
von Cassel (bis 8 1cm dreit). Nach einer Wendung
uach NO. erreicht die F. in 124 m Höhe Münden,
wo sie mit der Werra (s. d.) die Weser bildet.
Ihre Laufläuge beträgt 180 km. Die F. ist zwar
dis Hersfeld hinauf schiffbar; allein wegen des
starken Gesälles ist die Schiffahrt beschwerlich und
dem Eisenbahnverkehr gegenüber unbedeutend, da-
her ist die Kanalisierung des Flusses von Cassel bis
Münden beschlossen und mit den Vorarbeiten dazu
schon begonnen worden. An Nebenflüssen erhält sie
links die Lüder, Schlitz und Eder mit der Schwalm,
rechts die Haune.
Fulda. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Cassel,
hat 613,33 ^m, (1890) 49168 (23 359 männl., 25 809
weibl.) E., 1 Stadt, 114 Landgemeinden und 12
Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis F., in an-
mutigem Thale rechts der F.,
in 250 m Höhe, an den Li-
nien Bebra-Frankfurt a. M.,
den Nebenlinien F.-Gersfeld
(27,41cm), F.-Taun (41,4 km)
der Preuß. ^taatsbahnen und
der Linie F.-Gießen (106 km)
der Oberhess. Eisenbahn, Sitz
des Landratsamtes, eines
Amtsgerichts(LandgerichtHa-
nau) sowie Bischofs (s. unten) und Domkapitels, hat
(1890) 13125 (6088 männl., 7037 weibl.) E., darunter
2874 Evangelische und 525 Israeliten, Postamt
erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph; ein königlich
kath. Gymnasium, die älteste gelehrte Schule Deutsch-
lands, im 8. Jahrh, gegrüudet, 1835 reorganisiert
(Direktor Dr. Goebel, 15 Lehrer, 8 Klassen, 275
Schüler), eine königl. simultane Realschule, ein
königl. kath. Schullehrerseminar mit Erternat und
fakultativem Konvikt, Franziskanerkloster, Nieder-
lassung der Barmherzigen Brüder, ein 1832 von
Homberg nach F. übergesiedeltes evang. freiadliges
Damenstift, Benediktiner-Nonnenkloster, Institut
der Englischen Fräulein, 2 höhere Mädchenschulen,
gewerbliche Fortbildungsschule, Hospital zum Hei-
ligen Geist, Landkrankenhaus und Mutterhaus der
Barmherzigen Schwestern. Unter den Gebäuden
zeichnen sich aus: der herrliche Dom mit zwei Tür-
men (65 m) und einer Kuppel (58 m), die Kirche
(Grabstätte Konrads I.) der ehemaligen Abtei, welche
751 zuerst geweiht, 792 - 819 als doppelchörige
Säulenbasilika mit Qucrschiff und 2 Krypten, von
denen die Bonifatiuskapelle mit dem Grabe von
Vonifatius erhalten ist, umgebaut wurde. 937 zer-
störte sie ein Feuer; im 13. und 14. Jahrh, wurde
sie erneuert und 1700-12 durch den Fürstabt Adal-
bert von Schleifras von Joh. Dinzenhofer in den
Formen des röm. Barockstils neu aufgeführt; die
kleine, 1853 restaurierte Michaeliskirche, 822 vom
Abt Eigil geweiht: ein Rundbau mit Kuppel auf
8 Säulen und Krypta, im 11. Jahrh, durch Ein-
bauten und ein kleines Langhaus erweitert; daneben
die ehemalige Propstei Michaelsberg, jetzt Residenz