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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Galèneeinspritzung - Galerie

vier bis G. schiffbaren Galena-River, 10 km von dessen Mündung in den Mississippi, an mehrern Bahnen, hatte 1860: 8196, 1890: 5635 E., empfing seinen Namen vom Bleiglanz der Umgebung und wuchs als Mittelpunkt des frühern Bleibergbaues, ist aber mit diesem zurückgegangen.

Galèneeinspritzung (spr. galähn-), s. Geheimmittel.

Galenische Arzneien oder Galenische Mittel nennt man nach Galenus (s. d.) im Gegensatz zu den chem. Mitteln die zusammengesetzten Medikamente, die nur durch mechan. Mischung oder durch Kochen bereitet werden, wie Latwergen, Mixturen, Dekokte.

Galenisten, s. Taufgesinnte.

Galenit, Mineral, s. Bleiglanz.

Galenoide, s. Glanze.

Galenstock, Berg (3598 m) der Berneralpen, s. Dammastock.

Galenus, Claudius, abgekürzt Galen, nächst Hippokrates der berühmteste Arzt des Altertums, geb. um 131 n. Chr. zu Pergamon als Sohn des Architekten Nikon, betrieb seit seinem 17. Lebensjahre das Studium der Heilkunde in seiner Vaterstadt, in Smyrna, Korinth und Alexandria. 158 n. Chr. nach Pergamon zurückgekehrt, wurde er als Arzt der Gladiatoren angestellt und wandte sich um 164 nach Rom, wo er durch glückliche Kuren und physiol. Vorlesungen großen Ruhm erwarb. 167 oder 168 kehrte er nach Pergamon zurück, wurde aber bald von den Kaisern Marcus Aurelius und Lucius Verus nach Aquileja gerufen und nach dem Tode des letztern in Rom Leibarzt des Commodus. Hier verfaßte er zahlreiche Schriften, von denen viele bei einem großen Brande 192 verloren gingen. Noch unter den Kaisern Pertinax und Septimius Severus lebte er in Rom und starb um 200 (in Rom?). Sein Hauptverdienst besteht in der Bearbeitung der Anatomie und Physiologie, wodurch er so mächtig auf die nachfolgende Zeit wirkte, daß er bis auf Paracelsus als unantastbare Autorität für alle mediz. Schulen galt. G. hat wohl 300 Schriften größtenteils medizinischen, zum Teil philos. und grammatischen Inhalts verfaßt. Von den fast 200 aber, die (zum Teil freilich nur in Übersetzungen oder fragmentarisch) unter seinem Namen auf uns gekommen sind, gilt nur etwas über die Hälfte für echt. Vieles von den noch nicht veröffentlichten Werken liegt noch in den Bibliotheken verborgen. Die vollständigste Ausgabe seiner Schriften hat Kühn (20 Bde., Lpz. 1821-33) besorgt. Seitdem sind einige Schriften G.' zum erstenmal neu herausgegeben, wie die "Eisagōgē dialektikē" von Minas (Par. 1844), Fragmente seines Kommentars zum Timäus des Plato von Daremberg (ebd. 1848), die Schrift "De partibus philosophiae" von Wellmann (Berl. 1882), andere in kritisch berichtigten Ausgaben, wie namentlich sein Werk "De placitis Hippocratis et Platonis" von Iw. Müller (Bd. 1, Lpz. 1874). G.' kleinere Schriften gaben J. Marquardt, Iw. Müller und Helmreich heraus (3 Bde., Lpz. 1884-93). Sprengel und Nöldecke lieferten deutsche Übersetzungen einzelner Schriften, Daremberg eine französische mehrerer "Œuvres anatomiques, physiologiques et médicales" (2 Bde., Par. 1854-56). - Vgl. Ilberg, Die Schriftstellerei des Klaudios Galenos (im "Rheinischen Museum für Philologie", 1889 u. 1892).

Galeodes, s. Walzenspinnen.

Galeone oder Gallione hießen im 16. bis 18. Jahrh. bei den Spaniern und Portugiesen große Kriegsschiffe mit drei Masten und drei bis vier Verdecken übereinander. Sie dienten besonders zur Überfahrt der Schätze aus Amerika und führten daher zum Schutze gegen die Seeräuber schweres Geschütz und zahlreiche Soldaten. In weiterer Bedeutung verstand man unter G. jedes Schiff, welches nach Amerika ging, und daher unter Galeonisten Kaufleute, die mit Amerika Handel trieben.

Galeopithecidae, Säugetierfamilie, s. Pelzflügler.

Galeopsis L., Hohlzahn, Pflanzengattung aus der Familie der Labiaten (s. d.) mit nur wenigen Arten in Europa und dem nördl. Asien. Es sind einjährige Kräuter mit lebhaft gefärbten Blüten. In Deutschland führen sie die Volksnamen Hanfnessel, Taubnessel und Daun. Am häufigsten in Deutschland sind (G. tetrahit L. und versicolor L., borstenhaarige Kräuter mit knotigen Stengeln, eiförmigen, gezähnten Blättern, ährenförmig gruppierten Blütenquirlen und borstig-gezähnten Kelchen. G. tetrahit, mit kleinen weißen oder rötlichen, buntgefleckten Blüten, wächst als Unkraut auf bebautem Boden; G. versicolor mit großen dreifarbigen (weißen, gelben und violetten) Blüten auf feuchtem, steinigem Boden in Wäldern und an Ufern. Die im westl. Mitteleuropa verbreitete G. ochroleuca Lam. bildete einen Bestandteil des zu Anfang des 19. Jahrh. berühmten Geheimmittels der Lieberschen Kräuter, die eine Zeit lang für ein untrügliches Mittel gegen die Auszehrung galten. Das Kraut dieser Art war bis 1882 als Herba Galeopsidis offizinell.

Galeosaurus, Rieseneidechse, s. Anomodonten.

Galeote oder Galiote, auch Galliote, nannte man früher die kleinern Galeeren (s. o.) mit 16-20 Rudern, deren jedes aber nur von einem Ruderknechte in Bewegung gesetzt wurde. Später bezeichnete man mit diesem Namen auch schon mittlere Fahrzeuge, deren man sich, weil sie sehr schnell segelten, öfters im Seekriege bediente. Die Ruderknechte waren zugleich Soldaten und mit einer Muskete bewaffnet; auch waren die Fahrzeuge zuweilen mit Geschützen versehen. Bombardiergaleote hieß ein solches, wenn es zum Bombardement von Seeplätzen gebraucht wurde. Die G. der Jetztzeit, auch Schonergaleoten genannt, sind Fahrzeuge mit Schonertakelung und mit einem bauchigen, runden Hinterteil (Heck), haben eine neuere etwas gefälliger und schärfer gebaute Schiffsform als die Kuffs (s.d.). Sie sind hauptsächlich in der Nordsee zu Hause. Ein Elblotsenfahrzeug (s. Lotsen) führt die Bezeichnung Lotsengalliot.

Galeren, s. Galeeren.

Galerie (Gallerie), im Hochbau ein langer, schmaler, bedeckter Raum, welcher wenigstens dreimal so lang als breit ist und dadurch sich vom Saale unterscheidet. Die G. gehörten seit dem 17. Jahrh. zu den notwendigen Räumen eines fürstl. Schlosses. Berühmt sind namentlich jene des Palais Luxembourg in Paris (1611 begonnen), welche P. P. Rubens ausmalte, die Galerie des glaces im Schloß zu Versailles (von Lebrun dekoriert), die im Schloß zu Berlin (von Eosander von Göthe um 1714) u. a. m. Da man in Schlössern und herrschaftlichen Wohnhäusern u. s. w. die G. meist mit Gemälden, Statuen und andern Kunstwerken zu schmücken pflegt, so nennt man auch Sammlungen von Kunstwerken G., selbst wenn sie sich nicht in einem, sondern in mehrern aneinander stoßenden Zimmern befinden. Bisweilen gebraucht man G.