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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Galeerenofen - Galena
Vorder- und Hinterkastell, waren wegen ihrer ge-
ringen Höhe über Wasser (wegen der Nuder) wenig
seefähig. Die G. enthielten 25 - 50 Nuderbänke,
zwischen denen sich ein Plantengang befand, der
die Verbindung zwischen Vorder- und Hinterschiff
vermittelte. An jedem Ruder arbeiteten 3-5 Mann
gleichzeitig. Die Besatzung einer Galeere belief
fich auf etwa 450 Mann, davon etwa 220 Sträf-
linge, die übrigen Freie. Auf dem Vorderteil der G.
hinter einer Querwand standen Geschütze, ein großes
und mehrere kleinere (meistens Stcingefchütze). Die
Takelung bestand aus zwei Masten mit Lateinsegeln
ff. d.). Bei der Entwicklung der Schiffahrt auf den
Oceanen kamen die G. bald außer Gebrauch, wäh-
rend sie im Mittelmeer bis ins 19. Jahrh, noch ver-
wendet wurden. Zum Nudern verwendeten christl.
Staaten meistens bestrafte Verbrecher oder türt.
Kriegsgefangene, während bei den Türken Christen-
ftlaven diese Dienste leisten mußten. Diese Nuderer,
Galeerensklaven genannt, wurden an ihre Bänke
mit Ketten geschlossen und ihr Los war sebr grausam.
(S. Bagno.) Die Capitana, auf der sich der Galeeren-
general einschiffte, war sehr reich gescbmückt und
! prunkvoll ausgestattet. Die Stellung solcher Gene-
rale und der höhern Offiziere war sehr gut dotiert,
und da der Dienst wenig Anstrengung verlangte,
wurden diese Posten meistens mit Günstlingen der
, Hose besetzt. In der Seeschlacht von Tscbesme 1770,
zwo die Nüssen die türk. Flotte vernichteten, traten
die G. zum letztenmal als aktive Kriegsschiffe in
einem größern Gefecht auf.
Galeerenofen, ein in verfchiedenen Zweigen
der chem. Industrie angewendeter Röhren- oder Nc
tortenofen, bei dem eine oder zwei Neihen neben-
einander eingefetzterNöhren oderNetorten durch eiue
gemeinschaftliche Feuerung erhitzt werden können.
Galeerensklaven, s. Galeerenstrase.
Galeerenstrafe, die Strafe, welche Verbrecher
als Nuderer (Galeerensträflinge, Galeeren
sklav en) auf den Galeeren (s. d.) abzubüßen batten -
sie war früher eine der härtesten Strafen in Frank-
reich und einigen andern am Meere gelegenen Staa-
ten; an ihre Stelle trat gegen Ende der Negierungs-
zeit Ludwigs XIV. die Strafe des Bagno (s. d.).
<5a.1bF2. ^., Pflanzengattung aus der Familie
der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Papiliona-
ceen, mit nur drei Arten in Südeuropa und West-
asien. Es sind ausdauernde Kräuter mit unpaarig
gefiederten Blättern und in Trauben gestellten wei-
ßen oder roten Blüten. Die gemeinste ist (5. ot'ti-
c-inalis ^. (Südcuropa), eine bei uns häufig als
Zierde, seltener als Futter- und Arzneipflanze kul-
tivierte, unter dem Namen Geißraute, Ziegeu-
raute, Fleckeuklee bekannte Staude mit reich-
beblättertem, bis 1 in bohcm Stengel und lang-
gestielten, blattwinkelständigen Trauben schön lila-
farbener oder Weiher Blüten. j und Fingo.
Galeka, Kaffernvolk in ^üdafrita, s. Kaffcrn
Galen, Arzt des Altertums, f. Galcnus.
Galen, Christoph Beruh, von, Fürstbischof von
Münster, geb. 15. Okt. 1600 zu Haus Vispink in
Westfalen als Sprosseeines altenwestfäl.Geschlechts,
erhielt bereits in seinem siebenten Jahre ein Kano-
nikat bei der Domkirche zu Münster. Nachdem er
im dortigen Iesuitenkollegium und auf den Univer
sitäten zu Köln, Mainz, Löwen und Bordeaux stu-
diert, war er teils bei Gesandtschaften, teils bei ver
innern Verwaltung beschäftigt. 14. Nov. 1650 zum
Fürstbischof von Münster gewählt, ergriff er mit
Energie die Negierung und suchte sein Land von
den Hess. und schwed. Truppen zu befreien. Kaum
war dies gelungen, so wurde er durch Streitig-
keiten mit der Stadt Münster beunruhigt. Nach
mannigfaltigen 1655-61 geführten Kämpfen und
dreimaliger Belageruug Münsters kam 25. März
1661 der Vertrag wegen Übergabe der Stadt zu
stände. 1662 wurde er zum Administrator des
Stifts Eorvei erwählt. Auf dem Neichstage zu
Negensburg 1664 wurde G. nebst dem Markgrafen
Friedrich von Baden zum Direktor des Kriegs-
wefens der rhein. Allianz ernannt und nahm teil
an dem Feldzug gegen die Türken. Nach seiner
Nüäkehr schloß er mit England 1665 einen Vertrag
gegen die Niederlande, von denen er sich beleidigt
glaubte^ und griff sie zu Lande an, während England
sie zur ^ee bekriegte. Insolge des durch Ludwig XIV.
18. April 1666' vermittelten Friedens zu' Eleve
räumten die Generalstaaten alle im Gebiete des
Bischofs noch besetzten One mit Ausuahme der
Herrschast Borkelo. Nachdem er als Fürst von Eor-
vei einen Streit mit dem Hause Braunscbweig in
betreff der Stadt Hörter 1671 glücklich beendet hatte,
trat er 1672 dem franz. Bündnisse gegen die Nieder-
lande bei. Er hatte bereits die Festungen Grall,
Bredervord, Deventer, Koevorden genommen, als
er sich durch die Überrumpelung von Koevorden
(20. Dez. 1672) und durch das Bündnis zwischen
dem Kaiser und dem Großen Kurfürsten zur Nüä-
kehr nach Westfalen genötigt sah, wo er sogleich
die Offensive ergriff. Vereint mit dem franz. Feld-
herrn Turenne gelang es ihn:, einen großen Teil
der westfäl. Besitzungen des Kurfürsten von Bran-
denburg in feine Gewalt zu bringen. Doch erlitt
er vor Koevorden bedeutende Verluste und schloß
21. April 1674 zu Köln mit den Verbündeten einen
Friedensvertrag ab, worin er alle in den Nieder-
landen eroberten Orte herauszugeben versprach.
Hierauf trat er 1675 dem Bunde des Kaisers
gegen Frankreich bei und schloß im August desselben
Jahres mit Dänemark und Brandenburg ein Bünd-
nis gegen Schweden, wobei ihm der Angriff auf
die Schweden gehörigen Herzogtümer Bremen und
Verden zufiel. Nachdem im Aug. 1676 'Htade, die
Hauptstadt des Herzogtums Bremen, gefallen war,
schlössen der Bischof und die Herzöge von Braun-
schweig einen Teilungsvertrag über die eroberten
Herzogtümer, zufolge dessen ersterer das ganze
Herzogtum Verden und Teile des Herzogtums Bre-
men erhielt. 1677 stellte G. den Spaniern an der
Maas 9000 Mann Hilfstruppen gegen Frankreich
und den Dänen 5000 Mann gegen Schweden, die
auf Nügen, vor Malmö und bei Landstrona
kämpften; 1678 rückte er in Ostfriesland ein und
räumte das Land erst nach Empfang einer nam-
haften Geldentfchädigung. Während der Friedens-
unterhandlungen zu Nimwegen, an denen er teil-
nahm, erkrankte er zu AHaus und starb don
19. Sept. 1678. - Vgl. Ehrhard, Geschichte Mün-
sters (Münft. 1837); Tücking, Geschichte des Stifts
Münster unter G. (ebd. 1865); Corstiens, I^ri^i-ä
van (^.. Voist>Vi88c1i0p van Nuii8tcr (Notterd.
1872); Hüsing, Fürstbischof Christoph Bernhard
Freiherr von G. (Münst. u. Paderb. 1887).
Galen, Philipp, s. Lange, Ernst Philipp Karl.
Galen, s^ Gälisch.
Galena "spr. gällihne), Hauptstadt des Counly
Io Davicß im nordwestl. Winkel des nordamerik.
Staates Illinois, auf beiden reiten des für Dam-