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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Futter (in der Technik) - Futterberechnung
der landwirtschaftlichen Nutztiere (Berl. 1876); ders.,
Die rationelle Fütterung der landwirtschaftlichen
Nutztiere (6. Aufl., ebd. 1891): I. Kühn, Die zweck-
mäßigste Ernährung des Rindviehes (10. Aufl.,
Dresd.18!)1); Pott, Die landwirtschaftlichen Futter-
mittel (Berl. 1889); Dietrich und König, Zusammen-
setzung und Verdaulichkeit der Futtermittel (2 Bde.,
2. Aufl., ebd. 1891).
Futter, in der T e ch n i t im allgemeinen ein Hohl-
körper, der einen andern Körper innerlich auskleidet
oder auch äußerlich umschließt; in der Weberei das
untere Gewebe des Pique". - F. wird auch eine bei
Bohrmaschinen angewendete Einspannvorrichtung
für den Bohrer und bei Drehbänken eine solche für
das Werkstück genannt. Ein F., das eine genau
centrale Einstellung des einzuspannenden Teils er-
möglicht, heißt Centrierfutter.
Futteral (mittellat.), eine Scheide oder Kapsel,
deren Höhlung sich genau der Form des zu ver-
wahrenden Gegenstandes anpaßt.
Futterbau und Futterpflanzen. Futterbau
bezeichnet den Anbau aller Gewächse, welche zum
Futter landwirtschaftlicher Nutztiere verwendet wer-
den. Er ist ein natürlicher oder künstlicher. Ersterer
findet sich namentlich aus den Gebirgen und in den
Niederungen (Fluß- und Scemarfchen), wo die klima-
tischen Verhältnisse das Wachstum der Futterpflan-
zen außerordentlich begünstigen. Letzterer wird be-
sonders auf dem Acker und zum Teil auch auf den
Wiesen durch künstliche Ansaat besonderer Futter-
gewächse betrieben. Eine scharfe Trennung zwischen
beiden Arten ist überhaupt kaum noch möglich, da
in allen höher kultivierten Ländern auch die natür-
lichen Weiden und Futterländereien durch besondere
Pflege, durch Düngung, durch Ansaat von Gräsern
und Kleearten iuuncr mehr in Form des künstlichen
Futterbaues ausgenutzt werden. Während zu den
Futterpflanzen im weitern Sinne auch die
Knollen- und Wurzelgewächse gehören, rechnet man
dazu im engern Sinne alle diejenigen Pflanzen,
welche im grünen oder getrockneten Zustande als
Futter verwendet werden.
Es gehören dazu aus der Familie der Legumino-
sen: der Klee (s. d. und Tafel: FutterpflanzenI,
Fig. 2, 7, 10; Taf. II, Fig. 15), die Luzerne (s. d.
und Taf. I, Fig. 8, 9), der gelbe Honigklee (s. Neli-
1ow8 und Taf. II, Fig. 6), die Serradella (s. Orni-
tliopuZ und Taf. I, Fig. 25), die Esparsette (s. d.
und Taf. I, Fig. 16), die Lnpine (s. d. und Taf. I,
Fig. 17), der Wundklee (s. ^nt,IiM8), die Futter-
und Sandwicke (s. Vicia und Taf. 1, Fig. 23; Taf. II,
Fig. 1), die Linsenwicke (s. d. und Taf. II, Fig. 12),
der Stechginster (s. Ulox und Taf. I, Fig. 24); aus
der Familie der Kruciferm: der Riesenkohl, der
Naps und der Rübsen (s. Vi-3.38ieH und Taf. II,
Fig. 16), der Senf (s. Zwapig und Taf. II, Fig. 7);
aus der Familie der Caryophyllaceen: der Spörgel
(s. sper^ula. und Taf. II, Fig. 3); aus der Familie
der Polygonaceen: der Buchweizen (s. d. und Taf. II,
Fig. 14); aus der Familie der Rosaceen: die Vecher-
blume oder Pimpinelle (s. ?ot6i-ium und Taf. II,
Fig. 5); aus der Familie der Kompositen: die Schaf-
garbe (s. ^cliiiiLÄ und Taf. II, Fig. 13); aus der Fa-
milie der Plantaginaceen: der lanzettliche Wegerich
<s. ?IlrMNF0 und Taf. II, Fig. 17); aus der Familie
dcr Gramineen: der Roggen (s. d.), der Mohär (s. 3o-
wria und Taf. I, Fig. 3), die Trespe (s. liromuZ),
das chines. Zuckerrohr und die gemeine Mohrenhirse
<s. IorFnun^, der Mais (s. d. und Taf. II,Fig. 2). Von
den Knollen- und Wurzelfrüchten werden zum Zwecke
der Futtergewinnung namentlich gebaut: der Kohl-
rabi (s. d.), die Kartoffel (s. d. und Taf. I, Fig. 19),
die Topinambur (s. lleliluitlius und Taf. I, Fig. 1),
die Runkelrübe (s. Lsta und Taf. I, Fig. 15), der
Kürbis (s. d. und Taf. I, Fig. 18), die Kohlrübe
(s. d. und Taf. I, Fig. 12), die Pastinake (s. d.), die
Mohrrübe (s. d. und Taf. I, Fig. 11,14).
Eine wichtige Rolle beim Futterbau spielt das
Kleegras und die Mischsaat, d. i. die Aussaat
verschiedener Klee- und Gräsersorten im Gemenge.
Insolge der ungleichen Ansprüche, welche dieselben
an den Boden (tief- und flachwurzelnd), an das
Wetter (Trockenheit und Feuchtigkeit liebend) stellen,
ferner insolge der größeren Widerstandsfähigkeit des
Gemisches gegen tierische und pflanzliche Feinde ist
die Mischsaat mehr zu empfehlen als die Reinsaat.
Von Wanzen, welche sür solches Gemisch geeignet
sind, verdienen außer den schon aufgeführten Klee-
uno Grasarten noch genannt zu werden: der Horn-
klee (s. I<0w8 und Taf. II, Fig. 4), der Fadenklee
(s. Iriloliuni), das engl. und ital. Raygras (s. I^o-
lium und Taf. II, Fig. 9), der Wiesen- und der
Schafschwingel (s. 1?68wc3. und Taf. I, Fig. 5;
Taf. II, Fig. 11), das Wiesenlieschgras (s. ri/wum
und Taf. II, Fig. 8), das Knäuelgras (vÄct)'!i8 xio-
inerata. ^., s. vaetM und Taf. I, Fig. 21), das
Kammgras (s. ^M03uru8 und Taf. I, Fig. 22), das
Rispengras (s. ?oa. und Taf. I, Fig. 20), der weich-
haarige Hafer (s. d. und Taf. I, Fig. 6), das franz. Ray-
gras (s. ^ri'Ii6nlUii6i-uin), der Wiesensuchsschwanz
(s. ^Iop6curu8 und Taf. I, Fig. 4), das wollige
Honiggras (s. Ho1eu8 und Taf. II, Fig. 10).
Vgl. F. Nobbe, Handbuch der Samenkunde (Berl.
1876); H. Werner, Handbuch des Futterbaues auf
dem Ackerlande (2. Aufl., ebd. 1889); G.Krafft, Die
Pflanzenbaulehre (5. Aufl., Bd. 2 des "Lehrbuchs
der Landwirtschaft", ebd. 1890); I. G. Stebler, Der
rationelle Futterbau (3. Aufl., Aarau 1883); ders.,
Die Grassamenmischungen (2. Aufl., ebd. 1883);
ders., Die besten Futterpflanzen (mit Schröter,
3Tle., Bern 1883-89; Tl. 1 in 2. Aufl. 1892);
Birnbaum, Wiefen- und Futterbau (Berl. 1892).
Futterberechnung, die Feststellung des Futter-
etats für die verschiedenen Arten der landwirt-
schaftlichen Nutztiere für eine längere Zeit im voraus.
Es soll dadurch bei den betreffenden Tieren der an-
gestrebte Nutzungszweck, Arbeit, Fleisch und Fett,
Milch, Wolle, möglichst vollkommen und möglichst
billig erreicht werden. Man verfährt bei der F. in
der Weise, daß zunächst der Bedarf der einzelnen
Tiergattung an Trockensubstanz, an verdaulichem
Protein, Fett und stickstofffreien Stoffen pro 1000
Pfd. oder Kilogramm Lebendgewicht, dann die
Menge und die Zusammensetzung des in der Wirt-
schaft selbst erzeugten Heues, Strohes, der Spreu,
der Rüben und der etwa zur Verfügung stehenden
Rückstände technischer Gewerbe, Schlempe, Preß-
linge u. s. w. festgestellt und auf Grund dieser Ver-
hältnisse ermittelt wird, wieviel und welche Futter-
mittel noch aus der Wirtschaft genommen (Gerste,
Hafer, Bohnen) oder zugekauft werden müssen, um
den als Norm hingestellten Nährstoffbedarf zu decken.
Der Gehalt der in der Wirtschaft selbst oder durch
technische Gewerbe erzeugten Futtermittel an den
einzelnen Nährstoffen geschieht entweder mit Hilse
von Tabellen, welche das Marimum, Minimum
und Mittel in dieser Richtung angeben, mit Berück-
sichtigung der besondern Verhältnisse, unter denen