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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gadames; Gadăra; Gadderbaum; Gaddi; Gade

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Gadames - Gade

G. ist auch der Name eines Propheten zur Zeit Davids. Er soll über eine im Widerspruch mit dem Herkommen von David unternommene Volkszählung das Mißfallen Jahwes ausgesprochen, David die Pest als göttliche Strafe angekündigt und ihn nach dem Erlöschen der Pest zur Gründung der Kultstätte auf dem Felsen bei der Tenne Ornans des Jebusiters veranlaßt haben (2 Sam. 24).

Gadames, Stadt in Tripolis, s. Ghadames.

Gadăra (in der deutschen Bibel Matthäus 8, 28 auch Gergesa), Stadt des Ostjordanlandes, wurde von dem makkabäischen Könige Alexander Jannäus den Syrern entrissen, aber durch Pompejus 63 v. Chr. schon von der jüd. Herrschaft befreit. G. trat darauf , dem Bunde der Dekapolis (s. d.) bei und geriet nur vorübergehend durch Schenkung des Augustus unter die Herrschaft des Herodes. G. war eine blühende Stadt im hellenistischen Stile, vorwiegend heidnisch und daher auch von den Juden 66 n. Chr. angefeindet. Das Gebiet von G. bildete die Ostgrenze Galiläas und reichte bis an den See Genezareth. Später kam es unter die Herrschaft der von Rom abhängigen christl. Ghassanidenfürsten, unter denen Geble Ⅰ. die großartige Wasserleitung (heute Kanatir Fir’aun) aus der Nukra (Hauran) bis nach G. baute. Besonders berühmt war es durch die heißen Quellen, heute el-Hammi, im Thale des Hieromices, der jetzt Jarmuk oder Scheri’ at el-Menadire heißt. Die Trümmer von G., hoch über dem Flußthale nach Süden gelegen, sind sehr bedeutend (Tempel, Theater u. s. w.); neben der ausgedehnten Grabstätte, die noch jetzt Chirbet Dschadur heißt, liegt das kleine Dorf Mukes.

Gadderbaum, Gemeinde im Landkreis Bielefeld des preuß. Reg.-Bez. Minden, hat (1890) 5604 E., Post zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, ein Schloß Sparrenberg, jetzt der Stadt Bielefeld gehörig, die Anstalten Bethel, Sarepta und Nazareth (kirchlich vereinigt zu einer evangel.-luther. Anstaltsgemeinde der Zionskirche, Vorsteher Pastor von Bodelschwingh), mit im ganzen etwa 100 Gebäuden, enthaltend eine Heilanstalt für Epileptische (über 1500 Kranke), 2 Irrenanstalten für männliche und weibliche Kranke, Pensionat für Pflegebedürftige aller Stände, mehrere gemeinnützige Vereine, eine Kolonie des Vereins «Arbeiterheim», Diakonissenhaus, Diakonen-Brüderanstalt mit etwa 3000 Insassen, ferner eine Flachs- und Werggarnspinnerei «Vorwärts», Weberei «Johannisthal», Maschinenfabrik, Bleichereien, Wäschereien und Plättereien.

Gaddi, Name mehrerer florentin. Maler. Gaddo G., geb. um 1260, wurde 1308 von Papst Clemens Ⅴ. nach Rom berufen, wo er großartige Mosaikbildwerke ausführte, von denen Stücke an der Façade von Sta. Maria Maggiore erhalten sind. Von ihm rührt auch das Mosaik: Krönung Mariä, über dem Hauptportal des Doms zu Florenz her. Seine Arbeiten zeigen einen reinen byzantinischen, aber durch die Auffassungsweise des Cimabue gemilderten Stil. Er starb nach 1333.

Sein Sohn, Taddeo G., geb. um 1300, gest. 1366 in Florenz, war der bedeutendste Schüler des Giotto, dessen Richtung er folgte, nicht ohne jedoch in derselben zu einer gewissen Manier zu gelangen. Sein wichtigstes Werk ist ein Cyklus von Darstellungen aus dem Leben der Maria in der Kapelle Baroncelli in Sta. Croce zu Florenz. Sehr verdorben sind die Freskogemälde, Scenen aus dem Leben des heil. Franciscus, die G. in San Francesco zu Pisa ausführte. Außerdem hat man von ihm kleine, zierlich gefertigte Madonnenbilder (in Berlin und Siena) sowie eine Reihe von kleinern Tafelbildern, welche einst die Sakristeischränke von Sta. Croce schmückten (jetzt in Berlin und der Akademie von Florenz). G. hat sich auch mit der Baukunst beschäftigt; so vollendete er den Glockenturm des Doms von Florenz.

Sein Sohn und Schüler, Agnolo G., geb. 1333, gest. 1396, folgte ihm im Stil, ist aber kleinlicher in den Formen und unruhiger in der Komposition. Von seinen Arbeiten sind die Fresken aus dem Leben der Maria (Verleihung des Gürtels an den heil. Thomas, Auffindung desselben in Palästina durch einen Bürger von Prato) in der Cappella della Cintola des Doms zu Prato (1395) am besten erhalten; auch diejenigen (Auffindung des Kreuzes) in Sta. Croce zu Florenz sind von seiner Hand.

Sein älterer Bruder, Giovanni G., von dem einige später untergegangene Bilder im Kloster Santo Spirito herrührten, starb jung. Die Familie G. erlosch 1607; Name und Besitz gingen an einen 1796 abgestorbenen Zweig der Pitti über.

Gade, Niels Wilhelm, dän. Komponist, geb. 22. Febr. 1817 in Kopenhagen, erhielt 1841 als Violinist der königl. Kapelle seiner Vaterstadt für die Ouvertüre «Nachklänge an Ossian» den Preis des Kopenhagener Musikvereins und infolge dieser Auszeichnung ein königl. Reisestipendium, das ihn nach Leipzig zu Mendelssohn führte. Hier blieb er mit kurzen Unterbrechungen als Mitarbeiter, Vertreter und Nachfolger Mendelssohns bis 1848, wo er politisch verstimmt nach Kopenhagen zurückkehrte. Daselbst wurde er Hoforganist, übernahm 1850 die Leitung der Konzerte des Musikvereins, war später kurze Zeit Kapellmeister am Hoftheater, seit 1865 erster Direktor des Musikkonservatoriums und starb 22. Dez. 1890. Seine «Aufzeichnungen und Briefe» gab Dagmar G. heraus (deutsch Bas. 1894).

Weniger gedankenreich und eigentümlich als Rob. Schumann, desgleichen weniger meisterhaft in der Form und Arbeit als Mendelssohn, steht G. doch diesen nahe durch Feinsinnigkeit des Ausdrucks und glückliche Benutzung des Klangmaterials. Seine Bedeutung liegt darin, daß er in die höhere Instrumentalkomposition das nationale Element einführte. Am stärksten tritt das nordisch romantische Kolorit in den ersten Orchesterkompositionen hervor, die er als halber Autodidakt schrieb; in den schon genannten «Nachklängen an Ossian» und in der C-moll-Sinfonie; seine spätern Werke haben weniger von dieser Lokalfärbung und sind auch dürftiger an Gehalt. G. schrieb auch verschiedene Kompositionen für Gesang, ist aber wesentlich Instrumentalmusiker. Er veröffentlichte: acht Sinfonien (darunter hervorragend die erste und vierte), fünf Ouverturen, «Comala», dramat. Gedicht nach Ossian, für Solo, Chor und Orchester; «Erlkönigs Tochter», Ballade nach dän. Volkssagen, ebenfalls für Solo, Chor und Orchester; die Kantaten «Die Kreuzfahrer», «Kalanus», «Zion» und «Psyche» (1881) für Solostimmen, Chor und Orchester; «Frühlingsphantasie» für vier Solostimmen, Klavier und Orchester; ein Oktett, ein Sextett und ein Quintett für Streichinstrumente, zwei Klaviertrios, einige Sonaten für Klavier und Violine, viele kleinere Stücke für Klavier, ein- und mehrstimmige Lieder u. s. w. G.s Oper «Mariotta» gelangte nur in Kopenhagen zur Aufführung.